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Mtlcfiostzwerüasr Einzige Tageszeitung im Awisgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischosswerda. 1) Die «olleftivvote der «NlerMn vom 23. Leptemb« bleib« vollständig in straft, Damals hatte« die vertret« Englands, Frankreichs und Italiens «klärt, das, man aut ein« Irledenskonfereni für die Lber gäbe vstthra- zlen» an die Türkei eintretev wolle, falls die Mglk- rung von Angora sich verpflichte, «de» fetzt noch «ährend d« Konferenz in dieser Zone, die voelänfig als neutral gel len soll«, Truppen zu entsenden, und falls sie sich «elt« verpflichte, weder die Meessuam »och da» Manuarch- meer zu überschreiten. Auch bei deu «egeuwärttgeu Varts« Besprechungen verharrten di« Alliierten auf ihr« Ansicht, das, eine militärische »esehuug vstthrazleus erst durch dl« Türken erfolge« känne, aochdem d« Arledeueoertrog «u- terzeschnet sei. 2) Die Räumung vstthrazieu» durch die griechische Zivilbevölkerung und die griechische Arm« soll sofort beginnen und so rasch wie möglich vollzöge« «erde». Alliierte Truppenkontingente verbleiben au der Martha, sowie in den Garnisonen, die sie gegenwärtig beseh» hatten, insbesondere in Rodoflo, stirkillfse uud Lüle Vurga». Dich« Garnisonen überwachen di« Bäunmag Ostkhrazi«us durch die Griechen. 3s Sobald diese Räumung vollvgea ist, kann «la« tür kische Zivilverwaltung eingeseht «erden und di« türkisch« Gendarmerie darf in Ostthrazleu einrücken. Dagegen bleibt es der türkischen Arm« einstrveilen «««ehrt. Garnison« iu vstthrazlen zu beziehe«, da die alliierten Truppe» dl» zum Abschluß eines Ariedensvertrages in diesem Gebiet ver- bleiben. 4s Alsbald nach der endgültigen Unterzeichnung de» Ariedensvertrage, werden die alliierten Truppen sich au» vstthrazlen und Konstantinopel znrückzleheu. und die Tür ken «halten da» volle Souveräuitätsrecht üb« diese» Gebiet. Außer über diese wichtigen Punkte, die vorbehaltlich der Zustimmung des englischen und des italienischen Kabi netts die Fortführung der Konferenz vou Mudonia gestatten, ist auch über den Zeitpunkt der Friedenskonferenz gesprochen worden. Es verlautet, daß die Alliierten sich für den 1. November al» Eröffnungstag ausgesprochen hätten. Eine bestimmte Einigung über den Tagungsort scheint noch nicht getroffen zu sein. Was die Tellnahme Rußlands, Ge orgien» und der Ukraine an der Friedenskonferenz anbe langt. so sind diese Staaten ausgeschaltet worden. Man er klärt. daß die Russen auf der eigentlichen Friedenskonferenz nichts zu tun hätten. Dagegen scheint man bereit zu sein, ihnen ein Mitberatungsrecht auf ein« Konferenz einzuräu- men, di« sich mit der Regelung der Meerengenfragen be schäftigen soll. Nach der eee-Korrespondenz ist in Paris auch der Text ein« Rote an die Angorareglervag festgelegt worden, die einen Kommentar zu der Rote von, 23. September darstellt. In der neuen Note werde darge legt. daß die vollkommene Souveränität der Türkei über Thrazien in reiner Weife in Frage gestellt werden soll, und daß di« Wiederherstellung dieser Souveränität nicht von dem Abschluß de« Frieden» abhängig gemacht wird. Vie Note soll gleichzeitig einen Hinweis enthalten, daß es sich hierbei um ein« letzte Konzession der Alliierten an die Tür- ken handle, über di« hinaus die Türken nicht« mehr W er- warten hätten, und daß sie bei weiteren Forderung« auf eine geeinigte Front der «Merten stoßen würden. England ftttmnt A». Varis. 7. Oktober. (W. T. BZ Nachdem Lord Gurzou die Zustimmung aus London «hatten hak. «st ein Sberesti kommen üb« die Grundlagen der «eiteren Verhaudb»»« zustan^^kmnm^ber x B.) I« heutige» Miulster rat stad die den französischen Vertreter« bei der Konferenz von Mudania erteilten neuen Amveißmgea ftnstimm«, «e- billigt rvordea. Griechenland Mrd „dem Drnck der MLchte «eiche«-. Die engttfch-franzSfische Spannung. Die festgefahren« Generalkonferenz von Mudania ist durch eine neue Besprechung zwischen dem französischen Mi nisterpräsidenten Paincott und dem britischen Minister de« Auswärtigen Lord Curzon in Paris obgelöst worden. Sie begann am Freitag abend um 11 Uhr und dauert« bi» Uhr morgens. Man darf den Nachrichten Glauben schenken, nach denen der britische Minister mit äußerster Schärfe gegen die Sonderaktion des französischen Bevollmächtigten Franklin Bouillon in Mudania Stellung genommen hat. Aus Prestigegründen hat sich Poinearä zunächst nicht ent scheiden wollen. Franklin Bouillon zurückzurufen und omt- lich zu desavouieren. Lord Curzon aber erklärte ohne Um schweife, von der Stellungnahme der französischen Regierung hänge der Weiterbe st and der Entente ab. Wenn er kein« befriedigende Antwort erhalte, so müsse die britische Regierung die Entente als aufgelöst betrachten. England wird unter keinen Umständen du Den, daß di« Tür ken mit Heeresmacht Ostthrazien vor der Friedenskonferenz besetzen. Sie ist lediglich bereit, Kemal Pascha ein« Gen- darmeri« und die Aioilverwaltung in Thrazien zuzugestehen. In Paris schlägt man, um den Bruch mit Enaland zu ver meiden, eine gemischte Besetzung Thraziens durch alliierte und türkisch« Truppen vor. Pressevertretern gegenüber sagte Lord Eurzon beim Verlassen der Konferenz, daß Großbritannien den Ab machungen treubleiben werde, die er vor 14 Tagen in Paris unterzeichnet hab«. Auch in Mudania sollen die Besprechungen der General« fortgesetzt werden. Nähere» über die Grundlagen verlautet noch nichts, vermutlich wird erst eine endgültige Instruktion aus Pari« und London di« Möglichkeit ergebnisreicher Der- Handlungen schaffen. Die verlautet, haben hi« Türken die Wideraufnahme de« Vormarsches in Aussicht ««stellt, wenn ihnen nicht binnen 24 Stunden di« Zusicherung gegeben wird, daß sie Thrazien innerhalb 30 Tagen besetzen können. Mittlerweile haben dieGri« ch « n di« christlich« Bevöl- keruny Thraziens bewaffnet und zum Widerstand gegen di« Türken ermuntert. Denizelos hat Poincars die Versicherung abgegeben, er werd« die Regierung in Athen vor überstür- »enden militärischen Maßnahmen in Thrazien warnen. Er soll auch versprochen haben, daß die Griechen di« Provinz überhaupt räumen wolle«. Di« Politik Llond Geora«» findet in London wachsen de Kritik. Sowohl der Führer der unabhängigen Libero- len A » quith al» auch der Führer der Konservativen B o - nar Law haben sich äußerst scharf namentlich über di« Orientpolitik de» Kabinett» geäußert. Di« Stellung Lloyd George» ist zwar vorläufig nicht erschüttert, doch ist e» sicher, daß di« Koalitionspolitik einen neuen Schlag erlitten hat. Wieder einmal einig. Varis. 7. Oktober. (W. T. B.) Di« Pariser »«sprech- ungen PoincarS« mit dem englischen Staatssekretär Lord Eurzon und dem italienischen Geschäftsträger Galli haben zu einer völligen Einigung geführt. Di« Abmachun- gen bedürfen jedoch noch der Zustimmung des englischen und de» italienischen Kabinett». Sie laufen nach dem Ur teil unterrichteter Kreise auf folgende» hinaus: Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. DichtesteDerbreitunginallenVolksschichten Beilagen: Sonntag»-Unterhaltung»-!«« und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt IS. — Druck und Verlag der Duchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 Vergiftungsversuches von außen stützen könnt«. Di« ange- ordnete chemische Untersuchung der Nahrungsmit- telreste und Schokoladenwaren durch do» Nahrungsmittel- Untersuchungsinstitut der Universität wird darüber mit aller Klarheit Aufschluß geben. Wesentlich ist, daß die Erkran kungen zu Besorgnissen bisher keinen Anlaß geben. Nach eingehenden, wiederholten Untersuchungen hat der Gerichtsorzt Dr. Schütz festgestellt, daß alle Ange klagten bereits am Sonntag hergestsllt und am Montag wieder verhandlungsfähig sein werden. Besserung im Befinden der erkrankten Angeklagten. Leipzig, 7. Oktober. Es ist bereits eine Besserung in dem Befinden der Erkrankten eingetreten, namentlich Günther urch Techom sind bereits außer Bett, während Warnecke noch bett lägerig ist und über Herzbeschwerden klagt. Die chemische Untersuchung der Prolinen ist noch nicht beendet. Man rech net mit Sicherheit damit, den Prozeß am Montag fortführen zu können. Die Berliner Kriminalpolizei hat sofort mit den erforderlichen Ermittlungen nach dem Absender des Schoko- ladenpakets eingesetzt. Vie Abteilung I des Polizeipräsi- diums steht in ständiger telephonischer und telegraphischer Verbindung mit dem vberreichsanwalt in Leipzig. Ober- regierungsrat Dr. Weiß, der Leiter der Abteilung, führt wie- der persönlich die Ermittlungen wie seinerzeit diesenigen Ra- thenaus. Bisher fehlt indessen noch jeder Anhalt für die Per son des Täters. Erkrankung der Angeklagten im Rathenau-Prozetz. LetzAlg. 7. Oktober. Die heutige Verhandlung des Ra- thsnau-Mordprozesse» begann mit einer Überraschung. Wie erinnerlich, hatte schon di« gestrige Nachmittagssitzung zwei- null unterbrochen werden müssen, weil der Angeklagte Günther sich außerstande fühlte, der Verhandlung folgen M können. Heute morgen meldeten sich auch Ernst Werner Techow, Warnecke, Steinbeck, Plags und Tillessen krank. Die genannten Angeklagten sahen in der Tat bleich aus und hiel ten sich nur mtt Mühe auf Zureden der Verteidiger aufrecht. Gegen 10 Uhr erschien dann der Gerichtshof im Saal, und Senatspräsident Dr. Hagens verkündete folgenden Beschluß: »Nach den Mitteilungen, die mir gemacht worden sind, ist es den beiden Angeklagten Warnecke und Günther in folge eines Unfalles nicht möglich, der Verhandlung zu folgen. In der Tat ist nach Auskunft des Gefängnisarztes Warnecke so schwer erkrankt, daß er verhandlungsunsähig ist. Aber auch Günther ist nach der Bekundung des Arztes sehr leidend. Da nach der Strafprozeßordnung es unmög lich ist, ohne die beiden Angeklagten weiter zu verhandeln, und da eine Abtrennung ihrer Sache von der Hauptanklage nicht möglich ist, so vertage ich die Verhandln»« bis Mon tag früh S Uhr. Nach Ansicht des Arztes ist es fast sicher, daß die beiden Angeklagten bis dahin wieder hergestellt sind.* Hierauf wurde die Verhandlung geschlossen. Die Strafprozeßordnung schreibt vor, daß di« Verhand lung eines Strafprozesses nicht länger als drei Tage unter brochen werden darf. Sollten daher die erkrankten Angeklag ten innerhalb dreier Tage nicht verhandlungsfähig sein, so muß «ine neue Verhandlung anberaumt werden. D« gefährliche Konfekt. Am Donnerstag hatte der Angeklagte Günther im Reichsgericht ein Paket mit Schokolade erhalten. Als Absen der war die Firma Sarotti in Berlin angegeben. Der posta lische Aufgabestempel ließ erkennen, daß da« Päckchen in Moabit ausgegeben worden ist. Dem Paket war «in Brief beigefügt, der die Schokolade als eine Liebesgabensendung erscheinen ließ. Es handelt sich bei der Sendung, wie wir weiter hören, um gefülltes Konfekt. In der Freitagsver handlung aß Günther von der Liebeegabensendung und bot in der Mittagspause, während derer sämtliche Angeklagte in einem besonderen Zimmer untergebracht sind, den anderen in Haft befindlichen Angeklagten davon an. Fast alle aßen da- von. Am Freitag nachmittag fühlte sich Günther, da er am meisten gegessen hatte, bereits stark unwohl, so daß endlich um 3 Uhr die Verhandlung abgebrochen werden mußte. In der Nacht zum Sonnabend erkrankten auch die sicheren An geklagten. Besonders heftig zeigten sich Dergiftungserschei- nungen bei Warnecke, der Magen- und Herzkrämpse bekam, aber auch bei Ernst Werner Techow, Steinbeck. Dlaas und Tillessen stellten sich heftiges Erbrechen und Diarrhöe ein. Der Direktor der Gefangenenanstalt I v. Techwitz ließ sofort durch den Gefängnisarzt sämtliche Angeklagte untersuchen und Be ruhigung«- und Gegenmittel verabreichen. Trotzdem gelang es nicht, die auffälligen Krankheitserscheinunaen bis zum Morgen zu bekämpfen. Oberreichsanwalt Ebevmayer ver fügte die sofortige Beschlagnahme der noch vorhandenen Reste des Konfekts, die dem Gerichtschemiker zur Prüfung über geben wurden. Die Gerüchte von einem Vergiftung-Versuch scheinen sich der nachstehenden amtlichen Erklärung zufolge nicht zu bestätigen: Es ist richtig, daß der größte Teil der Angeklagten er- trankt ist. Sie leiden an Darmkatarrh, an Durchfall. Die'e Erkrankung wird hoffentlich eine völlig harmlose Auftlö- rung finden. Die Angeklagten haben Salz Heringe gegessen, di« vielleicht alt, zah und übermäßig salzhaltig waren. Schon diese Tatsache würde genügen, um in Ver bindung mit der dauernden nervösen Anspannung, in der sich die Angeklagten seit Anfang der Woche befinden, eine Darmverstimmung zu erklären. Dazu kommt, daß ihnen , om Staatsqerichtshof gestattet wurde, sich di« Nahrungs u.ittel nach Leipzig.nachsenden zu lassen, die sie von Freun den und Angehörigen in» Berliner Untersuchungsgefängnis l-ekommen haben. Darunter befanden sich Schokolade und Pralinen. Cs ist denkbar, daß es sich um minderwertige. i"it Fusel bereitete Pralinen gehandelt hat. di« ja schon ost ,»u schweren Dergiftungserscheinungen Anlaß gegeben -erben. Ein Verkehr der Angeklagten mit der Außenwelt '»sieht nicht. Sie werden streng überwacht. Ts erscheint ausgeschlossen, daß ihnen von außen her etwa» zugesteckt inerden konnte. Die Untersuchung, di« noch nicht abgeschlos- ien ist, hat bisher nichts ergeben, was den verdacht eines D-rMMLy «eschernmegOWefte; Jeden Werktag abend, für den folgend. Tag. : Bet Abholung in der VeschSft-lt.lle monatlich Mk. 14S.— bei Zustellung in. Hau, monatlich Mk. 1S0.—, durch die Post bezogen monatlich Mk. ISS— mit Zust«llung,gebühr. 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