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Nachbarhäuser au». Auch der Turm der nahen Etadttirch« wurde unterhalb der Turmkuppel von den Klammen «rgrff- fen, wShrend in der Kirche di« Andächtigen noch der Predigt lauschten. Der Schreckensruf .Feuer!" machte der Andacht urplötzlich ein Ende. Als die Ktrchenbesucher voller Schrecke» aus dem Gotteshaus stürzten, brannte der Turm bereits über und über. Bald wurde auch da» Sparrwerk von den Klam men ergriffen und der Dachstuhl brannte lichterloh. Bom Sturm getrieben, fuhr das Feuer wie rasend durch die Häu serreihen der Straßen. Schon nach einer halben Sdmde glich die Stadt Bischofswerda innerhalb der Stadtmauer, welche damals gegen 3600 Ellen Umfang hatte, einem Keuermeer. Der Schrecken der Bewohner, von denen viel« in den Klam men ihren Tod fanden, war groß, das Jammern und Schreien der Hilfesuchenden herzerreißend. Hier schrien Män ner nach ihren Kindern, dort Mütter nach ihren Kindern und Kinder nach ihren Eltern. Hundert« von Tieren verbrann ten. An ein Retten der Habseligkeiten war bei bei dem wü tend um sich «reffenden Feuer gar nicht zu denken. Die Bi schofswerdaer verlor« in einigen Stunden alles Hab und Gut. Sie waren an den Bettelstab gekommen. Rach zwei stündigem Wüten der Flammen lagen 300 Gebäude der Stadt in Asche. Auch die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule, das Rathaus und sämtliche Stadttore, Torhäuser und Türm« der Stadtmauer waren zerstört worden. Erhalten blieben nur 6 kleine Häuser und der Gasthof des Bürgermeister» Bernhard Dorfanger, drs alte Rathaus genannt, das anno 1544 10 Biere gehabt. Am dritten Tag« nach dem furcht baren Brand« stürzte der mittlere Giebel der Kirch« .nebst dem Kaul-Ende" ein urü) zerschlug das Gewölbe de» Gottes hauses. In der Kirche selbst blieben nur der Taufstein und der .Ober-Schüler-Chor" erhalten. Sämtlich« Glocken und Uhren waren vernichtet worden. Die Stadt Bischofswerda glich innerhalb der Ringmauer einem rauchenden Trümmerhaufen. Die Bürger batten nicht» weiter als das nackte Leben gerettet. Mit schwerem Herzen gingen die unglücklichen Bewohner nun daran, die nieder«?» brannte Stadt von neuem wieder aufzubauen. Da galt es zunächst die vielen Trümmer wrgzuräumen. Das Entfernen des Brandschuttes nahm Monat« in Anspruch. Die große Not der Bischofswerdaer rief aber weit und breit in der Um gegend das Mitleid wach. Es wurde ihnen von allen Seiten Hilfe zuteil, vor alle» Dingen die in Meißen und i» der Rusitz liegenden Städte zeigten sich ihrer unglücklichen S<h-vesterstadt gegenüber edel und hochherzig. Die erst« Hilfe brachte Kamenz. Gleich am nächsten Tag« nach dem schreck lichen Brande schickte Kamenz nach Bischofswerda zweimal je „12 Schock Brot, anderthalb Tonnen Käse, 6 Pitschel But ter, dazu über etliche Wochen 50 Gulden auf des Rats An suchen zur Kirchenerbauung." — Aus allen umliegenden Orten wurden Lebensmittel gebracht. Auch Pferde und Wagen trafen ein, mit deren Hilfe der viel« Brandfchutt ent fernt werden sollte. Die Bischofswerdaer erfuhren brüder liche Nächstenliebe in gar reichem Maße, was dazu beitrug, daß die Unglücklichen der Zukunft nicht ganz hoffnungslos entgeaenblicktsn. Nach und nach erhob sich eins neue Stadt auf den al ten Trümmer.«. „Ihre Hochfürst!. Durchs. Friedrich Wilhelm, der Zeit Chur-Sachsen Administrator", erließ den Bischofs werdaern auf drei Iah' ? die Brand- und Tronksteuer. Zum Wiederaufbau der Kirche und Schule zahlte er der Stadt am 3. September 1596 durch den Kamnicrmeister Gregor limwicdsn iu Dresden 1000 Gulden bar aus. Den Bürgern schenkte er zum Aufbau der Wohnhäuser aus den kurfürst lichen Waldungen Holz. Die edle Kurfürstin Sophie. Ge- nahlin des verstorbenen Kurfürsten Christan II-, überreichte der Stadt durch ihren Kammermeister Tkomas Georgen zum Kirchenbau 200 Gulden. Außerdem schickt' der Herzog Fr. Wilhelm nach Bischofswerda 300 Eul-en Strafgelder aus dem Amte Lang.-rckalza. Die Steinarbeiten des neuen Kirchenbaues rührten die Steinmetzen Johann Scherei an der Schweiz und Jakob Fulda aus Pirna aus. Dis Auffüh rung der Pfeiler und Gewölle nabm vi.-r volle Jahre in An spruch. Dis Baukosten der Kirche, jedoch ahne Turm und Glocken, betrugen 2230 Taler. An« 2l. Csrtembe.' 1597. als am Tage „Mattbaei Apostoli", setzte Meister Adam M'nd aus Bernstein bei Dippoldiswalde den Tunnkuopf auf. Die Glocken, welche der Stückgisßer Martin Hüliger in Dresden goß, wurden im März 1597 aus Dresden al'gcholt und nach Bischofswerda gebracht. Die Lwß- Glocke woa 33 Z->ntn*r 77 Pfund", die mitttew .1« Zentner «2 Pfvnd". I» Sw. nern de» Turmknopsr» wurde Mn» Urkund« unter»^vwh^ di« den späteren Geschlechtern Kuad« von den Leibeaotage» der Bischofswerdaer »eben sollte. Diese Urku^re war uni«* schrieben von A. Mert Lüttich Joachim»», Superintendent, Etiam nomine Dioconi tt. Lhriftophor« Hiidischv. De» Chronist macht hierzu die Bemerkung: „Dean sie waren «iw« ander stet» Feind." Außerdem hatten folgend« „vtti Lonsulares" sene Uv» kund« unterzeichnet: „Nicolaus Seyffert, regierender Bür germeister; Beruh. Darfänger, Jacob Mengemann, ander« zwei Bürgermeister, Jacob Richter, Simon Lotter, Kämme rer; Balthasar Wiedemann, Richter: Hanß Berthold, Bau* Herr; Peter Koch, Saltz-Herr; Baltin Hornig; Jacob Hentschel; George Geißler; Christoph L«uner, Aad«»» Forchheim von Stauch, Stadtschreiber." Am „Ober-Gewölbe" vor dem Predigtstuhl ward« fol gende Inschrift angebracht: „Als dies« Kirche von 100 Iah» Sebauet und gestanden war. Und man schrieb 1800 Jahr Reuntzig und sechs di« Jahr-Zatzl war, Sieng unoersehns ein Feuer auff. Dadurch di« gantz Stadt in einem Hauff Mittwoch» für Jubilate zwar Früh noch der Predigt gefallen gar. Folgende« ein ehrbar weiser Rath Da» Kirchea-Sewölb wieder «-miet hat. Durch Hanß'n Scherra von Perfinel In zweyen Jahren bald und schnell. Bormittelst der Hohen Obrigkeit Hülst, di« un» gnädig war bereit Au, Fürstenmilder Affecti«, Sott geb ihr Gnad da» ew'g« Loh», Und «Ul'», so un» mit Hülst bedacht. Damit diß Werck ist werden verbracht. Sott woll zu Ehren seinem Rahme» Sein Wort bey un» erhalten. Amen. Sott veo Kloei»! Anno AVXOVM Die durch den großen Brand 1596 obdachlos «ewordo» nen Bewohner von Bischos»werdo fanden Ikeundllche Auß» nähme in den ringsum liegenden Ortschaften, st, de» Däefer» und nächsten Städten. Manch« mußten hiev^aft z»«t Jahr» hindurch sich aufhatten, denn so lange dauert» es, bi» stimt» liche Wohnhäuser wieder aufgebaut worden waren. Mit Beginn des 17. Jahrhundert» war der Ausbau de« Stadt Bischofswerda vollendet. Freilich noch Jahrzehnt» hindurch hockten die meisten Bürger schwer zu ring«, mB nur durch großen Fleiß und durch größte Sparsamkeit zog allmählich wieder der Wohlstand in die Bürgerhäuser edh Die Eltern erzählten ihren Kindern aber noch oftmals vo» den durchlebten Schrecken. Das n»a»der»de Hans in Jinnwalh. In dem sächsischen Anteil de» Bergflecken» Zinnwalh steht, ungefähr fünfzig Schritt von der Grenze enffernt, ei» kleines hölzernes, von einem Bergmann bewohnte» HSu* chen, an dessen Hinterem Deckbalken in der Stube folgend«« Vers eingeschnitten ist: Ich bin nun auf Sachsen Boden, Gott Lod, weil mich mein Wirth. Hans Hirsch, au» Böh men rüber schob. 1721. Nämlich in den Jahren 1716 bis 1728 wurden die pro testantischen Einwohner in Böhmen der Religion wegen hart verfolgt und gezwungen, entweder zur katholischen Kirch« überzugehen oder das Land zu verlassen. Wenige taten da» erstere, die meisten wanderten nach Sachsen. Unter letztere» war auch ein Bergmann, namens Hans Hirsch. Er hielt fest an seinem Glauben und besann sich keinen Augenblick: aber sein Häuschen, welches unweit» der Grenze stand, hätte er gern mitgenommen. Darum beriet er sich mit seinen Freun den und Gevattern und endlich hatten sie es erklügelt. Da» Häuschen ward auf Walzen gebracht und bei Nacht und Ne bel glücklich nach Sachsen herüber gepascht auf den Fleck, w» es setzt noch steht. Zum Andenken schnitt Hirsch obig« Schrift den Batten