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jaudc ober auch von -cc Grcnadiccburg aus das Slädichcn nffchauc hat, del wird das liebliche Bild wob! niemals wie bel vergessen. Sebnitz gehört unstreitig mit zu den land schaftlichen Perlen unseres Vaterlandes, lind io manchen »red! es wieder und immer wieder dahin. Dazu läßt sich's Anter den biederen Sebnitzern recht angenehm leben. Wir »vollen heute die lieben Leser des „Sächsischen Erzählers" Dinrnol mit dem bekannt machen, was der Chronist Götzin- ver. der zuletzt als Pfarrer in Neustadt wirkte und dort auf «em alten Kirchhof begrabet! liegt, vor mehr als 150 Jahren Mer Charakter, Sitten und Gewohnheiten der Sebnitzer wörtlich schreibt: „Die Einwohner der Stadt Sebnitz sind sehr vermischt. Tin großer Teil derselben stammt aus Böhmen, ein anderer yus fremden Orten des Vaterlandes und aus dem fernen Kluslande her. Man kann daher kein bestimmtes Urteil fäl len, das auf alle in gleicher Weise anzuwenden wäre. In dessen läßt sich, will man der Wahrheit die Ehre geben, von den hiesigen Einwohnern recht viel Gutes berichten. Aus nahmen freilich gibt e- überall, und so auch hier. Doch kann inan behaupten, daß die mißlichen Ausnahmen im Ganzen genommen den geringsten Teil betreffen. Wenn man in den Charakter der hiesigen Einwohner ein dringt, so zeigt sich, daß ihr Haüpttemperament das choleri- ,sche ist. Alle ihre Handlungen verrichten sie mit jener ge wissen Stetigkeit und -em anhaltenden Eifer, der dem Chole riker eigen ist. Sie leiden es nicht, daß ihre Ehre, sowie die jEhre des Vaterlandes gekränkt wurde. Auch bemühen sie stch cuchaltend, die Ehre ihrer Wohnorte zu erhalten und sei nen Ruf weiter zu verbreiten. Sie halten namentlich äußerst streng auf ihre Gerechtsame und würden eher alles daran wagen, als nur etwas hiervon zu verlieren. In alten Zeiten mäßigten die Sebnitzer Einwohner ihr hitziges Temperament nicht so, wie das späterhin -er Fall war. Besonders war das Herausfordern etwas sehr gewöhnliches. Ob sie nun gleich bis auf den heutigen Tag ihrem Temperamente gleich geblieben sind, so haben sie es doch zumeist zu mäßigen ge wußt, daß man jetzt von solchen gefährlichen Ausbrüchen desselben fast keine Beispiele hat. Sie sind unternehmend, erfinderisch und scharfsinnig. Die verschiedenen schönen und künstlichen Erfindungen in -er hiesigen Fabrik müssen das beweisen. Nicht einen, nicht zwei gibt es hier, die sich in Erfindung solcher neuer Muster oder Sorten hervortun, sondern es sind deren mehrere. Und man kann ihnen ein Muster eines fremden Zeuges vorlegen, welches man will, so wird es ihnen möglich sein, es an Güte inch Schönheit nachzumachen. Ihr unermüdlicher Fleiß und ihre Arbeitsamkeit ge hören ebenfalls zu ihren lobenswürdigsten Eigenschaften. In Sebnitz arbeitet alles. Vater und Sohn, Mutter und Tochter sitzen hinter den Stühlen, wenn es Fabrikanten sind, und die Kinder sind am Spulrade beschäftigt. Sind es keine Fabrikanten, so wird man sie jederzeit in ihren betreffenden gewerblichen Arbeiten tätig finden, namentlich die weiblichen Personen bei der SeidenwirÄe antreffen. Besonders aber zeigt sich ihr Fleiß in Urbarmachung des hiesigen steinigten und moosigten Bodens auf den umliegenden Bergen. Mit großer Mühe reinigen sie erst den Boden von der großen Menge Steine und den Granitklumpen, schaffen das rohe, unfruchtbare Fleckchen Erde zum fruchtbaren Stück um un tragen den Dünger mit vieler Beschwerlichkeit auf ihrem Rücken auf die höchsten Berge. Es ist sehr überraschend, wenn man zwischen der unzähligen Menge großer Steine durchgeht und auf einmal hinter einer Mauer oder Ein fassung von Granit ein bebautes Feld vor sich sieht. Die Bewohner von Sebnitz sind religiös. Sie besuchen ihre 'Gottesdienste fleißig, sind darinnen aufmerksame Zu hörer und halten ihre Kinder zur- Schule an. Das hat denn wich einen vorteilhaften Einfluß auf ihre Sitten. Ihre öfte ren Reisen und Bekanntschaften mit Fremden bilden ihren Geschmack, verfeinern ihr Betragen, so daß man viele hiesige Bürger für Bewohner großer Städte halten würde. Im Umgang« sind sie unterhaltend und witzig, und in ihren ge- stllschafttichen Kreisen herrschen Lust und Fröhlichkeit. Mit den benachbarten Böhmen sind sie verträgliche Nachbarn. Kriegszoiten hoben das bewiesen. Ihre Kleiduna ist fast durchgängig bürgerlich. Beide Geschlechter aber lieben schöne ZMd blendende Farben und dauerhaft« und vorzügliche Güte her Z^uge. Die .hiesige Mundart ist nicht rein Deutsth, son dern kommt der böhmisch-deutsch«! Murchart sehr gleich. Hierzu trägt nicht nur die Nähe von Böhmen viel bei, son dern auch der Umstand, daß durch die Niederlassung der böh mischen Exulanten , von denen ein großer Teil der hiesigen Familien abstammt, deren Sprachweise sich in Sebnitz gel tend macht, Gleich anderen Städten halten sie am 3. Pfingstfeiertag. und dem folgenden Tage ein Scheibenschießen ab. Die Schützengesellschaft bestand schon 1698; denn in dem betref fenden Jahre gab es bereits 55 Schützen, und den 3. Dezem ber wurden ihre vorgeschriebenen 28 Artikel von dem damali gen Amtsschösser Herrn August Laurentii bestätigt, welrbe unterm 22. Juni 1754 von dem Amtsinspektor Herrn Johann George Kästner und dem Amtsverweser Herr Christian Wil helm Ziegra erneuert und verbessert wurden. Jetzt ist die Schützengilde schwächer als vor ungefähr 12 Jahren, wo sie am stärksten war. Sie besteht aus 2 Kompagnien un führt 3 Fahnen." Dieses Zeugnis, das Eötzjnger vor 150 Jahren über die Bewohner von Sebnitz niedergeschrieben hat, ist gewiß ein glänzendes zu nennen. Noch heute ist ihnen ein gleiches aus zustellen. Des Städtleins Bürger sind ehrsame, treue, bie dere und fleißige Leute, verträglich mit jedermann und freundlich und liebenswürdig dem Fremden gegenüber, so -aß dieser unter so gemütlichen und hübschen Leuten sich gar bald heimisch fühlen lernt und manchem der Abschied von hier recht schwer wird. Mag immer ein gütiges Geschick Sebnitz und seine Bewohner vor allem Unheil bewahren! Das Kreuz bei dem Diebeskeller in der Sächsischen Schweiz. Als die Schweden 1639 auch in diesen Gegenden die Menschen quälten, verfolgten sie auch eine junge Frau bis in diese Felsen. Sie flüchtete sich auf einen derselben un hoffte, hier sicher zu sein, aber vergebens, denn tierische Lust machte ihre Verfolger unermüdlich. Schon waren sie ihr so nahe, daß sie dieselbe oben am Rande des Felsens ergreifen konnten; da stürzte sie sich entschlossen von ihm hinab und fand in der schauerlichen Tiefe ihren Tod und ihr Grab. Zum Andenken an diese traurige Begebenheit hieben die Einwoh ner ihres Ortes ein Kreuz in den Felsen. In neuerer Zeit ist zwar ein Teil des Felsens mit dein Kreuze abgesprengt, aber an -er frischen Wand das Kreuz init Recht wieder er neuert worden. ' — Das Weiberregiment in Dresden. In einem Hause auf der Moritzstraße ldas 1833 dem Hofrat Kreißig gehörte) war sonst ein steinernes Bild, aus Stein gehauen, zu sehen, das einen auf Händen und Füken kriechenden Mann vorstellte, auf dem die Frau ritt und ihn mit Zügel und Peitsche lenkte! 1714 wurde bei einer Repa ratur das Bild weggenommen und in den damals Bogel- schen Garten auf -er Ziegelgasse, vor dem Pirnaisckre« Tore, versetzt; da später dieser Garten ganz verbaut worden ist, ist das Wahrzeichen verschollen oder verlorengegangen. Heimatglocken. Ich möchte mit euch singen ' Und klingen so manches Mal, I!? Hör' ich das feine Geläute NZ., Aus eurem Heimattak. — Laßt lauschen mich euren Glocken. Wenn Feierabend mir naht. — ... MirUst's dann, als wachse die Erde Undleime oie deutsche Saat. ——. — . —— —- —— Dann schau ich die Wälder wieder. Durch die der Sturmwind rauscht. Dasselbe Lied, dem so gern ich Als Kind schon hab' gelauscht. Z "N, Dann Meß ich sacht die Augen i ä Und fühl' mich stark und groß; Gönnt mir's. — Wenn ich sie öffne, Mn wie-er ich heimatlos. Druck und Verlag von Friedrich May, verantwortlich für -ie Schristleitung Max F i «derer, sämtlich in Bischofswerda.