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D-rSW»LiMer E» muß darauf hrnaewiefen werden, daß dte wichttgsten Ger, dte Dotnoar« m Aussicht nahm, auf dem ltrcken zwischen dem besetzten Gebiet und dem ZSMHostzwerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags »Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 18. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 Die Verhandlungen mit Bayern. Versio, S. August. (W. T. 8.) Der bayrische Minister. Präsident Graf Lerchenfeld ist heute in Degleituna der Mi- mster Schwerer und Gärtner in Berlin «ingetroffen, um die durch den Brief des Reichspräsidenten an dm bayrischen Mi nisterpräsidenten angeregten Verhandlungen über die Gesetze zum Schutze der Republik und der bayrischen Verordnung aufzunehmen. Graf Lerchenfeld besuchte dm Reichspräsi denten und den Reichskanzler. Um 11 Uhr begannen in der Reichskanzlei die DerhaMungen unter Mm Vorsitz de» Reichskanzler». An den Verhandlungen nahmen außer dm bereits genannten bayrischen Ministern der bayrische Ge sandte v. Preger und von dm Reichsministern neben dem Reichskanzler di« Minister der Justiz, des Innern, der Wirt schaft und der heute Reichsernäbrunasmi Die Lage in London hoffnungslos. vtb. p«i», 1Y. August. (Drahtb.) Der Sonderbericht erstatter in London kennzeichnet den Stand der Konferenz «ach der Unterredung zwischen Lloyd George, poincars und Theonis am Vormittag wie folgt: Da jeder bei seinem Stand punkt bleibe, fei die Lage gespannter denn je und im Augen blick hoffnungslos. Einer der Unterhändler erklärte, es sei keine Grundlage für eine Verständigung denkbar. Für den Fall, daß die Meinungsverschiedenheiten nicht zu überwin den seien, schreibe man PoincarS die Absicht zu. sofort die Sammer elnzuberufen. vtb. London, S. August. (Drahtb.) wie Reuter er fährt, ist der Redakttonsausschuß der Sonferenz heute Mor gen Ahr im Schahamte zusammengetreten und beriet über eine Stunde. Näheres über diese Beratung ist nicht mitzuteilen, doch wird zugegeben, daß die Lage sehr schwierig sei. Indessen tun alle Beteiligten ihr bestes, um einen Bruch zu verhindern. Einer der hervorragendsten Teilnehmer an der Sonferenz sagte bei der Rückkehr in sein Hotel: Lr glaube nicht, daß es möglich sei, eine Grundlage für ein Abkommm zu finden. Die für 12^ Uhr festgesetzte Zusammenkunft des Sachverständigenousschuste» ist bl» ZV» Uhr verschoben wor den. Bisher ist ein Zusammenbruch der Sonferenz nicht be- schloffen worden. Die vorherrschende Austastung geht dahin, daß die Lage sehr schwierig sei und ein Abbruch nicht über- raschen werde. Englischer Kabinettsrat. London, 9. August. (Drahtb.) Wie Reuter erfährt, ist auf Grund der Tatsache, daß auf der Sonferenz keine Ver ständigung zwischen de» Alliierten in Sicht sei. für morgen eine Sitzung des britischen Sabine«, zusammenberufen wor den. Die Minister sind in ihren Ferienaufenthalten zerstreut. Viele von ihnm müssen eiligst au» dem Auslande zurückkeft ren. Das Sabine« wird morgen wichtige Entschei dungen zu treffen haben. Die unverhüllte Raubpolitik Frankreichs. pari». 9. August. 'Nach den letzten Veröffentlichungen der französischen und englischen Presse lautet das Pro gramm, das Poincars in London vorgelegt hat, und das die französische Raubpolitik deutlich genug charakterisiert, wie folgt. 1. Das Garantiekomitee kassiert 26 pro,. auswärtige Devisen ein. die Deutschland vom Export erzielt und welche 1250 Millionen Goldmark ergeben werden. 2. Das Garanttekomikee kassiert die deutschen Zoll - einnahmen ein, 560 Millionen Goldmark. 3. Wiederherstellung der Zollschranke, die im April 1921 östlich vom besetzten Gebiet errichtet und im August desselben Zähre» wieder aufgehoben worden war. In den Monaten April hi» September hat man 70 Millionen Goldmark erzielt. 4. Ausbeute der Skaatsbergwerke zu dop peltem Zweck, einerseits nm Deutschland zu zwingen, alle Kapitalien abzuliefern, die es abliefern kann, und anderer seits, um die gesamte geförderte Sohle mit einer Steuer zu belegen. Das Ergebnis dieser Steuer für do, Ruhrgebiet wird mit 67 Millionen Goldmark bewertet. 5. llebermitlluna der Produktion der DomS nenwälder auf dem sinken Rheiaufer. insbesondere der Eifelwälder, an die Alliierten. 6. Besteuerung der metallurgischen und anderer Produkte, die aus dem Ruhrgebiet hervor-! gehen, indem eine Zollschranke errichtet wird, die das ganze Ruhrgebiet umgeben soll. 7. Ergebnis der Steuereinlagen auf dem ganzen linken Rheinufer. S. Beteiligung der Alliierten in Höhe von 66 pro- zent an allen Farbstoffen auf dem sinken Rhelnnfer. Ergebnis 666 Millionen Goldmark an Kapital. Außerdem steht das französische Programm eine Über wachuag der Reich,bank, da, heißt also, der Pa fortgeführt werden. Berlin, 10. August. (Drahtb.) Wie die Blätter Mittel- len. dauerten die Besprechungen der bayrischen Minister Dr. Schweyer und Gürtner mit den Reichsminfftern Dr. Röster und Radbruch gestern Nachmittag bi» in die Abendstunden hinein. Laut »Verl. Tagebl." konnten dies« «inzelberatun. gen gestern abgeschlossen werden- Heut» vormittag findet ein« Vollsitzung der bayerischen Regterungskommtfsion mit der Reichnegkerun« unter dem Borfitz de» Reichspräfchenten reich der Ansicht, daß eine solche Maßnahme uner wünscht sei. Gegen die Anregung, daß die Alliierten An teile von 60 Prozent an den deutschen chemischen Fabriken übemehmen sollten, erhoben all« Witterten außer Frankreich Widerspruch und betrachten eine solche Garantie als Grund für Deutschland, mehr Papiergeld zu drucken. Die nächste Sitzung der Konferenz wird am Frettagfrüh stattfinden. Die britischen Minister nüymen den Stand punkt ein, daß es nicht wünschenswert sei, irgend eine Mei nung über die Lage zu äußern, bevor sie mit ihren Kol legen beraten hätten. vtb. Paris. 10. August. (Dpahtb.) Nach dem „In transigeant" wird die Konferenz von London, bevor fie aus einander geht, sich noch mit der österreichischen Finanzlage befassen. Die gestern abend eingetroffene Note, in der ine österreichische Regierung erklärt, fie werde die Landesoerwal- tungden Alliierten übergeben, wenn man Österreich nicht dis Pfänder zurückerstatte, die man ihm genommen habe, habe die Alliierten zum Nachdenken veranlaßt. Naturge mäß würde man einer ähnlichen Lage auch in Deutschkomd gegenüberstehen. Was find Retorsionen? Die Franzosen sind nie um schöne Namen verlegen, wenn sie uns mit besonders unangenehmen Maßnahmen be- depken. Schon Lessings Riccaut de la Marliniere nennt die deutsche Sprache eine „plumpe Sprach" in der man gewiss« Dinge nicht elegant und schonungsvoll ausdrücken kann, und an diese Bemerkung wird man erinnert, wenn man von der neuesten Erfindung PoincarS», den „Retorsionen," liest, die wir Deutschen in unserer plumpen Sprache „Erpressungen" nennen könnten. „Retorsion" ist ein französischer Fachaus druck des Völkerrechts, der mit großer Geschicklichkeit auf die gegenwärtige Lage angewandt wird. Nach den Angaben be rühmter Völkerrechtslehrer, wie Calvo, von Martens, Rivier u a., wird der Begriff in der „Grande Encyclopsdkd" folgen dermaßen definiert: „Die Retorsion tritt in dem Fall auf, wo ein Staat sich gegen einen anderen in einer Form benimmt, die zwar vollkommen gesetzmäßig mck erlaubt, aber unhöflich, schroff und schädigend ist, worauf der andere Staat ähnliche Maßnahmen gegen den ersteren ergreift. Der beleidigte Staat kann dieselben Maßregeln gegen die Untertanen de» sichern Staates in seinem Lande anwenden, die der erstere Staat gegen die Untertanen des zweiten Staates gebraucht hat: er kann die Handelsbeziehungen erschweren usw. Die Beziehungen, die zwischen den zivllisierten Staaten herrschen, verbieten es, sofort zu Retorslonsmaßregeln zu greifen: es müssen erst Unterhandlungen vorangegangen sein, und die Retorsionen sind erst dann rechtmäßig, wenn die Berhand lungen ergebnislos waren. Die Retorsion ist eine Art Repres salie, wenn man dies Wort im weitesten Sinne nimmt; aber sie richtet sich nur gegen einen Zustand, den man der inter nationalen Billigkeit und Höflichkeit entsprechend ansieht, während die Repressalien sich gegen einen ungerechten oder unrechtmäßige« Zustand richten." also weniger um produktive Pfänder handeln als um mora- lische, die dazu führen sollen, di« Absplitterung der Rhein land« anzubahnen. Deutschland noch unter dem Stand der Türkei. pari», 9. August. Hätte man mit Lloyd George nicht allzu trübe Erfahrungen gemacht, so müßte man auch sonst nach den übereinstimmenden Berichten über den Verlauf des ersten Konferenztages annehmen, daß der englische Minister präsident diesmal gegenüber PoincarS festbleiben wird. Als ihm das genauere Programm des französischen Ministerprä sidenten bekannt wurde, äußerte er: „Das bedeutet den endgültigen Bruch der Entente." Der Petit Parisien behauptet, er habe diese Aeußerung auf dem Frühstück wiederholt, das der französische Bot schafter Saint Äulaire den alliierten Ministern gab. Lloyd George soll dort gesagt haben, der Bruch wäre zu bedauern, aber nicht zu vermeiden. Sein Privatsekretär Sir Edward Grigg hat gestern abend englischen Zeitungsvertre tern gegenüber erklärt, die Sonferenz stehe vor dem Abbruch und die Entente cordiale ebenfalls. In der späten Nacht stunde wurden die Belgier gebeten, eine Vermikttungsaktton einzuleiten. Lloyd Georges Entrüstung wurde besonders groß, als von den Sachverständigen festgestellt wurde, daß die gesamten Ziffern und Berechnungen des französischen Programms stark übertrieben und zum Teil vollkom men falsch sind. Es kam darüber zu heftigen Auseinan dersetzungen, wobei Lloyd George erklärte, es bestätige sich immer mehr, daß di« ganze Konferenz verfrüht wäre; aber man habe dem französischen Drängen nachgebsn müssen, und nun habe man die Bescherung. Auch handle es sich bei den französischen Forderungen nicht um Pfänder oder Güter, sondern ganz einfach um Zwangsmaßnahmen. Das hat auch Horne dem französischen Sprecher de Lasteyrie ge sagt, der sich die größte Mühr gab, zu beweisen, daß es keinen Zweck mehr habe, Deutschland weiter» Zugeständnisse zu machen. Damit erreiche man nichts. Man müsse Garantien und Pfänder haben. „Aber das sind jagarkeinePfän- derl" rief Horne erstaunt, das sind Gewaltmaßnah- m e n." De Lasteyrie ging auf diese Bemerkungen nicht ein. Ein englischer Sachverständiger erklärte, daß Deutschland noch unter den Stand der Türkei gerate, wenn PoincarS» Forderungen durchgeführt würden. Die Franzosen wüßten das sehr wohl und sie hätten auch mit dem englischen Widerstand« gerechnet. Aber sie wären zum Äußersten entschlossen und hätten daher ihre Forderungen in ultimativer Form aufgestellt. Daß PoincarSs Vorschläge an- genommen werden, ist jedoch einstweilen unwahrscheinlich. All« Alliierten, namentlich die Engländer und Italiener, verwerfen sie vollständig. Die Belgier sind nur ein verstanden mit der Ausbeutung der Bergwerke und der Wäl der, alles andere lehnen sie ebenfalls ab. Cs ist auch zu einer heftigen Szene zwischen Schanz « r und PoincarS ge kommen. Der italienische Minister erklärte, auch ein Mo ratorium hätte keinen Zweck; nur die Verminderung der Re parationsschulden könne Deutschland und ganz Europa aus der unhaltbaren Lage befreien. Wenn PoincarS» Vorschläge durchgeführt würden, so bedeute das eine fürchterliche Katastrophe für ganz Europa. Bei den Auseinandersetzungen über die französischen Forde rungen ist dem französischen Finanzminister ein beachtens wertes Geständnis entschlüpft. Er hat nämlich erklärt, daß er sich bei den neuen Forderungen um „produktive Maßnah men" handele „im Gegensatz zu den territorialen Besetzun gen, die nichts einbrächten." Der Bericht des SachverstLndigena»»schufie». vtd. London,' 10. August. (Drahtb.) La» Reutersch« Büro erfährt: Der Bericht de» Sachs«rständigenausschusses über die Vorschläge PoincarS» ist überreicht worden. Der Lusschub ist zum Schluff« gekommen, daß di« Vorschläge überhaupt keine außerordentlichen Gelder von Deutschland eiickringen werden. Hinsichtlich de» Vorschlag«», daß die Alliierten eine Kontrolle über di« dem E EescheiPvngeweffe: Jeden Werktag abend, für den folgend. Tag. Brzngoprei«: Bel Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 33.50, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. 35.—, durch die Post bezogen vierteljährlich Mir. 105.— mit Zustelluugsgebühr. Alle Postanstalten, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Sir. 1621. Gemeinde, verdandsgirnstaffe Bischofswerda Konto Nr. 64. 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