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'AilcHofsroerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die* Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Haupyollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Vcrge.dLcrtt-, UnabhängigeZeitung für alle Stände in Stadtund Land. DichtesteVerbreitung in allenVolkss chichten Beilagen: Sonntags -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Beklag de« Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 2L Pvstfcheck-Kvvt»: Amt Dresden St». 18S1. Gemeinde« verbnndsgirokafle Btschosswerda Kont» Str. 64. Im Falle Hühner Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe« der Zeitung oder der Besörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Niemand wird im neuen Deutschland so verfolgt, wie der Frontsoldat, der jahre lang täglich seinLeben fürdies Deutschland gewagt hat. Glaubt man wirklich, mit dieser Unter drückung des besten männlichen Volksteils zum inneren Frie den zu kommen? Alle diese offenen Soldatenbünde lohnen den politischen Tyrannenmovd ab, schon deshalb, weil er den hohen Idealen des alten Heeres, die sie pflegen wollen, schnurstracks widerspricht, und weil die Frontsoldaten Auge in Auge mit eigener Lebensgefahr den Feind bekämpfen, aber nicht feige aus dein Hinterhalt. Aber Druck erzeugt Gegendruck. Nur so ist es zu verstehen, daß unter den Mil lionen Frontsoldaten sich anscheinend eine kleine Zahl Fana tiker fand, die außerhalb der Bünde stand, und noch jüngere Jugend sich als bedauernswerten Nachwuchs anwarb. In unserer gewitterschwangeren Zeit kann es nur ein Heilmittel geben: Versöhnung der Dolksklassen auf nationa ler Grundlage, Zusammenhalt aller Deutschen gegen ihr« Feinde, Franzosen, Polen, äußere und innere Bolschewiken nebst ihren Zuhältern. Diese wollen alle — obwohl zum Teil selbst Feind'« — des deutschen Volkes Untergang, also muß die Nation geschlossen stehen und nicht international denken, d. h. in anderen Nationen untergeben wollen. Da her ist Verständnis für die politisch noch wenig geleiteten rnd geschulten nationalen Frontsoldatenbünde und nicht hre Unterdrückung das Gebot der Stunde. Metternich, Sozialisten-Gesetz, Nationalisten- und Monarchisten-Gesetz! Wollen wir denn nie aus der eigenen Geschichte lernen? Gesinnung läßt sich nicht befehlen. Seine eigenen Daterlandsverte id i ger kann ein Volk nicht bekämpfen. Entweder bört Hag Wort „national "auf, rotes Tuch zu sein, oder dß Katastrophe ist unabwendbar. Nicht um die Staatsform handelt es sich zur zeit, weder links, noch auch rechts, sondern um Sein oder > Nichtsein des deutschen Volkes. Erhaltung der deutschen Nation, das ist die Frage! i Bayer« und das Schutzgesetz. Münch«. IS. Juli. sT. U.) Der bayerische Gesandte m Berlin, v. Preger trifft heut« in München «in und wird so fort im bayerischen Ministerrat Bericht erstatten urch an der Beratung über di« durch die Annahme der Schutzgesetzes durch den Reichstag geschaffene Lage teilnehmen. An den Ministerrat schließt sich nachmittags «ine Besprechung des Grafen Lerchenfelb mit den Parteiführern der Regierungs koalition, in der di« Richtltniep für Bayerns weitere Haltung festgestellt werden sollen. Jrgwckwelche defini tive Entscheidungen sind jedoch von diesen Beratungen nicht zu erwarten, da di« Parteiführer die Parteiausschüss« erst für Ende der Woche «inberufen haben, über die Haltung der Regierungsparteien, soweit sie bisher feststeht, ist zu sagen, daß di« Demokraten in der Frage der Ausnahmeae- der.bayerischen Regierung in Berlin vil- solange di« Einheit der Reiche« da- jchänt. Auch die Bayerisch« Volks- uh mit dem Reiche, so maßlos erbst- Die bürgerliche Arbeitsgememschsrft. Berlin, IS. Juli. (W.T.D.) Zwischen den Abgeordne ten Marx, Dr. Stresemann und Petersen, den Vorsitzenden der Reichstagsfraktion der Zentrum«, der Deutschen Volks partei und der demokratischen Partei wurden heute im Reichstage die Verhandlungen über die Arbeitsgemeinschaft der bürgerlichen Parteien fortgesetzt. Der Parteivorstand »er demokratischen Partei des Reiches trat heute vormittag im Reichstagsgebäude zu einer Besprechung zusammen. Die Besprechungen zwischen den Führern stellten erneut «ine gründ südlich« Übereinstimmung der Par- eien über die Bildung einer bürgerlichen Arbeitsgemein- chaft fest. Die Deutsche Volkspartei trat für die Einbe- i iehung der bayrischen Dolkspartei ein und er bestand auch ünigkeit darüber, daß der bayrischen Dolkspartei der Ein tritt in die Arbeitsgemeinschaft offen stehe. Diese Partei verhandelt auf dem demnächst abzuhaltenden Parteitag da- über. Die Arbeitsgemeinschaft wird erst zu ihrer prakti- chen Auswirkung gelangen, wenn der Reichstag wieder versammelt sein wird. Vne offizielle Erklärung Jugend und Frontsoldaten. Boo General Graf o. d. Goltz. Ast» Mihrer im Kriege habe ich mir angewöhnt, mi noch jeder Sompfhandlung Rechenschaft abzulsgen, was von d« bisherigen Ansichten und Kampfmetht^)«n sich de- wchrt bot ober M ändern ist. Das ist nicht leicht. Denn am Erlernten und lange Jahr« Betriebenen hält man gern fest. Richt» ist schwerer, als Vorurteile bekämpfen. Doch nur so kommt man weiter. Der Krieg um unsere Großmachtstellung und mit Krieyswoffen ist vorüber. Der schwerere Krieg um unser Dasern als Volk und Staat mit friedlichen, d. h. viel grau- fameren, Waffen nimmt immer schärfere Formen an. Also müssen auch wir uns dauernd fragen: Ist unsere Abwehr- tzampfmethode die richtige? Der Mord an Ratbenau lenkt unsere Augen auf die Frage der Einstellung des älteren Geschlechts auf Jugend und Frontsoldaten. Ich habe neulich in einem Artikel darauf hingewiesen, wie lediglich Bolschewiken und Franzosen einen Vorteil von dem Morde haben, weil die ihnen immer gefährlicher werdende nationale Gesinnung dadurch schwer getroffen wirb, und daß wahrscheinlich die eigent lichen Drahtzieher und Verführer in diesen Lagern sitzen. Die Bestätigung folgte schnell, indem ein Spitzel in der Or ganisation seine Erfahrungen veröffentlichte. Solche Spitzel überall in die nationalen Verbände hineinzusetzen, ist bol schewistische Taktik. Der deutsche Michel, besonders aber die unerfahrene Jugend, fällt auf sie herein, weil sie sich von dem älteren Geschlecht unverstanden sieht. Es kann kein Zweifel sein, daß weite Teile der Ju gend die Pflichtausgabe auf sich lasten fühlen, das Vater land aus seinem Niederbruch wieder aufzurichten. Hier gilt es anzufassen, indem Wicht, Vaterland, Sittlichkeit und manches andere Ideal in der Jugend großgezogen werden. Aber was geschieht? Während früher die neueste Geschichte mit ihren Parteikämpfen auch vor den Primanern nicht mehr behandelt wurde, läßt man jetzt die ältere deutsche Ge- schichte fort und lehrt Geschichte der Demokratie seit 1789 und Erziehung zur Republik. Sind nun die Eltern anderer parteipolitischer Ansicht, so ist der Zwiespalt in der Seel« der Unmündigen da, besonders aber bei den Begabten, deren 'Entwicklung bekanntlich am spätesten abgeschlossen ist. Dazu kommt das Wahlrecht mit 20 Jahren. Hand aufs Herz! Wer van uns hält gerade sein begabtes Kirch unter 24 Jah ren für wahlmündia? Auch die Eltern- und Jugendbünde müssen ost m«hr Verständnis für die Seele der Jugend haben, ihre Empörung gegen einzelne jetzt führende Politi- ker vor ihr unterdrücken, die völkische Bewegung nur idea listisch als den Zusammenschluß des ganzen geknechteten deutschen Volkes und Erhaltung unserer deutschen Eigenart und Freiheit, aber niemals demagogisch hetzend gegen An- gehörige des jüdischen Volkes darstellen, überhaupt das alle deutschen Volksgenossen Einigende, aber nie das in Klassen oder Parteien Spaltende betonen, und nicht zuletzt der Äu gend realpolitischen und nüchternen Wirklichkeitssinn bei bringen, ihr klar machen, daß jede Tat bis in ihre allerletzten Folgen überlegt sein will. Die aus der liberalen Aera vor 100 Jahren überkommene romantische Schwärmerei für den Tyrannemnord muß /nit Stumpf und Stiel beseitigt werden, damit jugendliche Morde aus falsch verstandenem oder miß- bramlstem Idealismus aufhören, besonders in der Zeit der bolschewistischen Millionen-Morde. Kurz, mehr htneinden- ken in die Seele der Jugend, die nicht nur unfertig, sondern 'ganz anders eingestellt ist auf unsere gärend« Zeit. Kein Geschlecht gleicht dem andern. Wir dürfen nicht mit unfern Anschauungen allein an sie herantreten, gleichgültig, ob sie drei bürgerlichen Parteien steht bevor, rechte oder link« sind, sondern -u ergründen suchen, worauf hinaus der meist noch unklar«, ringende Sedankenaang geht,! und ihn dann geschickt klären und leiten. Und nun die Frontsoldaten! Auch sie fühlen sich^ Unverstanden, und ich mit ihnen. Wenn wir Frontsoldaten über vier Jahre zusammen im Feuer gestanden. Offizier« und Soldaten, Deutsche aller Berufe und Volksschichten und keine Parteien, sondern nur den gemeinsamen Feind kann ten, wenn wir draußen die nationale und soziale Einheitsfront wirklich praktisch erzielt hatten, so fin den wir uns nicht mehr zurecht in dem nur noch materiell denkenden Vaterlande, von'dem wir mit unserem Blute Feind und Krieg fern gehalten, in dem nun da» Wort „national" rotes Tuch ist, und in dem die Straß« regiert, in dem alle« nur von innerpolittschem Gesichtspunkt angesehen wird. Sogar ein rechter Politiker von der Bedeutung Mar tin Spahn» klagt darüber, daß die Frontsoldaten nicht in di« Parteien gingen, da» Partetwesen ablehnen und ihre eigenen Bünde «mftun. Ja, woher kommt da»? In keiner führenden Stellung in Regierung oder Parteien ist «in Frontsoldat. Biele mögen noch zu jung sein, di« aktiven VifiLiyG lchnt WM M, «Hers» tw-LE EMß» tllMck - dem Grundsatz unbedingter Reichstreu» mit Herr andere« i Koalitionsparteien überein. Die Stimmung in Bayern- München. 19. Juli. Die bayerische Regierung erhält aus dem Lande fortgesetzt Kundgebungen, um sie in ihrem gesetzmäßigen Widerstand gegen die Ausführung d;r Reichs schutzgesetze zu bestärken. Die Landtagsauflösung wird ernst erwogen. Landtagsneuwahlen würden nur für NiOkenner bayerischer Verhältnisse die gewaltige Überraschung bringen, die man bei «der Beschaffung eines Landes erwartet, dessen Bevölkerung zum größten Teil monarchistisch gesinnt ist. Der jetzige bayerische Landtag besteht bereits aus 110 Bürger lichen gegen 48 Sozialdemokraten. Der „Bayerische Kurier", das führende Blatt DM Bayrischen Volkspartei, schreibt heiÄtt über die bürgerlich« Hsrbcitsgemeinschaft und das Schutzgz- setz: Die Einwilligung zum Schutzgesetz in der vorliegende Gestalt zeige in den einzelnen Bestimmungen den Stempel des unitarischen Einflusses des Sozialismus so ausgeprägt, daß es völlig unverständlich sei, wie vor allem die Deutsche Volkspartei dazu ihre Zustimmung geben konnte. Wen» das Wesen der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft darin be ruhen sollte, den» Sozialismus gemeinsam durchaus nicht zw rechtfertigende Konzessionen zu machen, dann werde man dis praktische Bedeutung einer solchen Maßnahme nur als die Preisgabe uralter Grundsätze einschätzen müssen. Eine Per- li tzung von Grundsätzen bleibt eine solche Verletzung, ob ste nun von der Partei des Abgeordneten Erkelenz, oder der Partei des Dr. Wirth, oder der Partei des Abgeordneten Dr. Stresemann, oder von allen gemeinsam verschuldet sei. Die außerordentliche Vertrauensstellung, die Dr. Wirth bei den Unabhängigen einnimmt, kisiinte durch eine Reihe Sün Zi taten belegt werden. Zurückberufung bayerischer Truppen; München. 19. Juli. Die in Münzingen, dem Truppen übungsplatz in Württemberg, übenden bayerischen Truppen der Standorte München, Augsburg, Kempten. Lindau und Landshut, sowie das auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf u Thüringen übende Würzburger Reiierbatailloa sind mit Genehmigung des Reichswehrministeriums «egen der gespannten politischen Lage telegraphisch in hre Standorte zurückberufsrr worden, wo sie heute cintreffen. Sitzung de» Auswärtigen Ausschusses. Berlin, 19. Juli. An der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses nahmen fast alle Mitglieder teil, ebenso war der Reichstagspräsident Lobe erschienen. Besonders bemerkt wurde die Anwesenheit des deutschen Botschafters in Paris ! Dr. Mayer. Den Vorsitz führte Abg. Dr. Stresemann. Dom Reichekabinett waren außer dem Kanzler und dem Vize kanzler der Reichrwirtschaftoministcr und der Finanzmini ster erschienen, vom Auswärtigen Amt Staatssekretär von Haniel, sowie eine große Anzahl von Vertretern der einzel- nen Länder, die dem Auswärtigen Ausschuß des Reichs rates angehören. Im Ausschuß wurde zunächst einstimmig, auch unter Zustimmung der Deutschnationalen, für die Dr. Helfferich das Wort ergriff, ein Beschluß angenommen, wonach alle zwischen Deutschland und Amerika strittigen Fragen über di« deutschen bundesstaatlichen und privaten Verpflichtungen an Amerika einem Schiedsgericht unterbreitet werden sollen. Dieses soll nur aus einem deut schen und einem amerikanischen Vertreter bestehen und wenn es nicht zu einer Einigung gelangt, so soll «in« höhere In- I stanz angerufen werden. > Die Aussprache über die mit dem Garantiekomite« zu sammenhängenden Fragen wurde aus Freitag vertagt, weil der Brief des Garantieausschuffe« an den ' Kanzler dem Ausschuß noch nicht gedruckt vorlag. Als dritter Punkt wurden schließlich Rheinlandfragen besprochen. Der Ausschuß setzt seine Besprechungen am Freitag fort. Defizitverminderung bei der Reichseisenbahn. Immer noch 1k Milliarden Fehlbetrag. Vertin, 19. Juli. (W. T. B.) Der Abschluß des ordent lichen Haushalt« der Reichsbohnverwaltung für das Rech nungsjahr 1021 liegr vor. Er ergibt eins Einnahme von 45,1 Milliarden Mark und eine Ausgabe von rund 52 Mil liarden Mark, gegen den Hm,»Haltsansatz 1921 von 10.8 Mil liarden eine Verbesserung um 3,9 Milliarden Mart und gegen den Fehlbetrag tm Rechnungsjahr 1920 mit 15,6 Mil- starden Mark eine Verbesserung um 8,7 Milliarden Mark. Der Fehlbetrag Ist also geringer al« nach der vom Reichsver- tehrwnlnister bekanntgegebenen Schätzung. Die Derbesse-