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Nr. 182 Freitag, den S. Juni 1»2L Äff- i. AMHosswerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dst» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgericht», des Finanzamtes und de» Stadtrats zu Bischofswerda. »'»»LMNST S-VSUS-flS» GeschSstsstelle de» Blatte» nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreis«,. wirb keine Gewähr geleistet. — e.S LcrtL-- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und . Land. DichtefteDerbreitunginallenVolksschichten Beilagen: Sonntag« -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der, Buchdrucker«! Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 Was möglicherweise hätte geschehen können. Don Per Hallfiröm. (Elnz'.g berechtigte Übertragung aus dem Schwedischen von Maria Franzss.) Nachstehend« Artikel Mrd« von Par Hall- ström schon End« ISIS geschrieben; obwohl seine Veröffentlichung erst jetzt erfolgt, wird es für Deutschland bedeutsam sein, solche Worte aus dem Munds des größten jetzt lebenden Dichlors Schwe dens zu hören. Aus Norberts Theologie erinnere ich mich der Defini tion von Gotte» Allwissenheit als Kenntnis nicht nur dessen, was geschehen ist, geschieht und geschehen wird, sondern auch dessen, was möglicherweise hätte geschehen können. Ich weiß nicht, in welchem Umfang die durchaus heilige und teilweise auch fromme Entente, die jetzt auf unserer Erde die Vorsehung ist, Anspruch macht, die erwähnte, für ihr« Aufgabe überaus wichtige Eigenschaft übernonynen zu haben. Don dem, was geschehen ist, hat sie offenbar ziemlich begrenzte Erinnerung«». Italien erinnert sich keiner Der- träg«, Frankreich und Englarü» «rinnern sich unter anderem nicht, daß Rußland ihr gefeierter Bundesgenosse und Grals- ritt«r war. Amerika erinnert sich weder an Washington noch an Monroe, noch an den Kamps der Güdstaaten um k— nationale Selbstbestimmungsrecht — um nur einige zufällig« Beispiele aus dem Haufen herauszugrsifen. von dem, was geschieht, dürften alle mehr wissen; denn di« Entente hat ihre Finger im Spiel, bi» in die unbedeu tendsten Details in den unbedeutendsten Ländern der Welt, vor allem sind es die weiterstreckten Gefilde der Möglich- ketten, dl«, unoerschleiert von Nebeln, vor ihrem Wick liegen. Sie braucht sie auch, denn vor allem auf ihr ruht di« Gerechtigkeit des Werturteils, das di« Messingposaunen vor den Mündern d«r Entenk^kngel schon lange verkündigt haben — wir hatten solche von zerschmetternder Schallkraft in unserer unmittelbaren Nähe. Deutschland mußte bestraft und zermalmt werden, weil «- ein neutrales Land besetzt hatte, das nicht Griechenland, sondern Belgien hieß, aber namentlich, weil es sich's hätte einfallen lassen können, die Welt zu erobern. Gin Schrei des Entsetzens über diese naheliegende Möglichkeit verbrei tete sich vor ein paar Vahren über das friedliche, nichts Böses ahnende Amerika und trieb es zu einem heroischen Pathos und Derteidigungseifer. Cs suchte sich und ander, durch die schönen Kriegs- und Frick>«n»ziel« zu schützen, di« in Wilsons vierzehn Punkten eingeschlossen sind; aber al» a- zum Klappen kam und der Gegner zum mindesten sein« Stimm« nicht dagegen erhob, wurden sie als unzulänglich befunden. Dio Freiheit der Völker war nicht gesichert, wenn nicht di« deutsche unter Pferdehufen und Kanon«nräd«rn nied«rg«stampft und von ökonomifcher Sklaverei gefesselt wurde. Die Nation hatte sich freilich in Wirklichkeit nur mit dem beispiellosen Heldenmut von vier Vahren gegen eine Welt verteidigt. Aber desto wahrscheinlicher war es, daß st« den DeMch hält« wagen können, diese selbe Wett zu unter, jochen, wenn nicht König Edward „tkv pescemeker" beizei ten den Widerstand vorbereitet hätte. Gr muß ein unendlich bittere» Gefühl für Deutschlarch sein, daß es nicht das war, wozu man e» machen will: der krteg»lustige und «xpansionshungrig« Staat, der in „heili gem Egoismus" keine Mittel scheute —- sofern vielmehr «ine Macht, das au» aller Tradition wie aus Überzeugung nicht» van einem Präventivkrieg hären wollte. G» hätte Gründ« genug für einen solchen gehabt, da» müßt« nun wohl allen klar sein, und e» hatte eine vortreffliche Gelegenheit im Vahr« 1S0S. Nußland war damals durch den japanischen Krieg ge bunden und in Europa lahmgelegt, Italien noch nicht ver räterisch, und England noch lange nicht so zu wahnsinniger Angst verhetzt. Der Konflikt mit Frankreich lag fertig da, und dieser Erbfeind konnte damal» mit ziemlicher Leichtig keit kurz und klein geschlagen «erden — wenn ich mich recht erinnere, hieß «» dazumal, e» hätte nicht einmal Pulver. England hätte wohl auch damal» elngegrtffen, wäre aber wohl nicht zurzeit gekommen, um «s zu retten. Deutschland ergriff die ni» «iedarkeh- rende Gelegenheit nicht, sondern begnüp« sich mit «rschetnunsmeeise r Jeden Werktag abend» für den Beznseprel»: Bei Abholung in der Geschäft,sie MK1S.25, bet Zustellung ins Hau» monatll die Post bezogen vierteljährlich Mk. 48.— n — --stboten, sowie Z< ihr« Interessen zu wahren, und so wurde der einst unerschüt terlich« Wille zum Leben und zum Trotz, der allein dev Kampf aussichtsvoll machen konnte, erwürgt, Schwätzer schwätzten das stärkst« aller Völker auseinander. ' Indem man nach einem Lerständigungsfrteden rief und ' so tat, als ob jemand antwortete, maü/te man da, Ohr taub gegen da», was tatsächlich von der andern Seite herüber» < tönt«, d«n Haß, die Nach«, die Vernichtungsgier. Was mau > schon jetzt hat, ist die Erniedrigung, und im Einverständnis, damit kommt dann, nachlässig, verächtlich zögernd, d« M Fried«, Deutschland bringt er das Strafgericht der Entmst M für das, was es hätte tun können, aber nicht getan hat, Di« Entente hinwiederum, st« hat sich nichts von dem , versagt, was überhaupt in den Grenzen der Möglichkeit log. Sie hat allerdings nicht die kleinen und großen Natto- ? nen befreit, die ihr unterworfen sind, aber sie hat ihnen «ine H aufmunternde Gesellschaft in allen Neutralen verschafft, dst A nichts andere» verlangten, al» in Frieden gelassen zu ««. M den. Sie hat sie durch eine gesund« Diät schlank und sticht M gemacht und durch moralische Erziehung weich im Rückgrat und demütig im Gemüt, mit einem Dort engelhafter, oks sie 'M früher waren, und so geeigneter für den paradiesisch« W»M.-' stand, der nun für alle Zukunft auf Erden angebrochen " ' Wo es not tat, hat sie auch ihre nationale GeftnvMXg U aufgeklärt, auf daß nichts zur Vollkommenheit seh!« Etz wird nicht dabei sein Verwenden haben; man wird «n» «ch H weiter herausputzen. So zum Beispiel bekamen wir kürzlich/ zu hören, daß alle französischen politische« Parteien darüber U einig seien, daß der schwedische Schulplian in dem Sinne ' verändert werden müsse, dem Französischen mehr Platz «t»,M zuräumen. Es ist eigentlich gar nicht obzusehen, wo dop?/ wohlwollende Interesse Haltmachen soll, wenn « einmol nn- gefangen hat. Es wäre angezeigt, sich beizeiten auf eine L streng durchgeführte geistig« Rationierung vmtzubarettm, Etz wirkt auf di« Dauer unpassend, wenn wir etwa» and«« und auf irgendeinem Gebiet mehr wissen all, unser« HenWtÄ und al» oberste Grenze für unsere kulturellen Möglichkeit»» werde wohl schließlich da» amerikanische Nivevtz/ bestimmen müssen. Wenn wir Präschenten-KandVdaten no» -' minieren, deren Namen vielleicht niemand je gehört hat, in- - dem wir jubeln, gröhlen, stampfen und zweieinhalb Stznw ? den ohne Unterlaß die Arme schwenken, dann sind wir dock angelangt, ein bißchen heiser, aber glücklich« In diese Richtung weist die Zukunft! — Wenn Schmerz und Empörung zu schwer zu tragen sind,. geschieht e», daß sie in Sache« umsckfla-gen wollen, und mit einem Mick auf Amerika ist dafür gesorgt, daß da» Lachm ein Objekt hat, und wenn auch nicht froh, so doch wehmütig spöttisch wird. Es hält jedoch nicht lang« vor, und mrge- - sichts der Richtergebiirden von dieser Seite «Kd unser ganz« ynnere von der Kälte und Hitze derverachtung tzeschüd telt. Die diese Schmach über Europa gebracht hab« und < di« mttgeholstn hoben, dies« Schmach zu decken, wahrlich, sie haben etwa» Furchtbare» getan, das nicht vergessen und »richt gesühnt werben kann. Der polnische Terror in Oberschlcfien. Wie der „Berl. Lokalanz." au» Bre»lau meldet, ist der polnische Terror in Oberschleslen nach den Vflngststkrtagen erneut au»aebrochen. Gestern wurden in Olegow sämtliche deutschen Arbeiter und Beamten au» dem Deck v«rtri«ben Und zum Teil so schwe" mißhandelt, daß sie in Kimm kenhäusern untergebracht werben mußten. Ihre Familien mußten di« Wohnungen sofort räumen und in da» deutsch« bleibende Gebiet flüchten. Die deutschen Bauern von Groß- dombroweka «rhielten ein Ultimatum, bl» zum 7. d. M, ihre Wohnungen zu verlassen. Auch in Friedenehütt«, Schrödergrube, Hohrnlinde und Hubertuehütt« wurden die Deutschen zur kurzfristigen Räumung aufg«ford«rt< Die Zahl der Flüchtlinge, die sich bieder in Ratibor gemeldet haben, und hauptsächlich au» den Kreisen Pleß und Rybnik stammen, beträgt rund 14 OVO. In Rybnik wurden di« Ver triebenen von der polnischen vbstimmungspolizei ihrer Hab seligketten beraubt. Da» Ziel der gut organisierten verkett hungeaktton ist die Versorgung polnischer Anwärter auf ve« amten- und Arbeiterstellen mit Wohnungen und Möbeln« Ein polnisch gesinnter Gemeindeschösse in Vogutschütz er« klärte öffentlich, die Deutschen dürften nur so viel mitneh men, wie sie im Schnupftuch tragen könnten. Eine polnische Familie au» Warschau, di« in M«m«rck-ütte eingetrossen / i ist, »ar erstaunt, nur «»in« leere Wohnung zu «chatten, de < man ihr in Warschau Hin» vollkommen elngerichtck« Wo-« § , H nung in Aussicht gestellt hatst, - g einem kleinen diplomatischen Erfolg. Aber was hilft das? Was möglicherweise hätte geschehen können, leuchtet doch mit Feuerschrift an dem verfinsterten Himmel des jüngsten Gerichts. Deutschland geht jetzt tasächlich unter, weil es nichts tat; ab« es wich für das, was es hätte tun können, von selbstgerechten H«r«n verurteilt, von denen kein einziger ge- zögert hätte, dem Glück die Hand zu bieten, hätte er Aus sichten auf «inen solchen Gewinn gehabt. Selbst ün der Spanne Zeit, deren wir uns deutlich entsinnen, gibt es mehrer« weltpolitisch« Situationen, di« Deutschland für etwaig« Herrscherpläne hätte ausnützsn können, wenn si« an verantwortlicher und führend« Stelle vorhanden gewesen wären. E» hätte Koalitionen zu Offensivzwecken wie auch andere bilden können, und hätte es sich um England gehan delt, so wäre dies ohne Zweifel geschehen. Jetzt sehen wir dieses selbe England, das mit solchen Methoden wirklich «inen so unverhältnismähigen Teil der Welt erobert hat und ihn jetzt noch größer macht, seinen Mantel zum Triunuchzug drapieren — Tartuffe als Impe rator! — und den Mantel ebenso schimmernd weiß machen, wi« der heilige Zorn d« Gerechtigkeit da» Antlitz darüber gebleicht hat. DK sehen die tapferste Nation der Geschichte von der übermacht erstickt, und wa» schlimm« ist, ihrer Ehre beraubt werden, ja, w«r weiß, vielleicht ihres Glauben» an sich selbst, durch Propaganda der Lüg«, und die», twährend -er italienische soläetjrw mir der Hahnenfeder am > Hut über die Alpen klettert und glaubt, -aß die Zeit des neuen Römergeiste, gekommen ist. DK sehen den om«ri- kanischen Falstaff dem toten Hotspur da» Schw-rt durch den Leib rennen und den Tiegesprei» davontragen, der nicht ge ring ist. Denn da haben wir wirklich da» neu« Rom, das Rom der Kausleute-Rttter, da» unersättliche gewinn süchtige Imperium mit den Ufern de» Atlantischen und des Stillen Ozeans zum Exploitieren. Amerika wird schließlich di« Früchte des Sieges der Entent« pflücken, von dock kommt einmal die Strafe, und in erster Sink und am demütigendsten für England. Ab« es ist schon an Demut nach dieser Seit« gewöhnt, und der Trost ist für uns andere recht schwach. Nein, die Szene, di« wir vor uns haben, ist von zugleich unerhörter und anstoßend« Tragik. Wird etwas Neues und Zukunftmvgllche» daraus, dann geschicht e» vielleicht nur, wem das bluttge Chaos de» Bolschewismus zuerst fernen Nebel üb« alles ««breitet hat und da« namenlose Elend genug Ehrlichkeit oufge- peitscht hat, um eine neu« Wslt damit aufzubauen« Cs sieht nicht danach au», als sei dies« notwendig« Tu- gend selbst für den «schreckenden Preis aufzubringen. Di« wenig Geschmack di« Menschen wenigsten» jetzt daran haben, da, zeigten sie dadurch, daß sis in blindem Fanatismus den Staat niederschlugen, der«» wagt«, an dem altmodischen Al tar zu opfern. Di« stark und gesund der deutsche Geist war, wi« w«rt, zu leb«n und sich zu verbreiten, da» hat « dadurch gezeigt, daß er so lange ein« Prob« bestand, di« kein ander« auch nur träumen könnt« zu ertragen. Der moralische Sieg war und verbleibt der Deutschland», Aber wa, hisst da», und wa, kann es uns auch nur trösten, wenn di« Gesetz« der Tragödie den Schicksalsverlauf lenken und selbst die Zuschauer in ihr« erdrückenden Majorität zu klein und nkdrig sind, di« Größe zu fassen, di« da untersing, und von ihr zu lernen? St« ging nicht in erster Sink durch äußere Gewalt unter; di« hätte trotz aller Rot nicht hingereicht, hätte si« nicht von innen bei jenen Kräften Hilf« gefunden, di« sich für den Umfang d«r Gefahr Rind »nachten, Di« Sozialisten, od« wenigsten, ihre Führer, konnten der Persuchung nicht u»Dersteh«n, di« Hochkonjunktur, die durch die Revolution in Rußland angekündigt wurde, für sich auszunützen. Sie liehen sich nicht tm geringften von dem «-schrecken, «a» sie nilt eigenen Augen in dem vorbildlichen Lande davon an- «stiftet sahen. Der flach, und naive Seligkeit«glaub« an dk menschliche Vortrefflichkeit schluckt, voll Ess« «Uson, vterzehn grobe Köder und hakt« sich daran fest, so daß mm» nur mehr da» Retz unter den Fang -u schieben brauchte, da mit er sich in dem natürlichen Element der Dealen Fisch«, dem Lustreich, tot zappelt«. Man erinnere sich, daß Fisch« kaltblütig? Tiere sind, mit ein« Most versehen, mittel» derer M zu höheren Repo««» aussteigen. Un-«tzpl-ig« Macht streb« und ängstliche Geldleute trugen dar ihre dazu bck, - Z8 7S. Jahrgang ? » Ro«t» Br. »4. oder deren Raum S.8O Mk., örtliche Anzeigen S.— sonstiger irgend welcher teil (Alm. Masse 14) 10.— Mk. die Sgetpaltenr Zelle. Bet Wird«- der Beförderungvetnrich- Holungen Nachlaß nach feststehenden Satze«. — Amtliche Anzeigen Für bestimmte Tage od« Platze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischof»»«-«.