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D-rMWeLy fung von Vaamftn haben, Da handelt e- Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteBerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntag» - Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda. Altmarkt 15. — DmL und Verlag -er Buchdmckerei Friedrich Man in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr, 22 Die Haltung Amerikas. Daily Telegraph" berichtet aus „ .. ' an di« Bereinigten Staaten, an der geplanten internationalen Kommission zur Untersuchung der russischen Lage teilzunehmen, wird itl Washington sorgfältig erwogen werden. — Nach einer Kabi- nettssitzung am Dienstag teilte Präsident Harding den Be richterstattern mit, Genua habe sich im Großen und Ganzen so entwickelt, wie das Staatsdepartement es vorausgesehen hat. Di« in Genua gemachten Vorschläge und Taten bedeu teten mehr oder weniger eine Anerkennung der Grundsätze, die von der Washingtoner Regierung in der russischen Politik niedergelegt worden seien. Der Schlüssel zu Poinearss Politik. Dem Hamb. Fremdenblatt wird aus London geschrie ben: Mr. Pierrepont Noyes, der Amerika längere Zeit in dem „hohen Ausschuß" für die Rheinlands vertrat, führte kürzlich in dem leitenden demokratischen Organ Amerikas, der New Port World, in einem längeren Artikel aus, daß Poincarss ganze Politik nur verständlich ist aus dem zäh verfolgten Plan, Frankreich militärisch und wirtschaftlich zum Herren Europas zu machen, wozu das Hauptmittel die Loslösung der Rheinlands von Deutschland uud die Be setzung des Ruhrgebietes seien, da damit die ganze deutsche Industrie und so Deutschland selbst in völlige Abhängigkeit von Frankreich geraten würden. Diese Ausführungen von Noyes haben dann einen hervoragenden französischen Volks wirt, M. Francois Delaisi, bestimmt, sie an gleicher Stells durch einen weiteren Artikel zu ergänzen, der nachweist, daß Poincars nicht nur ein Fortsetzer der alten Tradition des französischen Imperialismus ist, sondern auch der bezahlte Agent der mächtigsten finanziellen und industriellen Gtup pen in Frankreich, und daß erst von hier aus ein volles Licht auf seine Politik fällt. Delaisi schreibt: „Poincarz ist nicht nur ein geriebener und zäher Poli tiker, der die Gefühle der Unsicherheit und Angst im franzö sischen Volk zur Förderung seiner imperialistischen Ziele ausschlachtet, sondern er ist vor allem der A gent der mäch tigen finanziellen und industriellen Gruppen, deren Sache er während der letzten zwanzig Jahre in den Zeiten, wo er kein Amt bekleidete, in den Gerichtshöfen vertrat und »eren Organ er in der Kammer und im Kabinett als Premier ruck als Präsident war." Diese Gruppen sind nach ihm das OomitS des korgss. an seiner Spitze Schneider (Creusot-Werke), dar Lomitö äes »ouiUtzros, dessen Präsident bis vor kurzem der heutige Bot- chafter Charles Laurent war, der verband der chemischen Industrien (Saint-Cobain) und die Snnqu« äo lTlvion Parisienne, gleichsallr unter Schneiders Leitung. Nach einem Hinweis auf di« bekannte Tatsache, daß diese Grup pen den mächtigsten Teil der französischen Presse völlig kon trollieren, fährt Delaisi fort: „Diese Interessen haben Poincars 1913 zum Präsiden ten gemacht und sie haben ihm seit Tlemenceaus Sturz die Macht verliehen, die jeden Premier, der seit dem Waffenstill stand ein« versöhnliche Politik verfolaen wollte, zwang, da von abzustehen. Um Poincarss Politik wirklich zu ver stehen, muß man die Interessen und Ideen von M. Schneider und seinen Kollegen studie« ren." Dieses Studium zeigt die Tatsache, di« di« ganze Situation b^errscht, di« Abhängigkeit der fran zösischen Metall-und Kohlenindnstrievom Ruhrgebiet, welche Abhängigkeit sie veranlaßt, mit allen Mitteln «ine unbegrenzt« französische Besetzung der Rheinland« und de« Ruhrgebiete» zu betreiben. „Und nun finden sie sich auch nvch von dem Eomit- de» Textile» unterstützt. Zuerst nach der Unterzeichnung de» Friedenevertnrge» behinderten die Textilfabriken de» Elsaß die französische Industrie nicht, da st« nach Deutschland ex portierten: seit dem plötzlichen Zusammenbruch der Mark hat aber die Nachfrage von senselt» de» Rheine» beinah« ganz aufgehört. Die Fabrikanten von Mühlhausen sind nun gezwungen, ihre Erzeugnisse auf den französischen Markt zu werfen und da» gerade in dem Augenblick, wo die wieder hergestellten Fabriken von Roubair-Tourcoing, Lille usw. ihre Produktion zu der der Normandie fügten. Da» führt« zu einer heftigen Krise und dem Wunsch, einen Ausweg zu finden." Diesen Au»w«g erkannt« man in der Einbezieh ung der ganzen Rheinland» in di» franzö sische Zollgrenze, womit kür den Uberschuß de» El saß ein Abschluß gefunden würde. Delaisi weist dann da rauf hin, daß Frankreich nur auf einer stritten Ausführung der vielen unmöglichen Bestimmungen de» Versailler ver- trage» zu bestehen braucht, um Vorwände genug für die be ¬ absichtigten versteckten Annexionen zu finden, di« sefne gro ßen Geschäftsinteressen wünschen. Er zeigt dann weiter, wie ihre Interessen auch di« ganze französisch« Politik in Polen, Böhmen, Serbien. Ungarn uttd Rumänien bestimmen, wo sie sich in allen möglichen Unter nehmungen eingenistet haben, und wie fi« sich im Interest« ihres dort angelegten Kapitals dem englischen Vorschlag wi dersetzen, Deutschland mit dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Rußlands zu betrauen, um so di« deutsche Konkurrenz von anderen Märkten abzulenken und Deutschland Mittel MUN Wiederaufbau der verwüsteten Strecken in Frankreich P» geben. Das große Publikum in Frankreich hat nach Delaisi keine Ahnung, wie es von d-n Interessen der Großindustrie u. der Haut: Finanze beherrscht wird. Es glaubt alles, was ihm die Regierung von dem bösen Willen Deutschlands und der Notwendigkeit erzählt, es zum Zahlen zu zwingen, und seine Rciianchepläne zu vereiteln. Wenn Poincars daher mit sei ner gefährlichen Politik durchdringt, wird er nicht nur kxr Held der großen Interessen, sondern auch der des gemeine« Mannes sein. Aber seine Politik kann keine« Erfolg hcche«. wen:: England und Amerika feMeiben. Poincar» gleicht einen, desperaten Spieler, der o» dancni« spielt. Sein Spiel geht auf Hegemonie oder Bankrott. Wenn da» ftnm-öfnche Doll nur wüßte, daß an der Unsicherheit Europas vor allem die Gier weniger französischer Magnaten schuld ist, „-WW würde sein Zorn die Poincars-Clique schnell himvegfsgen." Delaisi gibt sich aber nicht der Illusion hin, daß irgendwelche Aussicht auf eine baldig« Verwirklichung dieses Wenn be steht. Deutscher Reichstag. Berlin, 15. Mai. Am Montag wurd« di« allgemein« Aussprache über die Reichspostverwaltung in zweiter Lesung fortgesetzt. Dazu liegen Anträge der bürger lichen Parteien vor, die «in« bessere Berücksichtigung der Wünsche de» platten Landes fordern. Di« U. S. P. beantragt, die wegen unehelicher Mutterschaft entlassenen Beomtinmn wieder «inzustellen und fordert ferner, daß bei dm Ober postdirektionen mehr als bisher wirtschasts- und sozialpoli tisch befähigte Kräfte aus den Kreisen der Arbeiter eingestellt werden. Abg. Zubeil (USP.) fordert größere Sparsamkeit im Postbetriebe und bekämpft die dauernden Portoerhöhungen. Es sei ein völliger Neubau der verkalkten Reichspost not- w«M)ig. Mindesten« 2000 höhere Beamt« könnten leicht durch mittlere ersetzt werden. Der Spitzelwirtschaft ist bei der Bost Mr und Tor geöffnet. Si« brauchen sich, Herr Postminister, nicht zu wundern, wenn Ihr Amt einmal «ine» schönen Tages zusammenbricht. Der Redner beantragt, den Zeitungen da» Recht zu geben, entsprechend den steigenden Prelsoerhält- nissen, monatliche Erhöhung der Zeitungsabonnement« vor zunehmen. , Abg. Morakh (D. Bp.) erklärt, der Postetat könne der fortschreitenden Geldentwertung gar nicht folgen. Er wird dccher unter den jetzigen Verhältnissen immer mit einem Defi zit abschließen. Denn die Post ist zwar »in große» wirtschaft liches, aber kein kaufmännisches Unternehmen. Mehr Rück sicht verdien«» di« Zeitungen . Ängstlich« Gemüter fürchten den Zusammenbruch der Republik, weil noch hier und da Büsten de» früheren Kaiser« in Amtszimmern sich befinden. Don unten herauf müßte festgestellt weiden, an welcher Stelle zu sparen ist. Wix legen großen Wert auf «in« liberale Ausgestaltung der Beamtenausschüsse. Di« ganze Personal- Politik sollt« unter dem Zeichen des Schutzes der Verufebeam- tenschaft stehen. Dill der Reichsposmeinister entsprechend dem Beschluß des Reichrarbeitsministermms auch Poschelfer und Poschelferinnen ohne weitere» ohne Prüfung in da» Beamtenverhältnis überführen? Das Gros der mittleren Be amten wird ungerecht behandelt. Ich muß die Postbeamten in Schutz nehmen gegen die ganz maßlosen Angriffe feiten» der Presse, insonderheit der sozialistischen Presse, wegen ihrer Haltung in der Streitfrage. Reichspostminister Gi«berk»r Mn« Erhöhung der Tarif- sätze war unumgänglich, sonst hätten wir den Hau«haltplan nicht in» Gleichgewicht bring«» können. Auf einzelnen Ge bieten ist der Derkehr allerdings zurückgegangen. Aber auch durch Verminderung der Ausgaben muß gespart werben. Auf die einzeln«» Beschwerden will ich ietzt nicht eing«hen. son- dern erst die Ergebnisse und Vorschläge de» ietzt durch das Reich reisenden Au-schuss«» abwarten. Vie Dienstpläne müs sen so a«regelt werben, daß in den acht Stunden auch wirklich gearbeitet wird. An ein Abweichen vom Achtstundentag iw gewöhnlichen Sinne denk« ich nicht. Gewiß gibt e» Steller wo wir »in« Häuf sich aber um Beamte au» den abaetremtten Gebieten:. Ober schlesien, Elsaß, Posen usw. Di« «wsichten der Bescherung Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzendes! Gebieten Di« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Achtshaupt- * Mannschaft, der Tchulinspektton und de» Haupt-ollamt» -u Bautzen, des Amtsgericht», des Finanzamtes und des Stadttats zu Bischofswerda. 1 Don Genua nach dem Haag. ! Ende der letzten Woche hat das als einziges übrig ge-I London, 15. Mai. «Daily Teleg bliebene Hauptproblem der Deltkonserenz von Genua, die Washington: Der Appell Frankreichs russische Frage, eine entscheidende Wendung genommen. Di« Staaten, an der geplanten internatior dem Engländer Lloyd George und den Italienern de Facta und Schanzer nahestehenden Kreise hatten sich krampfhaft bemüht, in der Antwortnote der Russen Anknüpfungspunkte zu finden, welche ein« Weiterführung der Verhandlungen in Genua gestatteten. Die Antwortnote der Russen war allzu deutlich auf Abbruch angelegt, als daß die interalliierten und neutralen Verhandlungspartner das hätten übersehen kön nen. Barthou gab das Signal zur vorläufigen Vertagung der Frage, indem «r seinen Austritt aus der Rußland-Kom mission erklärte. Mit Mühe und Not ist es den Engländern unh Italienern gelungen, um die Wende der Woche wenig stens eine baldige Weiterführung der Unterhandlung«» zu sichern. Bis spätestens zum 15. Juni sollen die auf der Welt konsereng vertretenen Staaten — außer Deutschland und Rußland — Bevollmächtigte nach dem Haag schicken, wo dann in drei Unterausschüssen die Frage des Eigentums, die der Kredit« und die der Schulden erörtert werden sollen. Ist ein« Einigung erzielt, so sollen di« Russen zu gemeinsamen Verhandlungen hinzugezogen werden. Die Dauer der Haa ger Verhandlungen ist aus drei Monate veranschlagt. Es ist wenigstens «in kleiner Erfolg Lloyd Georges, daß er die Ge nueser Delegierten für den Gedanken gewann, dem vielerör- terten Friedensakt während dieser drei Monate Gültigkeit zu verschaffen. Amerika soll zur Teilnahme an den Haager Ver handlungen aufgeforbert werden. Was in den ersten Tagen der beginnenden Woche in Genua noch geschehen sollte, ist lediglich Schluß-Regie und kann an der Tatsache nichts mehr ändern, daß abermals eine große Hoffnung der Welt zu Grabe getragen ist. Schlutz und Ausklang der Konferenz. London, 15- Mai. (W. T. B.) Der politische Bericht erstatter der „Westminster Gazette" schreibt: Den letzten Be richten zufolge wird Lloyd George am Freitag oder Sonn abend aus Genua zurückkehren. Es sei zu erwarten, daß er Anfang nächster Woche im Unterhaus« eine Erklärung ab geben werde. 2/chitscherin erklärt« in einer Unterredung mit dem Eenueser Sonderberichterstatter des „Dailv Herald": Wir werden es unbedingt ablehnen, irgendeine Kommission anzuerkennen, die ernannt wird, um sich mit der russischen Frag« zu beschäftigen, falls Rußland nicht in ihr vertreten ist. Wir werden nicht gestatten, Nachforschungen anzustellen. Wir bestehen auch aus unserer vollen Freiheit, Verträge jeder Art mit jeder Nation abzuschließen, sowohl während wie nach der Konferenz. Die Stimmung in England. London, 15. Mai. (Wolff-Telegr.) Wickbam Steeds weist in den „Times" daraus hin, daß die Delegationen Frankreichs und Belgiens sich wohl bereit erklärt hätten, ihren Regierungen zu empfehlen, die in Genua abgeschlosse nen Dereinbarunqen anzunehmen, jedoch keine Gewähr geben könnten, daß diese Vereinbarungen auch angenommen würden. Student os Politik berichtet dem „Daily Ehronicle" au« Genua, Lloyd Georg" habe durch seine Mäßigung trotz Poincars die Entente gerettet. Garwln schreibt im „Obser ver", Poincars habe die Entente getötet. Wenn die Konfe renz von Genua scheitern sollte, so werde Lloyd George nickt ruhen, bis er e, erreicht habe, daß die Kövfe, die sie zum Scheitern brachten, niemals wieder triumphierten. In einem Leitartikel schreibt der „Observer", Genua stelle den Abschluß einer Periode dar. Der Gedanke, daß die militärische Lage des Jahres 1S18 da» wabre und dauernde Bild Europas darstelle, sei überlebt. — Der Wochenschrift „Nation" zufolge gibt es keinen englischen Staatsmann von politischer Bedeutung, dessen Ansicht über Frankreich von derjeniqen Lloyd George» wesentlich abweich«. In einem „Das Ende der Entente" überschriebenen Artikel schreibt die „Nation": Die englische Wählerschaft sei zur Vernunft ge kommen und habe die ungeheure Katastrophe der sogenann ten Friedensregelung für Europa und für sich selbst erkannt. Voincarss Drohung mit einem Sondervorgehen gegenüber Deutschland, falls es seinen Verpflichtungen nicht nach komme, lauft auf estie kurzfristige Kündigung der Entente hinaus. Wenn Pöincars bej dieser Haltung verharr«, so werde England seine Kündigung bestimmt annehmen. Un ter keinen Umständen werde dft britisch« öfft Mücke Mei nung ein« Teilnahme Großbritannien» an eiiW solchen brutalen Angriffe dulden. »rschetnnngeweise: Jeden Werktag abend» für den folgend. Lag. Be,ug«»«es»r Bei Abholung in der Geschäfftst-ll, monatlich Mk. ttL2S, bei Zustellung ine Hau, monatlich Mk. IS.—, durch di« Post bezogen vierteljährlich Mk. 48.-- mit Iujtelllmgsgrbühr. Alle Postanstalten, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blatte« nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. P-ftschrck-Kente r Amt Seiden «». Ikfttl. Gemeind,. _ 2",sb»n»*»i''okass« Btschos.merd« «wet» Im Fall, höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebe, der Zeitung oder der Besvrderungreimich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise». «vzeigenpret,: Die «gstpaltene Srundzetle lAlm. Masse Ich oder deren Raum 3.— Mk., östlich, Anzeigen LV0 Mk. Im Lezt- teil <Zlm. Moss, 14) S.— Mk. dte Sgstpattrn« Zell«. Bet Wied«. Holungen Nachlaß nach feststehenden Tatzen. - Amtliche Anzeigen dir Sgstpaltene Zeile 6.— Mk. — Mr bestimmte Tage oder Platz wird keine Gewähr geleistet. — Estüllungsost Bischofswerda. Nr. 114. Mittwoch, den 17. Mat 1922. 76. Jahrgang.