Volltext Seite (XML)
aü (uitzer, und er leg)« al» Zeichen des Dcuues einen mit den schwedischen Farben geschmückten Lorbeerkranz an 1^- den Woh- Bestohlene den erheb- ihm das französischen Aktien im Werte von mehreren M'llionc'i gc- Wucher wird in den Zeiten größter Kohlennot von gewissen- funden. Die beiden teilten diesen Scholz in der Absicht, ihn loser Seite immer wieder versucht, die Verbraucher zu übcr- fieberhE, um die durch den Transportarbeiter- en Ausbau verloren gegangene Zeit einzuholen. Italienischen Be- Aus dem Gerichtssaal. * Der Raubzug bei Adolf Hoffmann beschäftigte die Strafkammer des Landgerichts i in Berlin. Wegen Ein bruchsdiebstahls waren der sechsmal wegen Diebstahls vor bestrafte Maschinenarbeiter Oskar Schäfer und der Arbeiter Johann Skrzyczak angeklagt. In der Nacht zum 11. Juli wurde in der Wohnung des Abgeordneten Adolf Hoffmann ein Einbruchsdiebstahl verübt. Herr Hoffmann hatte, wie seden Sonnabend, seine Wohnung verlassen, um sich nach sei nem Landhaus in Fredersdorf, dos bis auf eine ihm zur Verfügung stehende Stube vermietet ist, zu begeben und dort zu verbleiben. Am Montag früh entdeckte die Frau, die zur Ordnung der Wohnung bestimmt war, daß Einbrecher in ter Nacht dort gehaust hatten. Sie waren gewaltsam ein gedrungen, hatten sämtliche verschlossenen Behältnisse mit tels Dietriche geöffnet und alle Kleider der Frau Hoffmann )is auf ein Kostüm, Mäntel, Pelzkragen, zahlreiche Wäsche stücke, noch ungewaschene Wäsche, Bsttlnkcn, Tischtücher, Frottiertücher, Schmucksachen, einen Winterpalctot, einen kommerüberzieher usw. gestohlen. Der Wert der gestohlenen Sachen war ursprünglich von Hoffmann nut 6W0 bei der Versicherungsgesellschaft angemeldet worben, er wurde spä ter auf Veranlassung der Versicherungsgesellschaft auf über 10 000 erhöht und ist in der Zwischenzeit natürlich wesent lich gestiegen. Der Bestohlene gibt den Wert der gestohle nen Sachen auf zirkt 34 000 und den Gesamtwert ein schließlich des Zurückgebliebenen auf 04 Ml an und meinte, wenn es noch eine Weile dauere, würde der Wert vielleicht noch auf IW 000 steigen. Er hat von der Ver sicherungsgesellschaft 10 7W erhalten, von den gestohlenen Sachen hat er nichts wieder gesehen. Auf den Möbeln sind Fingerabdrücke festgestellt worden, die mit denen des Ange klagten Schäfer übereinstimmten. Beide Angeklagten be stritten die Täterschaft. Das Gericht sprach den Angeklagten Skrzyczak frei und vertagte die Verhandlung gegen Schäfer, da es notwendig erschien, den von diesem angebotencn Ali- nbeweis näher zu vrüscn. * Ein französischer Milliovens-chatz war in einer Ver- hcm-dlungvor der Strafkammer des Landgerichts III in Ber lin Gegenstand des Interesses. W-'aen Vergehens gegen das Kapitalfluchtgesetz war der Kaufmann Salomo Natban angc- klagt. Er hätte als Soldat in dem Keller eines zerschossenen französ. Schlosses gemeinschaftlich mit einem Kameraden ein Bündel franz. Aktien im Werte von mehreren Millionen gc- Neues aus aller Wett. — Berliner Erlebnis. Ein ungewöhnlich kostspieliges Abenteuer hatte ein Kaufmann aus der Provinz, der zur Ab wicklung seiner Geschäfte nach Berlin gekommen war. Nach dem er eine Reihe von Wirtschaften besucht und etwas reich lich getrunken hatte, lernte er ein Mädchen kennen, das sich bereit erklärte, ihm Gesellschaft zu leisten. Als er dann am nächsten Morgen aufwachte, war seine Begleiterin ver schwunden. Sie hatte nicht nur seine gesamten Schmuck sachen, sondern auch die Bett- und Tischdecken der Wirtsleute, alles in allem für 225 WO -4l, und endlich noch nungs- und Hausschlüssel mitgenommen. Der glaubt, daß er seinen festen Schlaf nicht allein auf lichen Alkohol zurückführen könne, sondern daß Mädchen mit irgendeinem Mittel betääbt haben muß. — Ein erschütternder Fall aus den Tagen des Eisen- bahncrflreiks wird erst jetzt bekannt. Kurz vor Ausbruch des Streiks war eine Frau aus Erfurt nach Kiel gefahren, um von dort einen Spezialarzt zu ihrem schwerkranken einzigen Kinde zu holen. Da brach der Streik aus und verhinderte die Rückfahrt. Um ihrem Kinde dennoch Rettung zu bringen, mietete die nicht übermäßig mit Glücksgütern gesegnete Frau m ihrer Verzweiflung ein Auto und trat in Begleitung des Arztes trotz der furchtbaren Kälte die weite Reise nach Erfurt an. Hin- und Rückfahrt kosteten zusammen 40 OW Mark. Aber alle Opfer waren umsonst — das Kind war gestorben, als die Mutter nut deni Arzt Erfurt erreichte. — In der Isolicrungszelle verbrannt. Aus A s ch wird gemeldet: Der 43 Jahre alte Gastwirt Braun, der infolge eines im Kriege erhaltenen Kopfschusses wiederholt Spuren geistiger Erkrankung gezeigt hatte, wurde in der Isolierzelle des Städtischen Krankenhauses von Tobsucht befallen. In der Nacht bekam der Kranke einen Tobsuchtsanfall, ohne daff sich jemand um den Grund des Tobens unterrichtete. Mor gens um 0 lihr wurde dann der Grund des Rasens des Tob süchtigen festgestellt. Mit Brandwunden am Körver, halb be kleidet, lag er tot auf dem Boden. Er hatte den Strohsack sei nes B-sttes angezündct und einen gräßlichen Verbrennungs tod erlitten. Es war versäumt worden, ihm bei der Einliefe rung die Zündhölzer abzunehmen. Eine strenge Untersuchung der Angelegenheit wurde eingeleitet. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda. 6. Mürz. Die Frage der Gasverforgimg. In einer nichtöffentlichen Sitzung der stWWchen Kolle gien am Mittwoch, den 1. März, wurde e-ndgülKg die Gas- ernversorgung beschlössen und zwar im Anschluß an die Thüringer Gäsgesellschaft, die ein grohes FernverlovglMgs- werk in Mügeln besitzt. Uber die für unsere StcM und auch die nähere und weitere Umgebung außerordentlich wichtige Frage gibt der nachstehende amtliche Sitzungsbericht näheren Aufschluß: Bericht über die nichtöffentliche gemetufchastsiche Atzung der städtischen Kollegien am 1. März. Zu der für heute abend 6 Uhr anbevcmmten nichtöffent lichen Sitzung hatten sich die Mitglieder der städtischen Kolle gien mit Ausnahme der entschuldigt fehlenden Herren Dr. Strübig, Erich Großmann-Herrmann, Schober und Klahn und auf besondere Einladung die Mitglieder des Betriebs- Aus Sachsen. Dresden, 6. März. Durch unoerankworklichen Kohlcn- Lm Sonntag vormittag fand unter dem Geläut der Glocken ein Festzug von Bugenhagenhaus aus statt. Die Spitze bildeten die studentischen Verbindungen der Universi tät Halle, dann folgten in langer Reihe die Gäste, vor allem die anwesenden Universitätsprofessoren mit dem Rektor und den vier Dekanen der Halleschen Hochschule im Talar und Geistliche des In- und Auslandes. In der Stadtkirche, die im Jahre 1522 Luthers Predigtkirche mar, hatte sich eine unübersehbare Menge zum Festgottesdienst eingefundcn, bei dem Bischof Dr. Gummerus aus Borga in Finnland die Festpredigt über Markus 4, 26 bis 29, hielt. Mit einer stimmungsvollen Weihefeier in der Stadt- kjrche fand der Sonntag seinen Abschluß. Die Weilumede hielt der Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. Johannes Fickert von der Universität Halle. Heute findet in der Aule, des Melanchthon-Gymnasiums die Festsitzung der Luthergesell schaft statt. - später in deutsches Leid'«in^twechseln. Lor einiger Zeit lernte der Angeklagte mm «mnn Hmyffchon ÄournoSfttn ken nen, der ihm den Vorschlag machte, die Wertpapiere durch ein Mitglied einer m«ttanischen Kommission ist» Auslani schaffen zu lasten. Nathan lehnte die» ab, will aber so au den Gedanken gekommen sein, die Papiere in dem besetzten Gebiet an einen Holländer zu verkaufen. Inzwischen hatte der Spanier in der Hoffnung auf eine Belohnung dem Poli zeipräsidium Mitteilung gemacht, und al« Nathan auf dem Schlesischen Bahnhof erschien, um nach Düsseldorf zu fahren, wurde er verhaftet. Die Papiere wurden beschlagnahmt und durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes an Frankreich zurückgegeben, so daß sie wieder in die Hände des rechtmäßi gen Besitzers gelangten. Wegen eines in diesem Tatbestand liegenden Diebstahls bezw. einer Hehlerei an den Papieren trat die militärische Amnestie bei Nathan in Kraft. Dagegen wurde Anklage wegen Vergehens gegen das Kapjtalfluchtge- setz erhoben. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 20 WO Mark, auf die das Gericht auch erkannt«. " ' vorteilen, ruve turzen, .,t u« sch« Braunkohl« ang«bottn und zum Preis« von » für den Zentner frei Dresden abgesetzt worden. E» MW M heraus, daß diese Kohl« au, Hi/fchf«ld« stammt»; htzr vom Reichskohlenverband festgesetzte Preis für 1 Tonn« —-6 Zentner dieser Kohle betrug zur Zeit 122L0 Mark ab Werk. Gegen die Beteiligten ist die Untersuchung oingeleitet worben. Netzschkau. 6. März. Ein Aua auf «in Aula gefahren. Beim Passieren der Station Netzschkau fuhr der Fcuken- steiner Zug auf ein auf dem Übergang bei der oberen Schloßstraße stehendes Auto, dessen Motor versagt hatte, mit voller Geschwindigkeit auf. Das Gerippe des Autos wurde vollständig zertrümmert und etwa 100 Meter west fortge schleift, bis der Zug zum Halten gebracht werden konnte. Die Personen konnten sich nur mit Mühe in Sicherheit bringen. Leipzig, 6. März. Der Besuch der Frühjahrsmesse wird voraussichtlich den der vergangenen beiden Messen erveichen, wenn nicht übertreffen. Am Sonnabend nachmittag waren bereits rund 80 WO meßamtliche Ausweise und zwar solche, die für die ganze Dauer der Messe Geltung haben, ausge- geben. Die Warennachfrage wird allem Anschein nach jo groß sein, daß einige Industrien ihr kaum werden genügen können. Zahlreiche WirtschaftsverbSNde hielten beroits am Sonnabend ihre Sitzungen ab. An der technischen Messe ar beitet man fieberhE, um die durch den Transportarbeiter streik für den Ausbau verloren gegangene Zeit einzuholen. Wie nachträglich gemeldet wird, ist den Italienischen Be suchern auf den schweizerischen Bundesbahnen eine Fahr preisermäßigung von 30 Prozent bewilligt worden. Die Handelskammer hat gewissermaßen vor Eröffnung der'Messe eine Anzahl Vertreter von Handel und Industrie zu einem Empfangsabend im großen Saal der neuen Börse «inge- laden, auf dem Dr. R. Schultze, Privatdozent an der Univer sität Leipzig, einen Vortrag über „HanbÄsgeld oder« Han delswährung" hielt. Leipzig, 6. März. Bon zwei Räubern überfallen »wurde in.der Dienstagnacht ein auf dem Heimweg begriffener 71 Jahre alter Privatmann auf der um diese Zett noch belebten Kochstraße. Der eine riß ihn von hinten zu Boden, drückte ihm die Augen zu, würgte ihn am Halse und versuchte, ihm einen Knebel in den Mund zu zwängen, während ihm der andere die Aktenmappe, die er unter dem Arme trug, entriß. Nachdem der überfallene sich der Räuber einige Minuten er wehrt, auch mehrere Mal« um Hilfe gerufen hotte, schwan den ihm die Sinne. Die Täter wurden versolgt, tonnten aber nicht ergriffen werden. Die SonnenMNgser Ein Roman von der roten Erde von Anny Wothe. Amerikanisch.Copyright 1919 by Anny Wothe-Mahn,Leipzig. (6. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Schwer ließ sich Reimer Waldau in seinen Sessel zurück fallen." „So ist also, wer im Schlosse wohnt, im Dorfe verfemt?" Der Pfarrer nickte. „Ja, Herr Graf. Ich meine indessen, wenn Sie aus Verachtung vor Welt und Menschen die Einsamkeit suchten, kann Sie das nicht weiter beirren." Er saß wieder seinem Gast gegenüber und sah ihn auf merksam an. Graf Waldaus dunkle Brauen zogen sich finster über der Stirn zusammen. „Ich suchte den Frieden", murmelte er, „aber keinen Streit, keine Feindschaft. Ich kam" — er stockte — „hierher, weil mir das alte, romantische Schloß am Heiderand gefiel, dos zufällig zum Verkauf stand. Sie werden mich auslachen, Herr Pfarrer, und mich für einen Phantasten halten, doch als ich das alte Schloß ansah, das ich niemals vorher gesehen, da war cs mir so lieb, als hätte ich cs schon früher einmal gekannt. Selbst die alten, verblichenen Möbel kamen mir bekannt vor." Der Pfarrer blickte den Grafen Reimer durchdring-md an, dann sprach er langsam: „Es gibt eigene Dinge, die unser Innenleben beherr schen und sich nur schwer oder gar nicht ergründen lassen. Ich meine, wenn Ihnen das alte Sckleß lieb ist, sollten Sie sich an dem seltsamen Gebaren der Le'stc niöst stoßen. Wenn Sie aufhörcn werden, hinter verschlossenen Fensterläden ge heimnisvoll zu Hausen, wenn Sic sich ruhig und srci unter den Menschen und in der Nachbarichast bewegen, werden die Leute gewiß bald jh'e Scken von seN-st verlieren mid ein ehen lernen, daß das Erlcnschlaß keine Geister beherbergt. Hch will natürlich als Pfarrer mein Möglichstes tun, um in Ziefer Beziehung Aufklärung bei unseren Bauern zu er- virken." BstEeorO nk baust ltsiacn msisi.d ksug süechck knrnOth Graf Waldau streckte unwillkürlich Wiabert Ruthard die Hand entgegen. Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer. Nicht, - daß ich nun mrchaus Ihren Rat befolgen werde, denn die Menschen haben mir nichts zu geben. Aber ich will wenigstens ver suchen, das Geheimnisvolle, das ganz gegen meinen Willen über mich gekommen ist ,so viel als möglich abzustreifen. Können Sie mir sagen, was sich denn eigentlich Schlimmes im Erlcnschlaß zuqetragcn? Der Zufall, daß mal ein kleiner Junge vom Erlenschloß in den Bach fiel und ertrank, kann »och nicht «Lein die Ursache der Furcht der Rmkeroder sein," Der Pfarrer schüttelte den Kopf und antwortete nach denklich: „Es war lange vor meiner Zeit. Ich bin fetzt fünfzig Jahre alt und ein Rinkcroder Kind. Meine Wiege stand hier. Mein Vater war auch Pfarrer in Rinkcrode. Er er zählte mir, daß vor vielen, vielen Jahren das alte Schloß herzogliches Besitztum gewesen. Selten bewohnt, zog vor nahezu 100 Jahren eine schöne Frau dort ein. Es war die Gemahlin des jungen Erbprinzen, mit der er heimlich ge traut war, weil ihre Uncbcnbürtigkeit die Anerkennung der Ehe verhinderte. Der Erbvrirn kam oft und besuchte seine Gemahlin, bis dann plötzlich die Besuche ganz aushörten. Die Rinkcroder wollten nun jede Nacht Klagen und Weinen den ganzen Erlenbach entlang vernommen haben, das aus dem Schlosse kam. Eines Tages war der fürstliche Hofmar schall gekommen und hatte der jungen Frau eröffnet, daß ihre Ebe auf herzoglichen Befehl gelöst sei, daß man ihr und ihrem Kinde jedoch das Erlenschloß nebst einer auskömm lichen Apanage belassen wollte. Die junge Frau hätte nun gefragt: „Und was sagt der Erbprinz zu diesem Angebot?" Darauf soll der Hofmarschall ihr einen Brief des Erbprinzen überreicht haben, In dem er klipp und klar geschrieben, daß Staatspflichtcn ihn zwängen, sic und das Kind aufzugeben. Da habe die junge Frau einen schrecklichen Fluch ausge stoßen gegen den Erbprinzen und sein ganzes Haus und seit dieser Zeit habe es noch nie wieder in dem herzoglichen Haus eine glückliche Ehe gegeben. In derselben Nacht aber fand man die junge, verlassene Ecmalssin des Erbprinzen mit ihrem Kinde im Erlenbach ertränkt. Sic liegt dort drüben auf unserem kleinen Dorfkirchhof an der Mauer begraben ohne Kreuz und Stein. Meine Tochter Isot und ihre Freundin, die Tochter meines alten ^reundes drüben vom Sonnenhof. legen zuweilen eine Blume dort nieder, sonst ist das Grab vergessen und ver schollen?" Der Graf hatte still dem Bericht des Pfarrers gelauscht „Das ist eine traurige Geschichte," antwortete er, selb sam verwirrt und bewegt. „Ich kenne ähnliche Schicksale," suhr er fast heftig fort, indem er wieder aufsprang und seine Augen funkelten den stillen Pfarrer zornig an. „Was ist dem Mächtigen ein ames Menschenschicksal und Leben? Doch ich habe Sie schon zu lange aufaehalten, Herr Pfarrer, tra gen Sie cs mir nicht nach und denken Sie daran, daß ein Einsamer zu Ihnen kam, der noch nicht gelernt hat, durch die neue Welt, die er sich ausgebaut, zu schreiten." Er streckte dem Pfarrer die schöne, schlanke Hand fast wann entgegen und der Pfarrer hielt diese Männerhand einen Augenblick fest umschlossen. „Mein verehrter Herr Graf", sagte er mit seiner wei chen, dmcklen Stimm«, die wie Glocken klan». Mir müssen allo durch Kreuz und Leiden auf -en rechten Weg, Sie sind noch jung, das gane Leben liegt vor Ihnen, Sie meinen, das Leben hat Ihnen weh getan und Sie müßten nun alles hin ter sich werfen und fern van der Well Ihr junges Dasein ver bringen. Glauben Sie mir, bester Herr Graf, das Leden hat nur etwas zu geben, wenn wir im Kampf mit ihm stehen, unsere Kräfte rühren und sie zu gebrauchen verstehen. Ich spreche nicht nur als Geistlicher zu Ihnen, sondern von Mensch zu Mensch. Ich spreche als einer, dem das Leben auch viel Leid gebracht und der nicht taub und blind an den Schmerzen seiner Mitmenschen vorübergegangen ist. Wenn Sie den Rat eines Mannes annehmen wollen, so entsagen Sie Ihrer Weltflucht, lernen Sie wieder mit Menschen leben und sie ertragen, dann wird das, was Ihnen dasSchicksal ge tan, sich mit der Zeit für Sie zu einer Kraft wandeln, die Sie innerlich stark und gefeit macht gegen die kleinlichen Schmer zen des Lebens." Der Graf schüttelte traurig das Haupt. „Sie meinen es gut, Herr Pfarrer, und ich -danke Ihnen herzlich. Die Menschen haben mir nichts zu geben und sie sollen mir auch nichts geben. Es liegt nicht in meiner Ab sicht, hier irgendeinen Verkehr anzuknüpfen. Wenn Sie er reichen können, daß man das Erlenschloß und mich nicht mit offener Feindseligkeit behandelt, sind alle meine Wünsche er füllt." Er stockte, und nochmals des Pfarrers Hand ergreifend, fuhr er fort: „Zum Abschied, Herr Pfarrer, möchte ich Sie fragen, darf ich, wenn ich wieder Ihren Rat gebrauche, wenn es mich zu irgend einer Aussprache drängt, zu Ihnen kommen, auch wenn ich Ihnen keinen nachbarschaftlichen Besuch mache und mich sonst ans keinen gesellschaftlichen Fuß stelle?" Eine leichte Röte glitt über Wigbert Ruthards Gesicht. Einen Augenblick dachte er: „Er dünkt sich zu vornehm für unser schlichtes Haus." Dann hob der Pfarrer seinen schnullen Kopf mit der Hohen Stirn noch stolzer empor und seine großen, braunen Augen fest aus seinen Gast gerichtet, entgegnete er: - „Das Pfarrhaus zu Rinkerode hat fest mehr als hundert Jahren immer offen gestanden, wenn einer des Trostes be durfte. Die Türen sind weit geöffnet, Herr Graf, so es Sie drängt Zwiesprache zu pflegen über Dinge, die meinen Rot und Hilfe erfordern. Eine gesellschaftliche Verpflichtung schließt das nicht ein." Wie in leisem Spott klang jetzt di« Stimme des Pfar rers oder war es Bitterkeit? „Gesellschaftliche Verpflichtungen gibt es hier kaum, das einzige Gut, das Rinkerode beherrscht, ist der Sonnenhof und die Familie, von Rinkerode hat keinen Verkehr al« in unserem bescheidenen Pfarrhaus. Sie können also der Nach- barschaft wegen ganz außer Sorge sein, Herr Graf. Es wird Ihren Besuch niemand erwarten und darum auch nicht ver- mrssen. " «Fortsetzung folgt.)