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Misere ^eünat L»onntags-Aerlago zmn KüchchchonLrzäHLr M Ah 4 Die letzten Mönche vom Oybin. itinc Gcfchjchlk aus i>em sechzehnten Jahrbunderr von Johannes Renatus. Ehremnitglied der Oberlausitzer Gesellschaft d. Wisscnjchaficn. (22 Forrsetzung) (Nachdruck verboten.) Darob erzürnte Ferdinand dennaßen, daß er unterm August selben Jahres auch an Zittau die Ladung ergehen ließ: Es sollten sich die gesamten Räte und zehn Geschwo rene in Prag einfinden, zur Rechenschaft. Da gabs denn große Trübsal bei den Bürgern. Unter Führung Konrads von Nesen und Dornspachs langten die Befohlenen, unter ihnen Schönlein, am 30. August in Prag an. Wie sehr auch der Landvogt Berka von Duba sich hier für die Städter verwendete, wie kräftig er gegen Feindlich gesinnte auch austrat — die Entscheidung ihres Schicksals brachte strenge Haft in der Harnischkammer. Nach einiger Zeit wurde Nesen, wohl um seines Adels willen, wieder entlassen; inglcichen folgte Nikolaus von Dornspach ihm bald nach. Die übrigen Zittauer verblieben bis auf weite res noch in Haft. Die Stadt aber mußte 20 000 Gülden Buße zahlen. Das wäre wohl leicht zu verwinden gewesen, denn die Stadt war durch emsige ehrliche Arbeit reich und darob vom Lausitzer Adel oft feindlich beneidet worden. Christine erkrankte vor Sorge um den in der Haft siech gewordenen Bruder. Im folgenden Jahre brach ihr das Herz; Gertrude allein drückte -ihr voll Kummer die Augen zu. Und als der Vater blaß uird elend endlich zurückkam, jammerte ihn des Verlustes also, daß er sich im Jahre 1549 hinlegte und seiner Gattin und der Schwester nackiclgte. Sein letztes Wort an die alleinstehende geliebte Tochter war: „Trudchen, mein liebes Trudchen, fürchte dich nicht! Derselbe Heiland, der dir ins Herz gezogen, hat auch das meinige ergriffen. Das danke ich dir, der Christine und — dem Markus. So du ihn dereinst wiedersehen solltest Sage ihm, ich hätt' segnend und dankbar seiner gedacht." Das zog mitten durch der Verwaisten Schmerz wie ein Lichtstrahl des Heilandes. Ihre Augen erglänzten vor Freude ob der Sinneswandlung des Vaters und des Man ries, der ja auch geschrieben hatte: „Wenn anders Gott cs zuläßt, hoffe ich auf ein froh Wiedersehen." Sie beugte sich nieder und küßte weinend den Vater auf die Stirn. Unter Küssen der Verlassenen war er selig entschlafen. — Es wurde vieles anders. Der Landvogt erhielt von Ferdinand Verweis über Verweis ob mancher Bedrückung der Dörfler, so sich darum an den König gewendet. Er ward des Amtes müde und gab es ab. Die Stadt erhielt im nämlichen Jahre manch eine schöne Besitzung wieder zu rück, auch das in jenem „Pönfalle" entzogene wichtige Recht zur Anstellung von Geistlichen. Manche Besitzwunde fing an zu heilen; Gertrudes Herzenswunde blutete fort. Da, wo hinter dem Oybiner Klosterkretscham der Erdboden sanft emporsteigt, ließ sie sich ein Nein und sauber Häuschen kauen; im Jahre 1550 bezog sie es. Don da aus sieht man' die schöne Klosterkirche; dort hinauf schaute sie alle Tage, uird wenn abends der Mond hell ins Tal schien und sie des monübeglänsten Gemäuers wahnrahm, war es ihr, als ob eirre schöire Mannesstimme darinnen erklänge, die ein Lied sänge zu Ehren der Maria. In ihrer Verlassenheit war der bejahrte Gottschalk, der Freund ihres Vaters, der einzige, bei dem sie Trost suchte und fand. Gottschalk spendete ihn gütig wie ein Vater und nicht zürnend ob Gertrudes und ihres Vaters Glaubens wandlung. Sonst aber verließ sie ihr Haus nur, um zu spenden, wo Not war, wo Müttern und Kindern Pflege fehlte in den umliegenden Dörfenr. Nur zweimal erhielt sie Besuch in ihrer Einsamkeit. Ihr Detter Veit kam und wollte das Marienbild des Klo sters wiederhaben. Der Amtmann Sigismund von Döb- schütz gab es ihm ohne weiteres. Dessen Seele war zurzeit weich -gestimmt: er hatte tags zuvor seinen alten Bracher Peter auf dem Klosterfriedhof begraben, allwo noch heute der große Grabstein mit dem Manne in Ritterrüstung zu sehen ist. Ms der Detter das Bild herabgetragen und sah, wie sein trauerrch Büschen innig Werlangen danach trug, jam merte ihn der Verlassenen; er schenkte ihr das Bild mitsamt dem Rahmen. Der andere Besuch war der Kloster- und Burgschreiber Wünsch. Der zog sein schönstes Kleid an, ging hinab zu Gertruden und begehrte ihre Hand. Die schlug sie ihm ab und Wünsch ging erbost und in seiner Eitelkeit gekränkt wieder hinauf in seine Schreibstube. Hier gab's viel zu schaffen. Der Kaffer löste Schloß und Stift aus und zahlte an Berka von Duba die Pfandfumme zurück. Die Oberverwaltung übertrug er danach dem kai serlichen Hauptmanne Jakob von Hag. Der setzte die alten Befestigungen in Stand und machte aus dem Kloster wieder eine Burg. Diel Schreiberei hing hiemit zusammen; auch galt cs, als am 4. Jänner 1552 der Amtmann von Döbschütz seinem Bruder nachgefolgt, vor dem von Hag Rechenschaft abzulegen. Das war nicht so leicht, denn Wünsch hatte manch ein Sümmchen unterschlagen und ging derhalb daran, durch Fälschung der Ziffern alles auf den alten Amtmann zu schieben, was in der Rechnung nickt ge heuer war. Darüber vergaß Wünsch einstweilen, daß er von Gertruden so kurzweg einen Korb gekriegt. Erst später war er nachdrücklichst daran erinnert. Während er so in seiner Klause im Amtshause auf'm Oybin saß, Blätter aus den Büchern schnitt, und Zahlen ra dierte, wanderte Simon auf Zittau zu, um sodann eines Auftrages gemäß im nahen Grottau Auszüge aus Kirch«»-