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Der Wohnung entfernt werden. Der Mietzins wird unter Aufsicht des Mieterausschusses vom Dorstand auf Grund der reinen wirklichen Sachkosten nach gesetzt. Dorschrist festge setzt. Die Genossenschaften dienen auch der Bodenentschul dung und der Bodenwertsenkung. Die Befreiung des Wohnbodens von der Spekulation fördert Flachbau und Eigenbesitz. Darauf sprach Dr. Fischer-Frankfurt a. M. über gemeinwirtschaftlicheWohnungspolitik. Er betonte, daß eine genieiriwirtschaftliche Wohnungspolitik notwendig sei angesichts der Zersplitterung und Uberwuchc- rung in der Gesetzgebung im Wohuungs- und Siedlungs- wesen. Bei den unübersehbaren und sich widersprechenden Forderungen forderte der Redner ein Grundgesetz, das die ganze Materie nach einheitlichem Grundsatz regelt. Die Be- hördenorganisation hemme die Durchführung der Sied- kungspolikik. Daher sei eine gemeinwirtschaftliche Organi sation auf genossenschaftlicher Grundlage nötig. Das Grundbesitzrecht müsse beschränkt werdeir. — Darauf sprach Rechtsanwalt Groß über Reichsmieten und Mie te r s ch u tz g e s e tz. Er befaßte sich hauptsächlich mit der Aufbringung der Mittel und forderte vor allem Festhaltung des Fricdenswertes der Grundstücke für die Verzinsung des Kapitals und Aufhebung des freien Kündigungsrechts des Vermieters. — Rechtsanwalt Dr. Unger-Berlin sprach über Ausgestaltung des Mieterschutz- und Bodenrechtes und forderte, daß der Abschluß jeglichen Rechtsverhältnisses an die Genehmigung einer Behörde ge bunden werde. In Sachsen ist dies bekanntlich teilweise schon der Fall, denn der Verkauf von privaten Grundstücken muß seit einiger Zeit genehmigt werden. An die Vorträge schloß sich eine Reihe von Ausspra chen an. Die Not der Klein- und Mittelrentner. Der Deutsche Rentnerbund hat an den Reichstag eine Denkschrift und einen Antrag gesandt. Der Druckschrift ist folgendes zu entnehmen: 1. Wird vom Reichstag anerkannt, daß die kleinen, jetzt arbeitsunfähigen Rentner in einen ganz besanbieren Tiefstand des wirtschaftlichen Daseins geraten sind? 2. Ist dem Reichstag insbesondere bekannt, daß die ser Tiefstand bei einer großen Zahl der Rentner einen Grad erreicht hat, daß Hunger und Kälte sie dem Siech tum und dem Hungertode entgogengetrieben haben, und in immer verstärktem Maße entgegentreiben? Andern falls ist der Bundesvorstand in der traurigen Lage, dieses Herabsinken und Schwinden der ärmeren Rentner be stätigen zu müssen. 3. Hält es der Reichstag beziehungsweise die Mehr zahl seiner Mitglieder trotzdem nicht für nötig, zu verhin dern, daß Tausende, ja Hunderttausende von Mitbürgern des Deutschen Reiches, daß ein ganzer Stand ehrenwer ter Menschen, die ihr Leben lang für das Reich gearbeitet und es unterstützt haben, jetzt aber vermögens- und er werbslos sind, vom Erdboden weggefegt werden? -1. Warum unterstützt das Reich alle anderen Stände, warum allein die schuld- und hilflosen Rentner nicht? Sind diese Rentner Verbrecher, über die vom Reicks zu Gericht gesessen wird? Der Bundesvorstand beantragt namens der jetzt 100 000 Mitglieder des Deutschen Rentnerbundes: Der Reichstag wolle baldigst beschließen, folgendem Gesetzent wurf die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen: „Uni die entsetzliche Lage der Kapitalrentner zu heben und deren große Not zu lindern, ist ein Reichshilfsfonds zu schaffen, aus dem allen diesen Rentnern, die — Männer über 60, Frauen über 60 Jahre — alt oder erwerbsunfähig oder dauernd behindert sind, ihren Lebensunterhalt durch Er werb zu bestreiten, folgende jährliche Zuschüsse zu gewäh ren sind: Bei einem Einkommen bis zu lOOO -4l 150 Prozent dieses Einkommens 2l)00 .41 125 3000 -R 160 -1000 .Ü «5 5000 .tt 70 6000 .1t 50 Bei Ehepaaren soll sich das durch die Zuschüsse geschaffene Gesamteinkommen um 25 Prozent erhöhen. An» Sachse«. Leipzig. 6. September. Die Ngeabewirtsihastung bev städtischen Güter hat im Rechnungsjahre 1919/20 einen Zu schuß von 13255 ^t erfordert. Überschüsse brachten die Gü ter Thonberg und Sommerfeld, ersteres 42 033 letzteres 43 612 Dagegen brauchte das Klostergut Connewitz einen Zuschuß von 44 856 und das Dorwerk Meusdorf einen solchen von 54056 .4t. Chemnitz. 3. September. Der Übergang des hiesigen Schlachthofes an die Stadt steht in Aussicht. Schon seit dem Jahre 1907 wurde aus der Mitte des Stadtverordnetenkolle giums gelegentlich der Haushaltplanberatungen regelmäßig die Anregung gegeben, den von der Fleischerinnung erbau ten und betriebenen Schlacht- und Viehhof in städtischen Be sitz überzuleiten. In der Stadtverordnetensitzung am 30. April 1919 wurde diese Anregung zum Beschluß erhoben. Die Fleifcherinnung zeigte sich einem Verkaufe nicht abge neigt, da die damals noch bestehende Zwangswirtschaft für Fleisch und der geringe Viehauftrieb auf die wirtschaftliche Lage des Schlachthofes wenig günstig einwirkten. Durch Verhandlungen wurde schließlich eine beide Teile befriedi gende Lösung aller noch schwebeirden Fragen erzielt und darauf dem Rate der Ankauf des Schlacht- und Diehhofes zu den vereinbarten Bedingungen, insbesondere zu einem Kaufpreise von 5 450 000 -st, vorgeschlagen. Der Rat hat dem Ankauf zugcstimmt, während die Angelegenheit die Stadtverordneten in ihrer Sitzung vom 15. September be schäftigen wird. Im Falle ihrer Zustimmung wird Las Un ternehmen am 1. Oktober d. I. in städtischen Besitz über gehen. Damit würde ein seit langem von einem großen Teil der Bevölkerung gehegter Wunsch in Erfüllung gehen und die Zahl der städtischen Betriebe um ein großes wert volles Unternehmen vermehrt werden. Ein Brief aus Chile. Herr Pfarrer Steidtmann, der frühere Pfarrer von Hauswalde, der im Frühjahr 1914 nach Chile 'auswanderte, sendet uns von dort nachstehendes Schreiben. Dich, mein stilles Tal. grüß' ich kausendmal! Dich mein Rödertal mit deinem so wenig stillen fluten den Leben, mit deinen unermüdlich schaffenden Bauern, mit deinen klappernden Webstühlen, aber auch mit Leinen drei dich betreuenden schmucken Gotteshäusern und mit deinem Hauswalder Pfarrhause grüß ich 1000 mal: vor allem aber die treudeutschen Herzen, die dort schlagen, im trauten Schul hause, bei Hartmanns, bei Fichtes, bei Nitzsches und wie sie alle heißen, in der Luxenburg, auf dem Luisen- und Kronen berge und im Weiberdorfe! Euch alle grüß ich hier aus wei ter, weiter Ferne, von meiner lieben Seegemeinde aus, die sich rings um den Llanguihuesee erstreckt, der ja groß und noch viel schöner gelegen ist als der Bodensee, 1000 mal. Mit Wehmut denke ich deiner, mein Rödertal, und dessen, was heute nicht mehr ist, des Wahrzeichens von Haus walde, der vom Sturme zerspaltenen alten Kastanie, unter der wir so oft fröhlich beisammengesessen und schöne Festes gefeiert, besonders aber der vom Kriegssturme zerrissenem Familien und der durch die Revolution vernichteten deut schen Einheit. Mögen die Luthereiche und die Bismarck eiche auf dem alten Gottesacker, vor allem aber die für Weib und Kind, für Heimat und Herd, für Kaiser und Reich ge fallenen Helden das jetzige Geschlecht mahnen, wieder deutsch zu werden. Ich Lenke heute Eurer und will Euch erzählen von einem wirklich stillen Tal, das weit ab vom Weltverkehr en ultimo rinoo ckol munäa, d. h. im äußersten Winkel der Welt am Fuße der südamerikauischen Anden gelegen ist. Da liegt es tief eingebettet zwischen steilanstcigenden waldbestandenen Bergwänden. Auf der einen Seite tritt das Meer bei Flut weit herein ins Tal, auf der andern Seite ist es beherrscht von dem gewaltigen, durch die letzten Ausbrüche wild zerklüfteten Vulkan Calbuco, der mit seinem von ewigem Schnee bedeckten rauchenden Gipfel die Talbe wohner gemahnt an ihre Ohnmacht und des Herrgotts All macht. Wenn man eine der Bergwände erklimmt — und wie oft habe ich das, Weib und Kinder an der Hand, getan — bietet sich dem Auge ein entzückender Blick. Auf der einen Seite der unheimlich dräuende Vulkan Calbuco und im Hin tergründe der wunderbar symctrischs Schneekegel des Vul kans Osorno, auf der andern Seite das unendliche blaue Meer mit seinen vielen Inseln, zwischen denen 1917 die „Finto" hindurch nach der Heimat gesegelt ist, und dazwi schen geteilt durch die sich Hindu rchfchlängPnde blaugraue schäumende Chamiza, du, mein stilles Tal, mit deinen saftig grünen Wiesen und deinen wohlangebautcn Kartoffel- und wogenden Weizenfeldern, mit deinen sauberen Gehöften und schmucken Gärten, mit deinem von deutschen Eichen und Linden beschatteten Kirchlein, dessen Glöcklein hier nicht ver gebens zum Gottesdienste ruft. Da kommen sie zu Pferd und zu Fuß aus Len stundenlang sich erstreckenden Tale und bald ist das Kirchlein gefüllt von Männern, Frauen und Jugend. Wer das Wort Ernst Moritz Arndt's noch gelten läßt: „Der ist ein Mann, der beten, glauben, hoffen, lieben kann, inbrüstngi, wahr uird frei", der findet hier noch deut sche Männer gemig! Und wenn es heißt, daß die Schönheit der Umgebung auf die Bewohner und ihr Gemüt abfärbt, hier hat man die Bestätigung; hier kann man noch blonde blauäugige deutsck>e Edclmenschen sehen, an denen ein Rem brandt seine Freude haben würde. Wie in Hausmalde, so liegt auch hier um dos Kirchlein herum der Gottesacker, wo die ruhen, die vor 60 Jahren hier im Urwald begonnen mit der Art in der deutschen Faust. Wenn sie das heute in einen blüheichen Gottesgarten verwandelte Tal sehen könn ten! Und neben der Kirche steht die schmucke deutsche Schule, ebenso wie die Kapelle von den deutschen Bauern eigenhän dig ohne fremde Hilfe erbaut. Hier haben wir nach schwe ren rauhen Sturmeszeiten unser Deutschland wiederge sunden und ein reich gesegnetes Wirkungsfeld dazu. Als wir mitten im Winter nach einer dreistündigen Och- senkarretensahrt über Berg und Tal auf grundlosen Wegen endlich in finsterer Nacht am Ziels anlangten, La klang uns schon, als wir noch frierend und in banger Erwartung mit unseren vier Kindern im Wagen hockten, ein so herzliches z fröhliches Willkommen entgegen, Laß es uns ordentlich fwarm wurde, und als wir dann eintraten, La fühlten wir ! gleich: „Hier ist gut sein, hier wohnen deutsche Christen! Der jThorwaldsensche Christus breitet segnend seine Hände aus über denen, die da kommen und gehen, von Len Wänden j grüßen die Helden von 70 und aus dem Weltkriege und die treuen Gesichter derer, die einst das Haus errichtet, und manch' ein guter Spruch! In der Ecke am Fenster steht das Harmonium, nicht bloß zur Zierde, sondern als hochgeschätz ter Hausfreund, auf dem der junge Hausherr an Winter- ; abenden die alten lieben deutschen Lieder begleitet, im Som mer tut's die Geige oder der Qustschbeutel auf der Earten- i veranda. Der junge Gutsbesitzer versteht nicht bloß, sein ; Feld zu bestellen, seine Vieh- und Milchwirtschaft in ! Schwung zu erhalten, er versteht sich auch auf die Kunst! »Auf die Mahlerei; er mahlt für sich und andere in seiner ! Mühle schönes weißes Mehl; aber nicht weniger hält er's mit der lieben Frau Musical Jeden Sonntag, wenn in der i Stadt Puerto Montt evangelischer Gottesdienst ist, reitet !er, ganz gleich, ob's wettert und stürmt oder bei Hochflut das Meer dem Gaule bis zum Sattel steigt, zur Stadt und spielt dis Orgel. So was ist noch deutscher Idealismus. Und seine wackere Schwester hat, als nicht gleich eine deutsche Lehr kraft zu haben war, ohne erst ein Seminar besucht oder Me- thodrik und Psychologie gehört zu haben,Schule gehalten und nicht bloß unterrichtet, sondern einen wunderbaren erzieheri schen Einfluß auf die ihr anvsrtrauten Kinder ausgeübt; und mit welcher Liebe hängen die Kinder an ihrer Tante Minna! Und, was ich hier gesagt, das gilt nicht bloß von dem einen Hause an der Chamiza, sondern von anderen auch! Wieviel Herzensgüte da zu finden ist, das geht auch daraus hervor, Laß so manche Familie nicht nur für die eigenen Kinder sorgt, sondern von der Insel Chilos und das Maullin, wo deutsche Familien weit verstreut im Urwald wohnen, deutsche Kinder aufnimmt, zwei, vier, ja sechs, für ganz we nig Geld, damit sie die deutsche Schule besuchen können. Daß in der Chamizaer deutschen Schule der Unterricht wie im alten Deutschland mit Lied und Gebet beginnt und schließt, und Laß der Religionsunterricht an erster Stells steht, ist selbstverständlich. Schule und Elternhaus sind hier, Gott Lob, noch nicht angekränkelt von jenen zersetzenden undeutschen Einlüssen, die die Mehrheit des deutschen Volkes zu verächtlichen Kreaturen volksfremder Verführer gemacht haben. Eine Lust war es, diese frische unverdorbene Schul jugend zu unterrichten; die Kinder hatten wirklich Lust und Liebe und lernten spicleird. Hausaufgaben brauchten nur wenig gegeben zu werdeir und Zucht zu halten war nicht schwer, Eltern und Pflegeeltern halfen ja wacker mit. Manchmal habe ich zu meinem Frauchen gesagt: „Mit die sen Jungens getraute ich mir, bei einer Revolution den Re bellen den Eintritt ins Tal zu verwehren; da konnte man sich auf jeden einzelnen verlassen. Und handfeste, gewandte, tapfere Jungens waren es. Je milder der Gaul, desto bes ser. Auf ungcsattelten Pferden tummelten sie sich, daß es eine Freude war, zuzuschauen. Da waren auf dem Schul wege zwei Jungen mit den Köpfen zusammengerannt. Der Zusammenprall war so heftig gewesen, daß dem einen dis i Oberlippe gründlich auscinandcrgeplatzt war und nun blu tend herabhing. Aber wie ein kleiner Held, ohne mit der Winrper zu zucken, hat sich der Helmut von meinem Frau chen mit Nähnadel und Leide seine Lippe mit einer ganzen Anzahl Stichen zusammenflicken und dann später die Fäden ziehen lassen. 's Der Unterricht nach Inhalt und Form würde wohl jkaum den Beifall des heutigen Herrn Kultusminister ge- 'fundcn haben: aber darmm ist's uns hier draußen auch nicht !zu tum An der Hand geschichtlicher Tatsachen wurde den 'Kindern gezeigt, wo die Feinde unseres Volkes sitzen, wer .dem tapferen deutschen Heere in den Rücken gefallen, wer kaus dem Zusammenbruch sein Profitchen zieht. Auf der an- ' deren Seite wurden die Augen der Kinder auf die Wärmer gelenkt, die den Geist christlichen Pflichtbewuhtseins, kraft ¬ voller Verantwortungsfreudigkeit, wirklicher Volks- und Vaterlandsliebe bewiesen haben: einen Hindenburg und Lu dendorff, einen Mackensen und Litzmann und wie sie alle heißen die herrlichen Männer, deren sich der größte Teil der heutigen Bewohner Deutschlands als unwert erweist. Ach, es waren oft recht ernste Stunden, wenn den Kindern gesagt werden mußte, daß wir heute nicht mehr singen können: „Fest steht und treu die Wacht am Rhein" und „O Deutsch land hoch in Ehren", daß die Wacht am Rhein von den eigenen Volksgenossen entwaffnet worden und Deutschland tief in Schande ist. Auf bleibet treu und haltet aus, ob Lug und Trug auch schnauben. Der Alte droben hält noch Haus und schützt den alten Glauben, den Glauben, daß die Welt vergeht, wenn Männertreue wankt, den Glauben, daß wie Rauch verweht, was um die Lüge rankt. Vor allem eins, mein Kind, sei treu und wahr, laß nie die Lüge deinen Mund entweihn, üb' immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab! Die nur unter euch werden einmal deutsche Männer, die beten können und Gott dem Herrn vertrauen! Gott ist mit uns, und wenn wir ganz allein gegen eine Welt von Fein den stehen, wenn wir nur mit Ihm sind. Er hat's uns be wiesen, als er mit uns Deutschen war, solange mir den uns von Ihm gegebenen herrlichen Heerführern folgten! Das soll eure Losung sein im Leben: „Gott unsere Seele, unse rem deutschen Volkstum unser Herz, unserer schönen Heimat Chile unsere Kraft, allem Niedrigen, Gemeinen und Ver logenen unsere Faust! Laßt euch nicht vom Internationa lismus locken und euch unzufrieden machen, laßt euch nicht betören von Phrasen, bleibt nüchtern und kämpft den gu ten Kampf, der euch von Gott verordnet ist. Und aus dem Herzen heraus klang's dann zum Schluß hinaus ins stille Tal: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen, er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat be troffen!" Es waren nicht immer sonnige Tage im stillen Tal: tagelang goß es in Strömen, und der scharfe kalte Südwind ließ uns oft um die einzige Wärmequelle, um den Küchen ofen zusammenhocken. Aber das war auch ganz gemütlich, „dann setzen mer uns em uf de Ufenbank, zündeten's Pfeifel an, ward de Zeit yet lang!" Doch auch Krankheilszeiten kargem Als wir eines Abends zusammen mit Tante Marianne zu Fuß aus Puerto Montt wieder eingetricben waren — mein Frauchen hatte sich dort einen Zahn ziehen lassen, der so fest gesessen hatte, daß der Arzt sagte, sie solle sich das nächste Mal aus der Chamiza ein Joch Ochsen zürn Ziehenhelfen mitbringen — konnte sie nach einer schlaflosen schmerzensreichen Nacht nicht mehr aufstchen. Gesicht, Kopf, Hals völlig verschwollen, nicht die Möglichkeit, den Mund aufzubekommen und sestwas zu sich zu nehmen, dabei Fieber; und das acht Tage lang. Der Arzt mar nicht zu erreichen, da die Chamiza hoch ange- schwollen war und weder die Fähre noch ein Kanoe — Ein baum — fahren konnte. Doch schon am ersten Mittag kam Mutter Klein aus der Nachbarschaft und fragte, wer meine Frau pflegte. Ich antwortete, das besorge ich selbst und meins Frau müsse unbedingt Ruhe haben. Aber schon nach ein paar Stunden erschien sie wieder, schob mich einfach bei seite, sagte, sie müsse einmal nachsclum, eine Mannsperson verstünde nicht genug vom Pflegen und übernahm selbst die schwere Pflege und die Wirtschaft dazu, bis endlich nach einer Woche voll banger Sorge Besserung eintrat, lbnd als ich meinen Garten bestellen wollte, da kamen auch gleich die lieben Nachbarn, fuhren Kuhmist an, brachten Pflug und Ochsen mit und demonstrierten mir ack nenlos, wie man an der Chamiza Kartoffeln steckt. Und Las ist gar nicht so ein fach uird will verstanden sein! Ein anderer guter Nachbar weihte mich in die Anfangsgründe der Tischlerei ein; dank ihm habe ich hier am See meine ganze Wohnungseinrich tung mit eigener Hand Herstellen können. Die Hauptsache aber: in Liefern stillen Tal habe ich den Glauben an das deutsche Volk wiedergefunden, der mir in den November tagen wn 1918 in die Brüche gegangen war. Ja es gibt noch echte trvue deutsche Seelen, selbst am äußersten Ende der Welt. Mit herzlichen Grüßen an alle lieben Freunde, Be? kannte und Derwcuttite D, Karl Steidtmann.