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prrMMLrM-r —" " dcrgebccrtd--. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der > Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Hauptblatt und gelesensteZeitungimAmtsgerichts- dezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. «rfcheinnng-welfe: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. «„«geweets: Drt Abholung tn der Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk 4.—, durch Poft bezogen viertettährlich Mk. 11.25 ohne Zustellungsgebühr. «le Postanstaltrn, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. — Gemeinde» verbandogirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrich» tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis: Die «gespaltene Grundzeile (Zlm. Masse 14) oder deren Raum 120 Pfg., örtliche Anzeigen 80 Pfg Im Text teil (Zlm. Mosse 14) 250 Pfg., die «gespaltene Zeile. Bei Wieder- Holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzügen die »gespaltene geile 150 Pfg. — Für bestimmt« Tage oder Platz« wird kein Gewähr geleistet — Erfüllungsort Bischofswerda. Mittwoch, den 7. September l92l. 75. Jahrgang französischen Ein Gesetz, das den einzelnen im politischen Kampf schützt, wird namentlich vom gutgesinnten Bürgertum be- .grüßt werden, das bisher unter dem Terror zu leiden hatten Und der Schutz eines Gesetzes muß doch für alle gelten, auch für das nationale Bürgertum. Es ist richtig, Laß unsere Sit- mit der Sozialdemokratie und den Demokraten gemacht wurde? Nein, sie war ein leuchtendes Zeichen des deutschen guten Willens und hat viel zur Entspannung der Weltlage beigetragen. Ms der Krieg hereinbrach, wo war da im deut schen Volke einer, der — als alles ausstand, Heimat und Herd zu verteidigen — den Mrenden Gewalten in den Arm gefallen wäre? Heute aber, wo wir mit dem Gedanken der demokratischen Selbstbestimmung Einfluß auf das Weltge wissen zu gewinnen anfangen, da erheben sich in Deutsch land reaktionäre Kreise, die gerade diese Demokratie vernich- Die neue Kanzlerrede. Wie bereits gestern berichtet, hielt der Reichskanzler Dr. . -.-.-.I ————SS» nen? Nein, wir haben am 10. Mai diese Politik begonnen^ und es soll mir niemand nachsagen, daß ich einenAugen- ülick inkonsequent gewesen wäre; solange ich Reichs kanzler big und an dieser Stelle stehe, werde ich dies« Weg« gehen. Ich werde alle Extreme abwehren, auch, wenn es sein muß, mit allen Mitteln unserer staab- lichen Macht, über die wir noch verfügen. Wer an die Ge walt appelliert, der verletzt das neue, das friedliche, da» demokratische Deutschland. (Stürmischer Beifall.) Berlin, 6. September. (Drahtb.) Wie das „B. T." aus parlamentarischen Kreisen erfährt, sind bereits Vorarbei ten im Gange zur Schaffung einer Novelle zum Strafgesetz buch, die sich mit dem Schutze parlamentarisch und politisch tätiger Persönlichkeiten befaßt. Auch Admiral Scheer darf nicht sprechen. Wie schon den Generalen v. Lettow-Dorbeck und Wrisberg Las öffentliche Reden über rein militärische Vor gänge verboten worden ist, so hat jetzt auch, nach einer Be- kamstmachung der Konstanzer Zeitung vom 1. September d. I., der Reichsminister des Innern im Interesse der öffent lichen Ruhe und Ordnung einen Vortrag des Admirals a. D. Scheer über die Seeschlacht von Skagerrak gemäß 8 4 der Ausnahmeverordnung des Reichspräsidenten verboten« Das Verbot ist ergangen, nachdem die freien Gewerkschaften und die Arbeiterorganisationen von Konstanz angekündigt hatten, daß sie den Vortrag des Admirals Scheer, wenn nötig, unter Anwendung aller Mittel verhindern würden^ Berlin, 6. September. Während die Regierung auf der Jagd nach den vermeintlichen Feinden der Republik ist, übersieht sie, was sich von Stund« zu Stunde an neuen Ge waltakten im unmittelbaren Bannkreis Groß-Berlins zu trägt. Nachstehend einige Proben: Verbote auch gegen Nnks. Berlin, 5. September. Außer der kommunistischen Zei tung in Halle, der „Tribüne", ist das kommunisttsche Blatt „Der Kommunist" in Frankfurt verboten worden. Was sich die Kommunisten in Berlin erlauben. Während die Kommunisten am Sonntag im Lustgao» ten demonstrierten, nahm man einen StraßenhSnd- ler namens Sabbat, trotzdem er stärksten Widerstand lei stete, fest, well er di« stratzenpolizeilichen Vorschriften über schritten hatte, und brachte ihn zur Dache, Unmittelbar dßp Wirth bei der Kundgebung der Zentrumspartei anläßlich! sich werde mich dafür cinsetzen, daß es bald kommt, damit die tätigkeiten, Bcraubunaen von Frauen und Plünderungen der Ermordung Erzbergers in der Stadthalle in Berlin eine Ehre der Mitmenschen und desjenigen, der im politischen Le-. Gästen endeten zeigen, wohin wir treiben Wenn auch Rede. Uber diese Rede liegen zwei verschiedene Berichte den steht, genau so gewahrt wird, wie in anderen Ländern,' H^r Dr. Wirth keine Zeit gefunden hat in seiner Rede sei- vor. In dem ersten Bericht, Ler von einem neutralen Korre- beispielsweise England. Welcher anständige Mensch wollte ^em Bedauern und seiner Entrüstung Ausdruck zu verleihen, spondenzbureau stammt und bereits gestern größtenteils in, sonst noch in die Politik gehen und seinen und seiner Kinder daß unbescholtene Bürger in dem ihm anvertrauten Reiche der Presse Verbreitung fand, waren eine Anzahl Außerun-s >...— ... — ......... gertums verletzen mußte, richt des amtlichen Wolffschen Bureaus sind bemerkenswer ter Weise alle Maßlosigkeiten des ersten Berichts gemildert oder weggelassen. Der „B. L.-A.", der auf Liese Tatsache hinweist, nimmt an, daß Herr Dr. Wirth das Stenogramm seiner Rede selbst korrigiert hat oder der zuständige Minister oder sonst ein höherer Beamter sie nachgeprüst hat. Es wäre zu wünschen, daß die Öffentlichkeit darüber unterrichtet wird, welches der wahre Wortlaut und Sinn der gestrigen Rede des ersten Beamten der deutschen Repu blik gewesen ist. Nachstehend veröffentlichen wir den Bericht über die Rede nach der amtlichen Darstellung: Einleitend erinnerte der Reichskanzler an Len Mord von Serajewo und fuhr dann fort: Sollen wir wieder — wie »ach dem Schuh von Serajewo, außenpolitisch — heute in nerpolitisch uns in einen Strudel hineinziehen lassen? Nein, wir wollen deshalb auf dem Posten sein, mir wollen die Re publik mit aller Kraft schützen. Wir verabscheuen jede Ge walttat, komme sie, woher sie wolle. Wir müssen aber nicht nur die Exzesse abwehren, sondern auch ihre Quellen ver stopfen. Die den Gedanken des Mordes verherrlichen, fin den sich der geschlossenen Front des Volkes gegenüber. Wir wollen nicht etwa einen Konflikt mit dein bayerischen Volke, wenn auch dort extreme Elemente Treibereien veranstalten. Das ist der Geist des neuen Dolksstaates, daß wir nicht Kon flikte suchen, sondern sie vermeiden und am Verhandlungs tische löseri, ohne Revolver, ohne Gift, ohne Gewalt. Hat denn das deutsche Volk noch so viel zu verlieren, kann es sich den Frevel gestatten, sich zu zersplittern, einen Bürgerkrieg heraufzubeschwören. Was war es doch Großes und Erhebendes um die Ab- st i m m u n g s s i e g e in den GrenzlandenI Da sehen wir die wahre Liebe zur deutschen Heimat. Oder was haben un sere Landsleute im Rheinland geduldet! Hätte dieselbe Liebe zum deutschen Vaterland«, zur Einheit des ganzen Volkes nicht alle Herzen bei uns beseelen müßen, tn der Er wartung des Tages, an dem die Entscheidung über das letzte gefährdete deutsche Land fällt? Womit verteidigen wir Oberschlesien? Mit dem Gedanken des Rechts und der Selbstbestimmung der Völker, mit dem großen Gedan ken der demokratischen Freiheit, den wir für unsere ober schlesischen Brüder geltend machen in der ganzen Wett. War die Politik des 10. Mai vergebens, die vom Zentrum l Namen den vergifteten Waffen der Verleumdung ausj gen des Reichskanzlers enthalten, die weite Kresse des Bür-,Ich erinnere nur an die Hetze gegen einen Mann wie " . In dem nun vorliegenden Be-st er Rathenau, d Dienste geleistet und die schwersten persönlichen Opfer ge bracht hat. Und nun diese elende antisemitische Hetze gegen chn. Gewiß, er ist seinem Glauben treu geblieben. Gerade wir Katholiken müssen den Hut abzichen vor jemand, der für seine Überzeugung eintritt. Allen denen, die dem Vaterlands dienen, müssen wir danken, und auch allen, die aufrichtig und gerecht nach allen Seiten hin den Kampf zur Abwehr der ungeheuerlichen Vergiftung des deutschen Volkswesens im ganzen Daterlande ausgenommen haben. — Der Kanzler erinnerte an die Prozesse gegen Erzberger; der Meineid prozeß fei erledigt, der Steuerpro- geß noch im Gange, sein Ergebnis könne ruhig abgewartet werden. Erzberger hat sein Leben dem Vaterlande und der Arbeit gewidmet und in Arbeit sein Leben bcerldet. Nicht darum handelt es sich, etwa Rachegeister heraufzubeschwören. In der Weltanschauung, der wir dienen, ist für Haß kein Platz. Es ist aber Christenpflicht und Staatsbürgerpflicht, alles aufzubieten, um dem Staate über die schweren Zeiten hinwegzuhelfen. Es ist niemandem zu veriibeln, wenn er auf die große geschichtliche Vergangenheit zurückschaut. Aber Politik treiben heißt, die gegebenen Tatsachen erkennen und danach handeln. Der größte Teil des deutschen Volkes ist guten Willens, den Haß zum Abbau zu bringen, der unser armes Vaterland umgibt. In München ist das Wort gefallen, meine Parole sei, durch Arbeit dos deutsche Volk zur Knechtschaft zu sichren. Der es sagte, hatte einmal im Kriege eine große Stunde zu nützen. Diese historische Stun de ist verronnen, ohne daß man rechtzeitig zu einem Ende gekommen wäre. Die heutige Stunde kennt ein anderes Ge bot. Hinter uns liegt das Schlachtfeld mit Millionen Kreu tzen in Ost und West, vor uns der gewiß steinige, dornenvolle Weg, auf dem wir unser deutsches Volk sichren müßen. Uns leuchtet der große Gedanke des Rechts, der die Völker im in nersten Herzen beseelt, wenn auch kriegerische Mächte in vielen Ländern die Völker von neuem in ein Meer von Haß und Blut stürzen wollen. „Tauet Himmel, dem Ge rechten; Wolken, regnet ihm herab!" Das ist die uralte Sehnsucht -er Völker, daß der Gedanke des Friedens und des Rechts unter der Menschheit wieder einztehe. Und da sollen wir verzweifeln, wenn wir dazu die Parole der Arbeit auvgeben? Soll uns das schänden, wem, wir Lies« große Idee, der die Welt zuneigt, als Parole der Republik beken- ^in Land liebt, der folge der Fahne der ^"^ nicht verzagen! Unser nicht deutschen Republik. Emer der tiefsten Irrtümer, von dem erwürgt werden durch die Drachensaat dunkler Mächte. Er unser Volk befreit werden nniß, ist der daß nationale Ge-smird sich durchsetzen und eine Großmacht des Friedens wer- lllnrung, nationaler Stolz und patriotische Hmgabe nur auf Der Kernpunkt ist der, daß alle, die vom Staate Schutz Boden der Monarchie blühen. .Aden sich die repubsi-,und Schirm heischen, auch die Verantwortung für diesen ionischen französischen und amerikanischen Truppen nickst. Staat übernehmen. Das ist die Idee des staatsbürgerliche« tapfer geschlagen, Haden nicht republikanische Staatsman-! Lebens! Bei der Übernahme der Verantwortung wird wie ^s^ Er Zeiten^Großes für^chr Land gelefftet, ist ^das Ge- ' bisher auch in Zukunft immer die Zentrum.sparte! in vorderster Linie stehen. Beim Opfer stehen wir immer in der Front. — „Deutschland hoch in Ehren" ging einst der Sang. Die Größe ist verschollen. Unsere Ehre ist es, dem deutschen Bolksstaate zu dienen mit Händen und mit Herzen, um der Freiheit willeir. (Rauschender Beifall.) Nr. 20S. Zuspitzung der Lage zwischen Berlin und München. München, 5. September. (Drahtber.) In einer mehr stündigen Sitzung beriet der Ministerrat gestern nachmittag die politische Lage. Endgültige Beschlüsse wurden nicht ge faßt, da man zunächst die Ansichten der Führer der Soali- tionsparteien abwarlen will, die heute nachmittag zu einer gemeinsamen Sitzung zusammentreten. Münchener Regie rungskreise sehen die Lage als äußerst ernst an. Berlin, 5. September. (Drahtber.) Unter der Über schrift „Neue Widerstände" teilt der „Vorwärts" in seiner Abendausgabe vom 5. September in einem eigenen Draht bericht u. a. mit: Die Lage zwischen München und Berlin habe eine wesentliche Zuspitzung dadurch erfahren, daß der Reichsminister des Innern die bayerische Regierung aufge fordert habe, eine republikanische Kuirdgebung in Koburg nicht durch bayerische Sicherheitspolizei stören zu lassen. Diese Mitteilung trifft nicht zu. Der Reichsminister des In nern hat vielmehr ein Telegramm des Landtagsabgeordn. Clinger, in dem dieser gebeten hatte, gegen ein etwaiges Vorgehen der bayerischen Schutzpolizei bei der fraglichen Veranstaltung einzuschreiten, lediglich der bayerischen Re gierung zur Prüfung der Angelegenheit übermittelt. München, 5. September. (Drahtber.) In Miesbach erscheint heute die Nr. 1 des ersten Jahrganges des „Mies bacher Tageblatt". Das Blatt hat das Format und die Auf machung des „Miesbacher Anz.", der sein Erscheinen einge stellt hat. Leihen und die Größe einer Nation, die sich republikanisch selbst regiert, nicht der Begeisterung Ler Jugend wert? Alle, diejenigen, welche dazu Mitwirken wollen, die großen Fähig-' testen unseres Volkes, seine in ruhmvoller Geschichte erprobte! Vaterlandsliebe zu entwickeln zu Ler stolzen und großen' Leistung besonnener republikanischer Selbftregierung, alles Liese rufe ich auf! Viel zu früh entziehen sich die besten Köpfe! Deutschlands der Politik. Ihnen den Weg zur Politik zu öffnen, muß allerdings der Schuh des anständigen Mannes gegen die feigen Waffen persönlicher Beleidigung gesetzlich in viel schärferer Weise geregelt werden. In kei-, len verwildert sind. Die geradezu unglaublichen Vorkomm- nem Lande sind die Persönlichkeit, das Privatleben, der: msse m letzten Tagen haben das in besonders «rschrecken- .esstn, -er das schwere und patriotische Opfer der Weise gezeigt. Die wüsten kommunistischen Terror» pol-tlscher Mitarbeit bringt, so schutzlos gegen gewissenloseste gegenüber harmlos Feiernden der Rechtsparteien i* öffentliche Derunglnnpsung. W,r brauchen em Gesetz, und Potsdam, Strahlau, Pankow, die mit brutalsten Gewalt. schwerster Weise in ihrer persönlichen Freiheit behindert .. und am Leben bedroht werden, so hoffen wir doch, daß er .öer^stmeM- Vattrlamie d<ie^großten mit dem angckündigten Schutze sicher auch an diese Vorfälle gedacht hat. Er hat ja verkündet, daß er alle Extrem« abwehren werde. Die folgenden Taten werden die Zweifler hoffentlich bald belehren. Gleiches Recht für alle!