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DerSSGWLrMer Bischofswerdaer Hauptblatt und gelesensteZettungimArntsgerichts- bezlrk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Krieg oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. Freitag, den L September 75 Jahrgang m b« die ng ins Haus monatlich Mk 4—, durch Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil (Zlm. Masse 14) 250 Pfg., die ggcspaltene Zeile. Bet Wieder» (jährlich Mk. 11.25 ohne Zuftellungggebühr. Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungreinrich- Holungen Nachlaß nack feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige» stboten, sowie Zeitungsausträger und die tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder die Sgespaltene Zeile 150 Pfg. — Für bestimmte Tage oder Platz« . Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. wird dein Gewähr geleistet — Erfüllungsort Bischofswerda. ja bloß in solck-en Versammlungen irgendwie aus der Mitte der Versammelten, auch von gegnerischen Elementen, aus zugehvn. Man beachte besonders, daß in der Verordnung nicht die Aufforderungen zu Gewalttaten schlechtweg mit Strafe bedroht werden, sondern nur die, die sich gegen die - der republikanisch-demokratischen Staatsform Mk. 3.75, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk 4. die Poft bezogen viertelt ' Alle Postanstaltrn. Pos , Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. veranstaltet, der nach den bisher eingelaufenen Nachrichten ebenfalls ohne Zwischenfälle durchgeführt wurde. Leipzig, S1. August. (W. T. B.) Heute nachmitag ver anstalteten die Sozialistischen Parteien auf dem Augußus- platz die angekündigte Demonstration für die Republik. Ge gen 5 Uhr strömten die Massen aus allen StadtteUen auf dem Augustusplatz zusammen. Der Straßenbahnverkehr ruhte am Nachmittag vollständig, da auch die Straßenbah- geheuere Arbeitskraft und seine Verdienste für die allge meine Sache zu betonen, wobei er die Hoffnung aussprach, daß die Nachwelt den Verblichenen «gerechter einschätzen mö ge, als ein Teil der Gegenwart dies tue. Der Reichskanzler richtete einen 2lppell zur Einigung an alle Volksgenossen. Hirschfeld noch weiter in Hast Berlin, 3l. August. (Drahtbcr.) In, Anschluß an die Die AkzZNVhme-Verür^nung. Es gab einmal eine demokratische Partei und eine de mokratische Presse in ^Deutschland, die für freie Meinungs äußerung und für Pressefreiheit kämpften. Vom Lesen die ser Presse liegt uns noch der Klang in den Ohren über i" und „Kautschukbestimmungen" die jeder politischen Erörterung aus Gründen des öffent lichen Anstands und der öffentlichen Sicherheit auch ohne Gesetz gezogen sind. Das erfordert viel Takt und Billig keitssinn und vor allem auch Verständnis und Rück sicht auf Enrpfindungen von Leuten, die es sich nicht nehmen lassen wollen, große Gedenktage der deutschen Geschichte, wie in diesen Tagen die Schlacht von Tan nenberg, hoch und in Ehren zu halten, und Schutz vor Ele menten beanspruchen können, die ihnen das gewaltsam ver wehren wollen, weil sie anderer Meinung sind. Voraus setzung dabei ist ferner, daß nicht nur ohne Ansehen der Partei vorgegangen wird und daß die demokratische Ver fassung nicht Tag um Tag ungestraft wie bisher von Leuten, die nach dem Dikta (Moskaus arbeiten und offen Auf ruhr und Bürgerkrieg predigen, durch den Schmutz gezogen wird." 1 Uhr wurde die Leiche in das Erbbegräbnis des Kirchen- daß also auch demjenigen Deutschen das in Artikel 118 ver» stlstungsrates zu Biberach beigesetzt. Nach dem Abschluß der ch ü r g t e Recht der freien Meinungsäuße« kirchlichen Formalitäten ergriff Reichskanzler Dr. Wirth; r u n g nicht beschränkt wird, der mit der bestehenden Staats« das Wort, um die Verdienste Erzbergers um das Reich und, Einrichtung nicht einverstanden und bestrebt ist, sie zu än- die deutsche Einheit zu würdigen und erneut Erzbergers un- dern, falls er dabei die sachlichen Grenzen nicht überschreitet, Die bisherigen Presseverböte. Aus welchen Gründen einzelne der gestern mitgeteilten Blätter verboten worden sind, geht aus einem Telephon gespräch hervor, das ein Schriftleiter der „Deutschen Zeitung" am Dienstag abend mit dem Pressechef der Reichsregierung hatte. Auf einen Hinweis des Schriftleiters, daß der Erlaß erst mit dem Tage der Ver kündigung, also am 29. August, in Kraft getreten sei, und daß in der Morgenausgabe der „Deutschen Zeitung" kein Artikel gestanden habe, der gegen die Bestimmung dieses Er lasses verstoße, erklärte der Pressechef: „Es handelt sich nicht nm einen besonderen Aufsatz der heutigen Morgenausgabe, sondern um ihre Tendenz im allgemeinem Der Vertreter der „Deutschen Zeitung" führte demgegen über aus: Demnach liegt also der Anlaß zu dem Verbot vor dem Inkrafttreten der Verfügung des Reichspräsidenten. Eine eigenartige Rechtsauffassung!" Das Blatt hat ebenso wie die anderen Zeitungen gegen das Verbot Einspruch erhoben, weil tatsächlich kein Verstoß gegen die Verordnung vorlag. Das Verbot ver stoße daher gegen alle bisherige Rechtsauffassung und Rechtsgepflogenheit, daß kein Strafgesetz rückwirkende Kraft besitze. Die „Deutsche Zeitung" teilt ferner mit, daß sie das Reich, sowie den Reichsminister des Innern und den Staats sekretär Lewald wegen allen aus dem gesetzwidrigen Ver bot erwachsenden Schaden haftbar machen werde. Der bayerische Standpunkt. München, 31. August. Die gesamte bürgerliche Presse beschäftigt sich eingehend mit der Reichsverordnung. Ein sehr eingehender, wahrscheinlich von einer staatsrechtlichen Autorität kommender Leitaufsatz der „München-Augsb. Abendztg." meist bis ins kleinste nach, daß die Ausschaltung der Richter und die Einschaltung des Reichsministers des Inncnr als einzige Vollzugsbehörde eine direkte Ver letzung der Weimarer Verfassung dem Geiste und Sinne nach ist. Der Aufsatz verlangt von der bayeri schen Negierung, daß sie alle Schritte unternimmt, um die Hoheitsrcchte des bayerischen Staates und das Ansehen ihrer Richter entschlossen zu wahren. Dos bayerische Volk weiß ihr nur Dank, wenn sie tut, was ihre Pflicht und gerecht ist. Für Berlin »Ut: Hand weg von Bayern! Der „Bayrische Kurier" fordert ebenfalls, daß die böe rische Regiening der Reichsregierung mindestens ihr Be fremden darüber ausdrücken müsse, daß ohne Befragen ein so tief einschneidender Eingriff in das gliedstaatliche Einzel leben und die gliedstaatliche Selbständigkeit gemacht worden ist — Die „M. N. N." stellen fest, daß die Verordnung ein Eingriff in die Preßfreiheit ohne richter liche Anordnung bedeutet, und weiter, daß dieselbe sozialistische Presse, die über den Ausnahmezustand " Bayern wahre Orgien von Beschimpfungen sich leistet, die Ausnahmeverordnung der Reichsregierung mit Jubel grüßt. Das offizielle Organ der Bayrischen Dolkspartei, Bayrische Volkspartei-Korrespondenz, erklärt, daß der Erlaß der Regierung den unverkennbaren Stempel eines Aus nahmegesetzes zum Schutze der politischen Tätigkeit einer ganz bestimmten Richtung trägt. Die offiziöse Auslassung läßt durchblicken, daß es den Anschein hab«, als ob die Ver- Erscheinung-weise: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. — Grmeinde» «nzeigenprei»: Die Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Moss« 14) Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich verbaudsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 84. oder deren Raum 120 Pfg., örtliche Anzeigen 80 Pfg Im Text» — — ' - .. - . . . -o„st,.„ irgend welcher teil (Zlm. Moste 14) 250 Pfg., die Sgespaltene Zeile. BebWieder» ner an der Demonstration tellnahmen. In den Zugen sah i fähigen Bestimmungen der Verordnung vom 29. man viele rote Fahnen, Sonyeffterne und Schilder m.r A-^- August 1921 vorhanden. Nach ihr kann gar zu leicht eine schriften wie. ^G^rrda^ reaktionäre Mordregiment , Kritik an Zuständen und Maßnahmen der Regierung in der l'. ''Or'^sch rnd^fs „Anreizung" ausgelegt uird somit jede kritische Reichswe^ . Auf dem Platz, den eiiw vleltausendkops^e Äußerung unterbunden, jede pflichtmäßigs Wirksamkeit Menge besetzt hielt, sprachen mehrere Redner, nachdem die-. . 'den ^liidg^mg nut Gesang eingeleitet war. Sie wandten sich > Ganz das gleiche gilt hinsichtlich Versammlungen in schärfster Weffe gege r d,e,Partt,, n derRechtcn und sor-j^^ sonstigen Kundgebungen. Sie können verboten wer- derten die Massen zum Kai i; sfr du ^^"^ing der „wenn die Besorgnis begründet ist", daß in ihnen An publik auf. Mtt emem Hoch mir dn griffe -er in der Verordnung bezeichnenden Art gegen die re- Staatsform erhoben oder Auf- diger Ruhe und Ordnung verl. fe - Isammlung der rechtsgerichteten Parteien ohne weiteres ver- , Merlin, 31. August. (Drahtb.) Wie rn Berlin, so sind boten werden und es sind jederzeit Veranstalter und Teil- auch in Magd^urg, Essen, Hamburg, Mannheim, Karls- .-„Muer solcher Versammlungen der Gefahr der Bestrafung ruhe und München die Dcmonstrationsvsrsammlungen ruhig ausgesetzt, denn die Angriffe und Aufforderungen brauchen verlausen. — - . . . . - Erzbergers Beisetzung. Biberach, 31. August. Zur Beisetzung Erzbergers tra- fen im Laufe des Vormittags außer den Tausenden Schau- lustiger noch «in: Reichskanzler Dr. Wirch, der Vorsitzende! Vertreter der badischen Zentrumspartei Geheimrat Schober, der stell- richten, vertretende Vorsitzende der Zentrumsfraktion des Reichs-! Sehr richtig schreibt die „K öln. Zt g." zu dem Aufruf tages Decker (Arnsberg), der Reichstagspräsident Löbe.'der Regierung und der Verordnung des Reichspräsidenten Frau Erzberger, zwei Brüder und eine Sänvester Erzber-!u. a.: „Wir haben keinen Grund, uns einer Verordnung zu gers. Auch die württembergischen Minister Bolz und GraP widersetzen, die die Aufrechterhaltung der Ruhe in unserem waren erschienen. Am Mittwoch abend traf Erzbergers s Vaterland« und den Schutz der Derfassungsgesetze bezweckt. Leiche ein und wurde in der Stadtkirche ausgebahrt. Der > Voraussetzung dabei ist freilich, daß bei -er Anwendung die- Trauerqottesdienft fand, nachdem eine Trauermesse und ses Ausnahmegesetzes nach Recht und Billigkeit und nicht «ine Andacht vorangegangen waren, um 11 Mr statt, um > nach politischen Wünschen und Meinungen verfahren wird, Mr. 2V5. Ruhiger Verlauf der Demonstrationen Die für Mittwoch angekündigten Demonstrationen der organisierten Arbeiterschaft für die Erhaltung der Republik und gegen den politischen Mord haben in vielen Städten Deutschlands stattgefunÄen und sind, soweit bisher bekannt geworden ist, ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Aus den vorliegenden Meldungen verzeichnen wir fol gende: Berlin, 31. August. (W. T. D.) Eine Kundgebung, wie sie Berlin noch nie gesehen Haben dürfte, fand heute nachmittag auf dem Schlohplatz, beim Lustgarten, vor dem,-. - ., - - v r- Nationaldenkmal und in den anschließenden Straßen skatr. i ehemaligen Fähnrichs von Hirschfeld ist beim Der Gewerkschastsbund, der Gc-werkschaftsring, die S. P-! ausführliche Mitteilung des wurttem- D, U. S. P. D. und die Kommunisten, ebenso die Deutscheren Landespol,zeiamtes vom 30. d. M. emgegangen, demokratische Partei hatten ihre Mitglieder und j H-rschstld als Mörder Erzbergers n i ch t m Frage Anhänger dorthin berufen, um ein machtvolles Bekenntnisj?,^'^' . ^-^?5?E^ülsche Kriminalpolizei hat festgc- zur republikanischen Verfassung abzulegen und gleichzeitig H^schs^ld unr Tage der Tat ununterbrochen «ine Kundgebung gegen die politiscifen Morde zu veraiistal-i'n ^'ou'etervom Tatort entfernt, aur- terr. Der Zustrom der Massen war gewaltig und dauerte! Platten hat. Beim Berliner Pol,ze,pra,id aiin ist demgegen ungefähr zwei Stuirden. Man schätzte die Beteiligung auf ! der S.aatsanwalt- etwa eine halbe Million Personen. Der ^traßenbahiwer-!^^ Offenburg mn der Bitte eingegangen, v. Hrrschfeld kehr wurde vom Schloßplatz abgelcnkt, konnte aber auch! nut den, Bemerken, daß me über den Molkenmarkt und Spittelmarkt nicht aufrecht erB ^"at^an valtscl^st l e^ Amtsgericht halten werden, weil auch hier ununterbrochen große Zügels" A"^efchl beantragen wird. Bei dieser ungetlatten von Demonstranten hin und zurück fluteten. Erst in der wird v. znischfeld rorlaufig un Berliner Polizei- siebenten Abendstunde zeigten die Straßen wieder ihr all- Präsidium weiter festgehalten, tägliches Gesicht. Soweit bisher bekannt geworden, sind" Ruhestörungen irgendwelcher Art nicht vorgekommen Dresden, 3l. August. Heilte nachmittag um 5 Uhr fan den auf dein Wienerplatz vor dem Hauptbahnhaf große De monstrationen der vereinigten sozialistischen und kommuni stischen Parteien anläßlich der Ermordung Erzbergers statt. Viele Tausende Arbeiter und Arbeiteiönnen hatten sich dazu „Kautschukparagraphen' , „..o... emgefunden, auch verschiedene geschlossene Gruppen mit-Aber lange ist cs her. Die Zeiten haben sich gewandelt roten Fahnen. Die Fahne der Republik war jedoch nichts Heute ist es die demokratische Presse aller Richtungen, da zu entdecken. Redner der Kommunisten, der Unabhängigen - sich für eine Verordnung begeistei-t, obwohl diese nach dem und mehrheitssozialistischen Parteien hielten Ansprachen, in eigenen Eingeständnis des dieses Preislied anstünmeiiden denen sie dem Abscheu über die Ermordung Erzbergers Aus-!„Perliner Tageblattes" tief in die durch die Weimarer Ver druck gaben und aufforderten, die Republik mit aller Macht, fassung gewährleisteten Grundrechte der Deutschen eingreift zu schützen. Mit einem Hoch auf den Sozialismus schlossen-und die Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit beschränkt, die Ansprachen Die Demonstration verlief vollkommen j Es ist das selbstverständliche Recht,' ja die Pflicht jedes und jeder Staatsregierung, gegen jeden Versuch zur gewaltsamen Änderung oder Beseitigung der Versassung und gegen Aufforderungen zu solchen Versuchen mit allen ihnen verfassungsmäßig zu Gebote stehenden Mitteln einzu schreiten. Etwas anderes aber ist es, ob auch die Kritik an be stehenden Verhältnissen mundtot gemacht werden darf. Die Gefahr einer solchen Mundtotmachung jeder Kritik aber ist in den kautschukartigen, jeder Deutung und Aus-