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MlcHofsweröaer Hauptblatt und gelesensteZettungimAmtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektton und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Erscheinungsweise: Irden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezngsprei«: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 3.75, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk 4.—, durch die Poft bezogen vlertellahrlich Mk. 11.25 ohne Zustellungsgebllhr. Alle Postanstaltrn, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die «Geschäftsstelle des Blattes nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. 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Durch jahrelangen Krieg erschöpft, durch von nach terial wird bis zur Grenze auf Kosten Deutschlands gelie fert; Frankreich trägt die Zollkosten. Außerdem erkennt Deutschland an, daß es Frankreich 158 Millionen Goldmark, die mit 5 v. h. verzinst wer den, schuldig ist. Diese Summe benutzt Frankreich zu Bestellungen, die vor dem 31. Dezember 1925 beendet sein müssen. Die Ge samtheit der Bestellungen wird unter die verschiedenen deut schen Industrieen aufgcteilt. Das seit dem 1. Mai 1921 zu- rückerstattcte Material wird dem Gewichte nach um 120 000 Tonnen herabgesetzt, die Deutschland sich zu liefern verpflich tet unter der Bedingung, daß die Bestellung seit dem 1. Mai 1920 erfolgt ist. Rollendes Material: Die Suche nach Loko- fnhrlontingente beliebiger Herkunft festgesetzt. Auf einer ... ... dritten Liste verzeichnet Deutschland einen Prozentsatz Die beiden Minister verbotenen Erzeugnissen französischer Herkunft, der' zahlt jährlich nur eine Milliarde Goldmark zurück, ganz gleich, wie groß die deutschen Lieferungen sind. Zur Rege lung der Streitigkeiten, zur Festsetzung der Preise usm. wird eine besondere Kommission eingesetzt. önduskriematerial: Der Preis des in Betracht kommen den Jndustriematerials wird von der Kommission bestimmt, die zuerst den Gegenwert des französischen Borkriegspreises in Goldmark feststcllt. Am Ende von je drei Monaten wird dann ein Faktor festgesetzt, der nach der Art und der Qua lität der Erzeugnisse berechnet wird. Die Preise für Spezial material — Maschinen oder industrielle Einrichtungen — werden von beiden Parteien direkt vereinbart. Kohlenlieferungen: Es werden Spezialdispositionen be treffend die über nichtdeutsche Häfen durchzufichrenden Koh lenlieferungen getroffen. Die Preise sind die, die die deut schen Engrosvetbraucher bezahlen. Deutschland kann jedes Quantum Kohle ausführen unter der Bedingung, daß es den speziellen Lieferungen des Annex 5, wie es die Re parationskommission festgesetzt hat, nachkommt. Es kann auch alle in dem Programm der Reparationskommission stehenden Kohlenquanten exportieren, auf die das Land, dem die Kohlen zustchen, etwa verzichten würde. In beiden Fällen zahlt Deutschland der Reparationskommission den ren Zuchthengste, die Deutschland noch schuldig war, auszu-« be gleichen. Die Kosten für die französischen Missionen, die' das zu liefernde Vieh aussuchen, bleiben weiter zu Lasten > Deutschlands. Ein Siebentel der Kosten der Pferdeliefe- rungskommission wird indessen Deutschland gutgeschrieben. Einfuhr nach Deutschland: Deutschland läßt Rohmate rialien und Halbfabrikate, die in einer besonderen Liste aus gezählt werden, zur freien Einfuhr zu. In einer anderen t'e'rVr' V e'7h^d'l'u n^'vorb^ terlagcn noch der Prüfung bedürfen, für welche erschöpfen- " des Material nicht zur Stelle war. — werden im Laufe des heutigen Abends und des nächsten De'uffchläuü iäugefghri ^werbei^ darf? Morgen Wiesbaden verlassen. Das Abkommen Paris, 27. August. (W. T. B.) Der Temps bringt heute einen ausführlichen Bericht über den Entwurf eines Abkommens, der bei den Wiesbadener Beratungen bespro chen wird und der seit der letzten Zusammenkunft zwischen Rathenau und Loucheur von den Sachvefttändigen Deutschlands und Frankreichs ausgearbeitet worden ist. Der Entwurf besteht aus zwei Teilen: 1) einer Reihe von Vertragsentwürfen, 2) einer Reihe von Entwürfen von Forfaits. Die Vertragsentwürfe setzen die Modalitäten der Reparation m nMuro für jede große Kategorie fest: Materiallieferungen, Kohlen lieferungen, die anzuwendenden Preise, die Kompensationen der französischen Flußsristffahftsverluste und die deutschen Viehlieferungen. Der letzte Teil regelt die Einfuhr franzö sischer Ereugnisse nach Deutschland und die Kontingentierung dieser Einfuhr. Der zweite Teil über die Schaffung von Forfaits um faßt drei Teile: Industriematerial, rollendes Eisenbahn material und Viehlieferungen. Für Lieferungen in natura wird eine deutsche Privatgesellschaft gegründet, die sich ver pflichtet, vom l. Oktober 1921 an alle von den Bewohnern verwüsteter Gebiete verlangten Lieferungen durchzuführen,. . - , n, , v - soweit diese mit den Möglichkeiten deutscher Produktton ver- motwen, die von französischen Eisenbahnnetzen herstammen, einbar sind. Diese Lieferungen dürfen für die Zeit vom 1. wird von der deutschen Regierung m Deutschland fortgesetzt. Oktober 1921 bis zum 1. Mai 1925 sieben Milliarden Gold-, Außerdem erstattet Deuffchland an Frankreich unverzüglich mark nicht überschreiten. Für Bezahlung der Lieferungen j 3000 Kippwagen, 2500 Plattformwagen uiid 500 flache Wa- bietet Deutschland Frankreich Kredite an und Frankreich «gen. Dafür verzichtet Frankreich auf eine Kompeirsation für Ein Ministerrat befaßt sich Mit der innerpoltttfcyen Lage. Berlin, 28. August. (Drahtb.) Unter Vorsitz des Reichs präsidenten tritt Montag vormittag ein Ministerrat zusam men, der sich mit der innerpolitischen Lage des Reiches be fassen wird. Blutige Zusammenstöße bei einer Siewurdm^umTeilzwischend^i beiden Minist^iperstn-^^teu hat, höchstens 150 000'Tonnen monatlich zur Ber-^ Kommunistischen Kundgebung in Potsdam, sich, zum Teil unter Beteiligung der Referenten geführt, die ttG'mg stellen. . i Botsdam 28 Auaust IDrabtb > Der Juaendbund der sich zwischendurch zu mehreren Sondersitzungen zusammen-! Vlekliekerunnen Ann-i- iv vno tu-.-, Noi-mn-.. .. . fanden. Die Verhandlungen sind heute abend zu einem grundsätzlichen Abschluß gelangt. Das Hauptabkom men mit dem zugehörigen Annex bezieht sich auf die Sach leistungen für den Wiederaufbau und deren Finanzierung. Beide Dokumente lvurden fcrtiggeskellt und vorbehaltlich der Zustimmung der beiderseitigen Regierungen paraphiert. Auch die Zustimmung der Reparationskommission ist Vor behalten geblieben. Die vier Rebenabkommen, welche die Restitution von industriellem Material, von rollendem Ma terial, die Lieferung und Restitution von Vieh, sowie den kohlenpreis betreffen und die mit dem Hauptabkommen nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehen, bleiben wei- Pferde, 25 000 Rinder, 25 000 Schafe und 20 000 Bienenstöcke. Diese Zahlen entsprechen genau der Lie ferungsverpflichtung Deutschlands aus dem Paragraphen über die Wiedererstattung. (Der „Temps" bemerkt hier, daß Frankreich dagegen auf die Diehlieferungen vollständig verzichtet, die Deutschland noch aus den Reparationsver pflichtungen schuldig ist, und zwar ungefähr 520 000 Rin der. 230 000 Schafe. 800000 Stück Geflügel, 3 Millionen Rebhühner, Fasanen, Rehe usw. und 60 000 Bienenstöcke.) Der „Temps" meint, man werde, wenn man das Abkommen prüfe, finden, «daß Loucheur Deuffchland in ge wissen Punkten zu sehr nachgegeben habe, aber die Wahr heit erfordere es, zu sagen, daß man auch das Gegen teil behaupten könne? Nach weiteren Meldungen aus Paris fft man dort über die nicht zurückerstattcten Lokomotiven. Vieherstattung: Das Vieh, das Deuffchland aus den zerstörten Gebieten genommen hat und das es nach Ar-«Nicht geringeren Abscheu empfinden wir aber gegen jene tikel 238 schuldet, wird von Frankreich n i ch t m e h r v e r-j Mordhyänen, die die Tragik des Verbrechens ungerührt langt. Dafür Uefert aber Deutschland als Forfait 62 000 läßt und die auch an der Leiche eines Ermordeten nur den ' ""'cmen Gedanken fassen können: wie läßt sich die Untat par teimäßig ausschlachten, wie meucheln wir in Ausbeutung des Meuchelmordes die Ehre mißliebiger Parteien und Ncbenmenschen, und wie entzünden wir an dem fluchwin digen Verbrechen an dem einzelnen das noch fluchwürdigere an der Gesamtheit, am Vaterlande? — Erzberger wurde im politischen Kampfe befehdet nicht nur von den Rechtsparteien, sondern bis in die Reihen der Demokraten und sogar von Erzbergers eigener Partei, dem Zentrum. Es muß besonders betont werden, daß kaum von einer Partei so scharfe Äußerungen über Erzberger gefallen sind, wie von den hervorragendsten Führern des Zentrums, Spahn, Hertling, Whrenbach und vielen anderen. Auch aus der Zentrumspresse lidtze sich ein dickes Buch von Äußerun gen über Erzberger zusammenstellen, die an drastischer „ Schärfe sich kaum überbieten lassen. Es geht daher entschie das Abkommen begeistert und beglückwünscht Loucheur zu den zu wett, überhaupt eine Partei für die Tat einzelner feinem Erfolg. I Fanatiker verantwortlich M machen, wie . die» in agitato- Die ÄNiL-bübeNLk I Gegenwert der exportierten Kohlen, berechne! nach dem ^lttschen Inlandspreise ab Grube. Die alliierten Mächts Wiesbaden, 27. August. (W. T. B.) Amtlich. Die Ver- verpflichten sich, die von Deutschland gelieferte Kohle nur für Handlungen zwischen den Ministern Rathenau und Loucheur ihre eigenen Bedürfnisse und für die ihrer Kolonien und haben den größten Teil des heutigen Tages in Anspruch gc-! Protektorate zu benutzen. Deuffchland wird für die Vor-1 aommen und sind erst am späten Abend beendigt worden, kriegskoittrakte, die die französische Regierung aufrechter-! Potsdam, 28. August. (Drahtb.) Der Jugendbund der . ^"ch^""ex iv, Mil t !U, des Ver>a,l-! Deutschnationalen Volkspartei hatte für heute in Potsdam I eine Erinnerungsfeier an die Schlacht von Tannenberg un- !dam Versammlungen unter freiem Himmel verboten wor- i— Die Deutschnationalen hielten ihre Tannenbergfeier in geschlossenen Räumen ab. Sie nahmen einen unge störten Verlauf. Dem Rufe der kommunistischen Parteileitung waren ungefähr 12 000 Menschen gefolgt. Auf dem Wege zu ihren Versammlungslokalen, den sie in geschlossenen Zü gen zurücklegten, wurden an einer Stelle zwei Reichswehr soldaten von der Menge belästigt. Ein Wachtmeister der Schutzpolizei, der ihnen beisprang, wurde niedergeschlagen. Er machte in der Notwehr von der Waffe Gebrauch. Dabei wurden zwei Personen getötet und eine verwundet. Der Wachtmeister selbst wurde von der Menge übel' zugerichtet. Die Kommunisten hielten darauf eine Versammlung im Lustgarten vor dem Stadtschlossc ab, gingen aber, nachdem der Polizeipräsident eine genaue Untersuchung des Vorfal les zugesagt hatte, alsbald rahig auseinander. Zu weiteren Zwischenfällen kam es nicht. Die Ermordung Erzbergers Die gewitterschwüle Ankosphäre, die seit den Tagen des Zusammenbruches von Deutschland nicht weichen will, hat in der Mordtat im Schwarzwald eine neue, furchtbare Ent- Forfaits-Abmachungen: Jndustriematerial: Unter Vorbehalt der stimmung der Reparationskommission wird ausgemacht, daß zwei Monate nach Unterzeichnung des Abkommens die Rückerstattungen von Jndustriematerialien aufhören. Nach Ablauf dieser Frist bleibt Deutschland Besitzer des Ma terials, das sich auf seinem Gebiete noch befindet. Statt dessen liefert Deutschland in den nächsten acht Monaten 120 000 Tonnen Industriematerial, das sich Frankreich aus noch schlimmeren Frieden zermürbt, zuckt unser Volkskörper in verzweifelten Qualen. Die staatliche Ordnung ist zerfetzt, die Achtung vor Recht und Gesetz verschwunden. Das ist dis Stimmung, aus der Taten von Fanatikern gebaren werden. Einen! Meuchelmord gegenüber wenden wir uns mit Grauen ab von einer Zeit und einem Geschlecht, das sich auf solche Irrwege verlieft. Wer Achtung vor Staat und Gesetz erhalten oder wieder neu schaffen will, für den heißt es: Mord ist und bleibt Mord, und nichts ist geeignet, eine solck)e Untat zu entschuldigen. Mögen die Motive gewesen sein, welche sie wollen: nur ein Wahnsinniger konnte glauben, mit seiner Tat seinem Volke zu nützen, und nur ein Wahn sinniger konnte übersehen, welche unseligen Folgen das Ver brechen durch Auspeitschung der Leidenschaften und Volks verhetzung nach sich ziehen mußte. Es gibt in Deutschland keine ernst zu nehmende poli tische Partei, die den politischen Mord nicht grundsätzlich ver dammt und verabscheut, und es ist kein „Fcigheitsgewinsel", wie der „Vorwärts" sagt, sondern die natürliche und selbst verständliche Äußerung gesunden Empfindens und norma len Denkens, daß jeder politische Mensch sich von der Mord tat an dem unglücklichen Erzberger mit Abscheu abwendet.