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sind di- Dörfer vereik» , und mit Saatgut zu versorgen, sind allein 154 Millionen Pud Getreide erforderlich. Die lebt nun die Bevölkerung in den von der Mißernte betroffenen Gouvernements? Eine geradezu erschütternde Antwort auf diese Frage findet sich in der bolschewistischen Presse in einer Reihe von Briefen der Bauern des Hungergebietes. Da schreibt ein Bauer aus dem Kreise Saransk des Pensaschen Gouverne ments an die „Bednota", ein Moskauer kommunistisches Blatt, wörtlich folgendes: „Im ganzen Saransker kreise essen die Leute alles, was ihnen unter die Hand kommt, wenn es gelingt, eine Handvoll Wehl zu erhalten, der vermengt es mit Schalen, Baumrinde, Sagespänen, Moos, Spreu, Gänsefuß (Lheno- podium), Eicheln und anderem Zeug." In dem Gouvernement Ufa, Kreis Menfelinsk, befindet sich das 14 000 Seelen zählende Kirchspiel (Wolost) Akta- schcwskaja. Die Bevölkerung ernährt sich von Ulmen- und Lindenblättern, Baumrinde, Gras und Sauerampfer. Es fehlt an jeglichem Saatgut, die Pferde können sich kaum fortschleppen. Im Stawropolschen Kreise des Gouverne ments Sarnra nähren sich die Bauern hauptsächlich von allerhand Kräutern und Zieselmäusen. Die Wintersaaten sind vollkommen verdorrt, die Sommersaaten verdorren oder werden von allerhand Schädlingen aufgefressen. Auch hier fehlt es an Saatgut und niemand denkt daran, den Acker für die Aufnahme der Saat vorzubereiten. In dem bereits erwähnten Kreise Saransk des Gouvernements Pensa sind in einzelnen Dörfern die Bauern infolge des Hungers so geschwächt, daß sie nur wenige Schritte gehen können und wie es in einer Zuschrift an die „Bednota" heißt, büchstäblich vom leisesten Windstoß umgebla- s e n werden. Aus dem Kirchdorf Poselki des Kreises Woisk im Gouvernement Saratow schreibt ein Bauer an die „Bed- nota", daß, wenn keine staattiche Hilfe erfolgt, alle 2500 Einwohner des Hungers sterben müssen. In der „Kraßnaja Gaseta" wurde kürzlich festgestellt, das insgesamt eine Bevölkerung von etwa 25 Millionen von der Mißernte betroffen sei. Auch in diesem Blatte wurde konstatiert, daß das Gouvernement Samara und in zweiter Linie das Gouvernement Saratow am meisten zu leiden hätten. 2« einzelnen rn was nicht verhungert ist, hat sich in einer panikartigen Flucht nach Osten gewandt. Die hungernden Dörfer des Sarvttnv- schen Gouvernements haben ihre Kühe und Pferde für 2 dis 3 Pud Mehl losgejchlagen und sich dann auch auf di« große Die Hungersnot und Mißernte in Rußland. Die Bevölkerung nährt sich von Zieselmäusen, Gras, Moos, Sprev, Baumrinde, Sägespänen, Hülsen, Eicheln und Schmergel. Bon Heinz Fenner. Der Südosten des europäischen Rußlands ist von einer furchtbaren Mißernte betroffen worden, die so ungeheuer ist, daß man sich in Westeuropa noch immer kein rechtes Bild von ihr machen kann. Die Bevölkerung stirbt in Massen da hin oder drängt wie wahnsinnig gegen Osten nach Sibirien oder südwärts nach Turkestan und in die Kirgiesenrepublik. >n der Hoffnung, dort das nackte Leben fristen zu können. Aus der bolschewistischen Presse geht hervor, daß das an der Wolga gelegene Gouvernement Samara, das einen Flä chenraum von etwa 155 000 Quadratkilometer hat, am stärk sten durch die Mißernte zu leiden hat. Weiter südlich ist das Saratowsche Gouvernement von der Mißernte betroffen und die sogenannte deutsche Kommune, d. h. das von den Bolschewisten verwüstete und ausgeplünderte Gebiet der deutschen Bauernkolonien. In den Mißernterayon fallen ferner das Gouvernement Zarizyn, der östliche Teil des Dongebietes, das Gouvernement Astrachan und der nord östliche Teil des Kuban- und Terekgebietes. In dem letztge nomnten Gebiete haben sich außerdem riesige Heuschreckenschwärme gezeigt, die in solchen Massen austreten, daß die Abwehr maßnahmen der Bevölkerung aussichtslos sind, namentlich da cs ihr an wirksamen Bekämpfungsmitteln fehlt. Es er weist sich nämlich, daß die Eisenbahnwaggons mit Arsenik und anderen Bekämpfungsmitteln, die Mitte Mai in dies Gebiet abgcsandt wurden, während der Fahrt ver schwunden sind. Nun hat in der ganzen Sowjetrepub lik eine eifrige Suche nach diesen Waggons begonnen, bisher sind sie aber nicht aufgefunden worden, und unterdessen haben die Heuschrecken in einzelnen Kreisen die ganze Ernte vernichtet. . Im Norden des erwähnten Mißcrnlcgcbietcs sind von der Mißernte die Gouvernements Simbirsk und Kasan, ein Teil des Pensaschen Gouvernements, das Gebiet der Tschu waschen, eines finnisch-tatarischen Stammes, dem die Sow jetregierung eine gewisse Anatomie gewährt hat. ferner das Ufasche Gouvernement und die südöstlichen Telle der Gou vernements Wjatka und Perm bettoffen. Nach Angaben der Sowjettegierung wird die Roggen einte im Samaraschen Gouvernement nicht mehr als 7 bis 8 Pud (1 Pud — 16P8 Kildgr.) pro Dehjatine (1 Dehjatin« — IM Hektar) betragen, im Saratow-Gouvernement ge gen 10 Pud und im Gouvernement Simbirsk etwas mehr. Um die etwa 10 Millionen zählende Bevölkerung, der Gou- vernements Samara urckk Saratow mst einer Hungerration -in Drittel zurückgegangen, teils weil während der letzten Jahre kein vollwertiges Bier gebraut werden durfte, teils wegen der Preissteigerung. Die geplante sehr beträchtliche Stcuererhöhung müßte notwendigerweise einen weiteres Rückgang des Verbrauches bewirken, nach aller Voraussicht mit dem Erfolg, daß die Regierung auch eine große Enttäu schung bezüglich des steuerlichen Ertrages erlebte. Von welchem Gesichtspunkt man auch die enorme Steuererhöh ung beurteilen mag, in jedem Falle wird sie Unheil bringen und eine einst blühende Industrie zerstören. WochenhUse und Wochenfürforge. Der Reichstag hat durch ein Gesetz die von den Kranken kassen als Wochenhilf« zu gewährenden Beträge zu den Ent bindungkosten und das Stillgeld verdreifacht. Die Erhöhun gen sind durch die allgemeinen Teuerungsverhältnisse be gründet. Weibliche Versicherte, die im letzten Jahre vor der Nie derkunft mindestens 6 Monate hindurch auf Grund der Reichsversicherung oder bei einer knappschastlichen Kranken kasse gegen Krankheit versichert gewesen sind, haben als Wochenhilfe zu erhallen ärztliche Behandlung, falls solche bei der Entbindung oder bei Schwangerschaftsbeschwerden erfor derlich wird. Diese Bestimmung soll allgemein erst in Kraft treten, wenn hierüber eine Verständigung zwischen Ärzten und Krankenkassen erreicht ist. Dis dahin ist den zum Be züge der Wochenhilfe oder Wochenfürsorge berechtigten Per sonen außerdem eine Beihilfe bis zum Betrage von 50 -4L für Hebammendienste und ärztliche Behandlung, falls solche bei Schwangerschaftsbeschwerden erforderlich werden, zu ge- - währen. Mst dem Tage der Verkündung des Gesetzes sollen die übrigen Bestimmungen in Kraft treten. Danach ist zu zah len ein einmaliger Beitrag zu den Kosten der Entbindung in Höhe von 100 -R. Das Wochengeld in Höhe des Kranken geldes, jedoch mindestens 4^ täglich, ist für 10 Wochen, von denen mindestens 6 in die Zeit nach der Niederkunst fal len müssen, zu gewähren. Für die ersten 4 Wochen ist das Wochengeld spätestens mit dem Tage der Entbindung fällig. Das in der Höhe des halben Krankengeldes für 12 Wochen zu zahlende Stillgeld muß mindestens 1^ -ll täglich betra gen. Neben dem Wochengeld für die Zeit nach der Entbin dung wird Krankengeld nicht gewährt. Wechselt die Wöchnerin während der Leistung der Wo chenhilfe die Kassenzugehörigkeit, so bleibt die erstverpflich- tete Kasse für die Durchführung der Leistung zuständig. Stirbt eine Wöchnerin bei der Entbindung oder währeitt» der Zett der Unterstützungsberechtigung, so werden die noch verbleibenden Beträge an Wochen- und Stillgeld bis zum Ende der Bezugszeit an denjenigen gezahlt, der für den Un- i »erhalt des Kindes sorgt. Bei Gewährung von Familien-Wochenhilfe an versiche rungsfreie Ehefrauen, Töchter, Stief- und Pflegetöchter der Versicherten, welche mit diesen in häuslicher Gemeinschaft leben, beträgt das Wochengeld 3 -R und das Stillgeld 1sX> Mark täglich. Die Familien-Wochenhilfe ist auch zu gewäh ren, wenn die Niederkunft innerhalb 9 Monaten nach dem ' Tode des Versicherten erfolgt. > Die Wochenfürsorge aus Mitteln des Reiches erhält! eine minderbemittelte Deutsche, die ihren gewöhnlichen. Aufenthalt im Inlands hat und für die kein Anspruch aus j Wochenhilfe besteht. Als minderbemittelt gilt eine Wöch- j nerin, wenn ihr und ihres Ehemannes Gesamteinkommen: im Jahre vor der Entbindung den « nicht überstiegen hat. Der Antrag °uf Wochenstttsorge stt bei dem Bersicherungsamt zu stellen. Die Auszahlung qt- schicht durch die allgemeine Ortskrankenkasse im Aufent- baltsort der Wöchnerin. Das Wochengeld betragt in sol chem Falle 3 -ll und das Stillgeld 1FH -R täglich. Für Entbindungsfälle, welche nach dem 30. Septen,der d. I. eintteten, können Ansprüche auf Wochenhilfe nach den früheren Bestimmungen Wer die Reichswochenhilfe nicht mehr geltend gemacht werden. aiu» »Uer Mett — Eine soziale Tat von Arbeitern, Angestellten und Be amten. In Neumünster i. H. war durch eine großzügige Hilfsaktion der Bau von 212 Kleinwohnungen ermöglicht worden. Leider reichten die vorhandenen Mittel nicht zur Einrichtung von Gasanlagen in den neuen Häusern zu. Diesem Mangel haben die im Gewerkschaftskartell vereinig- dasvaterlanü über üiepartei! dos ist ücr Ermlösay. Un:er ihm sollen stch nlle vereine», Sie Sem Wiederaufbau Sirnen. stbl.-hnung Seo kiaffenkanipfesl Zur sittliche Ertüchtigung unü Erneuerung! kebung Seutscher Kunst, ürulscher Literatur! Täglich einmal früh erscheinens, monatlich 7,SS Mart, brrlin SW. 11, Dessauer Straße ö. vaeb« a», »et»,-iü»« n«n ». »»«»»««« r«i— X»» «m. Mr. ./--«SW Politik eine 2 Ultimi 8 tik gel basis I -reichs I breche I Erfüll Borin unter MNg scheu. A Europ rmm z feinem andere Briani Vorhe I Frank: I beudet aus, h löslich noch u Rheim Frankl des Ri ! vollend zösische «ist die gegenü .derativ Anschlt von F> Bündn einem Schluß Das Z wirtschi Europr Dr standen tums, lingen gerte Stärke Regier: zösische Zwang Obersch dustries Kampf, rechnet Frankr Rhein!« Erwart Deutsch neu. sttie. < Da sich von sen will Di, Englan Sedank »urchde Die offizielle bolschiwistische Presse versucht hartnäckig die Regierung von jeder Schuld an dem entsetzlichen Elend, das die Bevölkerung der Mißerntegebiete bettoffen hat, mir dem Hinweis reinzuwaschen, daß es ja auch früher groß« Mißrmen in Rußland gegeben hat. Das ist gewiß zutreffend!, es darf hierbei jedoch nicht vergessen werden, daß bei den früheren Mißernten keine systematische Ausraubung, Aus plünderung und Drangsalierung der russischen Bauern vor ausgegangen war, wie' zu der Zeit der Bolschewistenherr schaft. Endlich war früher das Eisenbahnwesen und die Binnenschiffahrt antakt., Es konnte also verhältnismäßig schnell Hilfe gebracht werden. Jetzt ist das bei der Zerrüt tung des russischen Transportwesens nicht möglich. Endlich noch eins: der gewaltige Rückgang der bestellten Ackerfläche in Rußland. Er beträgt nach dem Eingeständnis des Bor sitzenden des Moskauer Exkutivkomitees Kamenew 25 Mil lionen Deßjatinen! Zieht man dies alles in Bettacht, fv muß man zu dem traurigen Schluß kommen, daß aus Ruß land selbst auf eine nenenswerte Hilfe für die hungernde» Gouvernements nicht zu rechnen ist. Wirkliche Hilfe kann nur von außen kommen, kommt si nicht, so werden Millto- russischer Bauern eines elenden Todes sterben. Den Mos kauer Sowetmachthabern aber kommt diese furchtbare Hun gersnot denkbar ungelegen, nicht deshalb, wie naive Gemü ter in Deutschland meinen, weil sie für den unglücklichen, so furchtbaren leidenden russischen Dauern irgend ein Mitge fühl hätten, sondern einzig und allein, weil sie befürchten, daß die über Sowetrußland heringebrochene Hungerskata- sttophe ihren Thron gefährden könnte. Aus diesem Grunde würden die Sowjetmachthaber mit größtem Vergnügen eine Hilfeleistung des Auslandes annehmen und so erklären sich auch die richrenden Briefe, die jetzt Maxim Gorki, einst ein erbitterter Feind der Sowjetdespoten und später der Ver teidiger ihrer wahnsinnigen Experimente, gen Westen richtet . liaabJh.n hxv xch .rstkep.r-OaaplGallerhan dnhlntK-Penso Will und kann Europa und die übrige Welt wirklich dem russischen Bauern helfen, so sollen sie es tun, aber nur unter der einen Bedingung, daß die Kontrolle über die Ver wendung der Lebensmittel nicht durch die Sowjetregierung erfolgt, sondern durch die ausländischen Organisationen, die sich an dem Hilfswerk beteiligt haben. Auf keinen Fall darf die Hilfsaktion für den russischen Bauern ,« einer Hilfs- aktiv« für feine Peiniger und Unterdrücker werden, Pir die Buben, die das russische Volk in dies namenlose Elend ge- stoßen haben, und nun um ihren Thron zittern. ten Vertreter der organisierten 'Arbeite, «v- schluh abgeholsen: „Um zu ermöglichen, daß in den SUeiw» pohnungsbauten in jeder Wohnung Koch gas und ein« Leucht» flamme eingerichtet werden kann, erklären wir uns namen» der von uns vertretenen Arbeiterschaft bereit, in d«n erste» vier Wochen des Monats Juli jede Woche einen volle» Stundenlohn zur Verfügung zu stellen." Diesem vorbild lichen Beispiel sind sofort die Beamten- und Angestellten organisationen gefolgt und dadurch die erforderlichen Kosten im Betrage von 343 000 -R ohne weiteres gesichtert. Lin nachahmenswerter Vorgang! — Lin hübscher Mstplah. Aus Gronau wird berichtet: Auf der Veranda eines hiesigen Hauses hat ein Fliegen- fchnäpperpärchen sein Nest in einer blumengefüllten Ampel erbaut. Obwohl die Hausbewohner täglich unter der Ampel sitzen, hat sich das Weibchen doch nicht in seinem Brutge- schäft stören lassen. — Edler Mensch — ehrenwerter Bürger? John D« Rockefeller ist nicht mehr der reichste Mann auf der Wett, Laut der „Chicago Tribüne" hat der Petroleumkönig saft sein ganzes gewaltiges Vermögen auf seine Familienmit glieder übertragen, um der amerikanischen Regierung bei seinem Tode die hohen Erbschaftssteuern zu entziehen. — Wenn man künftig noch einmal von den Millionen hören wird, die der Mann für einen Zweck der menschlichen Wohl fahrt oder der Wissenschaft gestiftet hat, so Wird man sich er innern, daß er den Staat um Millionen geprellt hat. We« edel handeln will als Mensch, darf nicht unehrenwert han deln als Bürger. Ha dez Dies mani Hes i Ersü Bez« Mk. !>tt P Alle ' »Besch baiAAilibLH -^keignirse necken sm rneckmäöigLten ciurcfi eine Zweige im „Häcksiscßen ße- ksnnt gegeßen, clen keksnniiicsj nsßero alle f^miiien in Htaül unc! !_snc! lesen In ciierem Elaste linciei MLN sucß nie rsßffeick- Llen /Ureigen öiesei- Z^st, ein Ks«ei5, csak man üen „äsctisisctiell KrÄdler" slteingeZü^cieb ^amiiiendisil in ätsclt uncj !_sncj setiätrs. Isglicde üuiisge 7800. ttöcksie üuüsge sUe? Teilungen in äe? wesi licken lmusilr unä im kleistner Uocklsnü