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sollte auf Befehl von Bürgern und Musketieren aufs äußer ste verteidigt werden. — Die Schweden besuchten die Hohn steiner Gegend am Id. Apxil. Zeschnig wurde Werst von ihnen geplündert und dabei ein Bauer erschossen. Sie kamen bis an den Wartenberg, da er aber verhauen war, mußten sie wieder umkehren." — Wenige Tage später, es war am W. April 1639, kamen 20 schwedische Reiter über den War- tenberg nach Hohnstein. Sie schickten einen Korvoral vor das Schloßtor und verlangten für den Generalmajor Pfuhl ein Fatz Wein und ein Faß Bier nebst „Biktualien und Furage" und wollten auf keine Entschuldigung eingehen. Unterdessen schlichen sich die Reiter ins Städtchen und plün derten. Sie schlugen das alte Vorwerk aus und nahmen viel Getreide weg. — Als man auf sie feuerte, zogen sie ab und plünderten auf dem Rückwege Stürza aus. — Am 23. April waren wieder 20 schwedische Reiter da und verlangten Lebensmittel. Die Bürger traten zwar auf Befehl des Amts schössers ins Gewehr, wollten aber durchaus nicht schießen, weil sie sonst das Anzünden befürchteten. Indem kamen noch 400 Reiter noch und fast zu gleicher Zeit eine kleine Salve Garde von einem Offizier und 6 Mann, worauf sich alles auf» Schloß rettete. Sie plünderten das alte Vorwerk wieder aus und zogen sich dann zurück, bis auf 100 Mann, die sich nach Schandau wandten, und eine andere Patte:, die Sebnitz überfiel und es ausplünderte. Der Stadlrichkcr Martin Henke wurde dabei so von ihnen geschlagen und ge martert, daß er darüber feinen Geist aufgeben mußte. — Alles suchte wieder Zuflucht in Wäldern, und ganz beson ders war es der nahe Wartenberg mit seinem Berhau, der die Leut« vor den Feinden in Sicherheit brachte. — Der Wartenberg kann am bequemsten von der Kunst straße aus, die Hohnstein und Rathewalde verbindet, erreicht werden. Eine Besichtigung ist schon lohnend, man muß freilich sich nicht scheuen, hie und da das Dickicht zu durch kriechen. — 81. Au» der heimaMchen Dogelwelt. Die Drosseln des Stadtgebiets. Die allbekannte Schwarzdrossel (luräus merula) hat sich in Len letzten Jahrzehnten aus dem scheuesten Wald vogel, den man kaum einmal draußen zu Gesicht bekam, zu einem äußerst vertrauten Gartenvogel entwickelt, der den Menschen nicht mehr scheut und der sich bis mitten in die Großstädte gezogen hat. Wie kein andrer Vogel beginnt sie an milden Februartagen schon durch ihren wundervollen, flötenden Gesang als erster den nahenden Frühling zu ver künden, zwar anfänglich nur gleichsam probend und leise, mit dem Höhersteigen der Sonne aber immer kraftvoller und lauter, bis sie in den Monaten Mai—Juni vor Sonnenauf gang ihre höchste Kraft entfaltet und dann ganze Stadtteile mft ihrem Liede belebt. Der Gesang besteht aus vollen flö teten Strophen, die feierlich erklingen und deren einzelne Tön« zuweilen Vorschläge haben, wodurch die Stimme einen auffallend tremulierenden Charakter erhält. Manche Amseln gefallen sich in einer langen Wi^erholung desselben Mori nes, das die umwohnenden zur Nachahmung reizt. So kann es kommen, daß die Amseln eines ganzen Stadtteiles oder Ortes ein und dieselbe ohrenfällige Melodie pfeifen. So wohllautend und klangschön die Singstimme der Amsel ist, so mißtönend ist der schrille, wilde Warnruf „Gaigigigig", aus dem man das ganze furchtbare Entsetzen des erschreckten Vogels zu vernehmen meint. In der Abenddämmerung er gehen sich zankende Amseln oft in viertelstundenlang wieder holten durchdringenden Rufen „dix dix dix", besonders im Walde ist dieser unruhvolle Ruf manchmal bis zum Über druß zu hören. Mel abwechslungsreicher und lebendiger im Aufbau ist das Lied der Singdrossel (Turäus musirus), die im Stadtwalde allenthalben zu finden ist, aber sich kaum bis in die Gärten der Stadt hineinwagt, wie sie es z. B. in Eng land tut. Bei keiner Vogelart ist die gesangliche Begabung fo auffallend verschieden wie bei der Singdrossel. Die schlech ten Sänger bringen häufig nur gepreßte, klanglose, dünne, hoheZwitscherlaute hervor, dem hervorragenden Sänger ent quellen aber in feuriger Kraft eine solche Fülle herrlichster, reiner Töne, die immer wieder abgewandelt und in immer erneuter Folge den Hörer in Entzücken und Erstaunen zu gleich versetzen. Das Charakteristische des im Ällegrotempo vorgetragenen Liedes ist die mehrmalige Wiederholung eines jeden Motives. Die Motive sind kurze Tongebilde Der Vogel beginnt sein Lied meist mit dem verschieden stark betonten Anschlag zweier gleicher Töne, pausiert kurz, wie derholt dies Klangbild 3—4 mal und geht zu prachtvoll rein gepfiffenen, auf und absteigenden kleinen Terzen über, die ebenfalls mit taktmäßigen Pausen mehrmals wiederiehrcn. Dasselbe gilt von auf uird absteigenden Sekunden', alle Töne sind musikalisch so völlig rein, daß sich die Strophen leicht in Notenschrift wiedergcben lassen. Freilich hat der Gesang auch hohe, teilweise auch unreine, rasch hervorgesprudelte Tongcbilde, deren Aufbau kaum mit dem Ohr erfaßt werden kann und die auch in Noten nicht darstellbar siird. Biele Laute klingen menschlichen Worten ähnlich. „David Davie David" hört mans aus dem Liede rufen und die „David-zip- pen" sind hochgeschätzt bei Liebhabern. Wo viele Airsela und Drosseln auf verhälrnismäßig engem Raum zusammen wohnen, wie z. B. im „Großen Garten" in Dresden, steigern sich durch Nachahmung die Gesangsleistungen der Vögel, auch eifern sich die Vögel gegenseitig an. Air einem solchen Ort kann man dann auch die erstaunliche Melodisnfülle und den Reichtum der ständig abgeänüerten Motivfolgen bewuu dern und die vielen nebeneinander singenden Vögel ver gleichend in ihren Leistungen abschätzen, wie es in den>Wül- dern nicht möglich ist. Ein ausgezeichneter Sänger dieser Art hält sich am Wege über „Klengels Ruhe" nach Burkau, links auf der höchsten Erhebung des Butterbergrückens auf', aber auch an vielen anderen Stellen der städtischen Wal dungen sind gute Sänger zu vernehmen. Wer gewohnt ist draußen auf Vogelstimmen zu achten und wer die reine, klare Stimme der Singdrossel mit ihren in Intervallen wiederholten Motiven vom tremulierenden Amsclgesang, der die Motive niemals wiederholt, zu unter scheiden versteht, der wird trotzdem noch einmal in Unsicher heit und Zweifel geraten, wenn er einen Gesang hört, wie er am Butterberg in jedemFrühjahr regelmäßig ertönt. Da schallt in tiefer, feierlich kraftvoller Stimme ein Lind über Baumwipfel, das wegen der Wiederholungen unzweifelhaft einer Singdrossel zugeschrieben werden muß, wegen seines deutlichen Tremolos aber ebenso gut von einer Amsel her rühren könnte. Das ist die Stimme der größten heimischen Drossel, der Misteldrossel (?uräv8 viseivoruch, die die Eigentümlichkeiten des Singdrossel- und Amselliedes in sich vereinigt. Erreicht sie zwar bei weitem nicht die Reichhaltig keit der Melodien der Singdrossel, so paßt der feierlich Wohllaut, die kraftvolle Fülle und das gemäßigte Tempo doch vortrefflich zu der Einsamkeit ernster Nadelwälder. Der Lockruf dieser großen, auch Schnärrer genannten Drossel ist ein hölzernes Schnerr", das sich nachahmen läßt, wenn mir einem Hölzchen über einen grobzinkigen Holzkamm gestrichen wird. Recht häufig sind in unserem Gebiet die Wacholder drosseln (luräus piiarw) geworden. Man erkennt sie leicht an dem grauen Oberkopf, Nacken, den braunen Flügeln und Rücken urid dem schwarzen Schwänze. Diese Drossel ist der eigentliche Krammetsoogel, dessen Fleisch durch den Ge nuß von Wacholderbeeren einen aromatisch bitteren Beige schmack bekommt und der einst in dem jetzt verbotenen Dvh- nenstiege massenhaft für die Leckermäuler gefangen wurde. Die Wacholderdrossel ist außerordentlich scheu, mit warnen dem, lauten „Schack schock" geht sie flüchtig ab, sobald man sich ihr nähert; kaum gelingt es einmal ihren leisen, unmelo dischen Gesang zu vernehmen. Auf den Feldern am Wege nach dem Silberblick kann man sie regelmäßig finden, dort treiben sich die großen Vögel mit Vorliebe herum. Druckfehl erberichigung: In dem letzten Ar tikel über „Die Stelzen, Schmätzer und Pieper des Stadtge biets" muß der 5. Satz heißen: „Seine Farben stellen eine Harmonie in Grau dar und Ostwald selbst hat ihre Werte auf agn seiner Grauleiter bestimmt." Wie der Sachkenner schon selbst richtig gestellt haben wird, muß es natürlich „Wiesenschmätzer" und „Stein schmätzer" (nicht -schwätzer) heißen. Druck und Verlag von Friedrich May. oerant- . wörtlich für die Schriftleitung Max Fiederer. lämtlich hi Bischofswerda.