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I, I 1 1 r r t > > > Schönleins Mag-d öffnete dem Klopfer, machte den ehr erbietigsten aller Knixe und führte ihn in die beste Stube, so im Hause des Ratsherrn zu finden war. Nun sie aber diesen nicht finden konnte, noch auch die Muhme Christine, so bat sie in ihrer Benommenheit Getruden, dem hochwür- digen Vater drin zu sagen, daß niemand zugegen: sie seiber wage sich nicht hinein. Darob ward Gertrude unwillig und schalt die Magd, mußte aber wohl oder übel -em Pater die Nachricht bald bringen, wenn der nicht selbst übel von ihnen denken sollte. Sie wußte nicht, welcher der Väter es war, der den Ratsherrn zu sprechen begehrte. Als sie eintrat, stand Markus mit dem Rücken nach dem Fenster, also, daß Gertrude nicht deutlich erkennen konnte, wen sie vor sich habe. Nach der Sitte machte sie ihm eine tiefe Verbeugung, den geistlichen Gruß erwartend. Der blieb aus. Darum schaute sie auf und sah in ein reriegen, schön Antlitz. Endlich hatte sich Markus gesammelt un sagte: „Gott sei mit Euch! — Seid gegrüßt, liebwerte Jung frau! — Bin gekommen, Euren Herrn Vater zu sprechen in Sachen, so unser Kloster betreffen: sind kleine Geschähe, müs sen aber alsbald erledigt werden." „Mein Vater ist nicht heim. Hochwürdiger! — Wann er zurückkommt, ist mir nicht bekannt." „So kann meines Bleibens hier nicht länger sein. Wol let ihm sagen, daß ich, wenn anders seine Zeit nicht weiter beansprucht ist, im Väterhofe auf Nachricht harre, wann ich ihn antreffe. Und nun noch ein Wort: — Als Ihr ein ¬ tratet, stand ich schier verblüfft; müßt mir's auch wohl ange sehen haben. Der Maler Veit in Görlitz hat unsrer Kirche ein Bildnis der heiligen Jungfrau geschenkt, dessen Antlitz in allem dem Eurigen gleicht, also, daß ich bei Eurem Ein treten ob solch großer Ähnlichkeit staunen mußte." „Das ist auch kein Wunder, hochwürdiger Vater! Denn Herr Veit ist meiner Mutter Schwester Sohn und hat mein Angesicht abgemalt, als ich an die dreizchn Jahre zählte. Ich bin erstaunt und beschämt, daß er mein einfältig Gertrudenantlitz der Maria beigegeben." „Der Mutter Gottes! Der heiligen Jungfrau! — pflegt ein Gläubiger gemeiniglich zu sagen!" wendete Mar kus ein. „Wollet verzeihen, Hochwürdiger! Der Doktor Mar tin Luther schreibt, daß Maria ein holdselig Wesen, aber auch nur ein Mensch wie wir gewesen sei und nicht göttlich zu verehren. Darum —" „So seid Ihr luthersch?" fiel Markus hastig und vor wurfsvoll in die Rede. ,„Hochwürdiger! Luther hat selbst gesagt, es sei nicht wohlgetan, zu sagen: man sei luthersch oder caloinisch und dergleichen: sondern man solle sagen: ich bin ein Chrfit. — Ich kann nicht anders, als bekennen: die neue Lehre ist miß L Die letzten Mönche vom Oybin. Eine Geschichte -xm sechzehnten Jahrhundert von Zohannes Renatus, Ehrenmitglied der Oberlausitzer Gesellschaft d. Wissenschaften. (14 Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Well "Un aber jene Gründe des Klosters waren, so ent- vand unter Len Cölestinern kein kleiner Grimm. Der Stadt stand seit anno 1481 kein ander Klosterwasser zu, als vom Gebirge nach Olbersdorf fließt, allda angespannt und in die Stadt geleitet wurde. Jene Entziehung aber erschien als gewalttätiger Eingriff in des Klosters Besitz rechte. Das mußte geahndet werden. Im sogenannten Wonnemonat ließ der Prior in Olbers dorf alsogleich einen großen Damm errichten, also, daß von hier aus kein Tröpflein mehr der Stadt zulaufen konnte. Noch heute sind Spuren davon zu sehen. Das wurmte die Zittauer nicht wenig. Auf des Rats Geheiß zogen am Donnerstag nach Exaudi an 30V Mann Bewaffnete zu Pferd und zu Fuß nach diesem Damm und zerstörten den gewaltsam mit Hacken und mit Schaufeln. Ob solch großer Macht wagte niemand die Schaufler zu hin dern. Das war denn ein stark Stück! — Empört über solch feindselig Gebaren setzte der Prior ein ausführliches Klag schreiben auf und sandte es an Len Landvogt, daß dieser beim Kaiser Ferdinand I. Lerhalb fürstellig werde. Der von der Duba kam selbst auf den Oybin; dort wurde ihm die Sache des langen und breiten auscinandergesetzt. Dann zog er ab mit dem Versprechen, zu tun, was in seinen Kräf ten; auch mit dem geheimen Gedanken, auf'm Oybin, so von seinen Ahnen zuerst mit einer Burg versehen war, müsse sich gar gut wohnen- lassen. Die Untersuchung und Verhand lung über solch bös Zerwürfnis war bald danach in vollem Gange. Herrschte nun zwischen beiden Parteien zurzeit kein gut Einvernehmen, so durften doch andere Geschäfte, so von hü ben und drüben Verhandlungen erheischten. Lerhalb nicht liegen bleiben. Solch Verhandeln war nicht immer ange nehm, zumal bei jetziger Spannung: darob denn der, dem es zunächst zukam, Laurentius, der Prokurator, vorgab, er sei krank. Da bestimmte der Prior, daß Markus des Geschäftes Abwicklung übernehmen solle. Der ging mit Entschlossenheit zur Stadt, allwo er dem Rate Uttmanns folgte, des Ge schäftes Sache zunächst dem Ratsherrn Schönlein, weil an- noch zur Kirche haltend, mit Fleiß vorzubringen. Es war an einem trübsinsteren, nebligen Tage. .. ,