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Rk. 12. z. IM 1021. MWMWWW Unsere -AeimLlt Konntcrgs-Serkago zmn SächstschenLrzätzldr Die letzten Mönche vom Oybin. Tine Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert von Johannes Renatus. Ehrenmitglied der Oberlausitzer Gesellschaft d. Wissenschaften. (11. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) Mit Aufmerksamkeit las Markus du Brief bis zu Ende; er zerknitterte ihn nicht wie den vom Jahre 25. Dar war aber des Widerstandes erstes Nachlassen. — Wie die großen Bewegungen der Zeit die inneren Ge danken des einzelnen mehr denn je erregten, so führten auch der Cölestiner Tischgespräche im Anfang des Jahres 1530 zu lebhaften Diskussionen. Es kam vor, daß der Prior und die Mönche das Refektorium erst dann verließen, als die zur Ruhe bestimmte Zwischenzeit bis zum Nachmittags dienst verstrichen war. Das vorjährige Erscheinen von Lu thers Katechismus, mehr noch das Marburger Gespräch zu Beginn Oktober gaben Stoff zu manch einem Wort, und es war hierbei, als hätte sich in der Meinungen Austausch ein Herüber und Hinüber gebildet. „Es ist sonnenklar," sagte Frater Laurentius bei sol cher Gelegenheit, „die Hauptführer der ketzerischen Parteien fahren sich gewaltig in die Haare; die äwputationes in Mar burg haben's sattsam bewiesen. Dort waren der Zwingli und Collin, der Bucer, Hedio u»id Sturm, der Luther, Bu genhagen, Melanchthon und Jonas beisammen auf Land graf Philipps Ladung; warum? Um abermals leeres Stroh zu dreschen in der Synodus. Als aber in der Stadt der englische Schweiß ausgebrochen, sind sie alle auseinan dergefahren wie räutige Wölfe." „So leer wird das Stroh doch nicht gewesen sein," meinte ein anderer Frater; „denn trotz der Widerpart unter sich hat ihr Anhang bei Fürsten und Volk nicht klein zu genommen." „Man mag sagen, was man will," fiel Spengler, der Thüringer, ein; „so manch Körnlein Wahrheit ist der neuen Lehre nicht abzustreiten." „Daß die Pest in das arge Volk fahre!" rief Menscher leidenschaftlich; „Gottes Gericht wird es vernichten! wie es auch den englischen Schweiß gesandt, die Ketzerführer aus einanderzusprengen. „Daß diese tödliche Krankheit sein soll ein Gericht Got tes kannst du nicht behaupten! Ist doch diese Seuche auch in Orten aufgetreten, wo päpstliche Legaten zu Synoden ver sammelt waren." Frater Hieronymus sprach ruhig und mild. Menscher dagegen ward um so hitziger. Er ließ Worte fallen, daß auch die Cölestiner von der lutherischen Seuche angesteckt seien; daß manch ein Buch des Erzketzers hier verborgen zu liegen scheine, das doch billig verbrannt werden solle. Gottschalk erwiderte ihm: „So auch des Wittenbergers und anderer Abtrünniger Schriften wider unsere Kirche streiten, so schafft Ihr doch nichts, Frater Michael, so Ihr die Bücher verbrennen wollt. Der Geist, selbst der irregeführte, läßt sich so nicht dämpfen. Nicht Feuer und Schwert — Gebet und Lehre seien unsre Waffen wider den Irrtum." Darob entstand ein beifällig Murmeln und Kopfnicken; ein Aufbrausen andererseits. Die Geister platzten aufein ander in heftigem Wortwechsel, und es schien, als könne sich Ringehutt schwer entschließen, dem ein Ende zu machen. Endlich klingelte er. Das Gefecht wurde abgebrochen und das Schlußgebet verlesen; es drang nicht tiefer als bis an» Trommelfell. Markus hatte sich schweigend und sinnend verhallen. Um mit Gottschalk ob allzu großer Milde der Gesinnung zu disputieren, wie einstmals am Kegelschub — dazu fand sich heute keine Zeit und in Markus Brust kein — Bedürfnis, Inmitten dieser Kämpfe hatte sich in der Stadt Zittau etwas zugetragen, was auch in den Gewölben des sonst so friedlichen Refektoriums manch ein erregtes Wort wider hallen ließ. Der evangelische erste Prediger Zittaus feierte seine Hochzeit. Der Rat brachte dem bewährten und beliebten kl. Heidenreich Ehrentrunk und Glückwünsche dar; manch ein Handwerker nützliche, mit vielem Fleiß gearbeitete Ge schenke, je nach der Innung. Die wenigen, so hiervon ab standen, waren zu zählen. Es gab ein großes Fest und vie len Jubel. Nicht Fest, nicht Jubel waren es, die der Mönche Ge danken beschäftigten, sondern der Umstand, daß sich hierbei die große Menge erwies, so von der Bürgerschaft zur neue« Lehre hielt. Markus sprach sich beim Mittagsmahl gegen jegliche Priesterehe aus; Luthers Abhandlungen hierüber warf er in den Bann. Wohl fand seine Rede manch einen Gesin nungsgenossen; es herrschte aber während des Gespräche« eine gegen vorher auffallende Ruhe im Refektorium, w c eine dumpfe Schwüle, von der man nicht recht weiß, was davon züchalten. Auch Uttmann und Gottfchalk standen auf Markus Seite, als sie durch Martin von Äauers milderes Urteil sich zur Aussprache veranlaßt fanden. Die Fratres Thomas und Bell Schäfer aber ginge« un ter Wenschers Führung die Woche darauf zum Johamüter- Komtur n«h Bautzen. Dort haben sie der Länge eine« gan zen Nachmittags mit Martin Protz eifria konferiert nick stick sodann wohlzufrieden wieder nach demvybtn zurückgekchr^ Die Zittauer Hattens wohl bemerkt» _ .