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meßbares Brot die Stange, sogar das Salzstange! halten. Die allgemeine Rührung und Genugtuung über diese Bäckerrevolution wird höchstens dadurch einigermaßen be einträchtigt, daß einer der Redner, so nebenher die Bemer kung machte, über die Preise des neuen Weißgebäckes werde man sich in den nächsten Taigen unterhalten. Weite Kreise der Bevölkerung, sogar die allerweitesten, werden daher gut tun, sich das Brot, das wir gegenwärtig mit Tränen essen, nicht allzu schwarz und nicht allzu gelb malen zu lassen. Sie hören die Botschaft vom kommenden Weißgebäck. Es fehlt ihnen auch nicht einmal der Glaube, sondern höchstens bas Geld, dieses Weißgebäck zu kaufen. — Fabelpreise für Wein. In den bekannten Wein orten der Hardt haben die großen Weinversteigerungen ihren Anfang genommen. Um den lästigen Zustrom der Freitrinker fernzuhalten, die doch keine Versteigerer sind, hat man endlich Mittel und Wege ersonnen. Ein Preis rückgang macht sich zum Leidwesen aller Weinfreunde nicht bemerkbar. Im Gegenteil. Der edle Traubensast klettert im Preise in die Höhe, und wer in weinfremden Gegenden die Preise der letzten Weinversteigerungen hört, der wird mit Wehmut dem Wein die Freundschaft aufsagen. Für je eintausend Liter eines guten Mittelweins 1920er Jahr ganges wurden durchschnittlich bezahlt: 14 000, 15 000, 17 000 und 22 000 --ll. Der wertvollere 1917er Tropfen be wegte sich zwischen 22 000 und 43 000 ^l. Die Auslese er zielte 65 000 und 78 000 ^l, ja die alleredelsten Gewächse in Diedesheim und Dürkheim kamen auf 106 000, 133 000 und 250 000 c/ll. Wer trinkt nun diese kostbaren Weine, von de nen die Flasche etwa 100 und 200 kostet? Selbst den Schiebern sind im allgemeinen diese Weinpreise zu hoch und es heißt, daß unsere edelsten und allevedelsten Gewächse ins Ausland wandern. Man vergißt immer wieder, daß v fere Valuta so schlecht geworden ist, wurden doch auch in Friedenszeiten für einzelne Fuder schon 23 000 und 25 000 Mark bezahlt. — Die Lösung des Rätsels. Das Rätsel der auf ge heimnisvolle Weise im Atlantischen Ozean verschwundenen amerikanischen Schiffe beschäftigt die amerikanische und englische Presse noch immer sehr ausgiebig. Die „Daily Mayl" bringt nun aus New Jork eine sehr einfache und harmlose Lösung der Angelegenheit. Danach sind die an geblich von Bolschewisten geraubten Schiffe gar nicht ver schwunden, sondern halten sich aller Wahrscheinlichkeit nach in einer der zahlreichen Buchten an der Südküste verborgen. Es sei mehr als wahrscheinlich, daß diese Schiffe im Dienste jener ausgebreiteten Organisation ständen, die sich gebildet habe, um alkoholische Getränke in das „trockene" Amerika einzuschmuggeln. — Zwei „siamesische Schwestern" haben in einer Klinik der amerikanischen Stadt Paterson das Licht der Welt er blickt. Die Köpfe der beiden Neugeborenen sind auf einem einzigen Rumpf angewachsen. Hände und Arme sind nor mal gebildet. Auf der einen Seite des Rumpfes befinden sich zwei völlig ausgebildete Beine, auf der anderen Seite ein einzelnes Bein von normaler Länge, dessen Fuß zehn Finger hat. Die Arzte sind sich noch nicht darüber klar ge worden, ob es sich um zwei Körper oder um einen einzigen Körper mit doppelten Gliedern handelt. Nur darüber sind sie sich schon heute einig, daß diesem Irrtum der Natur keine lange Lebensdauer beschieden sein wird. — Das musikalische Armband. Ein altes wertvolles Armband, ein Familienerbstück, das die seltene Eigenschaft besitzt, eine Melodie hören zu lassen, wenn es geschlossen wird, führte dieser Tage in London zur Entdeckung eines Einbrechers. Eine Mrs. Vane Russell, die sich in Newcastle zu Besuch befand, schlief bei offenem Fenster und hatte ihre Schmuckstücke abgelegt, darunter auch das alle Erbstück. Der Einbrecher, der mit Hilfe einer Leiter in das Schlafzimmer einstieg, mußte wohl das Armband geschlossen haben, denn die Dame erwachte von den melodischen Klängen und sprang sofort auf den Verbrecher zu, der die Flucht ergriff und durch das Fenster wieder entkam. Er hatte nichts mit nehmen können, und so war ihr ganzer Schmuck gerettet worden durch das alte Armband, das die Laune einer Vor fahrin mit solchen musikalischen Fähigkeiten ausgestattet hatte. Aus dem Gerichtssaal. * Der schwere Raubübersall im Konsumverein Vorwärts in Radeberg fand jetzt vor dem Dresdner Schwurgericht seine Sühne. Die Anklage richtete sich gegen den 38 Jahre alten früheren Former, jetzigen Bauarbeiter Max Robert Kühn aus Oberpesterwitz und den 21 Jahre alten Schlos ser Martin Rudolf Heinrich, gebürtig aus Dresden, wohnhaft in Niederpssterwitz. Beide sind voll geständig. Ohne Lokalkenntnisse fuhren sie am 14. März gegen Abend mit der Bahn nach Radeberg. Kurz nach 6 Uhr, als die Verkäuferinnen die Geschäftsräume verlassen hatten, dran gen beide mit vorgehaltenen Revolvern in die Räume des Konsumvereins ein, riegelten sofort die Tür zu, sprangen dem 45 Jahre alten Lagerhalter Böhme an den Hals, würg ten ihn, fesselten ihm die Hände und preßten ihm unter aller lei Drohungen ein Tuch in den Mund. Dann strich Heinrich die Tageseinnahme ein, die sich auf 2196,50 belief. Die Geschworenen bejahten die gestellten Schukdfragen und ver neinten mildernde Umstände. Das Urteil lautete demnach auf je 6 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrenrechtsverlust. » Ein Kriminalbeamter ab» HHerohelfer einer schwere» Verbrecherbande mußte sich «n Montag in Berlin ge meinsam mit einer Reihe von Personen, denen schwer« Straftaten zur Last gelegt wurden, vor Gericht verantwor ten. Angeklagt waren die angebliche Wirtschafterin Marie Müller, der Kutscher Karl Krautwurst, Arbeiter Robert Schröder, Kaufmann Willy Below, Werkmeister Paul Wich mann und der Kriminalwachtmeister Franz Rost; drei wei tere Kriminalwachtmeister, Retzlaff, Förster und Grllmmich, sind inzwischen zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren ver urteilt worden. Einige der Angeklagten hatten es in äußerst j raffinierter und zielbewußter Weise verstanden, sich an Kri minalbeamte herarrzumachen und diese zu Straftaten zu ver leiten. Fünf Kriminalwachtmeister, durchweg jüngere Be samte, sind so ins Unglück gebracht worden. Sie mußten j meist bei fingierten Beschlagnahmungen Mitwirken und er- hielten dann einen Teil der in manchen Fällen sehr beträcht lichen Beute. Einer der ersten Fälle dieser Art betraf zwei Türken, denen in einem Cafö des Westens dreißig rot ge stempelte Tausendmarkschoine abgenommen wurden. Einem ! bayerischen Kaufmann, der nach Berlin gekommen war, um Gold zu kaufen, wurden im Bureauhaus Börse zwei Pfund Feingold „beschlagnahmt"; acht Pfund Gold vermochte der j Betrogene zu retten, indem er sich auf das wertvolle Paket setzte und während der ganzen Verhandlung darauf sitzen blieb. Ein Schlächtermeister wurde um 27 000 geprellt. Der Inhaber eines bekannten Weinlokals büßte durch Ein bruch Pelze, Teppiche Silbersachen im Werte von 30000 -ll ein. Den erfolgreichsten Streich aber verübte einer der Angeklagten, der in der Maske eines Leitungsrevisors der Elektrizitätswerke einer' in der Rauchstraße wohnenden Dame eine Perlenkette im Werte von mehr als einer Mil lion stahl. Das Kollier wurde durch einen inzwischen flüchtig gewordenen Juwelenschieber Weinstock nach Paris verkauft. Die Ermittlungen des Kriminaloberwachtmeister Wild führ ten schließlich auf die Spur der Angeklagten und es gelang in der Folge auch, einen Teil der Beute wieder herbeizu schaffen. Die Angeklagten Krautwurst und Schröder wurden zu je drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Frau Müller und Wichmann wurde freigesproche». Below wurde zu einem Jahre und drei Monaten und der Kriminalwachtmeister Rost zu einem Jahre sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Rost wurde ini Gerichtssaal verhaftet. » v. allen ttautunreiiiiglrviteii u. Rautaus- sekläAen, vis Llütcdsa, Llitesser, klonen, d kielcelnsv.ä.tägl.Oedrsuckäereckten V.Lersswnnll L Oo.,R»äsbölll. Überall erd. Groschen, 5 Groschen, 7 8 4 7 Groschen, Groschen, Groschen. Begleichung Dieses ist die Repetieruhr Kaiser Napoleon und die Uhr Friedrichs des Großen. Im Zeichen der Prozesse gegen die „Kriegsverbrecher" wird es Interesse erwecken, daß das Testament Napoleons von St. Helena folgenden bemerkenswerten Passus enthält: Longwood, Insel St. Helena, 15. April 1821. Anhang zu meinem letzten Willen. Verzeichnis der Sachen, die Marchand (Obertammer- diencr des Kaisers) zu sich nehmen und zu seiner Zeir mei nem Sohn zusenden soll. 1 2. Meine Repetieruhr. Friedrichs des Zweiten, welche ich zu Potsdam „an mich genommen" habe. (Im Kästchen Nr. 3.) Napoleon. Dieser Auszug entstammt einer Veröffentlichung von literarischen Werken des Kaisers Napoleon, herausgegeben von Hans Landsberg 1912. in die kaiserliche Garde gesteckt. Dem schlauen Rheinländer , gelang es jedoch, unter einem Fuder Heu verborgen, glück lich zu entkommen, gerade noch rechtzeitig vor dem Feldzug nach Rußland, wo er sonst wohl sein vorzeitiges Grab ge funden hätte. 1817 heiratete er die um ein Jahrzehnt jün gere Margarete Strom, und als die Eltern elf Jahre später sich im fernen Rio Grande do Sul bei Sao Leopold ein neue Heimat suchten, waren sie von sechs Kindern beglei tet, wovon eins auf der Reise starb. Dafür wurden ihnen drüben acht weitere geschenkt, und sie sahen die Ihrigen noch bis ins zweite, ja dritte Glied, bis sie 76jährig, der Vater 1862 und die Mutter 1873 starben. Die erste Generation zählte also 14 Kinder (8 männliche und 6 weibliche), von de nen der jüngste, Wendelin, im Alter von fast 80 Jahren noch lebt. Elf der Geschwister gaben (seit ungefähr 1845) einer zweiten Generation von 114 Köpfen das Dasein (etwa 66 männliche und 48 weibliche), was im Durchschnitt gut 10 Kinder auf eine Familie ergibt, bei tatsächlich je 8—16. Ge nau 100, also nahezu 90 Prozent, dieser Enkel des Stamm vaters sind noch am Leben, größtenteils in ansehnlichem Alter. Fast alle 114, nämlich 165, begründeten wieder neue Familien, deren es bei drei Verwandtenehen im ganzen 102 sind. Von diesen ist auch nicht eine einzige kinderlos ge blieben, sondern alle zeigten meist beträchtlichen Nachwuchs, jede durchschnittlich wiederum rund 10 Sprößlinge, im ein zelnen bisher je 2—16. Ja eine Enkelin — die Brave sei hier genannt: Frau Jos. Haupenthal geb. Marg. Schneider, in Boa Vista, nahe dem Uruguay — zählt 20 lebende Kin der! So entstand seit den sechziger und besonders siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine noch nicht abgeschlos sene dritte Generation von bisher 963 Personen, wovon allerdings 138, also der siebente Teil, gestorben sind. Seit den neunziger Jahren ist nun die vierte Genera tion im Werden, die heute bereits 1575, davon 1421 lebende Vertreter zählt, voraussichtlich aber im Laufe der kommen den Jahrzehnte bis um 8000 anwachsen wird. Ganz un übersehbar wird dereinst die jüngste eben erstehende fünfte Generation sein, die bis jetzt 52 Weltbürger aufweist, wo von 5 verstorben sind. Im ganzen sind es also heute, 103 Jahre nach Begründung der Stammfamilie, 2748 Nach kommen, rund 2400 lebende und 324 verstorbene. Natürlich ist diese Schar längst über die ursprüngliche Siedlungsstätte von Bom Jardin hinausgewachsen. Eine eigene blühende Urwaldkolonie (noch nördlich im Munizip Sao Leopoldi) nennt sich nach den Kindern des alten rheinischen Schuh machers „Schneiderstal", und von den zahlreich aus der dortigen „Kaffeeschneiß" ausgewanderten Schneidersleuten erhielt eine andere, etwa 40 Kilometer westlich gelegene Siedlung den altvolkstümlichen Namen „Neu-Kaffee - schireiß" (Liuba Bonita). Jetzt ist das Geschlecht bereits über die ganze Nordhälste von Rio Grande do Sul ver streut, fast vom Atlantischen Ozean im Osten bis westlich und nördlich an den Uruguay, den gegenwärtig der eine oder andere unternehmende Urenkel auf der Suche nach einem Eigenheim wohl überschritten hat. Wahrlich, ein reichverzweigter, weitschattender Daum! Die Gründe für ihr außerordentliches Wachstum liegen zunächst in den gesunden klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Bezeichnend ist ja die aus unseren Angaben hervorragende Langlebigkeit und geringe Sterblichkeit, in dem z. B. allein von den 114 Enkeln Peter Schneiders noch 100 leben, großenteils in einem Alter von über 60 oder 70 Jahren. Bedeutsam ist ferner, daß fast alle diese Enkelkin der, auch die weiblichen, sich verehelichen konnten zumeist schon in jungen Jahren. Der fruchtbare Urwaldboden bie tet sodann für alle Kinder Nahrung — Arbeit, die wiede rum jene schafft und für die das Kiiw auch als willkommene stütze begrüßt wird. Eine Schneiderrechnug aus dem 17. Jahrhundert. In der heutigen Zeit schwerster Teuerung aller mensch lichen Bedarfsartikel, wo besonders auch die Frauenkleidung wahre Papiergeldhäufchen verschlingt — viele Ehemänner wissen ein Liedchen davon zu singen — mutet uns eine Schneiderrcchnung aus der guten, alten Zeit, die dem Ver fasser dieser Zeilen vorliegt, rührend bescheiden an. Unser Dokument aus einer wohlfeilen Zeit stammt aus dem Jahre 1690 und lautet: ..Der Jungfer Christine Löbbeckc die Maß für > die nötigen Stücke zu einem faltigen Un- ' „ ' „ den Oberleib genau für die Brust, ferner die Achseln und Arme der Jungfer geformt . vor Seide Baumwolle eingenäht . Daß Kleid ordentlich abgegeben bittet um dieser christlich-ehrlichen Rechnungen in Höhe von 31 Gro schen zur Wintermesse Gottlieb Wegener, Schneider für den hohen Adel, als auch für die Bürgersleute." Menschheiksvermehrung. Vor bald 100 Jahren (1828) wanderte unter den älte sten deutschen Siedlern Südbrasiliens vom Hunsrück auch ein ehrsamer Schuhmacher aus Namens Peter Schneider. Wer diesem damals voraussagte, es werde sich an ihm Abra hams Segen erneuern und seine Nachkommenschaft nach kaum einem Jahrhundert eine ganze Stadt, größer als dis Hunsrücker „Hauptstadt" Birkenfeld, bevölkern können, hätte gewiß nur ein ungläubiges Lächeln geerntet. Und doch ist es Wahrheit geworden, indem bis 1920 aus dem schlichten rheinischen Stamm schon 2718 Sprößlinge hervorgingen, wovon rund 2400 leben! Es ist dies wohl der erste über ein ganzes Jahrhundert genau durchforschte Fall einer solch einzigartigen Familienvermehrung, und die bevölkerungs politisch wie auch anthropologisch bedeutsamen Angaben da rüber stützen sich aus die ausführlich« Übersicht im „Fami- lienfreund" für 1921 (Porto Alegre), der vom Volksverein für die deutschen Katholiken in Rio Grande do Sul heraus gegeben wurde. Der verdiente Verfasser hat sich, wie er selber sagt, „der nicht geringen Mühe unterzogen, auf seinen Kreuz- und Querritten alle Nachkommen, die lebenden wie die ver storbenen, von Peter Schneider aufzuspüren, was ihm auch ziemlich gelungen ist". Peter Schneider war ein Wechnachts- kind des Jahres 1786. Als wandernder SchustergeseUe wurde er von napoleonischen Werbern aufgegriffen und Hilfe Allerlei vom Juli. Von Karl L i e g er t - Frankenbcrg, Sa. Die zweite Hälfte des Jahres nimmt ihren Anfang! Zahlenmäßig an Monaten und Tagen gerechnet, geht cs be reits mit dem ersten Tag des Monats Juli wieder „bergab". In Wirklichkeit aber merken wir nicht viel davon. Noch steht des Jahres schönste Zeit auf der Höhe ihrer sonnigsten Pracht, noch feiert die Natur ihre größten Triumphe! In Jugendfrische hat das Bild, das Wiesen, Wälder und Felder in diesen Tagen zeigen, gewiß eingebüßt; dafür hat es aber an Kraft und mutiger Lebensbejahung gewonnen. Aus goldgelben, wogenden Ährenfeldern, grellbunten Blumen gärten und dunkelgrünen Baumkronen des Sommers ge bräuntes Antlitz dein Wanderer lachend entgegen, im lau warmen Abendwind umschmeichelt der fllße Balsam der blühenden Linde seine Sinne. Die Bezeichnung „Heumonat" führt der Juli allerdings auch dieses Jahr wieder mit Un recht; denn die Heuernte dürfte wohl überall schon beendet fein. Dagegen wird die Sichel früher als sonst durch die Ährenfelder rauschen, so daß die „Roggenmuhme", die be kanntlich in der Mittagshitze vor den Erntetagen über die Felder zittert, kein allzulanges Leben mehr haben wird. Die frühzeitige Heuernte brachte auch das Ende der buntfarbigen Wiesenteppiche. Desto schöner leuchtet es jetzt in den Ährenfeldern. Blaue Kornblumen, roter Mohn und duftende Winden grüßen freundlich die nickenden Ähren, bis sie eines Tages mit ihnen der Sense des Landmannes oder einem blumenhungrigen Ausflügler zum Opfer fallen. Er- v>u,>»,».- . neut sei davor gewarnt, der Kornblumen wegen nicht die ein Kleid genommen . Felder zu zertreten, sondern nur die Blumen vorsichtig abzu- j i „ ' „ schneiden, die man am Wegrande bis zur Armeslänge ins terrock zusammengenäht Feld hinein erreichen kann. Der Sommerferien wegen ist der Juli bei der Schul jugend mindestens ebenso beliebt wie der Weihnachtsmonat, aber auch für die Erwachsenen bedeutet dos Wort Ferien eine Glückseligkeit. Das ganze Jahr ist erfüllt von dem Sehnen nach den Wochen, in denen man das Groß der All tags- und Berusssorgen einmal an den Nagel hängen kann. Glücklich der, dem es beschieden ist, die Ferientage „weitab vom Schuß", an der See oder in den Bergen verleben zu können. Ängstlich blickt man dann an solchen Tagen nach dem Himmel, von dem allgemein das richtige Ferienwetter erwartet wird. Auf all die bänglichen Wetterfragen gibt der berühmte „Hundertjährige" für den Monat Juli folgende Antwort: 1.—4. große Hitze, 5. fällt Regenmetter ein und hält bis zum 19. an, darauf folgt gutes Wetter bis zum Ende. Der Regen, oder vielmehr das Nichtregnen spielt im Juli eine besonders große Rolle. Fast alle Bauern- und Wetterregeln halten vom Regen im Juli nicht viel, denn „im Juli muß vor Hitze braten, was im September soll ge raten". Dagegen heißt cs: „Juliregen nimmt den Ermc- segen". Von den „Hundstagen", die im Juli bekanntlich ihren Anfang nehmen, haben wir im Juni schon einige Kost proben bekommen, so daß wir auf den Geschmack gut vor bereitet sind und davon gern mehr in Kauf nehmen wollen als naßkalte Regentage . . . In Garten und Feld bringt der Juli, wie schon ange deutet, Erntevorbereitungs- und Erntearbeiten. Für den Landmann ist es wichtig, dabei nicht die Versicherung der Scheunen und Getreidemieten zu übersehen. Auch der Flic- aenbekämpsung in den Ställen ist besondere Beachtung zu schenken; gewarnt muß werden vor dem Verfüttern von frischem Heu und Getreide. Im Obstgarten Fallobst sam meln und trockene Aste ausputzen. Die Ernte der Stachel-, Johannis- und Himbeeren bringt für die Hausfrauen die „Eimnachezeit". Die damit verbundene Arbeit lohnt ein einziges frisches Fruchtkompott Zur Winterszeit reichlich!