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KUWofsweröaer tzauptblalt und gelesensteZeitungim Amtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dß^s Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptpostamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dichteste Verbreitung in allen Volksschichten Beilagen Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Belage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. - Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. -- Fernsprecher Nr. 22 Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends >ür den «atzend. Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäft stelle monatlich MK. 3.- , bet Zustellung ins Haus monatlich Mk. 325, durch die Pdft bezogen otertetjäbrlich Mk. S.ftO mit Iustellungsgebühr. 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Frankreichs Drohungen an Deutschland Bereits in unserer gestrigen Ausgabe haben wir von den 'französischen Absichten einer militärischen Sonderaktion gegen Deutschland berichtet. Diese Absichten werden bestätigt durch sine Drobrede, dir der französische Ministerpräsident Briand »m Senat gestalten Hot. Diese Rede war nichts anderes, als eine unverhüllte Drohung mit der Anwendung äußerster Ge-> :axut bei Fortdauer des deutschen Widerstandes. Nach eirier Lobrede auf die bisher von Frankreich in der Reparations frage bewiesene Langmut erneuerte er die schon früher ge machte Feststellung, daß die Ablehnung der Pariser Beschlüsse durch Deutschland dem Versailler Vertrag wieder volle Gel tung verschafft hat, und fuhr dann in folgendem Sinne fort: Deshalb habe der Wicderguttnachungsauvschuß seine Tätigkeit wieder ausgenommen, um Deutschland mitzutei- leu, wie hoch seine Schuld sei. Am 1. Mai werde Deutsch land keine Ausflüchte mehr machen können. Wenn die Un aufrichtigkeit des Schuldners dann festgestellt sei, werde Frankreich feinen Verbündeten erklären: .Der Gläubiger hat bas Recht, zur Zwangsvollstreckung zu schrei ten." Frankreich sieht sich offenbar dem Fiel seines Hasses und dem Gegenstand seiner Gier gegenüber endlich allein Amerika, ist mau überzeugt, wird noch der Aussiel- Lung von Schecks an Herrn Vioiani unter keinen Umstünden den Franzosen in den Arm fallen: und England, fpekulü-tt man, wird sich hüten, durch irgendeine Parteinahme zugun sten Deutschlands Frankreich endgültig mit Amerita zusam menzufchweißcn; England, dies hasft-nswette England, das -die Franzosen norm Dohr noch aus Frankfurt abschob und hinderte, den Main hinauf zu Marschierer: und Süddeutsch- fand von Preußen abzuschnüren, — es wird lich's setzt mehr als dreimal überlegen, ehe es -abermals eine Geste gegen, das umworbene Frankreich wagt. 'Niemand, so ist heute die Überzeugung in Paris, wirb uns mehr daran hindern, Deutschland .zu einer französischen Kolonie zu machen und ldic Deuffck-en wie Kongoneger zu behandeln. Für uns wären dieser Zustand und die Aussichten, die er eröffnet, sehr erschreckend, wenn seit Versailles für uns überhaupt noch etwas besonders furchtbar erscheinen könne, und aus diesem Schandvertrag null Briand „sittliche An sprüche" an Deutschland herletten. Sittliche Forderungen -assen sich aus einem solchen unsittlichen Vertrag nicht »blei- len, und die starke Hand, die zur Eintreibung solcher angeb- sich sittlichen Forderungen herniederfausen will, ist und ftleibt Räuber- und Mörderhand. Der Raub und Mord ober, die hier begangen werden, -geschehen nicht nur an Deutschland. Sie richten sich mit ihrer unausbleiblichen Rückwirkung gegen Europa, gegen Vie ganze weiße Rasse, ihre Kultur und ihr Ansehen in der Welt. Das furchtbare Schauspiel, das der Friede von Versailles und der Versuch seiner Verwirklichung durch die „starke Hand" aus der Welt macht, wird einst, wenn nicht noch in letzter Stunde eine Umkehr zur Vernunft geschieht, den Titel tra gen: „Das Ende der Weißen". Der Amerikaner Herron be zeugt: „Von diesem Ende hört man schon flüstern an den Flußusern Afrikas und auf den Vergvlateaus Asiens". Da aber dieses Ende nicht im Sinne der Weltgeschichte sein kann, so mag zwar die augenblickliche Konjunktur ;m internationa len Geschäft für Herrn Briand und seine starke Hand sein; dach der Witte der Geschichte muß gegen ihn sein. Aber auch abgesehen von allen weltgeschichtlichen Spe kulationen auf vielleicht lange Frist, wird auch die starke Hand Herrn Briands schon morgen und übermorgen aus der -ausgepreßten deutschen Zitrone nichts herauspressen, was nicht drin ist. Dreihunden Milliarden sind nicht drin. Mas wir ilrm statt dessen boten, nennt Herr Briand ein „höhni sches Angebot". Ein höhnisches Angebot wäre es grmeftn, wenn wir uns erbötiz gemacht hätten, die Pariser Millior- denforderutwen zu erfüllen. Wir hätten damit das französi sche Volk betrogen. Freilich wollten die Pariser Staatslei- ter wohl eigentlich auch nichts anderes von uns. als die Mit wirkung bei einem solchen Betrug, di« Mitwirkung bei der Dorsmegclung der falschen Tatsache, es könne die starke Hand des Herrn Briand mis den Adern der Deutschen Gold statt Mut pressen. Die Stell»«« -er Reichsregierung Zur Red« Briands wird von unterrichteter Seit« gemel det. daß der Standpunkt der deutschen Regierung in all den schwebenden Angelegenheiten der äußeren Politik bekannt und auch vom deutschen Parlament vor aller Welt gebilligt worden ist. Der französische Ministerpräsident hat eigentlich mit seiner Rede nur anerkannt, daß er sich bisher in seiner Außenpolitik außerhalb des Versailler Vertrages gestellt hat. Eine Rückkehr seinerseits zu den Bestimmungen des Versail ler Vertrages müßte die unausbleibliche Folge sein und könnte der deutschen Regierung eher angenehm sein, als daß sie etwas zu befürchten hätte. Sonst ist zur Rede Briands wirklich nicht viel zu sagen. In den Kreisen der Regierung bat man gewußt, daß alles w kommet! würde und sieht den weiteren Dingen mit Ruhe, aber auch mir Festigkeit entgegen. Der l. Mai wird sür unsere Außenpolitik ein Tag erster Ord nung sein. Eine neue STste an Amerika? Haag, 6. April. Der englische Funkdienst meldet: Aus Washington ivmmk die Meldung, daß dort von der deut schen Regierung eine Nate «ingelaufen ist, die erklärt, Deutschland beabsichtige. Frankreich neue Vorschläge zu wachen, deren Einzelheiten aber noch ausgearbeitek werden müsse!!. Dr. Simons schlägt vor, Deutschland solle die Schuld der Alliierten an die Vereinigten Staaten, die 10 Milliarden Dollar beträgt, übernehmen. Er sagte, Deutschland sei be- rc-ii die Verpflichtungen zu iü»ernehmen, die Zinsen und Amortisierung der ausländischen Schuld der Witterten, so weit es in leinen Kräften steke, zu zahlen » Krankrerm und Amerika. London. v. April. kW. T . B.) Die „Morningpost" mel bei aus Washington: Es fei Vivianl klar gelegt worden, bcih es im Inlcrefsc Frankreichs liege, wenn die vereinigten Staaten Frieden mit Deutschland schlössen, da Frankreich vor allem augenblicklich die deutschen Entschädi gungen brauche mrd Deutschland seine Reparationen nicht be zahle,» könne, ivenn man nicht zu einigennaßen norma len Zuständen zurücktehrc, und daß der deutsch amerikanische Frieden zur Herstellung dieser Lage von großem Ratze n sein würde. Denn wenn der Friede hergestellt sein werde, könne Deutschland in den vereinigten Staaten Kredite und Rohstoffe erhallen. Es könne dann an seine Arbeit gehen und d Iran denken, Frankreich zu bezahlen. „Morningposr" bemerkt dazu: Das 'ei der Trost, der Vioiani für seine Enttäuschung, drß es ihm nicht gelungen sei, die Zustimmung zum Betlaillee Vertrage zu sichern, ge boten worden sei. Biviani sei nicht allzusehr darüber er freut, daß Deutschland in die Lage versetzt werde, Kredite in den Vereinigten Staaten zu bekommen, da er der Ansicht sei, daß diese Forderungen zum Vorteil Deutschlands in den Der einigten Staaken leien, ohne daß sich für die Alliierten Vor teile ergäben. Vioiani könne aber natürlich nichts Nm. Deutschland wird, so meldet die „Morning-Polt" weiter, keine Regiel-ungscnüeihe von Len Vereinigten Staaten er halten, aber die Möglichkeit haben, direkte Regierungsuntcr- stützungen durch die Kriegskorporationen zu erb-alten, die ein Teil der Finanzmaschinerie des Schatzamtes seien. Deutsch land wird durch l a n g f r i ft i g e K r e d l l e sich Kupfer, Baumwolle und andere von ihm benötigte Rohstoffe zu beschaffen wissen. Und so wird es auch geschehen. „Mvrningpost" meldet außerdem, daß Präsident Har- ding bei der am nächsten Montag stattfindenden Eröffnung des Kongresses m seiner Eröffnungsrede eine Grabrede für den Völkerbund kalten werde. Der Völkerbund sei tot, soweit die Vereinigten Staaten in betracht kämen. Die Regierung sei nicht abgeneigt, diese Tatsache der Welt offen zur Kenntnis zu bringen. Das Schicksal der Entschließung Knox im Ausschuß für cuiswürtiqe Angelegenheiten werde in Hohem Maße durch die endgültige Entscheidung bestimmt werden, ivclche die amerikanische Regierung treffen werde in der Erwägung, welchen Einfluß die Entschließung auf die endgültige Verwnftlichunq des Wunsches Hardings auf die Bildung einer Gesellschaft der Nationen hoben werde. In Washington Herrichten anscheinend in diesen Fragen zwei < inander widersprechende Ansichten. Die eine gehe dahin, daß die Verhandlungen zur Errichtung eines Verbandes der Rationen eingeleitet werden sollten vor der endgültigen An nahme der Entschließung Knor. Die andere Ansicht sei die, baß die Annahme der Entschließung die Bildung des Ver bandes der Nationen fördern werde. Nach der Annahme der Entschließung wird der „Times" zukolg« die amerikanische Regierung Grund zur Wiederher stellung diplomatischer Beoieburgen nit Deutschland und Österreich haben und -arm Abschlüsse non Handels- und sonsti gen Verträgen mit diesen Ländern übergeben. Die neuen Richtlinien -er amerikanischen Politik. London, 6. April. Nach einer Meldung der Chicago Tribüne kann das Programm der Regierung bezüglich de« Friedens mit Deutschland und der Aufrechterhaltung de« Weltfriedens folgendermaßen zusammengesaßt werden: l) Verwerfung des Vertrages von Versailles mit Ein schluß des Vöikerbündpattes. 2s Annahme der Entschließung Kiwr, die den Friedens zustand mit Deutschland wicderherstellt. .'>> Sonderverhandlungen über einen mit Deutschland zu schließenden Vertrag, der die Festsetzung der Sctftiden, die Beantwortung der Beschwerden und endlich die Lösung der sich aus dem Krieg ergebenden Fragen zum Zweck hat. i) In die Entschließung Knox nnrd eine Erklärung ein gefügt, die besagt, daß Amerika mit den hauptsächlichsten ehemaligen kriegführerrüen Ländern zum Zwecke einer ge genseitigen Verständigung zusammenarbeiten wird, falls der Friede Europas durch ein Mitglied oder durch eine Vereini gung von Mächten bedroht werde. b) Annahme einer Sonderentschließung, die erkläit, daß die Vereinigten Staaten der Ansicht sind, daß Deutsch land die Verantwortung am Kriege trägt und daß Deutsch land daher in den Grenzen der Möglichkeit volle Wiedergut machung zu leisten hat. 6> Verhandlungen mir England und Japan zum Zwecke einer Verminderung der Flottenrüstung. 7) Den übrigen Mächten sollen Vorschläge zur Grün dung einer Vereinigung von Nationen unterbreitet werden, die den Fitteden der Welt sicherstellt und der sich die Ber einigten Staaten, getreu ihrer überlieferten Polin?. An schlüßen können. Briand für die Zerftütkriung Oösrschlsitns Paris, 0. April. lDrahtber.) Im "Senat erklärte Briand, die oberkchlesische Angelegenheit sei durch Vertrag so klar geregelt worden, daß er nicht zugeben könne, daß Zweideutigkeiten vorhanden seien. Die interalliierte Kom mission habe nicht nur das Gesamtergebnis festzustellen, sie müsse auch die Stimmen Gemeinde sür Gemeinde inbetracht ziehen. Die Arbeit werde etwa in zwei oder drei Tagen beendet sein. Es könne keine Erörterung über den Geist und den Wortlaut des Vertrages geben. Wenn Deutschland die Reparotionsfragc mit Oberschlesien verbin den wolle, so könne das vielleicht sein Ziel sein. Es sei aber das nicht Frankreichs. Der Ministerpräsident wandte sich sodann in außerordentlich scharfer Tveise gegen das deutsche Memorandum an Amerika, das er als eine Verspottung der unglücklichen Bevölkerung der verwüsteten Gebiete be zeichnete. Die Refiierungsbtldung in Preutzrn Berlin. 7. April. lDrahtber.) Die gestrigen Fraktions- besprechungen über die Regierungsbildung in Preußen haben zu keinem Ergebnis geführt. Sowohl die „Deutsche Allg. Ztg." wie auch die „Boss. Ztg." halten es für wahr scheinlich, daß man euren Ausweg aus der Verlegenheit m der Bildung eines Geschäftsministeriums als ltbergairgskabinett suchen werde. Nach der „Voss. Ztg." werde das Zentrum den Minister Stegcrwald als Minister präsidenten Vorschlägen, dem es dann überlasten bliebe, Sie einzelnen Ministerposten zu besetzen. Sämiliche Parteien, ausgenommen die Deutschriationalen und die Linksradika- len, haben sich bereits damit einverstanden erllärt, dem vom Zentrum vorgeschlagenen Kandidaten für das Ministerprä sidium ihre Stimme zu geben. Kriegsgerichtliches Verfahren gegen die Aufrührer im besetzten Gebiet. Berlin, 7. April. sDrasttb.) Wie der „Verl. Lokalanz." aus Duisburg meldet, find ungefähr 900 Kommunisten bi» heute kriegsgerichtlich abgeurteilt worden. Das Kriegsge richt ist zu diesem Zweck von Aachen nach Mörs verlegt wor den. Der kommunisttsche Beigeordnete Dr. Gabriel wurde zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die Verurteilten sind nach dem Aachen r Gebiete abqeschoben worden. Di« vor kurzem in Stuttgart verhafteten elf Kommunisten führer, die sich in Tübingen in Patizeigewalkrsam befinden, sind am Freitag in den Hungerstreik getreten.