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«MM < DerSSHWeLrzSßker Nr. IS Sonntag, den 23. Januar 1V21 75. Jahrgang. Ls? Vergabe in -er Presie benutzt. Es ist weder unsere Aufgabe, die Sowjetregierung zu bekämpfen, noch sie zu stützen; wtr die Rote Armee schloß der Redner. Die Interpellation wurde vom Außenminister Dr. Si mons beantwortet. Der Außenminister Dr. Simons hielt eine ziemlich lange Rede, die aber weder sachlich, noch formal besonders publik kein Hindernis, die Beziehungen wieder auszunehmen; aber auf der anderen Seite darf der deutsche Boden kein Aufmarschgebiet für russische Gewaltmahregeln e6 Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dichteste VerdrettunginallenVolksschichten Wöchentliche Beilagen: Lonntags-Unterhaltungsblatt. — Geschäftsstelle. Bischofswerda, Ailmarlu 15. — Druck und Verlag der Buchdruckers Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. verhandeln. Es sei aber auffällig, daß die russische Politik Kreisen ist eine solche, daß die deutsche Mitarbeit nicht zu der Entente und des Stinnes-Konzerns die gleiche Richtung vermeiden ist. (Zuruf links: Sie haben einen starken «a» verfolgten. Die deutsche Regierung dürfe eine solche sowjet- den!) Ja, er ist sogar in derselben Richtung unter den Jhft» feindliche Politik nicht mitmachen. Mit einem Hymnus auf genl Die Verfassung der Smvjetregievung ist für unsere Re» -Gemeinde- Konto Nr. «4. Bischofswerdaer Hauptblatt undgelesensteZeitungimAmtsgerichts- dezirk Bischofswerda mW angrenzenden Gebieten Eftrses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupl» Mannschaft, der Schulinspektion und des HauprMamts zu Bautzen, sowie des Auttsgerichts und des Sradrrais zu Bischofswerda. bi« Post bergen vierteljährlich «Ul. s.— ohne Zustellung .... — - , sowie ZettungraustrSger und dte tuvgcn — hat ber Bezieher" keinen Anspruch «mf Ltrfeimng" oder die 3gVs'palün^'Zelle^'Mg''-"Mr"Winn^ e»eschSstrpelle de» Blatte, nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. wird drin Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischof,»!, erda. ' ' — Anzeigeruneei»: Dir Sgespallen« Grundzeit« (Zlm. Molle i4» oder bereu Raum SO Pfg.. örtliche Anzeigen SO Pfg teil (Zlm. Masse 14) 220 Pfg., dte ggespalteu» Zelle. Bei ,'Mebrr- »laß nach, festkehrnden Sätzen. - Amtliche Anzeigen Kein Dalutaopttmismus. Dir Mark steigt! Es wird gut sein, wenn wir daran nicht allzu große Hoffnungen knüpfen. Die Mark ist schon oft gestiegen und ebenso oft wieder gefallen. Sie wird das auch in Zukunft tun, d. h. heftigen Schwankungen ausgesetzt sein, wenigstens so lange, bis es gelungen ist, das europä ische Geldwesen wieder gesund zu machen. Der Notcimm- laus in Deutschland hat 80 Milliarden Mark erreicht. Er ist weder in banktechnischem Sinne gedeckt, noch entspricht seine Höbe irgendwie der Erzeugungskraft der deutschen Wirtschaft. Diele künstliche Geldschöpfung muß iwtwendiq zur Entwertung des Geldes führen. Auf dem inneren Markt kommt das in der sogenannten Steigerung aller Preise zum Ausdruck, die sich in den Wechselkursen widerspiegelt. Es ist klar, daß eine dauernde Besserung der Wechselkurse ebenso wenig möglich ist, wie ein Preisabbau im Innern, so lange eben so viel Geldzeichen auf dem Markt schwim men. Geldzeichen lassen sich nicht künstlich schöpfen. Lie sind kein Ding an sich, sondern von der Warenerzeugung und sodann von dem Umlaufprozeß der Waren abhängig. Den Wen des Geldes stellen immer nur die Waren oder wirtschaftlichen Güter dar, für die das Geld dann die Rolle des Tauschmittels spielt. Der Wert der Geldzeichen kann also auch nicht zwangsweise geschaffen werden. Wohl ist es möglich, den Geldzeichen Zwangskurs zu verleihen, d. h. den Einzelnen zur Annahme zu verpflichten, aber man kann nicht nnordnen, daß so und so viel Ware für eine bestimmte Menge Geldzeichen geliefert werden muß, daran ist auch die deutsche Höchstprelspolitik gescheitert, da sich die Ware ans dem gewöhnlichen Umlaufsprozeß in den Schleichhairdel flüchtete. Woher kommt nun die scheinbar unerwartete Besserung des Morklurses? Vie hat verschiedene Ursachen., die an der einen stelle stärker, an der anderen Stelle schwächer wir ken. Wer nur die eine Stelle beobachtet, wird leicht dazu verführ:, eine Gencralursache anzunehmen. Erinnern wir uns, daß im Auslände erhebliche Beträge deutscher Reichs mark aufgestapelt sind. Es tut nichts zur Sache, ob diese Aufstapelung aus Warenlieferungen oder aus Kapilalver- schiebungen stammt. Jedenfalls sind nach der Anttvort üer deutschen Regierung auf die lsl. Brüsseler Frage etwa 25 bis 30 Milliarden Papiermark im Ausland vorhanden. Sie werden täglich in größeren oder geringeren Mengen ange boten. Besteht keine Nachfrage, so muß das auf die Wech selkurse drücken. Steigt die Nachfrage, so tritt eine Besse rung der Kurse ein. Wenn ein Ring ausländischer oder auch inländischer Spekulanten an Auslandsbörsen deutsche Markbeträge aufkauft, steigt der Markkurs sofort. Dieser Aufkauf kann verschiedene Ursachen haben. Es ist noch immer möglich, auf deutschen Märkten große Warenmengeri zu kaufen, mehr sogar, als das Ausland auszunehmen ge willt ist. Wer in Deutschland kaufen will, handelt wirt schaftlich vorteilhaft, sich Markbeträge zu sichern. Das kann i-r im Ausland besser, als in Deutschland. Der Tiefstand der Wechselkurse wirkt fördernd auf die Ausfuhr. Steigen infolge der Nachfrage nach Mark die Kurse, so vermag Deutsckland im Ausland wohlfeiler zu kaufen. Da aber unser Ensuhrbedürfnis größer ist, als unsere Ausfnhrmög- lichkeit es sein kann, so muß sich bald eine rückläufige Be wegung der deutschen Wechselkurse einstellen. Das zeigt, daß nicht nur die Ordnung des Geldwesens die Wechsel kurse entscheidend beeinflußt, sondern auch der Außenhandel. Wir würden das allgemein schärfer erkennen, wenn sich die deutsche Regierung dazu entschließen würde, endlich wieder mit den statistischen Veröffentlichungen über den Außen handel zu beginnen. Die Geheimniskrämerei, die jetzt ge trieben wird, ist nicht angebracht und verleitet im Inland und Ausland ost zu falschen Schlüssen. j kann ich mich nicht abgeben; aber wir können es nicht dulden, wenn wir künftig in lebhaften Beziehungen zu Rußland stehen, daß diejenigen Männer, die diese Beziehungen Mö gen werden, bei uns politische Propaganda treiben. Wir haben hier Parteien, die für den Bestand Deutschlands un feiner Verfassung von größter Gefährlichkeit sind. (Zuruf links: Sehr richtig! Orgesch!) Sie (nach links) werden bald erkennen, daß es nicht nur die Orgesch ist. Daß fremd« Ver treter sich in unsere inner-politischen Angelegenheiten mischen, darf unter keinen Umständen geduldet werden. (Sehr rich tig rechts.) Nur wenn sich jeder der beiden Teile politisch 'm seinen Grenzen hält, werden wir uns wirtschaftlich die Han- reichen. Daß das recht bald geschehen möge, das ist mein Wuirsch. (Beifall.) Die Besprechung der Interpellation wurde von dem Abg. Wels (Soz.) eröffnet, der die Notwendigkeit engeren Zusam menschlusses mit Rußland betonte, aber mit dem Außen minister der Auffassung beipflichtete, daß inan die wirtschaft liche Verbindung mit Rußland nicht damit erkaufen dürfe, daß man der Sowjetregierung gestatte, sich in die innerdeut- scheu Verhältnisse einzumischen. Der Bolschewismus loste sich nur durch eine Erstarkung des Wirtschaftslebens überwin den. Einmal:nüsse Deutschland doch mit Rußland zusam menkommen. Auch Abg. Fleischer (Zentr.) sprach aus, daß die Schaffung eines Ausgleichs mit Rußland eine befriedigende Tat sein werde, daß aber bislang der Weg zu diesem Ausgleich noch nicht sichtbar geworden sei. Polen könnte ein vorzügliches Bindeglied mit Rußland sein, wenn cs nicht so vollkommen unter dem Einfluß der Entente stände. Abg. Neuhaus (Deutschnat.) ging aus das bekannte Buch Goldschmidts über Sowjetrußland ein, das er mit Recht als eine einzige große Illusion abtat. Er vermißte bei den Kon-. Zessionen, die die russische Regierung ausländischen Kapitali sten anbietet, die Sicherheit und den Schutz der Enteignung. Einem neuen geordneten Rußlarrd seien gewiß die Sympa thien aller -Schichteri des deutschen Volkes sicher. Um (47 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen und di« Weiterberätung auf morgen 1 Uhr vertagt. Auf der morgi gen Tagesordnung steht weiter noch die Novelle zum Esii- kommensteuergesetz. Außenminister Simons über unsere Beziehungen zu Rußland Im Reichslrg wurde am Freitag der Notetat in dr'ttcr Lcsuna anaenon.men Die unabhängige Interpellation über die Aufnahme der politischen und wirtschaftlichen Be ziehungen zu Sowjetrußland stand hierauf zur Erledigung. Sic würde von dem Abg. Crispien begründet, der den Wert Rußlands als Einfuhrland für uns schilderte, um zu oc- haupten, wenn die Beziehungen noch nicht wieder ausge nommen seien, so liege da« lediglich an der Angst vor dem Sozialismus. Zur Erleichterung der Wiederanknüpfung müsse eine Zentralstelle geschaffen weichen unter Hinzu ziehung von Gewerkschaftlern und Angestellten. So gut, mi«. mit Polen und Litauen, könne man auch mit Rußland sich nicht im Zweifel darüber, daß die Wiederaufnahme des Wirtschaftsverkehrs mit Rußland eine Lebensnotweudigkcit für Deutschland sei und nicht nur nir Deutschland, sondern für ganz Europa. Unter diesem Gesichtspunkt kritisierte der Minister die Ostpolitik der En- tentestaalen, die daraus hinauslause, den Verkehr zwischen Deutschland und Rußland zu blockieren und auch sonst den russischen Handelsverkehr nach Kräften zu lähmen. Eine mehr theoretische, aber trotzdem sehr gewichtige Schwierig keit liege in dem Zwang, das kapitalistische Wirtschafts- snstem mit der Wirtschaftsauffassung der Sowjets in Zu sammenhang zu bringen. Was die politischen Voraus setzungen für die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Rußland angche, so müsse zunächst, und zwar mit allem Nachdruck, Genugtuung für die Ermordung des Grafen Mirbach gefordert werden, die immer noch nicht gegeben sei. Unter diesen Umständen könne man mit Rußland eben nur auf dem Umwege über besondere Agenten verhandeln, und hier müsse er betonen, daß die Schwierigkeiten, die sol chen Verhandlungen in den Weg gelegt würden, lediglich von russischer Seite nusgingen. Das sei mit ein Grund da für, weshalb die deutsche Regierung die Aufenthaltserlaub nis für die sogenannte russisch-technische Kommission nicht ne'löngert habe. Zwar müsse die Aufgabe dieser Kommis sion als erledigt betrachtet werden, da durch deutsche Augen zeugen einwandfrei festgestettt sei, daß gegenwärtig vor einer Auswanderung deutscher Arbeiter nach Rußland ein dringlich gewarnt werden müsse. Der Minister fuhr dann sott: Eine Besserung der Be ziehungen zu Rußland erhoffe ich allerdings. Voraussetzung ist jedoch, daß das russische Volk uns brauchbare Ware mehr als bisher zur Verfügung stellen kann. Voraussetzung ist fer ner, daß Rußland und der ganze Osten aufhören, ein Kriegs schauplatz zu sein (sehr richtig!), daß die Völker sich endlich verständigen, in Frieden miteinander zu leben und auch nicht immer wieder gestört werden durch Treibereien vom Westen her. Vor allem aber muß inan von russischer Seite aufhörcn mit jener Propaganda, die die Axt an die Wurzel unseres Ledens legt. Wir rechnen mit den gegebenen Verhältnissen in Rußland, die Russen aber nicht mit den Verhältnissen in Deutschland. Darauf lassen sich keine dauernden wirtschaftlichen Beziehun gen aufbauen. (Sehr richtig!) Ich bedauere, oaß die In terniertenfrage wieder zum Gegenstcnche der Agitation ge macht wird. Infolge zu großer Nachgiebigkeit im Anfang ist in den Lagern die Einführung größerer Strenge notwendig geworden, und es ist der Verlust von Menschenleben zu be klagen. (Hört, hört! links.) Man hätte dieses vielleicht ver- hirftrern können, wenn inan den Verkehr der Lager nach außen von vornherein mehr überwacht hätte. (Sehr richtig! rechts, Widerspruch links.) Der Minister gibt Berichte aus den Lagern wieder, die zur Aufklärung der in der Debatte über die Jnternierteninterpellation erwähnten Zwischenfälle dienen sollen. Alle Länder kommen ja jetzt allmählich wie der in Beziehung zu Rußland. Aber einmal hören -vir, die Abkommen seien abgeschlossen, das aitdcremal, sie seien wie der aufgehoben. Was dabei herauskommt, wissen wir nicht. Selbst Frankreich hat jetzt das starre Verbot der Handelsbe ziehungen mit Rußland aufgehoben. Dasselbe hat das belgi sche Ministerium wgesagt, und Italien versucht den Waren austausch mit Rußland wieder aufzunehmen. Die Bereinig ten Staaten sind dabei, sich Konzessionen für die wirtschaft liche Ausbeutung RußlmGs erteilen zu lassen. Daran kann die deutsche Regierung nicht vorübergehen. In unserer eige nen wirtschaftlichen Krisis müssen wir natürlich versuchen, unserer Industrie und unserer Arbeiterschaft neue Beschäfti gung zu verschaffen. Die KeNntttts Rtcßlands in deutschen Sächsischer Landtag. (IS. Sitzung.) Am Freitag beschäftigte sich der Landtag zunächst mit einer Vorlage der Regierung die Airgliederung der Forst akademie Tharandt an die Universität Leipzig betreffend. Während der Redner der Deutschirationalen Volksvartei sich für die Angliederung der Forstakademie an die Technische Hochschule in Dresden aussprach, stimmten die Redner aller übrigen Parteien der Regierungsvorlage zu, die dann auch einstimmig dem Haushaltausschuß V zur weiteren Beratung überwiesen wurde. Darauf nahmen wiederum Lrwerbslojenftagen einen breiten Raun» in den Erörterungen ein. Der Haushaltaus schuß tt hatte, wie mir gestern schon mitteilten, den Airtrag gestellt, daß bei der Rcichsregierung beantragt werden solle, unbeschadet einer an sich notwendige)? Erhöhung der laufen den Unterstützungen den Erwerbslosen einmalige nicht rück zahlbare Beihilfen zu gewähren und zwar gestaffelt nach der Dauer der Arbeitslosigkeit von IT, 26, 89 und 52 Wochen für Ledige und Verheitratete in Höhe von 160 bezw. 200 bis 360 bezw. 600 Mark. Ein Antrag der Volkspartei, die Ange- ' legenheit nochmals an den Haushaltausschuß zurückzuweisen, wurde gegen die Stimmen der Bürgerlichen abgelHNt, der Antrag des Haushaftausschusses dann gegen die Stimmen der Bürgerlichen angenommen. Interessant war, daß in det - Aussprache dem kommunistischen Rcdffer «rodk das «e- «eichetnnn-owAer Jeden Wecktaa abend» für dm »olgraü. Tag. Postscheck-Konto: Amt Leipzig Nr. 21543. Ve»»g»prei»: Bei Abholung in der Geschäftsstelle monatlich verband-girokasie Bischofswerda Kost, ' bei Zustellung in» Hau» monattich Alb. 3.25, durch Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher teil (Zlm. Moste 14) dast^bezogen vierteljährlich Mk. S.— ohne Austellungsgebühr. Störung des Betriebe« der Zestung oder der Besürderungseinrich- holruigen Nachlaß n bervorracstc. Der Minister qab eine sachliche Schilderung werden. »e, der Wiedergabe mecner Rede un Rheinlands«» der schmierigen Wirtschaftslage, in der sich Rußland nach wohl der Abgeordnete Cr»sp«>n eine n»cht ganz genaue Mo den» Umsturz und unter den gegenwärtigen unsicheren Der- dergabe m der Presie benutzt. Es ist weder unsere Aufgabe, hältnissen befmder, die es ihm unmöglich macht, die für - - ... - . einen zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr unbedingt er-. müssen nur dafür sorgen, Laß das russrsche Volk mrt uns forderlichen Gegenleistungen sicherzustellen. Dazu komme zusammen aus semem Elend herauskommt. Mit Raffelraten, der Zusammenbruch des russischen Verkehrswesens. Er sei wie lange die Sowjetregierung noch bestehen bleiben wirb.