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- Erscheinungsdatum
- 1921-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192101076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19210107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19210107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
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Jahr
1921
-
Monat
1921-01
- Tag 1921-01-07
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Monat
1921-01
-
Jahr
1921
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«chnender Angestellter einer hiesigen Gesellschaft. Er fand am Morgen de» ersten Feiertags seine 31 Jahre alte Ehe frau mit ihren zwei jüngsten Kindern, einem IHLjährigen Mädchen und einem zwei Monate alten Knaben, auf dem Fußboden der Küche liegerü), tot vor. Der Raum war mit Gas angefüllt. Sein drittes Kind, einen M/. Jahre alten - Knaben, traf er unversehrt an. Wie die Erörterungen der Kriminalpolizei ergeben haben, hat sich die Frau schon län gere Zeit mit Selbstmordgedanken getragen und sich auch Dritten gegenüber geäußert, ihre jüngsten beiden Kinder mit in den Tod nehmen zu wollen. Diese unselige Tat hat sie offenbar während eines ernsten Anfalles ihres schon seit län gerer Zeit bemerkbaren Nervenleidens ausgeführt. Hohenstein-Ernstthal, 6. Januar. Au Tode «quetscht» Beim Heben von Dalken fiel in der Döttgerschen Webfabrik dem 25 Jahre alten Packer Lindner aus Oberlungwitz ein Balken auf die Brust und drückte ihm den Brustkasten ein, so daß Lindner nach kurzer Zeit starb. Lindner war erst am Tage zuvor getraut worden. Reue» aus aller Welt. — Vauernauflehuung gegen eine Awangsdeitreibung oon Brotgetreide. Im Dorfe Hirschfelde bei Lieben werda vertrieb eine aus 500 Personen bestehende Menge, die mit Dreschflegeln, Beilen und Jagdgewehren bewaffnet war, die Beamten der Sicherheitspolizei und der Reichsgetreide- stelle, die mit der Beitreibung von Brotgetreide beauftragt waren. Der Gemeindevorsteher als Rädelsführer wurde so fort von seinem Amte entfernt, und gegen alle Beteiligten ein Verfahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt eingeleitet. Die Zwangsbeitreibung des Getreides an dem Orte, der sehr stark mit der Getreidelieferung im Rückstände ist, soll in den nächsten Tagen rücksichtslos durchgeführt wer den. — Die verräterische Mühe. Die Bluttat in der Alexan- drinenstraße in Berlin, wobei im November vorigen Jahres der Hauspförtner Schulz überfallen und durch Messerstiche schwer verletzt wurde, ist jetzt von der Berliner Kriminal polizei aufgeklärt worden. Einer der Täter hatte bei dem Überfall auf dem Hofe seine Mütze verloren und zurückge lassen. Die Kriminalpolizei ermittele jetzt, daß die Miitz - einem 23 Jahre alten Handelsmann Max Halle aus der Reichenberger Straße 159 gehörte. Halle erschien unmittel bar nach der Tat in der Schankwirtschaft von Möbius in der Naunynstraße ohne Kopfbedeckung und besorgte sich später einen Hut, währeitd er bis dahin stets die Mühe ge tragen hat. Es wurde weiter sestgestellt, daß Halle und ein Sohn des Schankwirts Möbius, der 21 Jahre alte Schneider Paul Möbius, über die Bluttat bereits gesprochen hatten, als sie noch nicht öffentlich bekannt war. Sie hatten auch dabei erwähnt, daß Kinder geschrien hätten. Sie selbst hät ten über eine Mauer flüchten müssen. Halle habe dabei die Mütze eingebüßt. Alles das trifft zu. Die beiden erzählten weiter, daß sie sich, um den Verdacht abzulenken, unter die Verfolger gemischt und mit ihnen um Hilfe gerufen hätten. Möbius wurde fcstgenommen, während Halle wegen Dieb stahls bereits in Untersuchungshaft sitzt. — Ein schreckliche» Unglück ereignete sich in der Silve sternacht in Halberstadt. Der 12jährige Sohn des Schnei ders Stark aus Westeftdors hatte eine Eiergranate gefunden. Als er ein Streichholz darunter hielt explodierte die Granate und riß dem Unglücklichen den Kopf ab. — 2n der Mühle zu Tode gekommen. 2n Unterrohn bei Salzungen geriet die 47 Jahre alte Ehefrau des Müllers Haus in eine im Keller laufende Welle des Betriebes. Die Frau wurde dabei so gräßlich zugerichtet, daß der Tod sofort eintrat. — Lin Vater von feinem Sohne überfallen. Ein eigen i artiger Vorfall passierte einem Landwirt aus Altenroda in! Thüringen Dieser, ein bejahrter Mann, fuhr mit seinem! Gespann in Begleitung seines 23jährigen Sohnes Getreide nach Laucha. Zluf dem Heimweg bedrohte der Sohn plötz lich seinen Vater mit dein geladenen Revolver und forderte den Erlös des Getreides, 2300 -ll. Der alte Mann, über rascht von diesem ganz unerwarteten Angriff, gab das Geld her und wurde dann unsanft vom Wagen entfernt. — Höher gehts trimm er! — Lhristkindchen. Eine etwas reichlich ausgefallene Weihnachtsbeschcrung wurde der Familie Messing in Recke (Wests.) zuteil. Es wurden ihr nach dem „Münst. Anzeiger" vom Klapperstorch drei gesunde Mädchen auf einmal ge bracht. — Die MMoaeu-Belrügeveleu bet der wvmba. U, Untersuchung gegen die in die Affäre Meng veevftckeliu, Personen schreitet verhältnismäßig «langsam weiter, La die Herbeischaffung der notwendigen Belege, Rechnungen und Kassabücher der militärischen Beschasfungsstellen mtt großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Das gesamte Material der 2000 Beschaffungsstellen, die e» im Kriege gab, befindet sich bei der Oberrechnungskammer und dem Rechnungshof, und infolgedessen bedarf es geraumer Zeit, um aus dem riesen- haftet, Material «das gewünschte herauszufinden.' Die Wumba, eine der größten Militärbeschaffungvstellen, hatte bezeichnenderweise keine kaufmännische Geschäfts- und Buch führung. Die Angebote gingen an die Wumba. die Auf träge erfolgten von getrennten Militärstellen und die Ver rechnung ging wieder über besottdere Militärrassen. In folgedessen dürste sich das gesamte Material kaum restlos , beschaffen lassen. Die verhafteten Essener Fabrikanten wer- ,den jetzt nach Berlin gebracht, um den hier verhafteten An gestellten der Wumba gegenübergestellt zu werden. Bei den Nachforschungen über die Vergangenheit der Festgenom, menen hat sich über Heering, der in dem Verdacht steht, zu sammen mit Meng die Betrügereien bei der Wumba in szeniert zu haben, mancherlei Interessantes ergeben. Ec > war früher Lehrer, hatte sich im Amt jedoch Erpressungen «und Betrügereien zuschulden kommen lassen und wurde d«s- halb von seinem Posten entfernt. Merkwürdigerweise sind diese Vergehen nicht in seine Stammrolle ausgenommen worden, und so gelang es ihm, auf seinen Antrag W Wumba versetzt zu werden. Die Nachprüfungen der Ber- mögensangabe des Lieferanten Meng werden noch fortge setzt. Er hatte in seiner Erklärung zum Reichsnotopfer ein Vermögen von 750 000 .ll angegeben, obwohl er in einer Essener G. m. b. H., die mit einen: Kapital von 12 Mil lionen Mark gegründet worden ist, Hauptaktionär ist. Die zuständigen Stellen nehmen an, daß er bereits einen großen Teil seines Vermögens in Sicherheit gebracht hat. — Von Kannibalen aufgefressen. Der „New Port.he- rald" meldet aus Washington, daß drei amerikanische See leute und eine große Anzahl eingeborenener Frauen und Kinder non Kannibalen auf Haiti aufgefrcssen worden seien. j Eins Untersuchungskommission habe ihren Bericht dem 'Staatssekretär für Marine übermittelt. Stelle, von der des Staatssekretärs des Innern und Stell Fürst Bülow hat in seinen Briefen an Bassekmann in Kein glücklicher Stern hat Bethmann von der zweiten die Oberste Hee^leittmg um Rat angegangen. Wmn ^z^wahl F Stelle, von der des Staatssekretärs des Innern und srell- sich darum handelte, die Fettrationen neu zu verteilen, ^er Freibern, von Maltzahn, einseitig erfolgt. Nicht Ebeft Vertreters des Reichskanzlei, an die 'spitze des Reiches gr- mußte der preußische Laudwirtschaftsminister ins Große oder -Scherden,nun die zur Bethmannschen Politik hielten, tragen. Innerlich mag das Bethmann selbst vom ersten Tage Hauptquartier reisen. Wie im Kleinen, so im Großen. Im- wurden geladen sondern^Dr David Nicht Dr. Gröber oder an gesuhlt haben. Kaum mtt der Bürde des Kanzlers be- suchte sich der Reichskanzler von Bethmann Deckung bei Spahn vertraten als berufene Führer das Zentrum, sondern lastet, war er gereizt gegenüber kleinlichen Anfeindungen, Obersten Heeresleitung, und daraus erwuchs die be- A geschäftige Erzberaer Außer dem Abg. v. Payer von zoa sich zuruck von dnri enden Vrilslcklaa feines Volkes e '(.'m.. >rzverqer. oein - von der wirtschaftlichen Vereinigung -gegen Bethmann aus, der nicht mehr das Vertrauen des zog sich zurück von dein lebenden Pulsschlag seines Volkes uiä> wurde ein einsamer, fast mürrischer Grübler, der ganz Erinnerungen an Bethmann Hollweg. Das Charakterbild des am 2. Januar verstorbe nen früheren Reichskanzlers erhält eine Ergänzung und Beleuchtung durch die nachstehende Schilderung von persönlichen Eindrücken und Erinnerungen des Berliner Mitarbeiters des „Hamb. Fremdenblattes": Ein zerbrochenes Leben hat mit Bethmann Hollwegs Tod geendet. Zerbrochen am Unvermögen, die sich dauernd schlichtenden Widerstände zu überwinden, und zerbrochen an > ver Tragik seines Lebens, an dem Widerstreit des Wollens j brechen zu verhindern, setzte er noch wenige Tage vor sei nem Sturze den heute fast völlig vergessenen Erlaß vom ll. Juli 1917 durch, in dem das gleiche Wahlrecht in feiert.cher Form für Preußen verkündet wurde. Das war wirklich eine Kraftprobe des schon von den brandenden Wogen Umzün- gelten. Gerettet hat sie ihn nicht mehr. Eine Sitzung des preußischen Staatsministerrums am 8. Juli und der mit hef tigen Szenen angefüllte Kronrat vom 9. Juli waren vorausgegangen, fast sämtliche preußischen Minister, Brei- tenbach, Schorlemer, Loebell, Beseler, Trott zu Solz und Stein hatten gegen Bethmann gestimmt und, als sie gegen den von Bethmann beratenen Kaiser und gegen die Staats sekretäre im Reich unterlagen, ihr Abschiedsgesuch einge reicht. Bis in die späten Nachtstunden hinein hatte tn Kronrat gedauert. Der Kaiser blieb trotzdem noch längere Zeit bei Bethmann und telephonierte ihn noch mährend d--r Nacht vom Schloß Bellevue aus an, um ihn seiner unwan delbaren Zuneigung und Freundschaft zu versichern, mit der Hinzufügung. Bethmann müße sein Freund und Berater bleiben und dürfe ihn nicht verlassen. Fürstengunst war nie ein fester Grund. Wenige Tage darauf, am 14. Juli, gencu acht Jahre nach seiner Ernennung zum Kanzler, war Beth mann vom Kaiser entlassen. Obwohl feiner« inneren Welsen nach Anhänger des aus geklärten Absolutismus, Verfechter einer Politik über den Parteien und Gegner des Parlamentarismus,- hatte er nvch die parlamentarischen Parteien zu mitbestimmenden Fakto ren in der deutschen Politik gemacht, um bald darauf an .ronprinz war am 12. Juli irr L WÄLL WAL «ach Bukarest verbannten Kiderlen-Wächter benef sichtig gegenüber allen Schwächen. Bethmann war Plus- Bethmann aus^der nicht mehr das Vertrauendes er zum Staatssekretär des Äußern, wett chn die ltberpru- royalist, nach eigenem Geständnis. Ost hat er im vertrauten B^chstaaes ^be und' dellen Abgang eine Erleichteruna fift fimg der auswattigen Politik zu der Überzeugung gebracht ^eise gesagt: „Ich iveiß, daß ich dem Käiser in dieser oder r>en FZ^n?sMuß be^mtt Mit Acsnn Urteil f^ Betb- hatte, daß Feinde m der ganzen Welt uns zu erdrücken dwh- - jener Frage wehe tue und ihm den Kampf ansagen müßte, ultimative?" Drohuna Litten- und ftm rem inuerpolttisch gewordenes Willen zur W- aber ich kann es nicht, weil ich durch Erziehung und Tradi- darff"'u^ Ade^ Ä ste mft wehr nicht ausreichen wurde. Kiderlen-Wächter suchte die tion sein ergebener Diener sein muß." Bethmann war Geg- ahnten fernerhin um uns gezwungenen eisernen Ketten dnr-b leinen Bantber- ' i,it i - » - « sn.k. "Nt zusammenarbeiten konnten. ner des rücksichtslosen ll nte rse eb o o t kri« ge s. Auf, ' ' . seinen Wunsch arbeitete Helffertch als Schatzsekretär eine, ' ' ... scharfe ablehneiide Denkschrift aus. Aber aus militärischen dem ihm eigenen Skeptizismus an ein Wort MazariUs er Gründen, lveil nach Ansicht -der Obersten Heeresleitung bei innert und es umdeutend auf Bethmann angewandt: dem vielgenannten Kronrat in Pleß eine.Offensive zu Lande' „Meine besten Wünsche begleiten nach wie. vor den armer nicht mehr für möglich gehalten wurde, wurde die Offensive Bethmann auf seinem schwierigen Wege. Aber ich fürchte, zur See auf Vorschlag des Admirals v. Holtzendorff beschlos-. er hat kein Glück." Bethmann hat nie Glück gehabt.» Im sen. Bethmann war von Berlin nach dem Großen .Haupt- mer tat er zu spät, was zu tun unaufschiebbar war, osier er quartier als Gegner gereist, und dennoch ließ er es ge-' unterlag Handlungen, weil das Bolk nach einem Handelnden . schehen, daß der für ihn mit einer Katastrophe verknüpfte sich sehnt«. Ein führender Staatsmann muß zur rechnn rücksichtslose Unterseebootkrieg beschlössen wurde. Für einen Zeit frei geben können. Bethmann ließ sich alle» «bringen. Mann starker und fester Überzeugung hätte es nur eine Man hat ihn den Philosophen von Hohenfinow genannt Wahl gegeben: den. Rücktritt. Dazu konnte sich Bethmann Als ungerechten Dorwurf empfand er dies« Kennzeichnung, mit seiner Doppelnatur nicht mifraffen. Zürückgekehrt, von die er mtt der Erwiderung abzutun pflegte: nie habe er si-t dem Vorwurf seiner nächsten Umgebung einpfangen. hatte durch ein philosophisches Buch durchblitzen können. Mo war er nur di« eine Enrschuwigung: „Ich konnte doch -en Kaiser' er kein Philosoph. Aber viel GÄxmten machte er sich über nicht im Stiche lassen." von dieser Selbstverteidigung hat da» Weltgeschehen m kritischen, frisches Zupacken erfordern er sich noch leiten lassen, als seine Stellung schon unhaltbar den Augenblicken. Dabei war sein. Bück zu sehr rückschauend geworden war. Kein Kleber war er ftn Men Sinne, aber Ein lebende» Volk strebt vorwärts und bedarf bei.dieses er blieb, bi» es zu spät war, mit der Begründung: „Wenn' Dorwärtsdrängen der Führung. Dazu fehlte ihm bft-alltt ichgehe, wa» kommt nach, und wer ist in der Lage, die So-geschichtlicher Erkenntnis die Kraft -eg. Handeln». Das iit »Eemokratte bei der Stange zur halten?' , da. Tragische tn seiner sonst so ethischen und menschlich hock' Seift EftfflUß aus -,e Sozialdemokratie war achtenswerten PerfSnvchteit, die fiir sein «o« dad Deft» er stark, vom ersten Tage -e» Kriege» an. al, er dem Kaiser strebte. «enden; der zweite ist im Manuskript vollendet. Auch darin tä rische Kriegführung ei «gestellt morden auf politische Ziele,der deutschen Politik gemacht, um bald darauf an - ' " ' ' ' — " die klar herauszuarbeiten die zivilen Stellen leider immer niederzubrechen. Der Kronprinz war am 12. Juli in 'Frage Berlin emgetroffen. um die Führer des Reichstages M es sich darum handelte, die Fettrationen neu zu ve^ilen,' ^e^Frecherm'von Maltzchn^'nseitig ersölgtz Richt'Eb^t politisch Berufenen unkätig blieben, füllten politisch kluge-Idas viel,zitierte Wort in den Niund legte: „Ich kenne keine schulte die Leere aus. Tatenlos hatte Bethmann zu gesehen,! Parteien mehr, ich keime nur noch Deutsche." Immer wie- wie in den ersten Augusttagen und in den darauffolgenden! der brachte er ltte Sozialdenwkratie zur Kreditbewilliaung Wochen nicht zum Vorteile Deutschlands voin Neichsmarine- j trotz starker Widerstände in der Fraktion, und um- ihr Aus amt und unter der tätigen Mithilfe eines Kapitäns mch des ' - - ------ immer schnell fertigen Erzbergers die Weit überschüttet wurde mit ungeschickten Propagcnidatelegrammen. Beth- mcmn war damals und auch später kein Freund Er.zbergers, an dem er letzten Endes mit gescheitert ist. Aber er war zu schwach, das verhängnisvolle Treiben dieses Geschäftigen im In- und Auslände zu unierbinden. Gewiß hat Erzberger keine unmittelbaren amtlichen Aufträge bei seinen Reisen in I>«r u." Wiener Hofburg und an den päpstlichen Stuhl gehabt, und des Vermögens, an dem Widerstreit zwischen kluger Aber er konnte sich immer darauf berufen, daß er den Kairz- Einsicht und zwischen mangelndem Willen. Der allzu lebens- ler ««'.errichtet hatte über die bevorstehenden Reisen, und daß frohe und lustige Lacher war seit seinem unfreiwilligen Rück- er mit freundlichen Grüßen beauftragt sei. Als die alldeut- tritt em stiller und ernster, man kann sagen, mit dem Ke- sche Annexionspolitik einsetzte, als der von vornherein schad schick inldernder Mann geworden. Gramdurchfurcht sah inan liehe Plan geschmiedet wurde zur Eroberung großer Teile ihn, von Zeit zu Zeit von seinem märkischen Gut herüber- Frankreichs, erkannte Bethmann die Gefährlichkeit solchen kommend, in der Reichshauptstadt. Politischen Einfluß Hai § Strebens. Vor die Frage gestellt, mit raschem Entschluß ihm er nicht mehr gesucht. Ganz kontemplativ war er geworden,' ein Ende zu bereiten, wich er schon im Oktober l9l5 im ver so wie es seinerft inneren Wesen entsprach. Stark war im trauten .Kreise mit der von charakteristischer Geste begleiteten ihm bis zuletzt der Glaube, daß die Zeit kommen würde, um Antwort aus: „Lassen Sie ruhig geschehen. Der Gang der ihn und seine Politik zu rechtfertigen. Nie hat er sich schuldig Ereignisse wi d dem bald von selbst ein Ende machen.' Die gefühlt, weder am Ausbruch Les Krieges, noch an leinen, un-: gottgewollten Abhängigkeiten beher-rschten ihn selbst zu sehr, glücklichen Verlauf für Deutschland. Immer suchte e- die Ss daß er sich in kritischen Augenblicken zu einer mutigen Schuld bei anderen, bei Lenen, die ihn nicht verstehen mvll-i Tat „atte aufraffen koimen. Ludendorff hatte sich m das ten oder ihn nicht verstehen konnten. Charakteristisch für! politische Geschehen ringe,mfcht.ohne besondereVeranlagung diesen Mann, der in Deutschlands entscheidenden Stunden! L«zu, aber doch erst dann, als die politische Leitung m wich- am Steuerruder stand, sind seine L eb e n s e r i n n e r u n - ttzle'i, Lebrnszragen versagte. Ein Lloyd George, ein Ele- gen. Nur der erste Teilest bisher der^Ssfentlichkeit über- klagend über den Unverstand der Mitwelt. um uns gezwungenen eisernen Ketten durch feinen Paitther- arisf nach Agadir ,zu durchbrechen. Der Versuch schlug fehl, Kiderlen-Wächter starb, und mm klammerte sich Bethmann an die Verständigung mit England. Mit dem Ausbruch des Wettkrieges fiel mich dieses „Kartenhaus" in sich zusammen, weil die deutsche Diplomatie Österreichs Hinterhältigkeit nicht »echtzeittq erkannte und Rußland genau noch so einschätzte, »le 1909, als BiUow, von -em vorübergehend nach Berlin -erufenen Kiderlen-Wächter beraten, sich mit „schimmernder Wehr" hinter Österreich stellend, Rußland vor dem letzten Schlage zurückschreckte. Im August 1914 loderte der uns verzehrende Weltbrand' Mann starker und fester Überzeugung hätte es nur eine Man hat" ihn -en Philosophen von Hohenfinow auf. Vom ersten Tage an war Bethmann Fatalist, kein ' "" ' —— Meisterer des Schicksals. Als wir in den ersten Augusttagen in -er Wilhelmsttaße 76, dem damalige« Auswärtigen Amt, -em nächsten Berater -es damaligen Reichskantters unsere Meinung sagten, über gewisse Maßnahmen zur Behandlung -er öffentlichen Stimmung im In- und Auslan-e, wurde uns -le fatalistische Antwort gegeben: „Warum machen Sie sich Sorgen, von heute ab hat die zivile Regierung obgedankt-, das Militär regiert." Äon Jahr zu Jahr Hot sich Bethmann mit wachsendes Bitterkeit beklagt, durchkreuze es seine Poti- tft. Dabei war es eigene Schuld, daß diese militaristische Propaganda auch auf nein politische Übergriff. Weil di ¬ mer suchte sich der Reichskanzler von Bethmann Deckung bei Spahn vertraten als berufene Fühwr das Zentnnn, sanden. bäuerliche Verwirrung in der Führimg. der fortschrittlichen Dolkspartei sprachen sich alle übrigen Bon den Enrdrucken seiner Jugend und von den Em- Fjchrer der Reichstaqsfraktionen, Gras Westaw von den
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