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(Fortsetzung folgt.) «Vie haben einen guten Dortrag und «in mir shmpachi- sches^Orgcm. ... . .^ . mit Anstrengung, «Ipor. Die braunen Augen leuchteten seltsam auf. ,Ach — wie mich das freut!" Dieses intensive Aufleuchten der Augen sah aus, als wenn Sonnenfunken drin tarnten. Frau Tlaudine sah leise zusammenzuckend in diese seltsamen Augen. Cs war ihr plötzlich, als würde blitzschnell ein Dorbang von ihrem Er- innerungsvermögen zurückgeschoben. Sie wußte jetzt: die Augen, an welche die des neuen Fräulein» sie erinnerten, hatten einmal ein« Bedeutung für sie gehabt. Halb versonnen sagte sie, die junge Dome nachdenklich betrachtend: , „Wie war doch Ihr Dame? Ich glaube, ich habe ihn noch gar nicht gehört." ,Hch heiße Britta Lossen, gnädige Frau," antwortet« das jung« Mädchen. Als habe plötzlich der Blitz vor ihr in die Erde geschla gen, so zuckte die alte Dame im heißen Schrecken zusammen. Starr und doch voll wilden Lebens blickten ihre Augen in di« Britta Lossens und ihre HäUde umAammerten. die Arm lehnen ihres Sessels, als brauche sie einen Halt. „Was — was ist das für «in Nam«?" stieß sie heiser hervor und hob sich halb au» dem Sessel. Das junge Mädchen blickte betroffen in das seüsam veränderte Gesicht. ,/Brigitta, gnädige Frau, der Abkürzung halber wurde ich Britta gerufen — Britta Lossen," sagte sie in der An nahme. Frau Steinbrecht habe ihren Vornamen nicht ver standen. , Diese hob sich nun mit Anstrengung vollends empor und stand hoch aufoerichtet da, wie zu Mein erstarrt. Mit zit- terndrn Lippen murmelte sie: „Lossen? Ich höre doch recht — Losten heißen Sie? „Ja gnädige Frau," erwiderte Britta, ängstlich in das verstörte Gesicht chrer Herrin blickend. Frau Ste'nbrecht zwang sich mit Aufbietung aller Wil lenskraft zur Ruhe und strich sich mit zitternder Hand über die Stirn „Mir — mir ist nicht wohl — ein leichter Schwindel," stieß sie hervor und sank wieder in den Sessel zurück. Britta eilte an den Tisch und füllte ckn Wasserglas. Das hielt sie besorgt ihrer Herrin an die Lippen urw sagte voll warmen Mitleids: „Kann ich Helsen, gnädige Frau?" Melleicht ein Schluck Master? Oder darf ich Ihnen die Schläfen damit kühlen? Frau Cloudtne wchrte matt ab. „Dann will ich lieber Frau Stange rufen — ich weiß ja nicht, wie ich Jhnest helfen kann." Die alte Dam« richtete sich aber schon wieder wenn auch Die Adoptivtochter Originalroman von H. Court Hs-Mahler, Copyright by 1913 Greiner L Co., Berlin W. 30. (4. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Die dunklen Augen Frau Steinbrechts hefteten sich scharf aus ihr Gesicht. „Liegt Ihnen so sehr viel daran?" Das traurige Lächeln, das Frau Stanges Herz gewon nen hatte, erschien auf dem jungen Gesicht. „Ich wäre sehr glücklich, in Ihrem Hause bleiben zu dürfen, gnädige Frau." „Glücklich?" fragte die alte Dame sarkastisch. Für eine junge Dame siebt das Glück doch wohl anders aus. Ich kann mir nicht denken, daß es Sie glücklich machen kann, Gesellschafterin einer sehr ost recht verdrießlichen, alten Frau zu sein." — Die jung« Dame sah sie ernst an. „Gnädige Frau, wenn man arm und heimatlos und darauf angewiesen ist, sein Brot selbst zu verdienen, ist es immer ein Glück, wenn man ein sicheres Unterkommen ge funden hat." Frau Claudine sah wie gespannt in die goldbraunen Mädchenaugen und konnte den Blick nicht von ihnen los reißen. > „Haben Sie Ähre Eltern schon lange verloren?" „Meine Mutter starb, als ich erst ein paar Jahre zur Schule ging, mein Vater starb vor drei Jahren. Er war die letzten beiden Jahre krank und konnte nichts verdienen. Das hat unsere wenigen Ersparnisse aufgezehrt. Als er starb, reichte der Ertrag aus unseren Habseligkeiten gerade aus, fein Begräbnis zu bestreiten und mich über Master zu hal ten, bis ich die Stellung bei General Feldheim faiü). mut war etwas, das sie in ihrem Leben nicht verstehen ge lernt hatte. Und doch empfand sie in diesem Augeicklick, wel che Tragödie das Wort „arm" umschließen kann. Bei all chrer großzügigen Wohltätigkeit hatte sie es nie so verstan den wie in diesem Augenblick. Zugleich aber wehrte sich et was in ihr dagegen, daß dieses fremde, junge Mädchen sie Aichsam in der ersten Stunde gefangen zu nehmen wußte. Ihre selbstherrliche Natur sträubte sich gegen solchen heimli chen Zwang, Sie lehnte sich wie gelangweilt in ihren Sessel zurück und sagte in ihrer kurzen herrischen Art: „Da drüben auf dem Tischchen liegt «in Buch. Es „wür de" zu Ihren Vhliegenheiten gehören, mir zuweilen etn Stündchen vorzulesen — das heißt, nur wenn Ihr Organ mir sympathisch genug ist, sonst verzichte ich lieber. .Wir wol len die Probe machen." Dabei beobachtete sie das junge Mädchen, ob sein. Ge sicht Empfindlichkeit verriet. > > -- ' ' ' ' ' - Das Fräulein erhob sich j«doch ruhig und holte das Buch. Wer das Herz lag ihr dabei schwer in der Brust, weil ihre Herrin gesagt hatte, es „würde" zu Ihren Obliegenheiten ge hören, und nicht es „wird". Das bewies ihr, daß Frau Steinbrecht noch nicht entschlossen war, sie zu behalten. Äußerlich war ihr jedoch nichts anzumerken. Sie setzte sich ihrer Herrin gegenüber und schlug das Buch aus, wo sie ein Lesezeichen fand. .Darf ich hier fortfohren, gnädige Frau?" Die alte Dame nickt«. Die Gesellschafterin begann zu lesen. Sie hatte eine klare, warme Stimme, betonte gut und besaß eine fesselnde interessante Vortragsweise. Frau Claudine lauschte angenehm überrascht auf den warmen Mang des jugendfrischen Organs. Das war ein wirklicher Genuß. Sie lehnte sich in Ihren Sessel zurück und ließ ihre Augen nicht von dem schönen, schlanken Mädchen, das ihr in bescheidener Haltung gegenübersaß. Zum erstenmal, seit Fräulein Else Grabow sich verhei ratet hatte, fühlte sich die alte Dame so recht behaglich. Sie spann sich förmlich ein in dieses Behagen. Es, war doch sehr angenehm, so ein schönes, junges Wesen um sich zu haben. Dr. Frensen schien diesmal einen guten Griff getan zu haben. Soviel stand schon jetzt bei ihr fest: wenn nicht irgend welche Schattenseiten im Wesen der jungen Dame sich her- aussteltten, dann würde sie diese gewiß nicht entlasten. Hätte das neue Fräulein nur ein« Ahnung gehabt von den Gedanken, di« hinter der stolzen Stirn ihrer Herrin kreisten, wie froh und leicht wäre ihr ums Herz gewesen! — Etwa eine Stunde lang hatte sie vorgelesen, als das Buch zu Ende war. Sie schloß es langsam und schwieg noch eine Weile. Das berührte Frau Claudine wohltuend. Erst nach einiger Zeit fragte die junge Dam« bescheiden: „Befehlen Sie neue Lektüre, gnädige Frau?" Die alte Dame richtete sich auf. „Nein — für heute ist es genug, Sie sollen sich nicht überanstrengen," sagte sie nicht unfreundlich. ,DH, ich kann es gut noch länger vertragen, gnädige Frau." „Nein, nein, es ist genug." Die braunen Augen blickten bang in das stolze Frauen gesicht. »Waren Sie unzufrieden, gnädige Frau? Herr Doktor Frensen sagt« mir, daß Sie Gewicht auf gut«, vorksen legen»'' ' '' L- »«dbüj wie fo.lgt neu si -. »«Ile ür die perfonKIt FkütNI Oeupp« der versicherten j S' .dte sPi' 17. - IS. WP» M-'-dxM- tl» 1800 iso 1400 170 De« »er Stutzt. wer- sio 210 210 2,0 15« 21« 130 IP 4S0 4«S söo soo Feuerung 700 700 Abend, trat »glich 75 Beleuchtung »(k 2 »end- trat «glich pkkson -it 'amilie lich .'s, ser) benutzt, wo die Verteilung der Waren organisiert den sollte. Später wprden diese drei Geschäfte zu einem ein zigen zusammengeleK, dem Sowjetistischen Uhrengeschäft Nr. 1, und ein Geschäft Nr. 2 wurde in einem anderen Stadtviertel errichtet. Das ist alles, was zurzeit in einer Stadt von zwei Mil lionen von den Hunderten der früheren Uhrengeschäfte übrig geblieben ist — ganze zwei amlliche Läden! — Unter den beschlagnahmten Sachen befanden sich auch mehrere hundert Uhren- und Goldwaren-Reparaturen. Liefe würden in etnem besondefen Raume zusammLngefaßt mw ihren Eigentümern zurückgegeben — bis auf die echt goldenen Gegenstände, die als Eigentum der Regierung er klärt wurden. Nur durch ganz besondere Protektion wur den vereinzelle goldene Uhren oder Schmucksachen ihren Be sitzern zurückgegeben. Nun war also das Sowjet-Uhrenverteilungsamt konsti tuiert. Das Warenlager ist mit wenig Mühe und — Kosten zusammengebracht worden. Wer wird nun die Uhren der Zentrale kaufen? Hier offenbart sich das herrliche Rätesy- stem in seiner ganzen Schönheit. Um das Recht zu erlangen, eine Taschenuhr beim Sowjetamt zu kaufen, müssen Sie erst ein Zeugnis der bolschewistischen Verwaltung, bei der Sie beschäftigt sind, beibvingen alle Welt ist in einem oder dem anderen Sowjetbureau eingeschrieben — daß Sie tatsächlich eine Taschenuhr „für Ihre amlliche Tätigkeit" ge brauchen. Ferner ein zweites Zeugnis von dem Komitee des Hauses, in dem Sie wohnen, in dem Ihnen bescheinigt wird, daß Sie keine Uhr besitzen. Erst dann genehmigt die Uhrenzentrale, daß Ihnen eine solche für schweres Geld verkauft wird. Sobald nämlich die Sachen von der Zentrale beschlagnahmt waren, wurde ihr Preis auf das Doppelte dessen erhöht, zu dem sie die infanmen Bourgeois verkauft hatten. Selbstverständlich ist das Geschäft beinahe gleich Null unter solchen Umständen. Uhren werden nur von Bolsche- wisten-Beamten gekauft, die nicht gerissen genug waren, sie sich auf anderem Wege zu verschaffen. And was ist aus Venen geworden, die bis dahin von der llhrmacherei gelebt haben? O, das ist ganz einfach. Die Geschäftsinhaber haben gar nichts zu reklamieren, man braucht sie einfach nicht mehr. Was die Uhrmachergehilfen, Buchhaller und Ladenfräuleins betrifft, so wurden sie alle an dem Tage, auf die Straße gesetzt, als die Geschäfte ver siegelt wurden, und mußten leben, wies eben ging, eine Zeitlang vielleicht von dqn Gehalt, das Wien noch von den Prinzen bezahlt «oÄe. Muhher Web ihnen nichts übrig, als sich beim Arbeitsnachweis einschreiben zu lasten, wo man den Verkäuferinnen Stellen als Geschirrabwasch- frauen in den Volksküchen anwies und die Männer zum Entladen von Eisenbahnwagen verwendete —, also zu Ar beiten, die niemand gern macht. Die Uhrmacher, meist Reparateure, hielten sich im all gemeinen schüchtern in den äußeren Stadtvierteln verborgen und machen erlaubte und unzulässige Reparaturen. Im übrigen haben sie keine Furnituren, und die Kundschaft hat kein Vertrauen zu ihnen. Die übliche Frist für Sine Taschen uhr-Reparatur ist fünf Monate; für eine neue Feder ver langt man 1000 Rubel und für ein Uhrglas ISO Stttbel. Auf dem Markt, wo die Spekulanten — ost sehr un glückliche Spekulanten — ein unter dem Mantel verborgenes Stück Kalbfleisch oder eine Tüte Zucker zu verkaufen suchen, kann man Gelegenheitskäufe in Metall- oder Stahl-Taschen uhren machen zu 10000 Rubel das Stück, silberne zu 15-00 bis 20000 Rubel,, goldene zu SV 000 bis GO 00» Rubel! Aber dafür, was dieses Papiergeld wert Ist, und im Ver gleich zu dem Preise aller Lebensmittel sind jene Preise noch ganz anständig. t, „So siehts in Moskau, dem bolschewistischen Paradies aus!" schließt der schweizerische Berichterstatter. Es dürste für unsere Leser ganz lehrreich gewesen sein, einen Blick in diese Zustände getan zu haben. Gin Streiflicht auf die Zrrstiirrve in Gowjet-Arrtzlarrd. Ein kürzlich aus Rußlandzurückgekehrter Schweizer hat im „National Suisse" einige Mitteilungen über die jetzigen Zustände im russischen Uhrenhandel gemacht, die wir hier auszugsweise wiedergeben. Am 16. November 1918 dekretierte die bolschewistische Staatsgewalt für die Gemeinde Moskau die Verstadtlichung des gesamten Handels. Alle Uhren-, Uhrenfurnituren- und Juweliergeschäfte von Moskau wurden „verstadtlicht". Die Geschäfte wurden versiegelt, die Arbeiter und Angestellten einfach an die Lust gesetzt. Im Januar 1919 begann die Aufnahme der Waren durch die bolschewistischen Kommissio nen. In jedem Geschäft wurde das Inventar ausgenom men. Manchmal durste der Eigentümer und die höheren Angestellten daran teilnehmen, in anderen Fällen wurden sie grob hinausgejagt. Natürlich kam es vor, daß manche der Kommissare «inen Teil der Waren in ihre eigene Tasche steckten. Einige, die dabei erwischt wurden, sind sogar bestraft worden. Mit den Waren wurde auch das vorgefundene Geld beschlag nahmt. Einige der Geschäftsleute erhielten Quittungen für die konfiszierten Waren, aber keinem wurde auch nur eine Kopeke bezahlt, und die Quittungen sind natürlich wertlose Papierfetzen. Die in den Hunderten von Läden erbeuteten Uhren und Furnituren wurden in ein „Zentral-Verteilungsamt" ge bracht, gleich allen anderen „sozialisierten" Waren. Dann wurde auch die Ausstattung der Uhrengeschäfte: Glaskästen, Schreib- und Ladentische und sonstige Möbel weggenommen und in den bolschewistischen Bureaus verwendet. Zuerst wurden für die Räume der Uhrenzentrale die drei bedeutendsten Uhrengeschäfte (Buhrs, Gabus und Mo- 1400 1000 Verpflegung „ fürdieperson fi 1« yo M '140 g'.ch >l> ,4 > i > s I. Angestellte in leitender Stellung, wen« diese Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet: s II. Betriebrbeamte, Werkmeister und ändere An gestellte in einer ähnlich gehobenen ochr häheren Stellung ohne Rücksicht auf chr Vorbild»«, Bureau- «gestellte, someit sie nicht mit niederen oder lediglich ««janischenvienstleistungen beschäftigllwerfensämtlich wenn diese Beschäftigung ihren Hauptberuf bildet: llü. Handlungsgehilfen und Gehilfen in Apo- theken: IV. Bühnen- und Vrchestermitglieder, ohne Rück sicht auf den Kunst« ert der Leistungen: V. Lehrer und Erzieher: Bischofswerda, am 31. Juli 1920. 2l0 210 Vub «l- nnng Ä