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Amtshauptmmmschast, der Schul' N tnspektton und der Hauptzollamt» M Vautzen, sowie de» Amtsgericht» «ad de» Stadtrat» W Bischofswerda und der SemedrdeSmter de» Bezirk». SWche- LZlatt im Bezirk. . . . Erscheint seit L84S. Bischofswerda, Neutwch. Stolpe« und Umgegend lo« «le für die angrenzend« Bezirke. — — Wöchentliche Beilag«: Der Sächsische Landwirt und Somv^ Unter^altnngsdlatt, « « » « » Fernsprecher GeschWyttllei Bischofswerda, Allmarkt IS. Erscheint jede» Werktag abend« für den folgenden Tag. Der De« «WSprei, ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen des Abholung « der Geschäftsstelle monatlich Md. 3.—, bet Zustellung in« Han« «oneMlch «Ui. 3L8, durch die Poft bezogen oiertehährttch Mb. S — ohne Znpelumgsgebahr. PostscheeS-Kout«: «»t Leipzig St». 21S4L. — Ge»ei»de- »erd»»d«Gt»»b»sse Bffchofsweeda Korst» St*. 04. 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Jahrgang Ungewißheit über die Frontlage täglich zu stei Folge der aufs höchste gespannten Lage ist, daß ,rsch der Russen auf allen Fron» mitklpreise, besonders für Fleisch, Brot und Flußläufe und Sümpfe, die ihn ständig aeblich erstattte Widerstandskraft 1OOA- mokratischen Abänderungsantrag, der die Grenze der Pfän dungsfreiheit bis auf sechstausend bezw. siebentausend Mark heraufsetzen wollte, blieb das Ergebnis zweifelhaft, weil ein Teil der bürgerlichen Abgeordneten sich noch nicht im Sitzungssaale befand. Als der dadurch notwendig werdende Hammelsprung begann, waren die fehlenden Volksboten in zwischen eingetroffen, und der Hammelsprung ergab die Ab- lrhnung des sozialdemokratischen Antrages mit 168 gegen 126 Stimmen. Das Haus war also noch immer reichlich be schlußfähig. Die altgewohnte Einrichtung, daß die Ja-Tür der Rechten und die Nein-Tür der Linken gegenüber gelegen ist, führt jedesmal, wenn die Linke für einen Antrag ist und die Rechte dagegen, zu einem netten Bilde, da dann die bei den Gruppen durch den ganzen Saal in zwei langen Ketten aneinander vorbeiziehen müssen, um ihre an der entgegen gesetzten Seite gelegenen Plätze aufzusuchen. Eine lange, fruchtlose Debatte rief dann die zweite Le sung des Entwaffnungsantrages hervor! Die zahlreichen unabhängigen Volksversammlungsredner, die zu diesem Gegenstand das Wort nahmen, bewegten sich alle in demsel ben unauflösbaren Widerspruch, daß sie einerseits behaupte ten, daß Entwaffnungsgesetz sei ein Gesetz gegen die Arbei terschaft und andererseits leugneten, daß sich überhaupt Waffen in erheblicher Anzahl in der Hand der Arbeiterschaft befänden. Diesen logischen Widerspruch vermochten auch die stundenlangen Diskussionsreden der Sauerbrey und Remmele,der Rosenfeld und Lipinski nicht auf zuklären. Und ebensowenig den anderen Widerspruch, daß sie einerseits die strikte Erfüllung der Abmachungen von Spa von der Regierung fordern, aber ihrerseits die doch von der Entente unbedingt geforderte Entwaffnung ablehnen. Man braucht demgegenüber nur an das Wort Lloyd Ge orges zu erinnern, daß ein Zustand, bei dem ein Teil der Bevölkerung mit Waffen gegen die gesetzmäßige Regierung vorzugehen vermag, nicht drei Tage lang erträglich sei. In scharfer Weise rechneten die Abgeordneten Curt ins von der Deutschen Volkspartei und der Deutschnationale v. Gallwitz mit den Versuchen der Unabhängigen ab, die Erledigung des Gesetzes nach Möglichkeit zu verschlep pen. Die Absicht des Präsidenten, nach der zweiten Lesung des Entwaffnungsgesetzes eine Pause zu machen und dann noch heute die dritte Lesung des Gesetzes vorzunehmen, wurde durch die Verschleppungstaktik der Unabhängigen unmöglich gemacht. Der Reichstag wird daher vor aussichtlich noch bis Donnerstag beisammen bleiben müssen. In der Debatte über den Entwaffnungsantrag wurden auch die Vorgänge m Zittau eingehend besprochen. Minister Koch führte aus: In Zittau hat die Menge die Entwaffnung der Sicherheitspolizei verlangt und als ihrer Aufforderung nicht entsprochen wurde, die öffentliche Gewalt an sich gerissen. Es ist festgestellt, daß die Meng» erhebliche Waffenbestände besaß. Die Reichsregierung hat mit der Sache nichts zu tun, sie hat zu dem sächsischen Mi nisterpräsidenten das Vertrauen, daß er solche unerhörten Zustände nicht dulden wird. Wegen der Entwaffnung reden Sie sich unnötig in Nervosität hinein; Sie legen den Geg nern die Löwenhaut um, ohne daß ein Anlaß dazu vorliegt. Die Entwaffnung wird für alle Teile der Bevölkerung von Nutzen sein. Aba. Lipinski bestritt lebhaft, daß die Massen in Zittau Waffen besäßen. Der Gesetzentwurf über die Entwaffnung der Bevölke rung wurde schließlich in zweiter Lesung mit einem Zusag der Mehrheitsparteien angenommen, wonach dem Reichs kommissar für die Entwaffnung ein parlamentarischer Bei rat beigegeben wird. Das Brief- und Telegraphengeheim nis darf nicht verletzt werden. Der Reichstag wandte sich dann der dritten Lesung des Notetats zu. Nächste Sitzung Mittwoch. Die E»t»affn»ngssrage tu Bayern. München. 3. August. Mit den Reichstagsoerhandlun gen über die Einwohnerwehren ist die bayerische Bevölke rung nichts weniger als einverstanden. Die Einwohner-- wehrfrage wird von den Bayern nach wie vor als eine Le bensfrage betrachtet. Man darf sich dadurch nicht täuschen lasten, daß sie ln der letzten Zeit aus der öffentlichen Dis kussion etwas zurückgezogen war. Man hielt eben jede wei tere Diskussion für überflüssia. Man ist auch jedenfalls ent» schlossen, die Waffen nicht herzugoben, unbekümmert um alles, was im Reichstag darüber geredet wurde. Die Be fürchtung, daß Bayern die Einwohnerwehrorganisation als Rußland und Pole« Unaufhaltsamer Bormai len. Wo er stockt, sind es ' aufhalten, nicht aber di« < Der polnischen Legionen. So kläglich ist wohl noch nie -Heer zusammengebrochen, das als Instrument eines schr»«-, kenlofen Imperialismus gedacht war. Nun haben sich ditz polnischen und russischen Vertreter getroffen, um i" Waffenruhe zu verhandeln. Allein die Sowjet-Regierung will die Waffenruhe gleich in den Friedenszustand über geben lasten. Unter welchen Bedingungen dieser Friede geschloffen werden soll, darüber ist auch in den Funkfprüchrn aus Moskau kein Wort zu finden. Inzwischen sind Krassin und Nomenew in London angekommen. Lloyd George hat ihren Empfang zunächst abgelehnt, was aber daß Vertrauensmänner Krassins nicht auch die Hintertüresi in Whitehall finden, um mit LloH> George zu verhandeln. Daily Ehronicle, der enge Beziehungen zu Lloyd George un terhält, empfiehlt allerdings den Abbruch der Vechandlungen Wer die Wirtschaftsbeziehungen. Das ist mehr «ine Dro hung, als ernst« Absicht. Denn Lloyd Georg« weih sehr wohl, daß er nicht sowohl wirtschaftliche, als politisch« Äer- haMungen mit der Smojetregierung führen muß. Zugege ben, daß Moskau die englische Regierung nicht gercche höf- ' Uch behandelt. DieMote LloH» George» Mer die Londoner Konferenz ist überhaupt nicht beantwortet worden. Trotz dem kann England die Verhandlungen nicht einfach abbre- ehen. Geschieht es, so wird Polen von den Bolschewisten überflutete, Weiter steht den roten Heeren der Weg nach Persien offen. Das sind Druckmittel, für die London außer- orderttlich empfänglich ist. Weder England noch Frankreich auch nicht beide zusammen, können im Osten einen Krieg großen Stils gegen Sowjet-Rußland führen. Die Regen zeit steht bevor, die Militär i s ch e Operationen hindert. Bis Mm Winter müßten also die Verbündeten warten. Moskau hat sich inzwischen ein Pfand gesichert, das irgend wo und irgendwann in London ausgelöst werden muh. Es ist wahrscheinlich, daß die Sowjet-Regierung zur Zeit nicht daran denkt, den Krieg fortzuführen. Dazu ist Ruß land wirtschaftlich nicht stark genug. Die Sowjets wollen zu nächst so etwas wie einen Aufbau, um dann zu versuchen, über alle Brücken und Brückenköpfe hinwegzuschreiten. Wer die Reden nachliest, die Lenin auf dem Kongreß der dritten Internattonale in Moskau gehalten hat, spürt durchaus nichts von bolschewistischer Entsagung. Im Gegenteil, diese Reden atmen Kampfstimmung und Hoffnungsfreude. Polen wird das Opfer sein. Wir bedauern es nicht, denn kein Staat hat sich so verhaßt gemacht, wie dieser. Daraus, daß Ruß land die Waffenruhe mit den Friedensverhandlungen ver knüpfen will, läßt sich schließen, daß Rußland offene Han delstüren nach Westeuropa fordern wird. Dazu ist aber die Einstoßung und Einziehung des sogenannten polnischen Kor ridors erforderlich. Polen verfügt nicht über die staatlichen Kräfte,, um feine Grenzen verteidigen und behaupten zu können. Cs muß auf den Grenzen Kongreßpolens und West^ galiziens zusammengedrängt werden. Das ist nationalpolni scher Boden, den ihm niemand streitig macht; Bevorstehender Einmarsch der Russen in den polnischen Korridor. Berlin, 3. August. Bei der geringen Stärke der längs der ostpreußischen Grenze aufgestellten polnischen Grenztrup pen und dem unaufhaltsamen Vormarsch der russischen Auf- klärungsschwadronen ist nach einer Meldung der B. Z. da- mit zu rechnen, daß die Russen bald in den südöstlichsten Teil des polnischen Korridors einrücken werden. Aus Aussagen russischer Offiziere geht hervor, daß das Ziel von Sowjet rußland u. a. sei, die Polen aus dem Korridor zu vertreiben. Den ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen, die in der roten Arme« mitkämpfen, soll es nicht verwehrt werden, die Grenze M überschreiten» um ihre alte Heimat waffenlos wieder zu erreichen, dagegen sollen deutsche Freiwillige, die sich bei der roten Armee melden, nicht angenommen werden. Die Sttmvmvg 1» Warschau Warschau, 3. August. Das Heranrvcken der Roten Ar mee auf die Hauptstadt drückt die Bevölkerung außerordent lich. Hält man auch die au» England und Frankreich hier her gelangenden Meldungen Über die Erfolge derBolschewiki für übertrieben — der polnische Apparat schweigt Kit ganz — so Haden si< doch die Wirkung, das ängstliche Gefiihl der Deutscher Reichstag Berlin, 3. August. Um sein Pensum möglichst schnell zu erledigen, begann der Reichstag sein Sitzung heute schon um 10 Uhr morgens. Es hatten sich erklärlicherweise nur we nige Abgeordnete zu so ungewohnt früher Tageszeit im Sitzungssaals eingefunden, zumal für den Anfang nur kleine Anfragen auf der Tagesordnung standen. Die An» fragen betrafen u. a. die Steuerpflicht der Montagszulagen, die in „Berliner Selbstschutz" umgewandelte Berliner Ein wohnerwehr, sowie das sächsische Gesetz über das staatliche Bergbaurecht, gegen das die deutschnationalen Anfrager den Einwand erhoben, daß es die Entziehung des Bergbaurechts ohne Entschädigung vorsieht und deshalb verfassungswidrig sei. Der Regierungsvertreter stellte sich demgegenüber auf den Standpunkt, daß da» Gesetz vor Inkrafttreten der Ber- fassung beschlossen und darum rechtsgültig ist. Schnell erledigt wird nach den kleinen Anfragen noch der Gesetzentwurf über die Erhöhung der pfändungsfreien Lohnsumme von zweitausend auf viertausend Mark für Le dige und von zweitausendfünibundert auf fünftausend Mark für Verheiratete. Bei der Abstimmung über «inen soztalde- stvigern. Eine I» die Lebens und Kartoffeln, , . , . „ im Laufe einer Woche um rund angeblich erstarkte Widerstandskraft 100A- erhöht haben. Der Zustrom der Freiwilligen ist So kläglich ist wohl noch nie ein immer noch statt. Doch scheint die Meldung zum Heeres- "naw-, dienst nicht immer zu bedeuten, daß der betreffende Frei- ) ditz willige auch wirklich zur Armee einrückt. Nicht ganz mit über di« Unrecht sagte dieser Tage der„Skora polski" unter dem Titel legierung „Strohfeuer" daß zwar sämtliche Vereine und Körperschaf- ten sich zum Heeresdienst gemeldet hätten, daß aber di« Mit glieder, auf die es doch schließlich ankäme, sich nur teilweise an den Sammelstellen einfänden. Als typisch für die Stim- chen sind Krassin mung und die nahezu krankhafte Franzosenfreundschast ist, iloyd George hat daß spaltenweise in den Blättern Trostmeldungen über die er nicht bedeutet, bevorstehende französische Hilfe für Polen erscheinen, so daß man sogar trotz der Situation, die andere Sorgen naherückt, in manchen Blättern nicht vergessen hat, zum 50. Jahrestag des deutsch-französischen, oder wie man hier sagt französisch preußischen Krieges Gedicht« mit Verherrlichung der fran zösischen Wafsentaten zu veröffentlichen. WUso» revifionsbereit! Wie das Wolff-Büro aus London meldet, hat sich Wil son bereit erklärt, einen Vertreter nach dem Londoner Kon greß zu schicken, der nach dem Wunsche der Derbändler die Ostfragen und manches andere mehr behandeln soll. Wilson läßt verkünden, daß nach feiner Meinung die Konferenz zu London eine Revision des Versailler Vertrages bringen wer de. — Dem würde allerdings die weitere Mitteilung der Wolff-Nachricht widersprechen, daß die Entsendung des ame rikanischen Vertreters auf Frankreichs Wunsch erfolg«. Immerhin wäre es für Woodrow Wilson sehr charakteri stisch, wenn er jetzt Mr Revision desselben Vertrages, der un ter seiner hervorragenden Mitwirkung entstanden ist, und für den er in seinem Lande mit allen Mitteln Stimmung zu machen versucht hat, die Hand bieten würde. Auf dem de mokratischen Präsidentschaftskongreß zu San Francisco hat Wilson garnicht mehr als Kandidat auftreten können. Auch sein Schwiegersohn Mc. Adoo, der den Spitznamen „Kron prinz" führte und die Dynastie Wilson fortführen sollte, ist unterlegen. So hat der politisch erledigte Mann im Weißen Haus zu Washington nichts mehr zu verlieren. Er stellt sich also geschwind auf die Idee ein, die einmal in der Zukunft eine Rolle spielen könnte, und die feine „Dynastie" auf dem Umweg über die öffentliche Meinung der Welt einmal wie der in Amerika populär machen könnte. Gewiß ist uns je der billig Lenkende Ausländer, der gleich uns den Frieden zu Versailles als eine Welttorheit und Weltschmach empfindet und seine Revision verlangt, als Bundesgenosse willkom men, — wenn es nicht gerade der Mann wäre, der das deut sche Volk in die verderbliche Ideologie vom Gerechtigkeits frieden eingesponnen und beim Versailler Vertrage Pate ge standen hat. Wir können nicht an die Ehrlichkeit eines „Ge rechtigkeitsgefühls" glauben, das sich prompt in dem Augen blick einstellt, wo die Macht, solchem Gerechtigkeitsgefühl in der Weltpolitik wirksam Geltung zu verschaffen, verloren ist. Wiltons Fürsprache wird für die Revision des Versailler Vertrages kaum wirksamer sein als die irgendeiner anderen endgültig gefallenen ehemaligen internationalen Größe.