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Dienstag, 1V, Mrnar 1918. ' ' — . —-— ' — DerSMcheLrMex Mfchafswadaer Tageblatt, Wöchentliche Beilage«: Der Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltungsblatt. Aqttsblatt der Königliches Amtshanptmannschast, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamts» zu Vautz-n, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Arrzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint fett l Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. GefchWeftefte: Dischostwerda, Altmarkt 15. Erscheint jede« Werktag adende für den folgendea Lag. Der Be- »ygapret» ist einschließlich der wüchentlichea Beilagen bet Abholung m der Deschästesttll« monatlich 70 Pfg., bei Zustellung in. Hau, monatlich 50 Pfg.; durch die Poft bezogen vierteljShrlich Mk. L2S ohne Zufteftung^ebühr. PoftscheMeUauto r Amt Leipzig Sir. -1543. — Gemeinde« »erbnndogirokaffe Bischofswerda Konto Str. «4. Im Falle hüberer DeWalt — Krieg »der sonstiger irgend welcher Störung de« Betriebe, der Zeitung oder der Befördrrungseinrich. langen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de, Bezugspreisen Anzelgenpret,: Die Sgespalten« Vrundzetle (Zlm. Moste 25 oder deren Raum 25 Pfg., örtlich« Anzeigen 18 Pfg. Im Text test (Zlm. Moste 17) SV Pfg. die Sgespaltene Zeil«. Bei Wieden Holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige» die Sgespaltene Zeile 40 Pfg. — Für bestimmte Taae oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfilllung,ort Bischofswerda. Furchtbare Schi Steuer Kriegszustand mit Stutzland. Ende des Waffenstillstandes. Bersin, 16. Februar. (W. T. B. Amtlich.) In fejner bekannten Erklärung vom 10. Februar hat Herr Trotzki zwar für Rußland die Beendigung de» Kriegszustandes und die Demobilmachung verkündet, zugleich aber die Unierzeich- mmg eine» Ariodcnsvertrage» adg^lehat. Lr hat sich gewei- gert, am einer ihm vorgefchlogouen Vollsitzung, in der ihm die EntschSetzuugen de» Vierbumles mitgeteik werden soll ten, tellzunÄjmeu und hat die Verhandlungen abgebrochen. Durch die einseitige russische Erklärung ist felbfiverfiäud- , «ch der Kriegszustand nicht beseitigt und der Frfe-en»z«fiand ulchk an seine Stelle gesetzt worden. Viel- «ehr hat die Weigerung, einen Friedrnsvertrag zu unter zeichnen. die Herstellung de» Frieden» unmöglich gemacht. Gembß. zvr Her-HMrung «tue» Fxleoen» abeb «ar der Daffeastillstaadrnertrag vom 18. Dezember 1S17^ wtk her Verstchg ln seiner Einleitung ausdrücklich Hervorst, abge schlossen worben. Mr dem Verzicht aus den Frieden hat da her da» bolschewistische Rußland auch auf die Fortdauer des Waffenstillstandes verzichtet. Dieser- Verzicht ist der Kün digung gleich zu achten. Die Kaiser!. Regierung stellt hiernach fest, daß die Pe tersburger Regierung durch ihr Verhalten den Waffenstill stand tatsächlich gekündigt hat. Diese Kündigung ist al» am 16. Februar ersetzt anzusehen. Die deutsche Regierung mutz sich demgemäß nach Ablauf der vertraglich vorgesehene« stebeatSAgen Kündigungsfrist freie Hand nach jeder Richtung vorbehalten. Die Aufgabe im Osten. Der Waffenstillstand mit Rußland ist abgelaufen, wir haben wieder völlig freie Hand. Werden wir sie gebrau chen? Zweifellos! Sprechen nicht die furchtbaren Vor gänge in Rußland dafür, daß uns große und schwere Aus- galxm im Osten zugefallen sind. Täglich zeigt sich aufs neu« welche Gefahr Europa durch dis Bolschewik! droht. Zügellose, planlose Gewaltherrschaft einer Sippe von an geblichen Männern aus dem Volke macht sich breit und nennt sich Erretter der Menschheit. Die Masseninstinkte wer den geweckt, Gesetz und Ordnung wird über den Haufen ge worfen; Eigentum ist Raub, Wissen Ballast: die Kraft re giert; und verschrobener werden die Ziele der Führer, was gestern war, ist ihnen heute nicht mehr, was sie gestern ver bürgten, ist heute eine überlebte Vergangenheit. Worte ha ben gewöhnlich zwei Deutungen, und wenn sie nicht verdreht werden können, so läßt man es selbst auf Unwahrheiten nicht ankommen. Der Bolschewismus, von dem wir den Frieden erhofften; hat sich jämmerlich entwickelt, so daß jetzt selbst in den Reihen derer, die in Gedanken das Land des Glücks sich nur vorzustellen vermochten als ein Land, das eine Revolution geboren, eine herbe Enttäuschung eingetre ten ist und ihre früheren Sehnsuchtswünsche von ihnen jetzt selbst abgewehrt werden. Die Lenin und Trotzki haben ge glaubt, uns zuallererst mit der Revolution beglücken zu können, aber das russische Vorbild ist so abschreckend ge worden, daß niemand bei uns sich heute wohl die „Freiheit" wünscht, die heute die „Masse" in Rußland sich erzwungen hat. . * Und Tag für Tag erleben wir neu« Überraschungen: Der Bolschewismus hat sich inzwischen nicht zum Befreier der Menschheit, sondern zum Knecht der Menschheit ent wickelt. In der Ukraine plündern und morden die Maxima listen auf Geheiß, ihrer Regierung und wollen das Land strafen für den Friedenswillen, den es bekundet. Machtlos steht sich da» Volk der Ukraine gegenüber zahlreichen Ban den von Rot-Gardisten und Sträflingen, die die Interessen der Regierung von Lenin und Trotzki zu verteidigen die Ehre haben und dem Bolschewik in der Ukraine die Gewalt über,die Zentralrada geben wollen. Flehend erheben di« Fliegerangriff auf London, Dover und Dünkirchen. Große» Hauptquartier, 17. Februar. (W. T. B. Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe »ronprtuz Kapprecht: 2a Flandern und im Artois vielfach auflebender Feuer- dampf. 2a kleineren 2afanteriegefechten bei Ehsrify uud südlich von Marcoing wurden Gefangene eingebracht. Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Herzog Albrecht. Bei Tahure und Rlpont, auf dem östlichen Maasufer und im Snudgau zeitweilig erhöhte Gefechlstätigkeit. Unsere Flieger hccho« in der letzhm Mnhk Loudon, Dover, Dünkirchen, sowie feindlich? SSstreitkrSfie an der französischen Rordküfie mit Bomben angegriffen. Oestliazer Nriegssevauplatz: Großrussische Front: Der Waffenstillstand läuft am 18. Februar 12 llhr^mlt- tags ab. von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Reue». Der Erste Generalquartiermeister: Lodendorff. Ukrainer ihre Stimme zu uns, sie rufen uns zur Hilfe. Wird ihre Stimme gehört werden? Gewiß: es ist unsere Aufgabe, im Osten den Frieden zu bringen, und hierzu ge hört vor allem dem Lande den Frieden zu sichern, das mu tig genug war, zuerst mit den Mittelmächten einen Frie densvertrag zu unterzeichnen. Eine ukrainische Abordnung weilt zur Zeit in Berlin. Sie wird hier erfahren, daß wir bereit sind, dem Lande in der Not beizustehen, denn eine Befestigung des Friedens in der Ukraine heißt Vertreibung der Maximalisten und ihrer Banden; Frieden im Osten aber bedeutet eine Vernichtung des Bolschewismus. Unsere Truppen werden die Ukraine befreien! Unsere Truppen werden aber auch die anderen Randvölker von dem Joch und der Knechtschaft erlösen. Völker, denen wir das Selbstbestimmungsrecht gegeben, rufen uns um Hilfe gegen die, di« die Welt befreien wollen. Wie in der Ukraine herrscht auch in Livland und Estland der Pöbel. Die Maximalisten-Regierung will dort mit eisernem Besen jede Eigenbrödelei wegfegen und verschleppt und ermordet die, die in Verdacht stehen, sich für Selbständigkeit ihres Landes einzusetzen. Wir werden auch diesem Hilferuf fol gen und jedenfalls schnell Schritte tun, um die Randstaaten vor völligem Untergang zu retten. Man muß dabei un willkürlich an die große Phrase der Entente denken, sie führe den Krieg zum Schutze der Kleinen. Wir aber Haben jetzt den Beweis zu erbringen, daß wir wirklich uns der Kleinen annehmen. Freilich werden wir uns nicht ganz ohne Lohn bescheiden können. Eine Befreiung der Ukraine ist von wirtschaftlichen Gesichtspunkten notwendig, eine Befreiung der Eft- und Livländer hat für uns den Vorteil, daß wir dadurch unser« Grenze sichern und dem Bolschewismus rechtzeitig einen Dqmm entgegenbauen. Es wird uns in dessen hber nicht nur das Amt des Befreiers, sondern auch das de» Beschützers aufgetragen. Und so verbinden sich die Randstaaten ohne Druck von uns aus, okne daß wir um ihre Gunst buhlten mit uns und suchen Annäherung. Das frei- sich wird erst in späterer Zeit entschieden werden können. Wenn im Osten die deutschen Waffen den Frieden geschaffen und den Bolschewismus niedergeschlagen haben, dann kann über die Zukunft der Randvölker von neuem gesprochen werden. Unsere Aufgabe im Osten siegt also nach Beendigung des Waffenstillstandes klar. Sie wird nur dann geändert werden können, wenn wir von den Machthabern in Ruß laich ersichtliche Garantien erhaltest, daß dl« Selbständigkeit r Maximalisten. der Randstaaten gewahrt bleibt und wir von dem Segen des Bolschewismus verschont werden. Das aber wird we der ein Lenin noch ein Trotzki verbürgen können. Fana tiker machen die Masse fanatisch und der Koloß Rußland liefert aller Welt ein Beispiel wie Länder sterben, wenn std sich frei glauben und über die Schranken setzen, die Det^ nunst und Ordnung gegeben haben. » L Berlin. 18. Februar. (Privattel.) Zu dem Ablaut des Waffenstillstandes im Osten sagt der „Lokalanz.": Deutschland steht vor der Ausführung bedeutsamer Ent schlüsse, die bei den Beratungen im Großen Hauptquartier formuliert werden. Wir sind vor aller Welt zu den Schrit ten gezwungen worden, von denen im Osten die nächste» Wochen ausgefüllt sein werden, ohne daß im Westen nur di» geringste Änderung unserer Dispositionen Platz zu greifen braucht. Das Ziel unserer diplomatischen Verhandlungen in Brest-Litowsk war der Friede mit ganz Rußland. Die ses Ziel ist nicht erreicht worden. Dagegen ist ein Teiler folg zu verzeichnen, der Frieden mit der Ukraine. Es han delt sich darum, diesen Frieden zu schirmen. Außerdem sind aus Kurland, Livland, und Estland Hilferufe zu uns ge drungen, die wir nicht unerhört lassen können. In der „Kreuzztg." wird gesagt: Es versteht sich von selbst, daß wir bezüglich Kurlands und Littauen freie Hand haben. — In gleicher Weise steht es uns aber zu, wie in der „Nordd. Allg. Ztg." geschrieben wird, ohne alles weiter« uns in Livland und Estland festzusetzen, um die heillosen Zustände zu beschwören, welche durch Räuberbanden, die sich Rote Garde nennt, in den Frieden der Bevölkerung hineingetragen werden. Trotzkis Demobilisationsmanöver. Als Trotzki am 10. Februar in Brest-Litowsk den Kriegszustand für beendet erklärte und die Demobilisierung des russischen Heeres befahl, glaubte er durch dieses schlaue Manöver die Mittelmächte in die Irre zu führen. Das ist ihm nicht gelungen. Er dachte uns die militärischen Waffen aus der Hand zu winden und erwartete den Demo- biiisierungsbefehl der Mittelmächte an der Ostfront. Wir sind nicht in diese plumpe Falle gegangen; denn wir wissen sehr wohl, was Demobilisierung in Rußland bedeutet. Schon am 13. Januar schrieb Armija HFlot, die Zeitung der Maxi malisten, daß man im Kongreß für Demobilisierung der Ar mee beschlossen habe, den „heiligen Krieg" der sozialistischen Armee mit allen Mitteln zu betreiben. Das stehende Heer soll durch eine allgemeine Volksbewaffnung ersetzt werden. Um die in Westeuropa noch bestehende Herrschaft der Bour geoisie zu brechen, solle man jederzeit bereit sein, einen et waigen Aufstand der Proletariermassen mit bewaffneter Macht zu unterstützen. Daher müsse man unverzüglich zur Bildung von Korps der sozialistischen Garde schreiten. Das ist Demobilisierung, wie sie die Russen meinen: Ersetzung -es zerrütteten Zarenheeres durch ein Dolksheer, das Seit« an Seite mit revolutionären Elementen in Deutschland und Österreich gegen di« „Bourgeoisie" kämpfen soll. Herr Trotz ki, hat seine Karten allzu früh aufgedeckt; wir wissen nun, was wir von ihm und Seinesgleichen zu halten haben. Die Agitation für die Siote Armee. Petersburg. 16. Februar. (W. T. B.) Der bolschewi stischen „Prawda" zufolge stellt die Agitationsabteilung für die Rote Armee besondere Agitationskollegien auf, di« sich über ganz Rußland verbreiten sollen, um die Organisation der sozialistischen Armee überall zu betreiben und die Massen über ihr« Ziele aufzuklären. Die Zahlung von Unter stützungen an Familien im Felde stehender Soldaten wer den «inen Monat <in Sibirien zwei Monat«) nach Erklärung der Demobilisation eingestellt mit Ausnahme der Familie» derjenigen Personen, di« in die Rote Armee ein treten. (Kommentar überflüssig. D. R.)