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Dienstag, 31 Oktober 1S16 71. Jahrgarw Aelteftes Blatt im Bezirk. Tclcgr -Adrcsse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. WöchentUche Beilage«: Der Sächsische Landwirt und Illustriertes Sonntagsblatt Hauptmann Boelcke tätlich verunglückt Reformationsfest Westlicher Kriegsschauplatz Der 1. Generalquarliermeister: v. Ludendorff. Bulgarischer Heeresbericht «rohe» Hauptquartier. 29. Oktober. (W. T. B. Amtlich.) V-Nla, 29. Oktober. (W. T. B.) Hauptmann Voelcke Abweisung engttscher Angriffe an der Somme Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. fallen, aber jeder von ihnen hinterläßt i» Hunderten von jugendlichen Köpfen das sehnliche Verlangen, ihnen gleich zu werden, zum Helle des Vaterlandes. Die „Post" bemerkt: Boelcke war mehr als nur der er folgreichste deutsche Kampfflieger. Seine beispiellosen Siege in, der Luft erhoben ihn zum ersten Flieger in der Welt. Bestellungen werden angenommen in der Geschäftsstelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Numiner der Zeitungslijtr 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Balkan-Kriegsschauplatz: Heeresgruppe de» Generalfeldmarschalls von Mackensen: Die Lage hat sich nicht geändert. Südöstlich von kenali und im Lerna-Vogen sind feind liche Angriffe blutig gescheitert. Sofia, 29. Oktober. (W. T. B.) Bericht des General stabes vom 29. Oktober: Rumänische Front: Zn der Dobrudfcha dauert die Verfolgung de» Feinde» fort. 500 neue Gefangene wur den eingebracht und ebenso eine Gruppe Telephonisten des 4. sibirischen Korps. Mazedonische Front: Zwischen Prespa-See und der Cerna lebhafte Tätigkeit der Artillerie. Wir schlugen durch Gegenangriffe einen feindlichen Angriff zwischen der Eisen bahn Bitolia—Lerin und der Cerna ab. Mehrere Angriffe des Gegners beiu Cerna-Bogen auf die Front der deutschen Truppen scheiterten. Im Moglenica-Tale und westlich des Vardar schwaches Artilleriefeuer. Östlich vom Vardar süd lich von Stoiakovo lebhaftes Artilleriefeuer. Am Fuße der Br! isica-Planina schwaches Geschützfeuer. An der Struma- staut große Tätigkeit der Aufklärungsabteilungen und schwaches Ariillerieseuer. An der Küste des Ägäiichen Meeres Nrche.' Eine tiefschmerzliche Nachricht, schreiben die „Leipz. Reuest. Nachr.". Aus der stattlichen Schar unserer erfolg reichsten Kampfflieger ist der sechste Held von dem erbar mungslosen Schicksal herausgerissen worden- Nach Jmmel- mavn, Parschau, Atthaus, Wintgens und Miilser war nun «tch Boellcke vom Top in Ken Lüsten ereilt. UM viele tau- WWWWkd Männer, die auf den Schlachtfeldern zusüm- sttehen jetzt Ströme von Tränen. Aber böhren- dev ist jevestnal der Schmerz, heftiger die Klage, wenn einem der Tapfersten das Todeslos gefallen. Die Neigung des deutschen Volkes ist von je besonders denen zugetan ge- wesen, die sich durch Wagemut, Unerschrockenheit, Tatkraft auszeichneten. Und unter diesen bevorzugten Lieblingen der Deutschen stand Boelcke neben Jmmelmann weit voran. War das stets eine freudige Bewegung, eine frohe Begeiste rung, wem: die Heeresberichte Lustsiege dieser beiden mel dest konnten. In einem edlen Wetteifer schienen sie um die Ptllme des geschicktesten Kampffliegers zu ringen. Wechsel weise übertrafen immer der eine den andern, und beide zu sammen machten den Glauben an die Unübertrefflichkeit der französischen Weger von Tag zu Tag mehr zuschanden. Da riß im Juni der Tod den Oberleutnant Jmmelmann aus frisier glänzenden Heldenbahn, nachdem er 15 feindliche Flie ger außer Sefecht gesetzt. Das schöne Freundschastsband, das Hn mit Boelcke verband, zerriß mit harter Hand das Schmsal. Aber der überlebende rächte im Verein mit an deren Fliegern den Tod des Freundes. In rascher Folge mehrten sich seine Siege. Als Jmmelmann im Luftkampf die tödliche Wunde empfing, hatte Boelcke bereits den 2V. feindlichen Flieger erlegt. Dann schnellte die. Zahl seiner Laster bald aus 30 herauf. Zweimal brachte der Heeresbe richt die Kunde, daß Boelcke an einem einzigen Tage zwei Gegner abgeschossen habe. Erstaunlich war die Sicherheit des Blickes, mit dem der kühne Held in wolkenhohen Höhen den Feind erspähte, wunderbar die ruhige Überlegenheit, mit dem er dem Gegner nahe rückte, bis er ihm dann den ver nichtenden Schuß versetzte. Wie Jmmelmann ein Sonnen lind des Glücks, so schien Boelcke die Verkörperung willens starker Zähigkeit. Die beiden Kreuze von Eisen, der acht spitzige Stern des Pour le msrite zierten die Brust des Mar burger Professorensohnes, der die Luftwaffe so meisterhaft handhabte. Und als seine Leistungen immer höher stiegen, ward er in jungen Jahren zum Hauptmann befördert. Mit Spannung harrte alles dem Tag, der uns die Nachricht brin gen sollte: Boelcke hat den 40. Flieger abgeschossen. Der Tag erschien, die Nachricht drang an unser Ohr. Aber zugleich mit ihr die herzbewegende Kunde: Boelcke ist nicht mehr! Im Lustkampf rannte sein Flugzeug an ein anderes an. Der todwunde Bogel glitt rasch zur Erde nieder. Das Helden leben Boelckes war vorüber. Tiefe Trauer trübt den Blick des deutschen Volkes. Aber in Treu« und Dankbarkeit wird es stets des jugendfrischen Meisters der Luftwaffe gedenken, der dem Tode hoch in den Lüften so ost furchtlos ins Auge geschaut und dem jungen'Nachwuchs ein leuchtendes Bei spiel treuester Pflichterfüllung gegeben hat. Verlia, 30. Oktober. (Privattel.) Der Tod des Haupt manns Boelcke reißt, wie das „Bert. Tagebl." schreibt, eine breite Lücke in die Reihen der Helden der Luft. Die „Voss. Ztg." sagt: Jeder für alle, nie einer für sich selbst — das war Boelckes Parole, wie diejenige des deut schen Offiziers, der weiß, daß er sein Vaterland verteidigt. In der „Kreuzztg." heißt es: Eine Laufbahn, kurz aber an Ruhm und Ehren reich, hat ihren Abschluß gefunden. Der „Lokalanz." schreibt: Unsere großen Flieger mögen Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzeile (Zlm. Masse 25) oder deren Raum 20 Pfg-, örtliche Anzeigen 15 Pfg. Reklame teil (Zlm. Masse 17) 40 Pfg. dir 3gespaltene Zeile. Bei Wieder holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen die gespaltene Zeile 50 Psg. — Beilagen: Das Tausend Mk. 7.—. Erfüllungsort Bischofswerda. ch«nt jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der De- ßpret« ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bet Abholung der Geschäftsstelle monatlich 60 Pfg.. vierteljährlich 1 Mk Pfg., bet Zustellung in» Haus monatlich 67 Pfg., vierteljährlich t. L.—; 'am Postschalter abgedolt 1 Mk. 80 Pfg.; durch die Poft frei ins Zaus vierteljährlich 2 Mk. 22 Pfg., Amtsblatt der Königlich Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schnlinspektior md des Königlichen HauytzoUamtes zu Bautzen, sowi des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Front de » K« »aprt« ze» Rupprecht: Rnch^Wr-eck^Aietzch- zwischen Gaeudervurk und Le» Vouefs sich entwickelnde Augriffe der Engländer wurden größtenteils durch unsere AktMeriewirkung niedergehalten; wo sie zur Durchführung kamen, wurden sie verlustreich ab gewiesen, dabei find 2 Panzerkrastwagen durch Volltreffer zerstört worden. Später drangen östlich von Les Vouefs 2 feindliche Som pagnien in unseren vordersten Graben ein, dort wird noch gekämpft- Front de» deutschen Kronprinzen. Rur der Artilleriekampf erreichte auf dem vstufer der Maas zeitweilig beträchtliche Stärke. Östlicher Kriegsschauplatz: Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Fast die ganze Stochod-Linte hielten die Ruffen unter lebhaftem Feuer, das westlich von Luck größte Heftigkeit an- nahm. Ein au» dem Waldgebiet Mich von Szelwow erfol- gender russischer Angriff brach in unserem Sperrfeuer zu sammen. Ftont de» General» der Kavallerie Erzherzog Earl: Au der Ostfront von Siebenbürgen nicht» Reue». Südfich de» Toemoefer Passe» ist im Angriff Azuga er reichst; trotz zähen feindlichen Widerstande» find in Richtung auf Eampolung und auch weiter westlich Fortschritte ge macht worden. Ist iw Verlaufe eine» Lustkampfe» am 28. 10. mit einem andere» Flugzeuge zusammengeftoßeu und bei -er darauf erfotzw» Landung hinter unseren Linien tödlich verun glückt. Am 27. 10. hatte er sein 40. feindliche» Flugzeug «-geschossen. Bon Universitätsprofessor 1>. Alfred Uckeley 399 Jahre sind vergangen, seit Martin Luther seine Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg schlug, das nächste Jahr wird uns die vierte Säkularfeier des großen Tages bringen. Er hat mit dieser seiner Tat und dem Lebenswerk, das sich daran anfchloß, nichts geringeres geleistet als dies: Chri stentum mit deutschem Geist so glücklich und so treffend zu vereinen, daß keins darüber zu kurz kam. Das ist das We sen der deutschen Reformation. Die deutsche Geistes- und Gemütsart ist dabei voll zu ihrer Entfaltung gekommen. Leben in aller Schlichtheil und Ehrlichkeit, in innigster Pflege des Gemüts, in stiller De mut, aber mich in rastloser, wertefchaffender Arbeit des Be rufes in der Welt: so hat Luther die deutsche Art erfaßt, aus gesprochen, beschrieben und gepflegt. Und andererseits in getrostem Aufblick zu Gott, der zu aller Menschenarbeit sei nen Segen geben soll und will, in unmittelbarem, innerlichen Sichbegegnen von Seele und Gott, in der uneingeschränkten, felsenfesten Gewißheit, daß ein treuer Vater über uns wal le, dem man in Kinderart volles Vertrauen entgegenznbrin- gen habe bei allem, was die Seele drückt, heiße es Sünde j oder heiße es Sorge; darin hat Luther das Kernstück des Christentums gesehen. Das war nun das Große, daß er es mit dem Geist des religiösen Genius verstand, beides so eng und fest mit ein ander zu vereinen und ineinander zu verschlingen, daß da raus eine neue, große Einheit entstand; «ine Frömmigkeits art, die durch und durch deutsch war, deutsches Wesen zeigte und für deutsche Art paßte. Es ist späterer Zeit vorbehalten gewesen, die nicht sa lief und so kraftvoll empfand wie Luther, bei der Einigung des Deutschtums mit dem Christentum einmal dies, das an dere Mal das andere zu sehr niederzuhalten. Man kann das immer wieder in der Entwicklung der evangelischen Kir che unseres Vaterlandes wahrnehmen. Daß ich nur an die letzte Zeit erinnere: da hat man einer Religiosität das Wort geredet, die Gott mit so nationalen Zügen ausstattete, daß man den Begriff „Deutscher Gott" predigte, und sich den Lebenstrost bildete: „Gott verläßt keinen Deutschen." Als hingeworfene Bemerkung ist das belanglos, aber es ist oft sehr, sehr ernst gemeint gewesen, und dann ist es eine Ver kümmerung mid Verfälschung der christlichen Wahrheit. Andere haben das Nationale verkümmern lassen. Ihnen waren z. B. die guten alten deutschen Choräle mit ihren deutschen Singweisen nicht mehr gut genug, und sie holten sich Melodien aus England und übersetzten sich fromme Lieder, die dort geprägt und gepflegt wurden. Da vergaßen die Frommen zu >hr, daß sie Deutsche waren, und das für uns eben doch nur „Deutsche Frömmigkeit" das voll Be friedigende, weil im tiefsten Grunde Passende ist. Martin Luther ist es gewesen, der ein deutscher Mann und ein rechter Christ, seinem Volke eine Frömmigkeitsart gezeigt und es eine Religiosität bezeugt hat, in der beides sich das Gleichgewicht hält, Deutschtum und Christentum, und jedes so zu seinem Rechte und zu seiner Auswirkung kommt, daß eins das andere nicht unterdrückt. Das ist das Große und Geniale an ihm, und deshalb freuen wir utts seiner immer wieder neu, sobald wir uns das klar machen, und erkennen ihn immer wieder an als unseres deutschen Volkes großen religiösen Erzieher. Dazu kommt dann neben dem Luther als religiösen Genius das kraftvolle, mannhafte Bild: Luther als Per sönlichkeit, Luther als Charakter zu stehen. Auch das können wir gerade in unserer Zeit brauchen, denn es erhebt uns, und fördert uns, wie er so unerschrocken dasteht vor Kaiser und Reich, wie er dem Papst und der ganzen geistlichen Herrschaft tret',t. wie er die großen, gewaltigen Schwierig sten, die ihm das Leben l at. mit gutem Mut, mit frohem .-fottmrtranen, aber auch mit einer Zähigkeit und EnergiS ohne nßichen überwandt . . . me der Besiegte, immer der