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Jahre 1807. Der Vierverband besetzt die Forts von Athen. Amsterdam, 15. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Reu ter-Meldung aus Athen haben die Alliierten zur Kontrolle des Handelsverkehrs im Piräus die die Stadt beherrschenden Forts besetzt. Dom Kriegswucher. Es ist an dieser Stelle wiederholt darauf hingewiesem- worden, daß nicht die deutsche Landwirtschaft, für deren Er zeugnisse, entsprechend dem Drängen ihrer eigenen Vertreter von Kriegsbeginn an, Höchstpreise festgesetzt waren, es gewe sen ist, die im Kriege Wucher am verbrauchenden Volke ge trieben hat, sondern daß vielmehr ganz andere Leute plan mäßig eine ungeheuerliche Verteuerung der Nahrungs- und» Genußmittel herbeigeführt haben. Hierzu einige Beispiel«: Die sicherlich nicht als landwirtschaftsfreundlich anzuspre^ chende „Berliner Volkszeitung", die im Mosse-Berlag er-- scheint, schrieb schon in den ersten Kriegsmonaten, daß, nach dem der Krieg im Handelsgewerbe vielen den bisherigen - Verdienst weggenommen habe, diese bestrebt wären, sicher neue Verdienstgelegenheiten zu schaffen, indem sie sich „dreh ten", wie man es nennt, d. h. in Artikeln zu handeln be gannen, von denen sie annehmen konnten, daß da etwas zu machen sei. Der eine handelte mit Pferden, ein anderer mit^ Speck; ein dritter warf sich auf den Schlachtoiehhandel, qn- dere Leute wieder auf den Handel mit Kartoffeln. Auf ge wissen Gebieten habe sich nicht nur der Zwischenhandel ver mehrt, sondern er habe auch das Angebot am Markt der- Städte zu beeinflussen gesucht. Ganz deutlich sei das zu er kennen gewesen am Eiermarkt, wo die Berliner Zwischen händler, indem sie mit dem Angebot zurückhielten oder er- geflissentlich unterließen, für ausreichendes Angebot zu sor gen, die Preise diktierten; auch im Kartoffelhandel habe sich/* zum Teil die gleiche Wirkung geäußert. Nach der „Allge meinen Fleischerzeitung" hat im Februar des Jahres der Vorsitzende des westpreußischen Diehhändlervereins, L. Meyer, in einer Viehhändlerversammlung auf die unerträg- ichen Zustände im Viehhandel gewiesen. Im Viehhändler beruf hätten sich allerlei Leute eingenistet, in der Absicht, recht schnÄl reich zu werden, und diese schadeten dem an- tändigen Diehbandel am meisten. Eine wüste Spekulation' werde auch auf dem Gebiete der Konservenherstellung getrie ben, und so sei es dazu gekommen, daß auf den Diehmärkten, ungeachtet des reichlichen Viehangebotes, die Preise immer weiter in die Höhe gingen. — Der freisinnige Abgeordnete- Fischbeck, der anfänglich di« Lebensmittelversorgung in Ber lin geleitet hat. stellte im Haushaltsausfchuß des Reichstage» ausdrücklich fest, daß die gesamten „Hypothekenschieber" von Berlin sich im Kriege auf den Kartoffelhandel geworfene haben. Frankreichs Bestürzung über die Mannfchafbenst. Vern. 15. Oktober. (W. T. B.) In der Freitagssitzung, der französischen Kammer in Paris wurde im Beisein viel«' Abgeordneter und eines zahlreichen Publikums die Bespre chung der Interpellation über die Effektivbestände Frank reichs fortgesetzt. Mourier, der feststellte, daß von 14 OOS» jungen für Kriegszwecke arbeitenden Leuten nur 7000 an die Front geschickt worden seien .verlangte, daß zur Kriegs industrie mehr Frauen und Ausländer herangezogen wür den. Ferner forderte Mourier eine streng« Nachmusterung^ der 240 000 zurückgestellten Beamten und Eisenbahner, die' teilweise durch Frauen ersetzt werden sollten. Die Zahl der- Zurückgestellten müsse vor der Einreihung neuer Leute ver ringert werden. Das werde schwer halten, aber der Krieg-? verlange es. Rouger erwähnte die Bestürzung de» Land«, und sagte, Frankreich habe sein Bestes hergegebM. Es müffe- eine Lösung des Problems der Auffüllung der Truppenver bände gefunden werden. Narcay verlangte schließlich dl« Einstellung der in Frankreich weilenden Staatsangehörigem: der alliierten Länder in das französisch« He«r. In der De batte beleuchtete der Munitionsminister die Schwierigkeiten: bei der Ablösung der Spezialarbeiter. In drei Monaten,- meinte er, würden alle jetzt in Kriegsbetrieben beschäftigten? Angehörigen der Jahrgänge 1915/1917 an der Front steh««. . Die Entfernung weiterer Jahrgänge würde jedoch das Er- gebnis der Kriegsproduktion gefährden. Gegenwärtig seien ' 22,7 vom Hundert Frauen in Kriegsbetrieben befchäftigt- Wolle man noch mehr Männer freibekommen, so müßtew vor allem die Maschinerien weiter vervollkommnet werden^ dtfche Regierung abgckehnt, auf die von England gchnMstr sogenannte Jnteressebestimmung einzugehen, worauf Eng land die Bestimmung auf seinen Warenzerttfikatm wiche* gestrichen hock. Der schwedische Ausfuhrhändler gebe nur lüsigltch die Erklärung ab, daß außer ihm keine andere Per» son an der auszuführenden Ware Interesse habe. Diese Er klärung werde vom englischen Konsul bestätigt. Wie „Po litiken" weiter au» Stockholm meldet, reist eine schwedische Abordnung, die neue Verhandlungen über eine Beilegung der Handelsschwierigketten zwischen England und Schweden: führen soll, nach England. Neuer englischer Gewaltstreich Kopenhagen. 14. Oktober. (W.T.B.) „Berlingske Ti-- dende" meldet aus Göteborg: Der bekannt« schwedische Ge schäftsmann Konsul HaraldGrebst au» Göteborg wur de auf seiner Reise nach Amerika auf dem dänischen Damp fer „Frederik VIII." in Kirkwall zurückgehalten, während» sein« Gattin die Reise fortsetzen durste. Der Grund feiner- Festhaltung war, daß Grebst wegen seiner lebhaften Ge- schästsbeziehungen zu Deutschland von den Engländern auf die Schwarze Liste gesetzt worden war. Kqwahageu, 15. Oktober. (W. T. B.) Zu der Zurück haltung des Göteborger Großkaufmanns Grebst durch Eng land in Kirkwall meldet die „Berlingske Tidende: Grebst setz nach London übergeführt worden, wp er unter der Anklage- der Spionage vor Gericht gestellt werden soll. Dem Eide teeu. ' Athen, 14. Oktober. (W. T. B.) Dem Blatte Chronos zufolge ryird der König über dir Mannschaften der Flotte eine Parade abhalten und sie dazu beglückwünschen, daß sie ihrem Eide treu geblieben sind. Venizelos hofft auf die Flucht des Königs. LützaNb, Itz. Oktober. (Privattel.) Daß Venizelos auf die Flucht des Königs hofft, ist aus Erklärungen zu schließen, die er zu einer Gruppe von Ententejournalisten machte. Er und die provisorische Regierung würden an dem Tage nach Athen übersiedeln, an dem der König erkannt hat, daß seine Partie verloren ist. London, 15. Oktober. (W. T. B.) Das Reuterbureau meldet aus Athen: Politis, bisher Generaldirektor im Ministerium des Äußeren, sei nach Saloniki gereist, um die Stellung als Minister des Auswärtigen in der provisorischen Regierung anzutreten. Er hat geäußert, daß er sich nach kurzem Aufenthalt dort in besonderer Sendung nach West europa begeben werde. Mackenfen an die Bewohner Griechisch-Mazedoniens. Berlin, 16. Oktober. (Prioatel.) In einem von ver schiedenen Blättern veröffentlichten Aufruf Mackensens an die Griechen heißt es: Wir verlangen nichts von Euch, zwi schen Euch und uns gibt es keine Feindschaft und keinen Hinterhalt. Sobald wir unser Werk vollendet haben, wer den wir den griechischen Boden wieder verlassen. England bedrängt den schwedischen Handel. Kopenhagen, 15. Oktober. (W.T.B.) „Berlingske Ti dende" meldet aus Stockholm: Die Regierung veröffentlicht eine Mitteilung, wonach Waren, die in der Zeit bis zum 1. November nach England gesandt werden, von einem Warenursprungszeugnis begleitet fein müssen, gemäß einem neuen Formular, das mit dem englischen übereinstimmt. Aston Tidningen" erklärt, das neue Formular sei das vor- lausige Ergebnis der wieder aufgenonnnenen Derhandlun gen mit England. — „Wie „Politiken" meldet, hat die schwe- heiteck. Da» «st kürzlich errichtete Tel-graphenamt tn Alexan drowsk und die drahtlose Station brannten bi» auf die Ringmauern nieder. Da» Gebäude der Lkztsonverwaltung wurde in Trümmer gelegt. Eine Regierungsbarkaffe wur de versenkt. Zwei englische Dampfer im Hafen wurden be schädigt. Vorläufig stockt der Verkehr mit Alexandrowsk voll ständig. Der telegraphische Verkehr war sechs Tage unter brochen. Ei« rumänischer Munitionsdampfer torpediert. Lhristiania, 14. Oktober. Der rumänische Dampfer „Bi- stritza", mit Munition von Brest kommend, wurde gestern morgen 50 Seemeilen von Nordklyn (östlich vom Nordkap) von einem U-Boot torpediert. Das U-Doot bracht« 35 Mann der Besatzung bis in die Nähe von Syltefjord, wo ein vor überfahrendes russisches Fischerboot die Leute aufnahm, um sie in Bardö zu landen. Der wert d« „Bistriha" mit La- düng betrug vierzig Millionen Mark. Sqwnhagen, 14. Oktober. Nach einem Telegramm aus Christiania war der gestern torpedierte rumänische Muni tionsdampf« „Distrttza" 6000 Tonnen groß. Der französi sche Konsul in Lardö nahm sich der Besatzung an, die berich tet, die „Pistritzq" sei am 3. Oktober von einem englischen Kreuzer angehalten worden, Merkwürdigerweise habe die ser nicht mitgeteilt, daß Unterseeboote in der Näh« seien. Amerika und die Tauchbootfrage. New tzork, 10. Oktober. (Funtspruch vom Vertreter -es W. T. B.) (Verspätet eingetroffen.) Trotz der offiziellen Feststellungen, die besagen, daß die Tätigkeit der deutschen Unterseeboote im westlichen atlantischen Ozean sich offenbar bis jetzt innerhalb der Regeln des Völkerrechts gehalten hat, und trotz verschiedener Unterredungen mit hervorra genden Kennern des Völkerrechts, die «klärten, daß die Tätigkeit der Unterseeboote rechtlich nicht anzusechten sei, beginnt die amerikanische Presse Zeichen allgemein« Un ruhe zu zeigen. Abgesehen von den ausgesprochenen ver bandsfreundlichen Zeitungen, die von Anfang an die Jagd der Unterseeboote längs der amerikanischen Küsten in den stärksten Ausdrücken verurteilten, zeigen jetzt auch weniger parteiische Zeitungen tiefe Beunruhigung und sehen ernste Folgen voraus, falls die Tätigkeit d« Unterseeboote nahe den amerikanischen Küsten fortgesetzt werden sollte. Als Vertreter dies« Ansicht sei „Evening Post" genannt, in der es heißt: „Man kann den Amerikanern nicht veiden ken, daß sie den Gedanken, daß diese Unterwasser-Schrecken an unseren gewöhnlich dichtbefahrenen Handelsstraßen lau ern, nicht gern haben. Deutschlands Handlungsweise mag vom Standpunkt des Rechts nicht anfechtbar sein, aber sie ist sicherlich unklug. Wenn durch einen Irrtum oder durch blinde Rücksichtslosigkeit amerikanisches Gut widerrechtlich zerstört wird, oder amerikanische Leben verloren gehen, so würde der letzte Rest des Gefühls, das in unserem Lande noch Deutschland günstig ist, in der Glut d« Bolkswut ver zehrt werden und die Beziehungen der beiden Völker wür den jetzt und noch lange Zeit gefährdet sein. Das heißt mit Dynamit spielen, das heißt die ganze Zukunft der deutsch amerikanischen Beziehungen der Einsicht oder dem Mangel än Einsicht eines einzigen Seeoffiziers anvertrauen, dessen Kräfte außerordentlich angespannt sind. 57*2-. Die „Köln. Zlg." meldet äus Ääshittgivn Uttterm 11. Oktober: Die StimMtzg blecht ruhig, aber der Eindruck der Angelegenheit wächst, seit die Funksprüche bekannt sind, durch die Gerard seinen Auftrag bekannt gab, ohne selbst darüber zu reden. Die „World" sagt, man könne sicher feststellen, daß Gerards gestriger Bericht an Lansing von der größten Trag weite in der diplomatischen Geschichte dieses Landes sei. Trotz aller Ruhe in amtlichen Kreisen scheint es sicher, daß zwei Auslassungen erwogen werden: 1. ob Maßregeln in dicht« Nähe der amerikanischen Mste zu treffen seien; 2 was Sicherheitsplätze bilden sollen? Die Ententeblätt« speien Flammen, insbesondere der Neuyork« „Herald" nennt das preußische Programm, ein uns günstiger Friede oder Krieg mit amerikanischer Kriegsführung in amerikanischen Ge wässern absichtlich unfreundlich. Man müsse Traf Bern storff auf eine Weise, die er selbst verstehen kann, sagen, die Stunde für Streitereien sei vorüb«. Die Amerikaner wür den sich so wenigstens die Demütigung eingestandener Freundschaft mit Mördern sparen. Das U-Boot ist außer Sicht und, wie berichtet wird, jetzt in den südlichen Gewässern Viele Schiffe liegen hi« noch still. IS Dampfer an der amerikanischen Küste versenkt. Die Züricher Blatt« melden aus Mailand: An hervor ragender Stelle veröffentlicht d« „Corriere della Sera" die Nachricht, daß an der amerikanischen Küste bisher insgesamt 19 große Dampf« versenkt wurden. Die kanadischen Häfen gesperrt. Der „Zürcher Tagesanz." meLet aus London: „Daily News" melden aus Montreal: Die kanadischen Häfen sind für die neutrale Schiffahrt bis auf weiteres gesperrt. In folge d« wachsenden Tauchbootgesahr lehnen die kanadi schen Reed« das Auslaufen ihrer befrachteten Dampf« ab. Versenkt. London, 15. Oktober. (W.T.B.) Nach einer Lloyds- meldung ist der russische Dampfer „Mercator" (2827) To.) versenkt worden. Kopenhagen, 15. Oktober. (W.T.B.) Rach ein« Mel- Wegen vorzunehaenden Reinigungen bleibe« die stä n Geschäftsstellen im Rat« , « hause Mittwoch, den 18. und Donner-ta», dm IS. ges a. Dringende Angelegen- geschloffen, h^t«« werden an beiden Tagen vormittag» 11—12 Uhr erledigt. Da» Königliche Stand«»- s B is düng der „Nafionaltidmde" au» Brrlevaag (Finnmarken) kam gestern die Besatzung eines torpedierten englischen Dampfers an. Fern« wurde gestern in Badsö di« 30 Mann starke Besatzung eines anderen Dampfers gelandet, der von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden ist. Auf Griechenland» Leichenstei«. Ganz richtig hebt der „Niemve Rotterdamsche Eourant" hervor, daß es nunmehr, wo die griechische Flotte ausgelie fert und entwaffnet, die Küstenforts abgerüstet oder über gern, die Eisenbahnen an Fremde für eine fremde Kriegs führung abgetreten, die Armee aus ausländischen Befehl ab gerüstet und Telegraph und Telephon in den Händen der „Garantiemächte" seien, mit Griechenland „einfach aus" sei. Es ist „zu Tode beschützt" worden. Dem Toten ge bührt ein Leichenstein, dem Leichenstein eine Inschrift. Wo könnte man ein« treffend«« finden, als in dem englisch- russisch-französifchen Sarantievertrag zur Schaffung eines unabhängigen Griechenlands, desselben Vertrags, auf dm sich die wackeren Schutzmächte bei ihrer Totengräberarbeit immer berufen haben? Sein Artikel 5 ist denkwürdig und verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden; setzen wir ihn als Inschrift auf Griechenlands Grab: Art. 5. Die vertragschließenden Mächte werden in die sen Festsetzungen keine Gebietsvergrößerung, keinen einsei tigen Einfluß und keinen Handelsvorteil für ihre Untertanen suchen, die nicht jede andere Nation ebenfalls erlangen .könnte. , , , Griechenland — ein Mene Tekel. Stockholm, 14. Oktober. (W.T.B). Das Schicksal Grie chenlands wird in dm schwedischen Zeitungen eingehend be sprochen. So schreibt „Svenska Dagbladet": Für plle, die andauernd größere Nachgiebigkeit schwedischerseits dem Druck der Entente gegenüb« verlangm, dürste das Schicksal des griechischen Heeres ein Mene Tekel sein. Durch allmähliche Zugeständnisse hat man die Widerstandskraft der Armee auf einm Punkt gebracht, daß alles wackelt und dem Druck von Außen wie dem Intriguenspiel von Innen weicht. „Nya Dagligt Allehanda" meinen mit einem Blick auf die Politik Brantings: So weit wir sehen können, ist es eine unumstößliche Wahrheit, die durch Ereignisse in Grie chenland bestätigt wird, daß ein Volk, das nicht die eigenen klaren Interessen vor Augen hat, sondern sich dazu ver leiten läßt, in den Dienst fremd« Interessen zu tretens da durch auf eine abschüssige Dahn gerät, deren Ende niemand absehen kann. Es gibt daher für die schwedische Politik augenblicklich nichts Wichtigeres, als das Hinübergleiten auf eine solche abschüssige Bahn zu vermeidm. „Stockholms Dagbladet" vergleicht die Behandlung Grie chenlands mit den Übergriffen Englands gegen Dänemark im amt ist am 18. Oktoter vormittag» von 11—12 Uhr geöffnet und am IS. Oktober ischof »w«rda, am IS. Oktober ISIS. Eer Gtadtrat. (Weitere amtliche BeL»»«t»ech»uise« befivtze« sich k» VeißkUt.)