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Sonnabend, 29. Juli ISIS. 70.Jahrgang^ DerSächWeLiMer Aischofswerdaer Tageblatt r Wöchentliche Beilagen: Der Süchsischc Landwirt und Illustriertes Sonntagsblatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu i Vautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Ruwmn 174 Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Tclcgr.-Adrcsse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Erscheint jedrn Wabtag abends für den folgenden Tag. Der Br« -ugsprei» ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung la d« Geschäftsstelle monatlich 60 Pfg.. vierteljährlich 1 Mir. kü'PU., bei Zustellung Ins Haus monatlich 67 Pfg., vierteljährlich - MIn L>i-; am Postsmalter abgedolt 1 Mk. 8V Pfg.; durch die - - Pgst frei ins Haus vierteljährlich 2 Mk. 22 Pfg., Bestellungen werden angenommen in der Geschäftsstelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsbotrn in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Ieitungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Anzeigenpreis: Die 5gespaltcne Gmndzeile (Zlm. Molle 25) oder deren Raum 20 Psg., örtliche Anzeigen 15 Pfg. Reklamen teil (Alm. Masse 17) 40 Pfg. dir 3gcspaltene Zeile. Bei Wieder» Holungen Rabatt nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeige» die gespaltene Zeile 50 Pfg. — Beilagen: Das Tausend Mk. 7.—. Erfüllungsort Bischofswerda. Vormarsch in Ostgalizien. Berichte de» österreichisch-ungarischen . Generalstab» Mn», 27. Juli. (W. T. B.) Amklich wird verlautbart »«, 27. ISIS: srnsstscher Kriegsschauplatz: Lchwch von Berefieczko wurde eia russischer Nachtan griff abgeschlagen. wiederholte heftige Angriffe, die der Feind gestern nach- mUtag zwischen Radziwillow und dem Skyr führte, brachen naßer schwersten Verlusten zusammen. Beiderseits der StrW vda Lechniow setzten die Aussen ihre Anstrengungen aumHt'bet Aacht fort. Sie wurden nach erbittertem Kampfe MMch^estilvrfen und ließen 1000 Gefangene in unseren RMstch de» Prislop-Sattels haben unsere Truppen die VaeiMuagl ausgeäommea. den Lzarny-Lzeremosz überschrit ten und Mt Teilen die jenseitigen Höhen gewonnen, auf de- n«n Gegenangriffe abgewiesen wurden. Iralieniswer Kriegsschauplatz: VSHrend im Kampfgebiete südlich des Val Sugana die Ruhe gestern anhielt, wurde bei Poneveggio wieder heftig AktWittpft. Raa 7 Uhr vormittags an standen die Stellungen unse rer Truppen auf den Höhen südwestlich de» Ortes unter ikchiSrst heftitzwh auch schwerem Geschühseuer. Mittags folgte gegen Viesen Abschnitt ein starker italienischer Angriff, der bi» 2 Ahe nachmittags unter schweren Verlusten de» Fein- des refllo» übgewiesen wurde. Hierauf setzte das starke Ge schützfeuer neuerdings ein. Um S Uhr nachmittags ging der Feind mit frischen Truppen abermals zum Angriffe vor. Za erbittertem Rahtampfe wurde er wieder vollständig ;u- rüchtzeywrfen. Ein nachmaliger Vorstoß um 11 Uhr nachmik- t»M schillerte gleichfalls. Unsere braves Truppen behielten alle Sttlluugen im Pefih. .Aus tzn» höhen nördlich des Orte» Ivar tagsüber Artil leriekamps im Sauge. An Her kärntyer- und Jsonzo-Aront stellenweise lebhaf- beveGefechtstättgkeit. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Unverändert s' Der Stellvertreter de» Chef» de» Generalstab»: s v. Höfer, Aeldmarschalleutnont. Rumänien betont seine Neutralität. In verschiedenen Blättern sind in letzter Zeit Meldungen erschienen, die ein bevorstehendes Eingreifen Rumäniens ge gen uns befürchten liehen. Wir haben von diesen Meldun gen keine Notiz genommen, weil wir sie für unbegründete Ausstreuungen» hielten. Jetzt nimmt das amtliche rumänische Regierungsblatt selbst zu der Angelegenheit Stellung und bezeichnet hie Alarmmeldungen als völlig aus der Luft ge griffen. Bukarest, 27. Juli. (W. T. B.) Die „Jndependence Roumairie" schreibt: Trotz des umfassenden Dementis, das wir gestern gegen alle Erfindungen, betreffend gefaßte Be schlüsse, Besprechungen und ausgetauschte Unterzeichnungen gegeben haben, wird das Gerede fortgesetzt. Die angeführten angeblichen Ereignisse sind Phantasien einer Einbildungs kraft, vor der wir gestern die Öffentlichkeit gewarnt haben. Es ist vorzusehen, daß nichts den Umlauf falscher Gerüchte hindern wird. Wir können somit nichts anderes tun, als nochmals feststellen, daß die angeblichen Informationen jeder Grundlage entbehren. Das Regierungsblatt wendet sich mit dieser Richtigstel lung gegen die in verbandsfreundlichen Blättern (und einem Teil der deutschen Presse. D. R.) erschienenen Mitteilungen über einen baldigen Eingriff Rumäniens in den Krieg und über den unmittelbar bevorstehenden Abschluß eines Abkom mens Rumäniens mit den Verbandsmächten. Wegnahme türkischer Truppen von Der rumänischen Grenze. Der „Köln. Ztg." zufolge sagt der schweizerische Major du Bos in der „Neuen Züricher Zeitung" zur Meldung von dem bevorstehenden Eingreifen türkischer Truppen in Gali zien: Da die Türken an anderen Fronten mächtige Armeen brauchen, so ist es wahrscheinlich, daß die nach Galizien ge sandten Truppen nur Kontingente umfassen, die ar einer durch andere Dispositionen nunmehr gesicherten Front ver fügbar wurden und von dem orientalischen Kriegsschauplatz zu weit entfernt waren, als daß sie innerhalb kürzerer Frist hätten dorthin gebracht werden können; denn es braucht mehr als zwei Monate, um von Konstantinopel aus Truppen an die armenische Front zu schicken. Es bedeutet übrigens schon strategisch einen Vorteil für die Türken, die Ruffen in Galizien anzugreifen, denn dies schwächt die russische Front in Galizien und zieht Reserven an, die sonst gewiß an der armenischen Front verwandt worden wären. Wir wissen, daß die Türken eine Armee von 50 000 bis 100 000 Mann an der rumänischen Front hatten, es wären also diese Trup pen, die ganz oder teilweise nach Galizien befördert worden wären. Aber der wichtigste Schluß, den wir ziehen können, ist, daß die Türkei, wenn sie diese neue, großangelogte Aktton in engerer Verbindung mit -en anderen Armeen der Zen tralmächte unternimmt, nicht daran ist, mit der Entente einen Sonderfrieden zu schließen, wie man es in gewissen Blättern der romanischen Schweiz lesen konnte, und man kann na merklich schließen, doch die Türkei, wenn sie ihre Truppen von der rumänischen Front wegnimmt, die Gewißheit hat, daß diese Truppen dort nicht mehr nötig find, und daß sich dort in der letzten Zeit Ereignisse zugetragen haben, die uns un bekannt sind, die aber die Lage gänzlich nmgestaltet haben, da die Truppen, die bis jetzt dort gehalten werden mußten, plötzlich von der rumänischen Front weggenommen werden konnten. Wie Rußland den Krieg vorbereitete. Sofia, 27. Juli. (Vom Vertreter des W. T. B.) „Kam- bana" bringt Mitteilungen einer Persönlichkeit, die infolge ihrer Stellung genauen Einblick in die Vorgänge in Rußland gehabt hat, über die Schuld Rußlands am Ausbruche des Weltkrieges. Der Verfasser stellt fest, daß Rußland der Hauptschuldige an dem Attentat von Serajewo gewesen ist. Die führenden Kreise in Rußland sahen in dem Erzherzog- Thronfolger Franz Ferdinand einen ernsten und starken Gegner ihrer imperialistischen Bestrebungen. Das Atten tat gehört zu den Vorbereitungen zum Weltkriege ,zu denen auch die Begegnung in Konstanza und die Besuche Les Präsi denten Poincar« und des Admirals Beatty in Petersburg zählen. Von militärischen Vorbereitungen werden folgende hervorgehoben: Der Jahrgang, dessen Entlassung 1914 be vorstand, wurde drei Monate länger unter den Fahnen be halten. Am 24. Juli wurde die rasche Rückbeorderung der Truppen aus den Lagern in die Kasernen angeordnet. Pe tersburger Kavallerie und Artillerie gingen nach der West front ab. Am 24. und 25. Juli passierten Infanterie, Kaval lerie und Artillerie Krasnoje-Selo, die zur Verstärkung der Grenztruppen bestimmt waren. Am 24. Juli beförderte der Zar in Krasnoje-Selo alle Junker zu Offizieren, deren Be förderung sonst Ende August stattgefunden hätte. Am 26. Juli wurde die Mobilmachung der Ostseeflotte angeordnet, ebenso verschiedene Maßnahmen zur Vorbereitung der all gemeinen Mobilmachung. Infolgedessen waren bei Anord nung der allgemeinen Mobilmachung bereits drei Viertel des Kriegsstandes unter Waffen. Das eiserne Mutz. Die „Hamburger Nachrichten" schreiben unter dem Leit wort: „Das eiserne Muß": „England war die treibende Kraft dieses ganzen Krie ges, England trägt in erster Reihe die ungeheure Blut schuld dieses Kampfes, in dem zahllose treue deutsche Män ner ihr Leben hingeben mußten. England hat durch sein ganzes Verhalten von dem Raub ungezählter Ware bis zum Baralong-Mord gezeigt, welche Begriffe von Anstand, Treu und Glauben sein Volk besitzt. England weiß auch ganz genau, daß eine vorzeitige Verständigung ihm die Möglichkeit geben würde, sich mit allen Kräften auf die dann unausbleibliche Katastrophe oorzubereiten, in der es auf andere Bundesgenossen zu hoffen wagt, die wir nicht weiter zu nennen brauchen. Eine solche Verständigung würde für uns Deutsche das mit eiserner Folgerichtigkeit kommende Verhängnis eines zweiten Krieges bedeuten, den wir durchkämpsen mühten, um nicht alle Errungen schaften des jetzigen Ringens zu verlieren. Es kommt also in dein uns aufgezwungenen Kampfe immer wieder da rauf hinaus, daß wir England in einer Weise treffen müs sen, die ihm auf absehbare Zeit jede Wiederholung seines Ränkespiels unmöglich macht. Erreichen wir dieses Ziel nicht, so haben wir nur halbe Arbeit geleistet, die von un serem Volke willig auf sich genommener: Opfer wären um sonst gebracht worden, und wir würden über kurz oder lang noch einmal das furchtbare Leid zu tragen haben, das uns dieser Krieg auferlegt hat. Es wäre eine Gewissen losigkeit unserem Volke gegenüber, wollten wir auf halbem Wege stehen bleiben und uns mit einer Verständigung zu frieden geben, die keine Verständigung wäre, sondern nur ein Aufschieben der endgültigen Abrechnung mit unserem gefährlichsten Feinde." Das Blatt führt dann aus, daß in Hamburg, wo der Gedanke eines friedlichen Zusammenarbeitens mit England vor dem Kriege besonders starke Wurzeln hatte, ein völliger Wandel der Stimmung eingetreten sei. Das habe sich u. a. in den Kundgebungen des Tages gezeigt, an dem die Ham burger Handelskammer ihr 250jähriges Bestehen feierte: „Wie Schuppen ist es manchem vom Auge gefallen, der früher nicht sehen wollte und der unserem Blatte zürnte, wenn es in der Vergangenheit warnen- auf die von England drohenden Gefahren hinwies. Wenige bei uns werden heute anderer Meinung sein, und diese we nigen dürfen es nicht wagen, ihre Stimme zu erheben, wenn sie sich nicht den: Hellen Zorn der Gesamtheit aus setzen wollen. Dieser furchtbare Krieg hat den Schleier zerrissen, die nackte Wirklichkeit zeigt sich und die Erkennt nis dessen, was uns iwt tut, ist im Wachsen. Wir kommen nicht um das «eterum evnseo des allen Cato herum, wenn wir nicht neuen schweren Enttäuschun gen und Opfern entgegensetzen wollen. Wie wir dieses Wort in die Wirklichkeit und der heutigen Zeit angemessen übersetzen müssen, das wollen wir weniger unserer Diplo matie, mehr aber den Leitern und Führern unserer Streit kräfte zu Lande und zu Wasser überlassen. Wenn sie nur freien Spielraum bekommen, können wir mit Vertrauen den kommenden Tagen entgegensehen. Sie wissen ebenso gut wie wir, daß nur das eiserne Muß England zwingen kann, von seinem hochmütigen Standpunkt herabzusteigen, der nur noch Schein ist. Der Kampf gegen diesen kalten Rechner, den Feind jeder Kultur und jeder Völkerfreiheit — wir erinnern hierbei nur an das unglückliche Irland, an Ägypten und Griechenland — muß durchgeführt wer den bis zum Ende, wenn wir selbst uns nicht um die Zu kunft betrügen wollen." » Englands angebliche Ariedensneigung. In Nummer 172 unseres Blattes veröffentlichten wir eine Meldung des „Berl. Lokalanz.", aus angeblich „unbe dingt zuverlässiger" Quelle über die ernste Stimmung in englischen Regierungskreisen. Man sei von den geringen Er gebnissen der Offensive überrascht, und der Gewährsmann des Blattes, der noch vor wenigen Tagen in der Lage ge-