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Fllrst zu «olws-Bantth, MiMSrinsPellor der FreiwMIgen Krankenpflege. Phot. Nirola Perlcheid, Berlin. , äber könnt? er nicht M Euch hier in jeder Leise falsch versteht, raten, nach Frankreich» sonnigen Gefil- „Da seid Ihr auf falscher Fährte, mein werter Herr Graf. Fragt, ich bitte Euch, den Oberkammerherrn von Wartenberg, der dürste Euch in dieser Beziehung befriedigende Auskunft geben." „Worüber, wenn ich bitten darf?" fragte in diesem ArqenVKck ein junger Offizier in der'Neidsamen Umform der ,Grand RuS- quetairs' (Name eines Regiments), indem er fich ins Gespräch mischte. „Mir ist eS, als hätte ich etwas von Fräulein von Danckel- mann vernommen. Und da ich der Jugendgefährte der jungen Dame bin, nehme ich begreiflicherweise Anteü daran, wenn man über sie berichtet. Also, bitte, waS ist mit ihr?" Beaumont verzog spöttisch den hübschen Mund; der neu gierige Frager sollte befriedigt werden. „Ich bemühte mich, dem Herrn Grafen begreiflich zu machen, wie mein Verkehr im Hause Danckelmann aufzufassen ist. Das ist alles!" „Und gerade das ist es, was auch ich gern erfahren möchte!" rief Herr von Markendorf eifrig. „Längst schon habe ich auf diese Aussprache gewartet", fuhr er fort. „Alle Welt erzählt, Ihr be mühtet Euch um die Gunst der Dame. Ist dem wirSich so?" „Mein Gott," meinte Beaumont, „eigentlich weiß ich nicht, wie ich zu der Ehre komme, von Euch so eingehend befragt zu werden. Mein well Nr so unentwegt fragt, soll Euch guter Wille antworten. Sagt, mein geschätzter Herr von Markendorf, habt Ihr noch nichts von Seelenfreundschaften gehört? Rein? Das tut mir leid! Fräulem von Danckel mann ist eine feingebildete liebenswürdige Dame, deren Unterhaltung mir jederzeit Freude und eine Ehre ist. Jedoch in ande rer Weise bestehen keine Beziehungen zwi schen ihr und mir. Ich bitte, vergeßt das nicht . ." In Markendorfs hübsches Gesicht stieg eine jähe Röte. „Wenn Ihr es mir versichert, muß ich es freilich glauben. Aber dessen seid sicher, andere werden der Sache eine andere Be deutung beilegen; werden das annehmen, was ich sagte. Ist Euch die falsche Rolle recht, die Ihr auf diese Weise spielt?* Nun war es an Beaumont, die Achseln zu zucken. „Laßt die Leute!" sagte er leicht hin. „Man kann nicht hindern, daß sie sprechen, und ebensowenig, was sie sagen! WaS tut's?; mich kümmert's nicht." „Oho!" meinte Markendorf. „Lennes nehmen und Die Kehrseite der Medaille. Ein Blatt aus der brandenburgischen Beschichte. Bon M. v. Bucholtz. 1 <Nachdruck »erboten) Schloß des österreichischen Gesandten in Berlin war hell erleuchtet; oben in den prächtig eingerichteten «WM Sälen wurde getanzt und gelacht, geschmaust und dem wacker zugesprochen, herrschte eitel Lust und Freud'. Mes, was am kurfürstlichen Hofe zu Berlin verkehrte oder in irgendeiner Beziehung zu ihm stand, war zu diesem Fest, dem ersten des Muters, geladen, und selbstverständ lich vollzählig erschienen. Denn so ein erstes Fest hat seinen be sonderen Reiz! Da sind die Teilnehmer noch nicht übersättigt von den genossenen Freuden, sondern empfänglich für jedes Vergnü gen, die Herren gespannt auf die jungen Schönen, die sie im Glanz der Lichter bewundern dürfen, und die Damen hinwieder um noch frisch und eindrucksfähig für die Huldigungen, die ihnen erwiesen werden, überdies «freuten sich die Bälle des öster reichischen Gesandten bereits seit Jahren eines besonderen Rufes. Was wunder also, daß sich ganz Berlin auf heute gefreut hatte? Der Hof, Kurfürst Fnedrich und seine geistreiche Gemahlin Sophie Charlotte ver schönten das Fest mit ihrer Gegenwart. Nachdem sie dem Tanze ein Weilchen zu geschaut, nahmen sie mit dem Gastgeber und den oberen Hofbeamten die Abend mahlzeit im Speisesaale ein, während für die jüngeren Gäste ein Tisch mit Speisen bereit stand, an dem sich jeder selbst bedie nen konnte: In einem kleinen Zimmer standen zwei Herren in eifrigster Unterhaltung. „Seine kurfürstliche Durchlaucht hat ihn heute ganz besonders ausgezeichnet", sagte der eine, in dessen schmalem, leicht gebräun tem Gesicht zwei dunkle Augen funkelten. „Fast zwanzig Minuten hat er fich mit ihm in liebenswürdigster Weise unterhalten. Alle anderen mußten warten und vor Sei ner Exzellenz dem Herrn von Danckelmann zurückstehen. Ist das nicht unerhört«"! „Warum unerhört?" erwiderte der An geredete. „Mein Gott, welche Frage! Man gewöhnt sich eben an alles, auch an den im Zenit stehenden Stern des Oberpräsi denten von Danckelmann!" Dabei lächelte er ein wenig boshaft, der Herr Graf Chri stian Dohna, der zurzeit Erzieher des jun gen Kurprinzen Friedrich Wilhelm war. „Ihr wißt, wenn das Gestirn seinen höchsten Stand erreicht hat, beginnt der Nieder gang", fügte er hinzu. „In der Tat? Stimmt das ?" meinte der erste Sprecher, ein Herr von Beaumont, ein Franzose, der seit fast einem Jahr aus seiner alten Heimat nach Berlin übergefledelt war, um hier, wo er Beziehungen hatte, sein Glück zu versuchen. Graf Dohna schüttelte den Kopf. „Eigentlich verstehe ich Euch ganz und gar nicht," sagte er. „Gerade Euch sollten die Liebens würdigkeiten, die von oben herab dem Günstling erwiesen werden, willkommen sein, denn Ihr — hm, — ich gebe jetzt nur allge meines Tagesgespräch weiter," schaltete er ein — „sollt beabsich tigen, zum Hause Danckelmann in nahe Beziehungen zu treten." Beilage zu« Sächsischen Krzähcer" Verlag von Friedrich May, Bischoftwerda. hin. „Man kann nicht hindern, daß sie sprechen, und ebensowenig, was sie sagen! WaS tut's?; mich kümmert's nicht." „Oho!" meinte Markendorf. „Wenn es Euch immerhin gleichgültig ist, was die Leute reden, so solltet Ihr Rücksicht nehmen und die junge Dame nicht ins Gerede bringen. Das ist nicht edelmännisch gehandelt." „Mein Herr," erwiderte Beaumont, „so gefährlich, wie Ihr sie schildert, ist die Sache nicht. Ihr malt nne- der einmal zu schwarz, das ist so die Art der Deutschen, und darum mache ich eS Euch nicht zum Borwurf. Eurem Rebellande fehlt nun einmal Sonne und Freude . . ." Markendorf biß sich auf die Lippen; eigentlich hatte ihn das Gespräch befriedigt, und doch fühlte er sich von BeamnontS spötti scher Weise verletzt. Auf die letzte Bemersimg,' umhin, zu erwidern: „Di würde ich Euch entschi-l den zurückzukehren und