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70 JahrMH' o MSächWeLrzälM Mschofswerbaer Tageblatt. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. . Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telrgr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. MU den wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. VKynmer 62. Mittwoch, 15. Marz ISIS. iS. - Bestrluneen werben angenommen in der Geschäftsstele Mtmarkt 15, sowie bet den Zettungsbotrn in Stadt und Land, ebenso auch bei . allen Postanstalten. — Nummer der Zritungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. 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Inserat« und Abo«rrem«»t»-Beftel»»rgei» »immt entgegen in Bange«: Weller'tche Buchhandlung, L chv frrnße^ Griechenlands ablehnende Antwort an den Vierverbard Der griechische Ministerrat beschloß, die jüngsten Forde« rungen der Entente nach Überlassung der mazedonischen Bah nen und Zurückziehung der griechischen Truppen von Ka° walla und Florina, sowie der Überlassung der Zugänge zu der Meerenge von Korinth abzulehnen. Wenn die En tente versuchen sollte diese Wünsche zu verwirklichen, so müsse Griechenland dies als eine unfreundliche Handlung betrach ten, besonders wenn England Funkenspruchstationen bei Ko rinth errichten würde. Berlin, 14. März. (Prioattelegr.) Die griechische Ant wort auf die Vierverbandsforderungen lautet: Die griechische Regierung gesteht in keinem Fall« zu, daß die mazedonischen Bahnen ausschließlich den Zwecken des Vierverband« dienen sollen; daß die griechische Heeresleitung es nicht zweckmäßig findet, jene griechischen Truppen, die bei Florina und Sa- walla stehen, durch ander« Truppen zu ersehen, daß ein even tueller Versuch, dio beiden Ausgänge des Kanals von Korinth durch Vierverbandstruppen za besehen, die griechische Regie rung zu solchen Gegenmaßnahmen zwingen würde, die das Verhältnis Griechenland» zum Vierverband bedeutend stören würden. Andererseits würde die griechische Regierung ge zwungen sein, Maßnahmen auch dann zu ergreifen, wenn die Vierverbands-Heeresleitung an den zwei Ausgängen des Eaaal» von Korinth fm»kentelegr«q>hischo Stationen errichten sollte. Königsparade in den Rokitno-Sümpfen. flk. M.) Dresden, 14. März< Am 11. Februar wurde einem in den berüchtigten russischen Rokitnosümpfen liegen den sächsischen Landwehr-Regiment eine besondere Freude zuteil. Zum ersten Male seit Ausbruch des Krieges war es einer größeren Anzahl Landwehrleuten vergönnt, ihren ge- liebten König im Feindesland von Angesicht zu Angesicht zu schauen. 60 Kilometer weit waren sie herbeigeeilt, um in Paradeausstellung Se. Majestät auf dem Bahnhof Jwace- «icze zu erwarten. Mit Begeisterung vornahmen daselbst die Leute aus dem Munde Sr. Majestät Lob und Anerken nung für die geleisteten Kriegstaten, hat doch auch kaum ein Regiment eine so bewegte Kriegszeit hinter sich wie dies«. In 47, oft viele Tage andauernden Schlachten und Gefechten, von Soldau und Neidenburg über Tannenberg, Warschau, die Karpathen und von da über Lemberg, Eholm, Brest-Li- tvwsk hat es an entscheidender Kampflinie die Russen mit überrannt und hält jetzt in Sumpf und Urwald treue Wacht in kriegsfreudiger Arbeit. „Erwache Frankreich". Unter der Überschrift: An die, welche sagen „alles steht gut!" gibt der Deputierte Roux Costadau im „Rappel" vom 1. März einer trüben Stimmung Ausdruck, indem er sagt: „Hier auf unserer Front wird die große entscheidende Schlacht geschlagen! Ihr aber, die Ihr Frankreich regiert, Ihr, die Ihr bestimmt habt, daß man alle Herdfeuer, allo Fackeln und alles Licht verlöscht, Ihr, die Ihr, ohne Tyran nen zu sein, doch die Tyrannen spielen, der Herde Ruhe be fehlen und den Wolf bekämpfen wollt, indem Ihr die Flöte am Bach spielt! Ihr, die Ihr das Volk verhindert habt, feine Ohren an die rauhe Wahrheit zu gewöhnen, Ihr, die Ähr unsere Demokratie zu epischen Schlachten fuhrt, wie der Schlächter sein Vieh zur Schlachtbank, Ihr, die Ihr glaubt, daß Frankreich siegen kann mit einer dreifachen Lügenbinde über den Augen, mit einer Maske vor dem Gesicht und Ket ten an den Füßen, mit einer Sklavenseele! Ihr, die Ihr Minister seid in einer Republik von Kameraden, unfähig zu sehen und unfähig, die Dummheit zu strafen! Und Ihr, Parlamentarier, blökende Hammel, gezeichne: und numeriert, die Ihr keine schlimmeren Feinde habt als Euch selbst! Ihr, denen dieses Land der Helden, der Märtyrer die schwere Aufgabe der Leitung, eine erschreckende Mission für das ge meinsame Wohl und fürchterliche Verantwortung auferlegt hat — seid Ihr all dessen würdig? Muh man noch lauter schreien, um Euch zu zeigen, daß um Euch her die Erde er zittert, daß die Gefahr größer und größer wird, sich ständig nähert, während Ihr auf Euren Bänken glückselig schnarcht. Wie kann man Euch wecken, Ihr lebenden Toten! Hört gut zu, prägt dies Euren Dickschädeln ein: Auf unserer Front war der Anfang — auf unserer Front wird auch das Ende sein! Der Schlüssel des Weltreichs, die Stadt, welche der Barbar begehrt gegen alle Hoffnungen, trotz Eures Opti mismus, trotz aller unüberwindlichen Schwierigkeiten — es ist nicht Bagdad, nicht Saloniki, nicht Kairo, ncht Erzerum — es ist Parisi Ja, Paris ist es, Ihr lacht — aber seht Euch vor, in Babylon lachte man auch, man trank hinter den dicken Mauern, ohne sich um die Perser zu kümmern! Aber Cyrus lenkte den Lauf des Euphrat ab, und das Lachen verstummte. Wenn Frankreich unterliegt, triumphiert Deutschland. Dies ist sein Ziel, es wäre das Ende des Krieg«. Deutschlands umnebeltes Gehirn ist von dieser Idee besessen!" Furchtbare Verluste der Frauzofen bei Verdun. Die „Voss. Ztg." meldet aus Amsterdam: Wie aus zu verlässiger Quelle aus London verlautet, betragen die Ver luste der Franzosen bei Derdun schon über 100 000 Mann. Die Verteidigung von Derdun hat vom Oberkommando den Befehl erhalten, die Verluste nach Möglichkeit einzuschränken. Amerikanische Begeisterung für die „Möwe". Re» Dort, 13. März. (Vom Vertreter des W. T. B.) Di« gesamt« Presse widmet den Heldentaten der „Möwe" ausführliche Leitartikel, in denen sie ihre uneingeschränkte Anerkennung und Bewunderung zum Ausdruck bringt. Alle Blätter stimmen darin überein, daß die „Möwe" die bisher größte Tat des Krieg« ausgeführt habe. Die Zeitung „In dianapolis Star" sagt, alle Seegeschichten sind durch den deutschen Streifzug übertroffen worden. „Louisville Repu blik" spricht von unsterblichem Ruhm, den sich die „Möwe" erworben habe. „Eleveland Plain Dealer" erklärt, die „Möwe" habe.scheinbar Unmögliches geleistet. Einige Blät ter fragen ironisch, wo die britische Blockadeflotte gewesen sei. Elfatz-Lothringen. Dicht an der Grenze von Elsaß-Lothringen liegt Verdun und in der Schlacht bei Verdun wird um die Zukunft Elsah- Lothringens gekämpft. Von den tollen Phantasien, mit denen unsere Gegner den Krieg eröffneten, sind sie abge kommen. England will nicht mehr Westfalen annektieren und Rußland verzichtet längst auf die Eroberung von Schle sien. Aber Frankreich muß Elsaß-Lothringen wieder erhal ten; denn ohne diese verhängnisvolle Annektion wäre der Friede Europas ungestört geblieben. Oft genug ist schon diese Behauptung widerlegt worden, die Franzosen zogen 1870 ins Feld, unter dem Rufe „Rache für Sadova", wo sie doch ganz unbeteiligt waren, und würden jetzt unter den, Rufe „Rache für Sedan" losgebrochen sein. Nicht die Grenz regulierung war der Grund für die gespannte Lage, sondern der nationale Hochmut der Franzosen, die nicht begreifen wollen, daß sie nicht mehr die Große Nation von früher sind. An dem Nutzen dieser Grenzregulierung ist angesichts der Geschichte dieses Krieges nicht zu zweifeln. Wo ständen wir wohl, wenn wir den Feldzug mit der Belagerung von Straßburg und Metz hätten eröffnen müssen? Die mili tärische Sicherheit des Reiches war der Grund der Annek tion und erst in zweiter Reihe kam das Wohl der Bevölke rung. Diese, soweit sie nicht nach Frankreich auswanderte, war geneigt, den Zustand für vorübergehend zu halten, als aber Jahr für Jahr verstrich und Frankreich keine Miene machte, für die entfremdeten Länder zum Schwert zu greifen, da söhnte man sich allmählich mit dem Zustand aus. Deutsch war man noch lange nicht; abgesehen von kleinen Kreisen, war die deutsche Literatur unbekannt, wer gebildet war, ver schlang französische Romane, aber man war ein leidlich loyaler Staatsbürger. Das änderte sich seit .Mitte der neun ziger Jahre. Man hatte gehofft, daß die junge Generation, die schon unter deutscher Herrschaft groß geworden war, nun den Anschluß an das Deutschtum vollziehen würde, statt dessen entwickelte sich bei ihr eine Franzosentümelei der schlimmsten Art. Man sonderte sich von den eingewanderten Deutschen schroff ab, man verhöhnte und beschimpfte sie, man sprach, wo es nur anging, französisch. Die Regierung versuchte es mit Milde. Durch Aufhebung des Diktaturparagraphen wurde die Presse frei, durch Beseitigung des Paßzwanges lebte der Verkehr mit Frankreich aufs neue auf. Deutsche Demokraten sahen die Entwicklung, die auf Untergrabung jeder staatlichen Autorität ging, gern und versprachen sich Rückwirkung auf Deutschland, die Regierung aber ging auf der Bahn der Versöhnung weiter, und deren Abschluß sollte die Verleihung der Verfassung bilden. Nun sollte Elsaß- Lothringen völlig in Deutschland aufgehen! Wie verkannte man doch die Stimmung im Lande. Während unsere Presse Betinnann Hollweg als den Mann pries, der das Loch in. de» Vogesen zugemauert hätte, eilten die Führer Elsaß- Lothringens, die Wetterls, Blumenthal und der kürzlich ver storbene Preiß nach Paris, um dort zu beraten, wie man die neue Verfassung in den Dienst französischer Politik stellen könnte. Das Reichsland war in der Verwaltung so gut wie selbständig, aber so groß der Gewinn war, er erschien un vollständig, solange noch fremde Truppen im Lande lagen. Der Hetze gegen die fremdbürtigen Beamten folgte die gegen das Militär, man braucht nur an das Wort „Zabern" zu er innern. Immer unhaltbarer wurden die Zustände und für die innere Politik des geplagten Landes war der Ausbruch des Krieg« eine Erlösung. Er zwang zur reinlichen Schei dung der Geister. Die Männer, die sich als die eigentlichen Führer des Volkes aufgespielt hatten, flohen nach Frankreich, auch jene Künstler, die unter Anlehnung an sehr bekannte deutsche Witzblätter den linkischen Hochmut und die häßlichen Lebensformen der deutschen Barbaren den Franzosen als ein Spiegelbild deutschen Wesens vorgeführt hatten. Natürlich Bericht de» österreichisch-ungarische« Beneralstab». Vien, 18. März. (W.T.B.) Amtlich wird verkmtbart den 13. März ISIS: Russischer Kriegsschauplatz: An der beharablschen Front und am Dchestr wurden teuflische Vorstöße abgewiesea. Sonst keine besonderen Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz: Di« erhöhte Tätigkeit der ilakenifchen Artillerie dehnte ßich auf die ganze Isonzofroat au». Nachmittag» wurde ein lei üblicher Angriff bei Selz abgeschlagen. Italienischer Kriegsschauplatz: Unverändert. Der Stellvertreter de» Lhes» d« Generalstsb»; v. Höf« e, Feidmarschalleutnant.