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' «r. 263. Die erbMerte» Kämpfe i« Weststauder«. Amsterdam, 10. November. Von der Küste wird an den „Telegraaf" berichtet: Die Kanonade dauert an. Un aufhörlich gchen neue Truppen nach der Frontstrecke Ay. Pern—Dixmuiden ab. Wer hi-r eine schnelle Entscheidung erwartet, mutz Geduld üben lernen. Haben die Deutschen durch ihre schweren Geschütze und durch kräftige Sturman griffe tagsüber einige Kilometer Gebiet genwnnen, so geht der Vorteil manchmal nachts wieder verloren. Solck-er Art war das hartnäckige Ringen bei Bixschoote und Wytschate; Bixschoote liegt am Uebergang des Verbindungskanals -wi schen Wern und der User, Wytschate mit den« Kemmelberg von 162 Meter Höhe ist der höchste Punkt Westflanderns. Mitten in dem schwierigen, vielfach mit Busch und Wald de- standenen Hügelland bauen die Deutschen an der belgischen Nordküste überall starke Verteidigungsstellungen — wie die Soldaten sagen, gegen englische Ueberraschungen — aus Baumstämmen, Erde und Zement. Englische und französische Flieger sind unausgesetzt bei der Erkundung; am Freitag fiel eine Bombe in Blankenberghe nieder und verwundete zwei Personen. Der Bericht sagt über die Haltung der deutschen Soldaten, datz, im völligen Gegensatz zu den Er zähl,mgen, Offiziere trieben ihre Mannschaften durch Dro hungen in den Kampf, die Leute von Todesverachtung be seelt seien. Die Zähigkeit und Begeisterung der Deutschen. Der Züricher Mitarbeiter der „Kölnischen Zeitung" übermittelt seinem Blatte eine Meldung des „Temps", wo nach dieses französische Blatt zugesteht, daß die deutschen Re- servemannschaften sich sehr gut schlagen. Man dürfe sich keiner Täuschung über die deutsche Armee hingeben; es sei noch sehr verfrüht, von Entmutigung zu reden. — Die „Tribuna" schreibt: Die Tatsache, daß Frankreich seine Re serven, die es besitzen solle, noch nicht an die Front gebracht habe, bekunde einen Mangel an Organisation im französi schen Heere, der um so schwerer wiege, als Frankreich auf eigenem Boden fechte. Rotterdam, 11. November. Der Mitarbeiter der „Tyd" meldet, in den letzten Tagen sei die Kraft des deutschen Heeres auf Wern konzentriert gewesen. Dort sei heftig ge kämpft worden, mit derselben Tollkühnheit, wie vorgestern am User. Die Deutschen hätten beinahe Apern umzingelt. Am deutschen Heere fei nicht nur die Ordnung, die Zucht, die Vaterlandsliebe bewundernswert, sondern auch die zähe Hartnäckigkeit. Die Berliner Freiwilligen kämpften mit wahrer Todesverachtung. Sie seien zusammengestellt aus den besten intellektuellen Ständen Deutschlands. Elend hinter der französischen Front Roosendaal, 11. November. Das Elend hinter der französischen Front schildert eine französische Familie, dis mit vielen anderen Einwohnern des verwüsteten Städtchens Albert belgisches Gebiet erreichte und schließlich dank dem Entgegenkommen der deutschen Kommandanturen bis nach Holland gelangen konnte. In Albert verbrannten 1200 Menschen; beim ersten Angriff des Städtchens gingen etwa 200 Häuser und mehrere Gehöfte in Flammen auf. Vier Spinnereien, die über 8000 Menschen beschäftigten, wurden in Grund geschossen. »Und das alles haben die Franzosen getan!" rief der zum Bettler gewordene Familienvater aus. Er verhehlt nicht, daß von den französischen Soldaten keine Rücksicht aus Privateigentum genommen wurde. Es gibt keine Requitionsform, kein Bargeld; sie führen das Vieh aus den Ställen, holen aus den Kellern, was zu holen ist. Verlangt man eine Entschädigung, so wird entweder auf den Offizier, der bezahlen soll, gewiesen (der Offizier be- zahlt aber nicht), oder es heißt, die Lebensmittel müßten fortgeschafft werden, damit den Deutschen nichts Genieß- bares in die Hände falle. Das Elend der gänzlich ausge- plünderten Menschen ist unabsehbar. Sie leben von den Abfällen der Feldküchen, von Hunden und Katzen. Händler, die mit gewifsenlosen Soldaten unter einer Decke stecken, verkaufen Pferdeleichen an die noch vorhandenen Bewohner der verwüsteten Gegend. Viele folgen den Truppen, um nicht ganz zu verhungern. Hinter der Schlachtlinie herr schen abscheuliche Zustände. Ein verwahrlostes Räubervolk umschleicht die Verpflegungskolonnen und Sanitätszüge, es wird straflos gemordet. Die Zahl der Soldaten-Apachen ist erschreckend groß. Bei Albert verbrannten die Franzosen haufenweise ihre Toten, weil es nicht möglich war, Massen gräber aufzuwerfen. Sotffons in Trümmern. Kopenhagen, 11. November. Der Zeitung Politiken wird aus Paris telegraphiert: Die Deutschen haben in den letzten Tagen das Bombardement von Soissons wieder aus genommen. Die Stadt gleicht nun einen: zusammengeworfe nen Steinhaufen. Die Belagerung von Verdun. Mailand, 11. November. Nach hiesigen Blättern wurde Verdun ost von deutschen Fliegern, die Bomben warfen, be sucht. Die Einwohnerschaft von Verdun wuchs von Tag zu Tag, je näher die Deutschen heranrüctten, bis der Befehl kam, Verdun zu räumen. Ein Eisenbahnzug mit 2000 Flüchtlingen entging nur durch Zufall dem Bombardement der Deutschen. Eine unglaubliche Panik spielte sich mif dem Bahnhof beim Ansturm auf den Zug ab. Die Lage in Pari». Die Lage in Paris wird von einem angesehenen Aus länder im „Az Eft" folgendermaßen geschildert: In der Stadt herrscht Stille und Verstimmung. Tie Hotels uüd öffentlichen Gebäude sind größtenteils in Spitäler verwan- bett. Schottische Regimenter in ihren kurzen Röckchen ver- j Der Sächsische Erzähler. Seit, 2. > sehen den Sicherheitsdienst und überwachen den Verkehr auf I den Boulevards. Allsonntäglich macht eine deutsche Taube I der Stadt ihre Aufwartung. Große Aufregung herrscht da- I rüber, daß man in Bordeaux im Ueberfluß lebt, während die I Lebensmittelpreise in Paris stark gestiegen sind. Da» Kilo I Brot kostet IZH Franken. Mit Lebensmitteln ist die Stadt I aber genügend versehen. Oesterreichifches Vordringen in Serbien. Wien, 10. November. (W. T. B.) Vom südlichen I Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: Die erbitterten i Kämpfe an den Versfüßen der Linie Schabatz—Ljeschnitza wurden auch gestern bis in die Stacht fortgesetzt; hierbei wur den einzelne der feindlichen, stark verschanzten Stellungen erstürmt. Südlich der Cer-Planina drangen unsere siegrei chen Truppen auf dem tags zuvor erreichten Raume östlich Losnita—Krupanj—Ljubovidja weiter vor. Auch hier kam es zu hartnäckigen Kämpfen mit den Nachhuten des Geg ners, die sämtlich in kurzer Zeit geworfen wurden. Unter den zahlreichen Gefangenen befindet sich auch Oberst Rada- kovic, unter den erbeuteten Geschützen eine moderne schwere Kanone. Wien, 11. November. (W. T. B.) Die „Neue Freie Presse" meldet aus Budapest: In Ostgalizien und Besam- bien finden seit einigen Tagen starke russische Kräfteverfchie- bungen statt, die mit dem Kriege gegen die Türken zusam menzuhängen scheinen. Serbiens Fluanzforgen. Wien, 11. November. (W. T. B.) Die Südslawische Korrespondenz" erfährt aus Sofia: Aus Nisch wird gemel det, datz die Skupschtina zu einer außerordentlichen Session zum Zwecke der Beschlußfassung über dringende Kreditvorla gen zusmmnengetreten ist. In geheimer Sitzung gab Mi nisterpräsident Pasitsch ein Exposse über die Lage Serbiens. Darauf folgte unter dem Vorsitz des Kronprinzen ein Kron rat, dem der Sonderbevollmächtigte von Montenegro und der russische Geschäftsträger beiwohnten. Wie verlautet, hat die französische Regierung Serbien abermals einen Vor- schuß von 50 Millionen Franken in Gold gewährt, die be reits über Saloniki in Nisch eingetroffen find. Russische Ausschreitungen gegen Rumänen. Budapest, 11. Noveinber. (W. T. B.) Der „Pester Lloyd" veröffentlicht einen Czernowitzer Brief des rumäni schen Landtagsabgevrdneten Chisanovici, in dem die Aus schreitungen der Russen, die sie insbesondere gegen Rumä nen verübten, an der Hand beglaubigter Angaben geschildert werden. Die rumänische Sprache in Amt und Kirche, die auf gründ der in Österreich gellenden Gesetze gleichberechtigt mit der deutschen Staatssprache ist, wurde von den Russen fiir abgeschafft erklärt. Die Priester wurden gezwungen, in glagolitischer Sprache Gottesdienst zu halten. Bulgarische Forderungen au Serbien. Konstantinopel, 11. November. Der „Osmanische Lloyd" meldet: Die bulgarische Regierung hat ihren Gesandten in Nisch angewiesen, der serbischen Regierung folgende Forde- rungen vorzulegen: 1. Serbien entlaßt sofort die aus Mazedonien stammen den bulgarischen Soldaten; 2. die serbische Regierung bestraft sofort jene Serben, die den nach Strumitza entsandten bulgarischen Abgeordne ten Georgiew ermordeten; 3. die serbische Regierung trifft geeignete Maßnahmen, um das Treiben der serbischen Behörden in Mazedo nien unmöglich zu machen; 4. die bereits gewählte bulgarisch-serbische Kommission beginnt in den Bezirken Gewgheli und Jstip sofort ihre Tätigkeit. Rückkehr bulgarischer Offiziere aus Rußland. Berlin, 11. November. Die „Deutsche Tageszeitung" veröffentlicht aus Sofia ein Telegramm: Aus Odessa wird gen leidet: Die dort weilenden bulgarischen Offiziere haben sich telegraphisch an die bulgarische Regierung mit der Bitte gewendet, ein Schiff nach Odessa zu entsenden, damit sich die in Rußland befindlichen bulgarischen Offiziere schleu- nigst in die Heimat zurückbegeben können. Daraufhin gab die Regierung der Schiffahrtsgesellschaft „Varna" den Be fehl, zu diesem Zwecke sofort ein Schiff nach Odessa zu ent senden. Griechenland vor wichtigen Entschlüssen. Wie ein Telegramm aus Kopenhagen meldet, ist dos Prinzcnpaar Georg von Griechenland abgereist, um sich über Deutschland, die Schweiz und Frankreich in die Heimat zu begeben. Diese Nachricht ist insofern beachtenswert, als Prinz Georg erst vor einiger Zeit in Kopenhagen in einer Unterredung die Ansicht ausgesprochen hat, daß Griechen land neutral bleiben wird, und datz er die Absicht habe, den Winter in Kopenhagen zu verbringen. Seine Abreise fällt zusammen mit der Nachricht des „Secolo" aus Saloniki, wo- nach England an Griechenland das Ersuchen gestellt habe, 50000 Mann griechische Hilfstruppen nach Aegypten zu schicken. Griechenland habe angeblich seine Zustimmung von Entschädigungen und der Garantie abhängig gemacht, daß, -er Friede auf der Balkanhalbinsel nicht gestört lverde. Im Zusammenhang damit stehe auch die Besetzung des EpirnS durch Griechenland, wozu Griechenland die Garantie Eng lands bekommen habe. Die Türke« in Aegypten. Berlin, 11. November. An» bester Quelle erfährt der „Loknlnnzeiger", daß die Operationen der Türkei gegen - «L 1 Aegypten fortschrrllen. In Syrien wird fieberhafte Mili tärische Tätigkeit beobachtet. Konstantinopel, 11. Novencher. „Dasvir-i-Efkiar" mel det: Die türkischen Truppe«, vereinigt mit den Beduinen, dringen siegreich auf ägyptische» Boden vor. Tie Beduinen leisten den regulären Truppen sehr wertvolle Dienste, da sie den Feind fortwährend beunruhigen. Sie haben sogar meh rere Positionen der Engländer im Sturm genommen. In folge der fortgesetzten Angriffe war der Feind gezwungen, die Stadt Nachl zu räumen, die dann von unseren Truppen besetzt wurde. Die islamitische Gefahr für die Engländer in Aegypten. Mailand, 10. November. Das Blatt „Corriere della Sera" hält die Lage in Aegypten und -er angrenzendem italienischen Cyrenaika für ernst. Von den türkischen Fel lachen (angeblich Abkömmlinge -er alten Aegypter, Acker bauer) habe England wenig zu fürchten, umsomehr aber vom den Genüssen (eine im Nordafrika verbreitete mohammeda nische Sekte bezw. eine Art kriegerische Ordensgemeinschaft von großem Einfluß) und den Beduinen (Araber), die durch die Agitation von Konstantinopel und die Unterstützung niit Gel- und Waffen durch die intellektuellen Kreise Aegyptens in beständiger Erregung erhalten rverden. In der jetzt be- ginnenden,Regenzeit fehlt es den Beduinen nicht an Wasser und auch die -Feldarbeiten sind beendet. Welche Früchte die seinerzeit von Enver Pascha eingeführte Organisation der Beduinen in der Cyrenaika gezeitigt hat, zeigen die neuestem Angriffe derselben mit Kanonen, Infanterie und Kavallerie auf befestigte italienische Stellungen. Die Geldunterstützun- gen fliehen so reichlich, datz der Scheich der Senussi den Sold seiner Truppen habe erhöhen können. Die Agitation ist be sonders groß im östlichen Niltal, aber auch jenseits des Nils seien die Beduinen bereit zum Aufstand. Deutfcher Freundfchastsakt gegen die Türkei. Konstantinopel, 10. November. Heute trafen hier, wie der „Tanin" meldet, 2000 mohammedanische Gefangene aus Deutschland ein. Es sind hauptsächlich ehemalige franzö sische Truppen aus Algerien und Tunis, die jetzt in dem Reihen der türkischen Armee gegen die Feinde des Isla ins kämpfen wollen. Dieser ersten Abteilung sollen noch wei tere folgen. Auf vier, feindlichen Staatsbürgern gehörigem . Gebäuden wurden hier Radiostattonen entdeckt und beschlag nahmt. Türkische Prinzen im Deutfchen Hauptquartier. Berlin, 11. November. (W. T. B.) Drei türkische Prin zen, begleitet vom hiesigen türkischen Botschafter und vom zwei deutschen Dolmetscheroffizieren sind vorgestern vor mittag um 8,14 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Kölner V-Zuge vom Bahnhof Friedrichstraße nach dem Hauptquar tier des Kaisers abgereist. Kämpfe in Kamerun. Paris, 10. November. (W. T. B.) Der „Mattn" mel det aus Bordeaux: Amtlich wird bekanntgegeben, daß in folge der Operationen iin Sangha-Gebiet es den französi schen Streitkräften ini letzten Monat gelang, die Deutschen aus dem größeren Teile des durch den Vertrag vom 4. No vember 1911 abgetretenen Gebietes zu verdrängen. Der Posten Nzimu wurde am 28. Oktober nach einem heftigem zweitägigen Kampfe erobert. Der Zusammenstoß zwifchen de« Truppe« Dewets und Cronjes. Amsterdam, 10. November. Ein offizieller Bericht aus Pretoria besagt: Cronje, Mitglied des Volksrats, verließ am Morgen des 7. November mit einem kleinen Regie rungskommando Winburg mit dem Auftrag, andere kleine Kommandos in der Umgebung zu sammeln. Es war ge- meldet worden, daß General Dewet sich mit 2000 Anhän gern in der Nähe befinde. Dewet überfiel Cronje an der Brücke über den Sandfluß bei Doornberg nut den: Resultat, daß Cronje 20 Aufständische, darunter 11 Verwundete ge fangen nahm, 10 Aufständische fielen. Cronje verlor 3 Tote und 6 Verwundete. General Dewet schickte jedoch Verstär kungen, und diesen gelang es, die Gefangenen zu befreien und sich der Wagen Cronjes zu bemächtigen. Ein Sohn Dewets mit Namen Daniel fiel. Es wurden Verstärkungen nach Cronjes Kommando geschickt. Eine «nverfchämte Forderung Japans von China. Die „Nowoje Wremja" in Petersburg berichtet, wie die „B. Z." meldet" aus Peking: Die japanische Regierung ver langte auch die kurz vor dem Kriegsausbruch an Deutschland erteilte Babnkonzession Tsianfu—Sinanfu für sich. Diese Konzession betrifft die Linie Tsinanfu nach der Peking- Hanku-Bahn und eine zweite Linie von Kaomi nach Hsyt- schonfu. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, so werden die japanischen Forderungen zweifellos die Spannung -wischen China und Japan erheblich verschärfen, denn die Bahn, di? jetzt noch von den Japanern verlangt >vird, liegt ganz auf chinesischem Gebiet. Es ist die Anschlußbahn, die Tsinanfu mit dem inneren China, dem Aangtsegebiet, verbinden soll. Der Fall Tfingtaus. Die „Frankfurter Zeitung" meldet von der schweizeri schen Grenze: Aus Tokio werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Am 26. Oktober wurde die Wasserleitung in Tsingtau zerstört; am 3. November wurden mehrere 11-öl- lige Geschütze auf der Höhe von Tschin-Tschiakau plaziert.