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Nummer 244. Dienstag, 20. Oktober 1S14. 68. Jahrgang Mschofswerdaer Hagevlatt, Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit (8tzS. Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit de« wöchentlichen Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be zugspreis ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung in der Expedition merteljährlich 1 Mk. 50 Pfg., bet Zustellung ü« Haus 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei ins Haus viertel- ßckhmch 1 Mk. 92 Psg, am Postschalter abgrholt 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Zeitungsliste 8587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Auzrigeuprei«: Die 5gespaltrne Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebietes 15 Pfg. Die Reklamrzrile 30 Pfg. Geringster Inseratenbrtrag 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach auflirgrndem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Jnseratrn- Austräge können nicht zurückgezogen werden. Inserat» und Abonuemeuts-Beftellungen nimmt entgegen in Bantzen: Wellerffche Buchhandlung, Schulftratze s. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Während zur Aufnahme «ichtschnipflichtiger Kinder der Kindergarten im Herr« «««rftist bestimmt ist, der insbesondere auch unter den jetzigen Verhältnissen erneut emp fohlen wird, soll für schulpflichtige Kinder ein sog. Kinderhort eingerichtet werden. Die ihn besuchenden Kinder, denen ein einfacher Nachmittagskaffee verabreicht werden soll, unterstehen in dem Kinderhort sachgemäßer Beaufsichtigung, haben in geeigneten Räumen Gelegenheit zur Anfertigung ihrer Schularbeiten und finden sonstige nützliche Anregung und Beschäftigung. Es befindet sich der Kinderhort für Knabe«: im Herrmannstist 2. Obergeschoß, jetziges Zimmer der Jugendpflege (Leiter Herr Lehrer May). Mädchen: im Herrmannstist 1. Obergeschoß, rechts. (Leiterin Frau Lehrer Wratzke). Geöffnet sind die Räume Mittwochs und Freitags von 3—6 Mr, erstmalig den 21. Oktober d. I. Bischofswerda, am 19. Oktober 1914. Der Gtabtrat. Die Kriegslage im Westen und Oste«. Ruhe im Westen. — Kämpfe bei Warschau. Die Russen in Galizien geschlagen. — Deutsche Torpedoboote im Kamps mit englischen Kreuzern. — Die Uebergabe von Tsingtau abgelehnt. Der amtliche Tagesbericht vom Sonntag über die Er- -eignisse vom Sonnabend lautet: Großes Hauptquartier, 18. Oktober, vormittags. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist der gestrige Tag im all Sememen ruhig verlaufe«. Die Lage ist unverändert. Ans dem östliche» Kriegsschauplatz sind unsere Trup pen in der Gegend von Lyck im Borgehen. Der Kampf bei und südlich Warschau dauert an. Bier bentsche Torpedoboote gesunken. Berlin, 18. Oktober. (W. T. B. Amtlich.) Am 17. Oktober nachmittags gerieten unsere Torpedoboote F 115, A 117, F 118, F 119 unweit der holländischen Grenze in Kampf mit dem englischen Kreuzer „Undaunted" und vier Englischen Zerstörern. Nach amtlichen englischen Nachrichten wurde» die deutschen Torpedoboote zum Sinken gebracht und von ihren Besatzungen 31 Mann in England gelandet. Der stellvertretende Chef des AdmiralstabeS: gez.: Behnckc. Zu dem Verlust von vier Torpedobooten sagt die „Voss. Ztg.": Da nach der englischen Meldung nur 31 Mann geret tet sind, sind anscheinend 193 Mann den Heldentod gestor- ben. Uebrigens läßt die englische Meldung nicht erkennen, ob die Torpedoboote vor ihrem Untergang den Engländern Schaden zugefügt haben. Der „Lokal-Anz." ist überzeugt, daß unsere Torpedo- boote ihre Pflicht voll und ganz erfüllt haben und daß die deutsche Marine ihrem Gegner bald wieder durch neue Ta ten ihre Leistungsfähigkeit zeigen werde. Die „Kreuzztg." meint, daß die deutsche Marine stolz und kampfesmutig genug sei, um solche Verluste verwinden Lu können. Die Helden von Tsingtau. Köln, 18. Oktober. Die Kölnische Volkszeitung meldet «uS Petersburg: Aus Tschifu drahtet mau der Nowoje Wremja: Bei einem heftigen Gefecht südlich von Tsimo fie len an der Spitze ihres Regiments ein japanischer Oberst und zahlreiche Offiziere. — Aus Tokio wird dem Rußkoje Glovo gekabelt: Ei» japanischer Hydroplan stürzte aus einem Erkunduagsfluge in den Straße» Tsingtaus herab. DaS Schicksal der beide» Insassen ist unbekannt. Admiral Kat» meldet erbitterte Kämpfe der japanischen Zerstörerflo- tille mit deutsche» Kriegsschiffen. Die Tragweite der Ge schütze, i« den deutschen Forts übersteige jene der japanischen Schiffs- und Landartillerie. Der Widerstand der Deutschen reizt die Japaner aufs äußerste. Die Presse erklärt ein- mÄig, der Kall der Festung sei jetzt eine Sache der «atioaa- len Ehre, lieber 20V Seekadetten meldeten sich als Todes- freiwillige auf japanische Brander. — Die Deutschen haben Bie BergwerkSaalage» in Schantung, nachdem sie dieselben geräumt, in großem Maßstabe miniert. Die Wiederinbr- triehsetzuag durch die Japaner hat schwere Verluste gebracht. Japanische „Militärautoritaten" erklären, Tsingtau werde de« Mikad» am 39. Oktober als NamenStnggeschenk d«S Heeres und der Flotte übergeben werden. Ueber 6VVO Sa murai (Ritter) sicherten durch ihre freiwilligen Todesopfer dieses Geschenk. — Die Japaner nahmen 8V Deutsche und Oesterreichrr fest, die sich von Tientsin unter der Flagge des Roten Kreuzes nach Tsingtau begeben wollten. Stockholm, 18. Oktober.' Aus Tokio wird über London gemeldet: Der Befehlshaber des japanischen Expeditions korps in Kiautschou hat der Besatzung eine ehrenvolle Kapi- tulation angeboten. Er bot der Besatzung an, dah er die Garnison nicht als kriegsgefangen behandeln, sondern sie auf japanischen Schiffen durch den Suezkanal nach einem neutralen Hafen im Mittelländischen Meer überführen wollte. Der deutsche Kommandant lehnte dieses Anerbie ten mit aller Bestimmtheit ab. Gleichzeitig wurde der ein geborenen Bevölkerung freier Abzug aus der belagerten Stadt zugestanden. Dieser Schritt wird allgemein als Vor spiel zu dem letzten Kampfe angesehen, da man Weitz, datz die deutsche Garnison durchaus entschlossen ist, bis zum äutzersten Widerstand zu leisten. Sämtliche Zeitungen in Tokio machen geltend, datz die Kriegführung im fernen Osten niit einer viel gröberen Humanität und mit größerer Ritterlichkeit geführt werde, als in Europa, ohne datz haßer füllte nationale Fragen hereinspielen und den Krieg noch schrecklicher machen, als er schon an und für sich ist. Die Ruffen in Galizien geschlagen. Wien, 18. Oktober. Amtlich wird verlautbart: 17. Okt.. mittags: Sowohl die in der Linie Stary—Sambor—Mc- dyka und am San entbrannte Schlacht als auch unsere Ope rationen gegen den Dnjester nehmen einen guten Verlauf. Nördlich Wyszkow wurden die Russen abermals angegriffen und geworfen. Bei Synowucko forcierten unseren Truppen den Stryjfluß, gewannen die Höhen nördlich des Ortes und nahmen die Verfolgung des Feindes auf. Ebenso gelangten die Höhen nördlich Podbuz und südöstlich Stary Sambor nach hartnäckigen Kämpfen in unseren Besitz. Auch nördlich des StrwiazflusseS schreitet unser Angriff vorwärts. Nörd- lich Przemysl begannen wir bereits auf dem östlichen San- ufer festen Fuß zu fassen. Die Zahl der während unserer jetzigen Offensive gemachten Gefangenen läßt sich natürlich noch nicht annähernd übersehen. Nach de« bisherigen Mel- düngen sind eS schon mehr als 15 vvv. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hoefer, Generalmajor. Vordringen der Oesterreicher 40000 Verluste der Singen vor Przemysl. Wien, 18. Otober. Amtlich verlautbart vom 18. Okto- ber: Unser Angriff in der Schlacht beiderseits des Strwiaz» flufleS wurde gestern fortgesetzt und gelangte stellenweise bereits nahe an die feindlichen Linien heran. Au einzelnen Punkten vorwärts arbeiteten sich unsere Truppen wie im Festungskrirge mit Laufgräben durch. In der vergangenen Nacht wurden mehrere Angriffsversuche der Russen blutig abgewiesen. Auch heute ist die Schlacht auf der ganzen Li- ' nie imgange. Unsere schwere Artillerie hat eingegrisfen. Dre Verfolgung des geworfenen Feindes nördlich Wyszkow wird fortgesetzt. Andere Teile unserer über die Karpathen vor- gerückten Kräfte drang«» bis Lubienca auf Höhen nördlich Orow und im Raum von Uroz vor. Die Verluste der Rus sen bei dem Angriff auf Przemysl werden auf 40 00V Tote und Verwundete geschätzt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabrs: v. Hoefer, Generalmajor. Der deutsche Vormärschen Russisch-Polen. Me die „Neue Züricher Zeitung" meldet, befindet sich ganz Polen westlich der Weichsel in deutschem und österrei chisch-ungarischem Besitz, nur noch Warschau wird von den Russen gehalten. Von einem Aufgeben der Belagerung von Ossowietz, die von russischer Seite gemeldet wurde, kann keine Rede sein, denn die Festung ist niemals belagert, son dern nur zur Absperrung des Bober-Ueberganges im Rah men der früheren Operationen beschossen worden. Die Rus sen verkündeten jedes Vorrücken in vereinzelte von Deut schen geräumte Gebiete als Siege, haben aber in Wahrheit nur da gesiegt, wo sie keine Gegner mehr vorfanden. Berlin, 19. Oktober. (W. T. B.) Ueber die Wirk»»- gen des deutschen Angriffes wird aus Warschau gemeldet, daß die größten Verluste der Russen von der Artillerie her rühren. Die Deutschen benutzten Luftfahrzeuge, die mit langen schwarzen Wimpeln Signale gaben, wenn sie sich über den russischen Batterien befanden. Ein englisches Urteil über die Lage der Russen. London, 18. Oktober. (W. T. B.) Ter „Manchester Guardian" schreibt: Im August hielt man den ganzen Krieg für ein Wettrennen zwischen dem Vormarsch der Deutschen gegen Paris und dem Vormarsch der Russen gegen Berlin. Als wir unsere Leser warnten, den Druck in der Richtung auf Berlin nicht viel vor Oktober zu erwarten, hielt man uns für übertrieben pessimistisch. Das Blatt fährt fort: In: Osten fanden große entscheidende Schlachten statt. Die Niederlage Samfonoffs in Ostpreußen war eine größere Sache als selbst die Schlackst bei Mukden. Die Russen ver loren bei Mukden etwas über 100000 Mann, büßten aber bei Tannenberg dieselbe Zahl allein an Gefangenen ein. Zwei andere ernsthafte Niederlagen folgten bei Insterburg und Lyck. Die an Zahl stärkste Armee kann Niederlagen von solcher Größe nicht ertragen, ohne erschüttert zu werden. Ein Wunder ist es nicht, daß die Russen Gelände verloren, sondern daß sie im Stande waren, es so schnell zurückzugc- winnen. Aber der Preis für die Verstärkung des russischen Flügels in Ostpreußen war der Verlust der Früchte der Siege über Oesterreich in Galizien. Die Russen verloren in den letzten 10 Tagen fast allen Boden, den sie durch die zer schmetternden Siege über den österreichischen linken Flügel gewonnen hatten. Das Blatt hält die russischen Aussichten auf Sieg an der Weichsel für gut, sagt aber, es müsse die Tatsache anerkennen, daß die Russen zurückgehen und daß gegenwärtig ein Einbruch in Schlesien nicht in Frage komme. Das Blatt fragt, woher die Deutschen alle ihre