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Mittwoch, 10. Ami 1911. Mschofswerdaer Tageblatt Btschof-werd«, am 9. Juni 1914. Vorsitzender. »e» H-t-l» (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Huerta hat gegenüber der Drohung der Bereinigte» Staaten beschlossen, die angeordnete Blockade über Tam pico aufzugebeu. Senator Ribot hat nunmehr dem Präsidenten Poinrarö Mitgeteilt, daß er die Bildung das Kabinetts offiziell über- nehme. „Nachdem Essad Pascha gefangengenommen war — ohne genügendes Beweismaterial, wie ich bereits ausgeführt habe, — kehrte sich die Bauernbewegung, die an und für sich nichts weiter bedeutete, gegen die Regierung. Weshalb? Weil am Freitag, den 22. Mai, eine Abordnung von mo hammedanischen Albanern, die unter Anführung ihrer Priester nach Durazzo gekommen war, vom Fürsten nicht empfangen wurde. Diese Leute hatten in der unmittelbaren Umgebung des fürstlichen Palais die Malissoren gesehen und auch die italienischen Matrosen; sie brachten die Nachricht hinaus zu ihren Stammes- und Religionsgenossen, der Fürst wolle von den Mohammedanern nichts mehr wissen, sondern habe die Bewachung seiner Person und seiner Fa- Die Rüstusgskommisfio» de« Reichstogs trat am Mou tag wieder zusamme». Albert" in Bischofswerda. Tagesordnung: 1) Richtigsprechung der 1913er Jahresrechnung. 2) Verschiedene Angelegenheiten. — Schluß der Anwesenheitsliste 9 Uhr. Allgemeine Ortskrankenkasse Bischofswerda «bmmemeuw-Bepelkaw« »«de» mgenommru t» der Geschäft»- stell« WUmrrkt IS, sowie bet de« Aewmgabot«» tu Stadt »ad La»d, edr»so auch bet alle» Postan-ave». — Rümmer der Aewmgoltstr «W7. — Schluß der Geschäftsstelle abeud» M Uhr. Mtt de« »Schextltchex Bell«-«: Dienstags: BeLetriftßfche VeU«-e; Donnerstags: Der SLchfische Lmrd»1rt; Sonntags: IKuftriertes So««tag»blatt. I» de« Prozeß gegen die Schinder de« Kaiser-Fried- rich-DeukmalS i» Lherbttteuburg erkannte da« Gericht gegen drei Angeklagte auf je ei» Jahr sechs Monat« Gefäuguis m»d gegen eiUe» Angeklagte» ans eis Jahr Gefängnis. Ja der ArtellsbeM«dna>,w«ch«ch«»ar»«habea,di^Tat^sei aas die unaufhörliche Aufhetzung feite»« der Sozialdemokratie zurückzuführen. Rumänien erntet damit also wieder eine Frucht seiner viel gerühmten weisen, maßvollen und doch energischen Poli- tik während der letzten KrifiS, und zwar ist es eine Frucht, um die eS sich nicht zu bemühen braucht, sondern die ihm ohne eigenes Dazutun gleichsam auf dem Präsentierteller dargebracht wird. Man hat in Petersburg selbstverständlich mit Aufmerksamkeit und Befriedigung beobachtet, wie un populär Österreich-Ungarn — oder man müßt« iu diesem Zusammenhang eigentlich sagen Ungarn-Österreich — ins besondere auch in der öffentlichen Meinung Rumäniens sich gemacht hat, und man bemüht sich jetzt, den Wind dieser Polksstimmungen in die russischen Segel zu fangen. Aber eben damit ist im Grunde auch gesagt, daß sich Rumänien schwerlich veranlaßt sehen wird, um dieser Annäherung Wil- len, die ihm natürlich nur willkommen sein kann, die alte Freundschaft aufzugeben, wie sie namentlich seit langem zwi schen Rumänien und dem Deutschen Reiche besteht, eine Freundschaft, der König Carol gerade in letzter Zeit Wieder- Hott lebhaften und beflissenen Ausdruck gegeben hat. Wenn also in Petersburg wirklich die Absicht bestehen sollte, Rumä nien zur Option für den Dreiverband zu bewegen, so hätten solche Bemühungen wenig Aussicht auf Erfolg. Die gleichsam schiedsrichterliche Stellung, die Rumänien sich in Balkanfra gen geschaffen hat, würde durch eine solche Option sicherlich nicht gehoben. Es liegt zudem auf der Hand, daß der engere Zusammenschluß der Ententemächte, den man in Petersburg angestrebt hat und der schon in London so kühl abgelehnt worden ist, die Anziehungskraft dieser Mächtegruppe auf neutrale Staaten nicht stärkt, sondern eher schwächt. Und das würde sicherlich erst recht der Fall sein, wenn der eingangs erwähnte Verführer Delcassd jetzt an den Quai d' Orsay zu- rllckkehren sollte, wie es nach dem Scheitern der Bemühungen Divianis um die Kabinettsbildung immerhin möglich ge worden ist. In Petersburg scheint er ja seine Aufgabe ge löst zu haben und wenn er mit Herrn Iswolski zusammen seine Ränke spinnt, kann etwas hübsches herauskommen. Aber wir in Deutschland dürften ihn eigentlich lieber in ver- antwortlicher als in unverantwortlicher Stellung sehen, und haben jedenfalls keinen Grund, durch gute Ratschläge oder Warnungen „pour la Rspublique Franyaise" zu arbeiten, wie es leider manche deutsche Blätter durch ihre mehr als unverständliche Haltung in der Dreijahrsfrage getan haben. d« Kömgkche« Anstshcmptmannschaft, d« Königlich« Kchnüntz-ektton und dies Königlichen Hauptzollamtes zn V«tze«, sowie des Königlichen Amtsgericht» m»d des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirk». MMA-Bie« AN- die Mächte. Das bevorstehende Zusammentreffen der russischen Kai- serfamilie mit der rumänischen KönigSsamilie in Constanza soll nach der Meinung mancher Politiker, vor allem solcher, bei denen der Wunsch des Gedankens Vater ist, das vollen dende und bestätigende Siegel unter die Abkehr Rumäniens vom Dreibund und den Anschluß des Donaukönigreichs an Rußland und die Triple-Entente bedeuten. „Vous ave» äödmickS I'Itelie" — Sie haben Italien verführt, so ist einst Herrn Delcassö von seinen eigenen Landsleuten zugerufcn worden, ohne daß jedoch der Borwurf voll zu erweisen gewe sen wäre; die seitdem verflossenen Jahre haben vielmehr ge zeigt, daß die vereinigten Don Juan-Künste Delcassö's und dcB Botschafters BarrSre nicht ausgereicht haben, Italien von dem Wege abzulocken, auf den eS von seinen eigensten Interessen und von den Erfahrungen mehrerer Jahrzehnte gebieterisch verwiesen wurde, und der Dreibund ist heute fester denn je. Diese Tatsache ist umso interessanter, als das nahe verwandte Blut und die geschichtliche Ueberlieferung den Franzosenfreunden in Italien jederzeit einen gewissen Vorsprung vor den Vertretern jeder anderen Gruppierung sichern. Don der russischen Politik mag man denken, wie man will, etwas verführerisches hat sie sicherlich nicht und insbe- sonders für Rumänien nicht, das stärkere Garantien seiner nationalen Selbständigkeit und seiner internationalen Be deutung in jeder anderen Kombination findet als in der, die ihm die Rolle eines „Balkanbrüderchens" zuweist. Freilich, heißt es, daß der Zar als Morgengabe der neuen politischen Ehe Bessarabien mitbringe, das endlich heilende Pflaster auf die alte schwere Wunde von 1878. Aber das ist vorerst nichts als Phantasie — im alleräußersten Falle eine stark verfrühte Vorwegnahme künftiger Entwicklung«, und Liquidations möglichkeiten. Zunächst hat man allen Grund zu der An- nähme, daß die Begegnung von Constanza in erster Linie noch mit dem Plane einer Familienverbindung zusammen- hangt, von der im April bei Gelegenheit des. Rumänenbe such» in Petersburg viel die Rede war, die aber an dem Wi derstand der Zarentochter gescheitert zu sein scheint. Sie be sagt also: „Darum keine Feindschaft nicht!" Daneben aller dings soll die Art der Begegnung, die Teilnahme Sasonows und der russischen Schwarzenmeerflotte, ganz zweifellos auch ein besonders nahes und vertrauenvolles politisches Verhält- ni» zum AySdruck bringen, wie eS in der letzten Phase der Ballünkriege gereist ist. mitte den Christen anvertraut. Das mutzte böses Blur machen. Am Abend -es 22. Mai war einem italienischen Matro sen im Palais das Gewehr losgegangen; die Malissoren glaubten an einen Ueberfall und stürzten herbei. Ihnen folgte die italienische Matrosenwache, welche schleunigst die Flucht ergriff, Gewehre und Maschinengewehre im Stiche ließ und in wilder Panik der Dampfbarkasse zueilte, da sie glaubte, die Malissoren seien in Aufstand gekommen! Don diesem Augenblick an datiert die beispiellose Nervosität in -er Umgebung des Fürsten. An demselben Tage waren auch die österreichischen Marineoffiziere und Unteroffiziere von den holländischen Offizieren provoziert worden, welche nicht zulassen wollten, daß ihnen jeder ins Handwerk pfusche; die Oesterreicher verließen Durazzo und schifften sich ein auf die „Szigetvar". Am 23. Mai, dem denkwürdigen Sonnabend, früh um 7 Uhr verbreitete sich das Gerücht wie ein Lauffeuer durch die Stadt, die Rebellen seien im Anmarsch aus Durazzo. Zur Verstärkung des Gendarmeriepostens unter Kommando des von mir schon ost erwähnten holländischen Oberstleut nants Thompson, welcher an der Brücke, etwa 4 Kilometer von Durazzo entfernt, Aufstellung genommen hatte, sam melte sich ein Häuflein Freiwilliger, Albaner und Auslän der, etwa 95 Mann stark, über welche ein ehemaliger deut scher Rittmeister, Freiherr von Gumpenberg, das Kom mando übernahm. An der Brücke angekommen, teilte dieser seine Truppe ein in Vorhut usw., und man marschierte den jenseitigen Anhöhen zu, um diese zu besetzen. Von diesem Augenblick an datiert das beispiellose Durcheinander im Kommando; ein einheitlicher Oberbefehl fehlte, jeder wollte kommandieren und disponieren! Unter solchen Umständen war es den Aufständischen leicht, die Hügelreihe zu besetzen und die Verteidiger mit einem wohlgezielten Kugelregen zu empfangen. Etwa 6000 Aufständische zwangen die kleine Truppe zum Rückzüge, welche ein Maschinengewehr, ein Ge- birgsgeschütz und die Verwundeten zurücklassen mußte. Diesseits der Brücke angekommen, erhielt ein Freiwilli ger, Hans Pakosta aus Wien, von genanntem Rittmeister den Befehl, nach Durazzo zurückzukehren und Verstärkungen zu erbitten für den rechten und den linken Flügel. Es waren aber keine Truppen mehr hier, und die Malissoren hatten, wie bekannt, sich geweigert, zu kämpfen, weil „sie nur zum Schutze des Fürsten nach Durazzo gekommen seien"! Diese Helden!!! Man darf sich überhaupt von diesen wild aus sehenden Gestatten nicht allzuviel vorstellen! Wo es nichts zu rauben und zu plündern gibt, fällt ihnen das Herz in die Schuhe! Pakosta, ein ehemaliger Artillerist, eilte nun in der Stadt von einem zum anderen, bis er schließlich das Der- schlußstllck zu einem auf einem Hügel aufgestellten Gebirgs geschütz in Händen hatte. Auf eigene Gefahr und eigenes Risiko feuerte er von hier aus in die Robellenhaufen hinein: die ersten Schüsse fielen in die eigene Gendarmerietrupve an der Brücke, welche, da sie von hinten ohne Deckung war, gezwungen war, sich zurückzuziehen. Abends um 6 Uhr war die Munition verschossen, und das Feuer wurde eingestellr, zumal um diese Zeit auch Leute mit der Weißen Fährte von jenseits erschienen und die italienischen Autos hin und her fuhren zwischen Durazzo und der feindlichen Linie. Was nun die Panik in Durazzo veranlaßt hat, die erst gegen 6 Uhr eintrat, darüber weiß ein Augenzeuge Genaues zu be richten. Pakosta sah von dem Hügel, auf welchem er sich be fand, daß alles nach dem Hafen zustrebte und in Barkassen und Booten auf die Schiffe flüchtete. Er schickte einen Boten auf sämtliche Konsulate mit der Meldung daß keine Gefahr drohe, aber seine Mahnung blieb ungehört." Die KrifiS i« Albanien. Die Ereignisse am 23. Mai in Durazzo. Die „Leipz. Neuest. Nachr." haben einen Sonderbericht erstatter, Dr. Man Roloff, nach Albanien entsandt. In einem ausführlichen Bericht faßt er das zusammen, was er von Augenzeugen über die seltsamen Vorgänge in Durazzo am 23. Mai erfahren hat, die bekanntlich zu der viel erörter ten Flucht der fürstlichen Familie auf ein italienisches Kriegsschiff Anlaß gaben. Wir entnehmen dem interessan ten Berichte folgendes: