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Nmm«r 126 Donnerstag. 4. Juni 1914. Der SäHWe LrzHler 'N')', Mschofswerdaer Hagrökatt. MU de« »öchentttche» BeUa-e«: Die»»tagsr Belletristische Beilage; Doneerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte« Sonntagsblatt. Anzeigeblatt Bischofswerda, Stohren and Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirk«. Blatt im Bezirk. Erscheint seit i-HS. relegr^Adr.- Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. AmEvßßlatt der ASnigüchen Anüshauptmavnschaft, der Ldntgkchen SchnlintzrÄtion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Barchen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und de» Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Abonnemrnto-Bestrlblngen werden angenommen in der GefchSst— pell« Altmarkt IS, sowie bei den Aritnngrboten in Stadt nud Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Rümmer der Aettnngrliste «87. — Schluß der Geschäftsstelle abend, 8 Uhr. A»»et«e»»re1»: Dir ögespaltene Korpnozelle oder deren Ran» 12 Pfg^ str Merat« von außerhalb de, Berbreitungogebtete« 18 PL Di« ReklamezeUe 30 Pf«. Geringster InferatylbMa» 40 Pf«. Bei Wiederholungen Rabatt «ach aufliegeudew TM. «rfüLungrort Mr beide Telle Bischofswerda. Fepbestellte InseraNi» Auftrage dünnen nicht zuSckgezogen werderu " Inserat- nnd AAamdemeuts-BafteSuuge» nimmt entgegen tu Bantze«: WeSer'sche Buchtzandtung, Schulftratze S. Nach einer Mitteilung der Königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz ist die Abheilung der Maul- und Klauenseuche in dem Seuchengehöft Räckelwitz festgestellt worden. Siß at deshalb auf Grund von 8 169 der BundesratSoorschristen vom 7. Dezember 1911 die für das Sperr- Beobachtungs- und Schutzgebiet angeordneten Maßnahmen aufgehoben. Die amtShauptmannschastlicheu Bekanntmachungen »om 6. Mai dieses Jahres (abgedruckt in Nr. ISS vom 8. Mai Sächsischer Erzähler und Nr. 103 vom 6. Mai Bautzner Nachrichten) werden hiermit aufgehoben. Biehmarkt in Neschwitz kann stattfiuden. Bautzen, am 2. Juni 1914 - / D i e Königliche Amt-Ha »ptma««schaft. Eine Anfechtung der Wahl der »I» tü» «»» ist sicht erfolgt. Die unter« 29. April dieses Jahres bekannt gegebenen Personen gelten somit als endgültig gewählt. Bautzen, am 31. Mai 1914. Das Neueste vom Tag« Die mexikanische» Delegierte» teilte» auf der Friedens- onserenz mit, daß Huerta sich bereit halte, von der Präsi dentschaft mrüehuiketeik Der Führer der Aufstandsbewegung in Albanien, Arif »rkmet, soll ermordet worden sei«. Im amerikanischen Ackerbaumiuisterium iu Washington wurden fünf mit Dynamit gefüllte Röhre« mit brennender laute entdeckt, die noch rechtzeitig auKgelöscht werden »nute». Der Sultan hat für die Hinterbliebenen der drei deut- chen Matrosen, die infolge der beim Kasernenbrand erlitte ne» Verletzungen gestorben find, 600 Pfund gespendet. (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Sozialdemokratie und Agrarfrage. In den .-Sozialistischen Monatsheften" sucht Genosse Wilhelm Kolb der Sozialdemokratie wieder einmal klar zu machen, daß das bisherige freihändlerische Parteidogma aus ie landwirtschaftlichen Verhältnisse, auch auf die der dauer- rchen Schichten paßt wie die Faust aufs Auge. Wilhelm Kolb schreibt über die landläufigen „agrarischen" Anschauun gen seiner Parteifreunde: „Wenn heute noch so zahlreiche Klein- und Mittel bauern IN politicis in einer Reihe mit den Großgrundbe sitzern stehen, so läßt sich das jedenfalls nicht aus politischer Borniertheit erklären. Die Bauernschaft politisch zu ge winnen ist nur dann so schwierig, wenn es nicht vernünftig angefangen wird. Wenn die Sozialdemokratie für dis praktischen Bedürfnisse der Industriearbeiter nicht mehr geboten hätte, als sie bisher den Landwirten geboten hat, so wäre auch die geistige Revolutionierung der Jndustrie- arbeiterköpfe sicher nicht entfernt so rasch vor sich gegangen, wie es tatsächlich der Fall war. Mit Theorien Mein re- volutioniert man nicht die Köpfe, und natürlich erst recht nicht mit offensichtlich falschen Theorien." Ferner sagt Kolb, es sei bedauerlich, mit welcher Ober- lächlichkeit die agrarpolitischen Fragen in der sozialdemo kratischen Parteipresse behandelt würden, für welche die ganze Entwicklung der wissenschaftlichen Agrarliteratur in den beiden letzten Jahrzehnten zum größten Teile gar nicht existiere. Ferner heißt es in dem Artikel: „Die Behauptung, daß der Klein- und Mittelbauer keinerlei Vorteile von den Agrarzöllen habe, kann vor den Tatsachen jedenfalls nicht standhaften. Wäre dem so, so bliebe eS ja auch völlig unerklärlich weshalb -ie ganze Klein- und Mittelbauernschaft sich als Anhänger der Zoll- Politik bekennt. Um da« einzusehen, braucht man noch kei neswegs selbst Anhänger der jetzigen Agrarpolitik mit ihren hohen Zöllen zu sein. So viel aber steht fest: Wollen wir die jetzige Hochschutzzollpolitik, die in der Hauptsache auf die Interessen deS Großgrundbesitzes (?) zugeschnitten ist, wirksam bekämpfen und die Klein- und Mittelbauern gegen die -ochschutzzollagrarier mobil machen, so werden wir das mit der bloßen Negierung der Agrarzölle nicht fertigbringen. An eine plötzliche Aufhebung der jetzt be- stehenden Zölle ist überhaupt nicht zu denken; denn eine solche Erschütterung würde die deutsche Volkswirtschaft de etste sehr 'erhöblWe Schädigung nicht ertragen." Kolb ist allerdings nicht ganz gegen einen „Abbau" der landwirtschaftlichen Zollmauern — eine solche Ketzerei würde ihn ja auch vielleicht in der Partei unmöglich machen — aber cr meint doch, die Zollmauern könnten „nur ganz allmäh lich" wieder abgetragen werden, und das auch nur dann, wenn zugleich eine „großzügige Kulturpolitik zur Förderung der Landwirtschaft" eingeleitet werde, die starke Geldmittel erfordere. „Mit bloßen Redensarten und mit Wechseln auf die Zukunft werden wir die Bauern nie gewinnen." Dis bisherigen Aufwendungen der Sozialdemokratie für die Landagitation ständen in einem recht starken Mißverhältnisse zu den erzielten Erfolgen. Li-se Mahnungen werden die Sozialdemokratie kaum abhalten, auch weiterhin an dem alten Dogma festzuhalten, das nach einem Zugeständnisse von Karl Marx nur darauf berechnet ist, den Bauernstand zu entwurzeln. Immerhin hat es einiges Interesse, daß sich doch auch in der Sozialdemo kratie immer mehr Stimmen erheben, die die Berechtigung des landwirtschaftlichen Zollschutzes anerkennen. Mögen sie auch Prediger in der Wüste bleiben, weil es in Wirklichkeit der Sozialdemokratie ja gar nicht darauf ankommt, den Bauern zu helfen, sondern vielmehr darauf, den Bauernstand zu zerstören, so kann es doch nichts schaden, wenn der Sozial, demokratie die Oberflächlichkeit und Unwissenheit, mit wel cher sie agrarische Dinge behandelt, gelegentlich aus ihren eigenen Reihen heraus bezeugt wird. DerAofstan- gegen den Fürsten von Albanien. Die Nachrichten aus Albanien lauten pessimistisch. Die Internationale Kontrollkommission wird sich nicht nach Ti rana zur Verhandlung mit den Aufständischen begeben, weil sie die Stellung des Fürsten zu den Forderungen der Auf ständischen abwarten will. Nach italienischen Meldungen soll die Kontrollkommission sogar zu der Ueberzeugung gekom men sein, daß die Lage keinen annehmbaren Ausweg mehr bietet, worauf auch die Demission des italienischen Haupt manns Castoldi und des österreichischen Konsuls Buchbe» ger, die beide auf Empfehlung der italienischen und österrei- cksischen Regierung dem Fürsten beigegeben waren, zurückzu führen sein soll. Die Aufständischen haben sich, ohne daß ihnen Widerstand entgegengesetzt worden wäre, in den Besitz von Schiak gesetzt. Auf dem Regierungsgebäude in Schiat weht die türkische Fahne. Derwisch Ali, den man als den Führer dieser Gruppe der Aufständischen bezeichnen mutz äußerte sich dahin, daß der Fürst eS nicht verstanden habe, sich beliebt zu machen und daß die Bewegung der Aufständi schen nicht vor der Entfernung des Fürsten Wilhelm vom al banischen Thron zur Ruhe kommen könne. Nach bisher noch unbestätigten Meldungen tragt sich der Fürst mit dem Ge danken, die Residenz nach Skutari zu verlegen. Italienischen Agenten in Durazzo, die gewißlich von der Negierung in Rom nicht beeinflußt sind, wird vorgeworfen. den Aufständischen muselmanische Forderungen eingeredek und sie zum Marsch auf Durazzo aufgefordert zu haben« Gleiö^eitig sollen sie sie über alle Maßnahmen m Durazzo informiert haben. Zum Teil mit Liesen Verdächtigungen, deren Berechtigung sich nicht einwandfrei nachprüfen läßt» steht ein Boykott italienischer Waren in Valona und öffent licher Kundgebungen gegen Italien in Skutari im Zusam menhang. Der Führer der Aufftandsbewegung ermordet? Wien, 3. Juni. (Dep.) Nach einem Telegramm der albanischen Korrespondenz aus Valona sei dort das GerütU verbreitet, daß Arif Hikmet, der Führer der Aufftandsbewe- gnng. ermordet worden sei. Kroja von den Aufständischen eingenommen. ' Wien, 3. Juni. Die „Neue Freie Presse" meldet auS Skutari: Es verlautet, daß Kroja von den aufständischen Anhängern Essad Paschas eingenommen worden sei. Bei den Chefs der Mohammedaner in Skutari wurde eine Anzahl türkischer Fahnen entdeckt, die dieser Tage gehißt werden sollten. Dio Mohammedaner agitieren hier öffentlich für ein Zusammengehen mit den Aufständischen. Dagegen ist die christliche Bevölkerung bereit, für den Fürsten einzutre ten. Essad Pascha soll seine hiesigen Anhänger zu sich befoh len haben. Sie seien auch bereit, zu ihm zu reisen. Dasselbe Blatt meldet aus Durazzo: Morgen geht die Kontrollkom mission nach Schiak ab, um die Verhandlungen mit -en Auf ständischen wieder aufzunehmen. Politische RuoSschau. Gerichtlicher Zwangsvergleich außerhalb des Koukurses. Zwecks Prüfung der Frage, ob ein Gesetzentwurf über den gerichtlichen Zwangsvergleich außerhalb des Konkurses aufzustellen ist, werden, wie wir erfahren, demnächst im Reichsjustizamte Sachverständige gutachtlich vernommen werden, die Len Kreisen der Industrie, des Handels und des Gewerbes angehören. Auch die Anhörung anderer Sachver ständiger ist in Aussicht genommen. Die vor längerer Zeit bereits ausgearbeitete Denkschrift des Reichsjustizamts über die Frage war zu dem Ergebnis gelangt, daß ein derartiger Zwangsvergleich sich nicht zur Einführung empfiehlt. Auch ein Teil der Handelswelt hat bisher einen ähnlichen Stand punkt vertreten. Andererseits wird geltend gemacht, daß dis Mißstände, die sich herausgestellt haben, zu einer gesetzlichen Neuregelung drängen. Die Anträge auf Konkurse, die :ve- gen Mangel an Masse abgelehnt werden müssen, sind stetig gewachsen und sehr zahlreich. Abgelehnt wegen Massenman- gels sind Konkurse im Deutschen Reich im Jahre 1909 2375. Diese Zahl ist im letzten Berichtsjahre 1913 auf 3006 ge stiegen. 2127 Streiks im Jahre 1913. Das Reichsarbeitsblatt gibt eine statistische Uebersicht über die Streiks und Aussperrungen des Jahres 1913 im Deutschen Reiche. Danach haben im Berichtsjahre 2127 Streiks mit 254 206 Streikenden stattgefunden, und zwar in 9007 Betrieben mit 572842 Arbeitern. Don den 9007 in Mitleidenschaft gezogenen Betrieben wurden 2074 zu völli-