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Dienstag, 3L. MSr- 1914. Nummer 74. 68. Jahrgang. DerSächMeLrzGler Bischofswerdaer Tageökatt Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königliche« öchulivspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblati für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltrfi« Statt im Bezirk. Erscheint seit 1844. E«legr.»A4r.' Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mit de« wöchentliche« Beilage«: dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustrierte» S»«ntag»blatt. Allgemeine Ortskrankenkasse Rammenau. Montag, den 6. April, abends punkt 'fL Uhr, in Kluges Restaurant. ^l«88«Il»88 Vvr8»»»I»I»IRAx Tagesordnung: 1. Beschlußfassung über Ausstellung einer Krankenordnung. 2. Beschlußfassung über Genehmigung einer Dienstordnung für die 2 Kassenangestellten. 3. Beschlußfassung über Zustimmung zum Berliner Abkommen. Rammenau, am 28. März 1914. Der Kassenvorsitzende Alwin Petzold Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Tag. Der Be- ßngrpret« ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung kn der Eppediton vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg., bei Zustellung tu» Hau» 1 Mk. 70 Pfg.: durch dir Post stet in« Haus viertel- »ährttch l MK. 02 Pfg., am Poftfchalter abgrholt 1 Mk. SO Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements-Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt IS, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstalten. — Nummer der Aettung»listr 8587. — Schluß der Geschäftsstelle abend» 8 Uhr. dlnzeleenpret«: Die Sgespalten« Korpuszrilr oder deren Nau» 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiete» 15 Pfg. Dir Reklamrzrile 30 Pfg. Geringster Inseratrnbrtrag 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach auflirgrndem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbeftrllte Inseraten» Aufträge können nicht zurüchgezogrn werden. Inserat» Adonnements-Be tellnngen nimmt entgegen ra Bantze«: WeAer'sche Buchhandlung, Schulftraß« 9. Das Neueste vom Tage Der Kaiser ist am Sonntag in Korf« eingetroffen. Die griechische Königsfamilic, die seit Sonnabend in Kork« weilte, stattete dem Kaiser sofort einen Besuch an Bord der Hohenzollern ab, den der Kaiser im königlichen Schloß er- widerte. Der Kaiser nahm dann im Achilleion Wohnung. Der Flieger Garaix hat auf dem Flugfelde von Chartres mit acht Passagieren auf einem Doppeldecker eine Höhe von 1480 Meter erreicht und damit eine nrne Höchstleistung aus gestellt. Vier russische Offiziere sollen bei der Aufnahme der Bosporus-Befestigungcn ertappt und verhaftet worden sei». Die Staaten New Aork und Ohio werden von großen Urberschwemmungen bedroht. ' (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Radelstichpolttik. Der Reichstag, der nunmehr seine vierwöchigen Ost?!-- jenen anzutreten hat, treibt seit einiger Zeit eine Politik der Nadelstiche. Immer und immer wieder findet sich eine Mehr heit zusammen, die offenbar einer gewissen Abneigung gegen das „Preußentum" Ausdruck geben zu sollen glaubt, ob es sich nun um die Entscheidung über den Sitz des Kolonialge richtshofs oder um die bauliche Vereinigung des Reichsm- cisivs ruit dem preußischen Staatsarchiv handelt. Immer -tritt an Stelle der fachlichen Gründe, die laut und vernehm lich für die Regierungsvorlage sprechen, eine fast kindlich zu nennende Neigung, Preußen die Macht der demokratischen Neichstagsmehrheit zum Bewußtsein zu bringen. Was den Kownialgerichtshof anbelangt, so ist sck;on des öfteren darauf hingewiescn und dargetan worden, daß die wichtigsten grund sätzlichen und sachlichen Momente für den Sieg in der Neichs- hanptftadt sprechen, ganz abgesehen davon, daß in den Schutz gebieten preußisches Recht gilt und daß es sinnwidrig ist, einen Gerichtshof, der preußisches Recht zu sprechen hat, nach Hamburg zu verlegen. Es ist übrigens bekannt, daß anch die Verlegung des Reichsgerichts nach Leipzig heute so ziem lich von allen Beteiligten und Sachverständigen als ein Fel), ler empfunden und erkannt wird und daß heute niemand mehr daran denken würde, den obersten deutschen Gerichts hof irgendwo anders als in Berlin zu errichten, es müßte dtmn fein, daß bei der Entscheidung der Frage die berufenen Beurteiler und die sachlichen Gründe von vornherein und gänzlich beiseite geschoben würden. Bekanntlich sieht der Ge setzentwurf auch vor, daß der Reichskanzler das Recht hat, sich durch einen Beamten, der allerdings nicht als Richter zu funktionieren hat, in den Verhandlungen des Gerichts ver treten und hören zu lassen. Aber all das wird geflissentlich ignoriert, bloß »veil man seine schlechte Laune spüren lassen Witt. Auf einem, wenn es inöglich ist, noch bescheideneren Ni veau steht die Haltung der Neichstagsmehrheit in der Archiv frage, und eß' ist deswegen mit Freuden zu begrüßen, daß di- Budget-Kommisfion im Abgeordnetenhause die dargettsten« prerrßische Hand ihrerseits entschlossen zurückgezogen und den Ban des Geheimen Staatsarchivs auf einem Grundstück be schlossen hat, das ein Zurückkonimen auf den Einignngsplan ansfchtießt und den Reichstag auf seine hochsinnigen Be- jchlüsse festlegt. Tas ist der einzige Weg, die geistigen Väter dieser Politik schließlich vielleicht doch noch stutzig zu »rächen, so daß sie sich vielleicht künftighin derlei Entschlüsse etwas reiflicher überlegen. Vorerst allerdings fährt der Reick)stag in seinen „antipreußischen" Beschlüssen nnenr- wegt fort. Tas gilt insbesondere auch von der Novelle zum Militärstrafgesetzbuch, die er glücklich so demokralisicrt har, daß der Kricgsminister schließlich erklären mußte, das Ges en sei durch die Kominissionsbeschlüssc für die Heeresverwaltung unannehmbar geworden. Wir hoffen und sind überzengr, daß Herr von Falkenhayn ans diesem Standpunkt beharren und so den Reichstag vor die Wahl stellen wird, ob er das ganze Gesetz fallen lassen oder aber seinerseits einen Schritt znrückweichen Witt. Wer die Dinge aber unter höheren Ge sichtspunkten als denen des politischen Kleinkampfcs siebt, der wird auch hier wieder gewahr, daß die Einmischung des Reichstags in die Rechte der Exekutive und insbesondere der militärischen Kommandogewalt sich immer deutlicher aus- prägt und immer drastischere Formen annimmt. Ein formell korrektes Mittel zur Aeußerung seiner üblen Laune hat der Reichstag in dem stillen Widerstand gegen die Bewilligung von Mitteln für eine Reise des Kronprinzen in die Kolonien gefunden. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die anderen Vorbereitungen sich Wohl noch hätten treffen las- sen, wenn nicht die Geldfrage auf die angesichts der Gering fügigkeit des Betrags gänzlich unerwarteten und eben nur aus den bekannten Verstimnrungen erklärbaren Schwierig, leiten gestoßen wäre. Leider haben sich gegen die Bewilli gung solcher Mittel auch Stimmen erhoben, die man ungern in dieser Gesellschaft ertönen hört. Es muß doch schließlich jedem national empfindenden Manne klar sein, daß das Reich ein Interesse daran Hai, dem künftigen Oberhaupt eine leben dige Anschauung der Kolonien zu verschaffen, zu der der re gierende Herrscher schwer gelangen kann. Hoffentlich findet sich doch noch ein Weg, eventl. durch das Eintreten des preu ßischen Landtags, denn auch Preußen hat ein lebhaftes In teresse daran, daß dein Erben der Krone dieses wichtige Mit tel zur Erweiterung seines Blicks und zur Vertiefung seiner .Kenntnisse von den Quellen nationalen Lebens nicht versagt bleibe. Volitiiche Rundschau. Kaiser Wilhelm und Graf Tisza. Unter dem Titel „Der deutsche Kaiser in Wien" veröf fentlicht der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza in: Blatte „Jgazmondo" einen Artikel, worin Kaiser Wilhelm als der getreue Verbündete und alte wirkliche Freund der un- garischen Nation bezeichnet wird. Es sei für die Ruhe und das Gedeihen unseres ganzen Weltteils eine Lebensfrage, daß der Dreibund ungestört fortbestehe. Graf Tisza bezeich net es als unverständlich, wie sich Ungarn finden können, die dieses Bündnis bekämpft«. Ungarn und der Dreibund. Der „Bester Lloyd" bringt einen Berliner Artikel, in dem auf gewisse ungarische Angriffe gegen den Dreibund hingewiesen und die Gleichzeitigkeit dieser Angriffe mit pan slawistischen und französischen Vorstösen hervorgehoben wird. Der Artikel weist die Behauptungen zurück, daß wäh- rcnü der Balkankrise das Deutsche Reich für sich in Anspruch genommen habe, zu entscheiden, wann Oesterreich-Ungarn einem woher kommenden Angriff gegenüber sich in Wahr nehmung seiner Lebensintcressen befinde nnd wann nicht. Dio verantwortlichen Staatsmänner Oesterreich-Ungarns seien nmviderlegliche Zengen dafür, daß derartige Zu mutungen an sie von deutscher Seite niemals gerichtet wer den. Zum Schluß wird die Uebcrzeugnng ausgesprochen, daß der überwiegende Teil der öffentlichen Meinung Un- garns in richtiger Einsicht in die eigenen Interessen des Königreichs nnd in den Wert eines unerschütterlichen Ju- sammenhaltens der- Dreibundmächte für eigensüchtige und abenteuerliche Versuche, die Wahrheit in der Geschichte an verfälschen, unzugänglich bleiben wird. Ferner erklärt Ler „Budapesti Hirlap" auf Grund einer Befragung von Mit gliedern der Opposition im ungarischen Parlament, die Volkspartci und die Andrassypartei seien unentwegt drei- bnndfreundlich, ebenso die überwältigende Majorität dec llnabhänigigkeitspartci. Einige Stimmen forderten größere Berücksichtigung Ungarns innerhalb des Dreibundes und er- blickten von diesem Standpunkt ans in den. dreibundfeind lichen Stiinmen keine Gefahr. Ter Landesansschuß der Fortschrittlichen Volkspartei im Königreich Sachsen beschäftigte sich in seiner am Sonntag in Dresden abgehal tenen Sitzung hauptsächlich nut den Vorbereitungen zu den Landtagswahlen von 1915 nnd dem geplanten Wahlabkom men mit der nationalliberalen Partei. Nach dem Bericht des Abg. Brodaus und einer sich daran anknüpfenden längeren Debatte wurde folgende Resolution angenommen: Der Lan- desansschnß der Fortschrittlichen Volkspartei im Königreich Sachsen hält ein taktisches Abkomnren mit der nationallibc- ralen Partei für die Landtagswahlen im Jahre 1915 für not- wendig, mn dem Liberalismus in Sachsen einen Einfluß zu sichern nnd hält cs für ein Mittel, um die Gegner von recht? und links zurückzudrängen. Der Vorstand des Landesver- eins der Fortschrittlichen! Volkspartei wird ermächtigt, wei tere Verhandlungen mit den Nationalliberalen unter der Voraussetzung zu führen, daß der bisherige Besitzstand ge wahrt bleibt und unter voller Berücksichtigung der berechtig ten Ansprüche der Fortschrittlichen Volksvartei. — Der dies jährige Landes-Parteitag findet am 13. nnd 14. Juni in Dresden statt. Gründung eines Kartellverbandrs deutscher Werkvrreine. Die Werkvereinc Berliner Richtung, die bekanntlich im vergangenen Jahre aus dem Bund deutscher Werkvereine ausgeschieden sind, weil sie an ihrem Koalitionsreckt fest halten und ihre politische und religiöse Neutralität nicht auf geben wollen, haben sich am 28. März in einer in Berlin ab gehaltenen Dertreterversammlung zum Kartellverband deut scher Werkvereinc zusammengeschlossen. Anwesend waren gegen 100 Vertreter einer großen Anzahl auf dem Boden des Berliner Werkvereinsprogramms stellenden Werkver eine, u. a. aus Berlin, Dresden, Chemnitz, Bischofs werda, Wurzen, Meißen, Hall« a. S.. Hamburg, Main», Wiesbaden, Frankfurt a. M. und aitderen Städten. Nach eingehender Diskussion wurde der Zusamrncnschluß auf dem