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Ta-r-latt für Bischofswerda, Stolpm und Umgegend. Amtsblatt der KaU Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates z« Bischofswerda. Bestellungen «erden bei alle« Postanstalten de« deutschen «eiche», für Bischofswerda und Umgegend det unsere» Zttttwglbotrn, sowie in der Geschäftsstelle diese« Blatte» augenonuueu. Schluß der Geschäftsstelle Abend» « Uhr. für den folgenden Aaa uud s» und Sonnabend» erschet» Inserate, welch« tu diesem Blatte di« wettest« Verbreitung suchen, werden bi» norm. 10 Uhr angenommen, größer« und komplizierte Anzeige» tag» vorher, und lostet di« dtergespattrne KorpuSzelle IS «l, di« Rellamezell« so Geringster Jnferatenbetraa 40 «1. Mr Rückerstattung etngesandter Manuskripte ns«, keine SewShr. - Am «rwerkmrs d«S «Srgerrecht» berechtigt find nach 8 17 der revidierten Städteordnung alle Gemeindemitglieder, welche die sächsische StaatSangrhör'gkest besitzen, das 2V. Lebensjahr erfüllt hüben, öffentliche Armamnterstützung weder brziehm noch irmerhalb der letzten beiden Jahre bezogen hoben, unbescholten find, eine direkte Staatssteuer von mindestens 3 Mark entrichten, ans die letzten S Jahr« ihre Staatssteuer und Gemeinde« gbaahen. Armen« und Schulanlagen vollständig berichtigt haben und ent« »äer im Gemeiudebezirk ansässig find oder daselbst wenigstens seit 2 Jahren wohnen oder in einer anderen Stadt Sachsen» bis zur Aufgabe ihres bis« herigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren; dagegen find zum Er« werb des Bürgerrechts verpflichtet diejenigen zur Bürgerrechtserwerbung berechtigten Gemeindemitglieder, welche männlichen Geschlechts sind, seit 3 Jahren im Grmeindebezirk wohnen und mindestens 9 Mark direkte Staats steuern zu entrichten haben. Wir geben die« mit der Aufforderung hiermit bekannt, Anmeldungen zur Bürgervrrpflichtung innerhalb der nächsten 14 Tage in unserer Rats und Polizei-Expedition bewirken zu wollen. Bischofswerda, am 7. September 1909. Der Gtadtrat. Generaloberst Prinz Leopold von Bayern, General inspekteur der vierten deutschen Armee-Inspektion. Das 1. bayerische Armeekorps steht unter seinem Kommandeur, dem Prinzen Ruprecht, ebenso führt auch der Befehlshaber der württembergi- schen Truppen, Herzog Albrecht von Württem berg sein heimatliches Armeekorps bei den Kaiser- manövern. Während derselben nimmt Kaiser Wilhelm sein Manöverquartier in dem freund lichen württembergischen Badeort Mergentheim an der Tauber; ebenso seine Manövergäste, zu denen u. a. der österreichische Thronfolger Erzher zog Franz Ferdinand und der türkische Genera- lissimuS Mahmud Schefket Pascha gehören. Ain 7. September nahm der Kaiser die Parade über das 13. (württembergische) Armeekorps bei Stutt- gart ab, womit die Kaisermanöver gewissermaßen ihre Einleitung erfahren haben. Jedenfalls darf tnan diesem „Krieg im Frieden", der nächster Tage in den gesegneten Gauen zwischen Main und Tauber anheben wird, mit Interesse ent gegenblicken, dies sowohl im Hinblick auf die ge waltige Zahl der hierbei zusammengezogenen Truppen, als auch wegen der mancherlei ver besserten und vervollkommneten Hilfsmittel in der modernen Kriegsführung, die hierbei zur Ver wendung gelangen werden. Deutsches Reich. Admiral Prinz Heinrich von Preuße« hat bei den soeben in den Rügenschen Gewässern stattge fundenen Kaisermanövern der deutschen Flotte zum letzten Mal sein Kommando als Chef der Hochseeflotte ausgeübt, denn er ist nunmehr von seinem kaiserlichen Bruder zum Generalinspekteur der Marine und zugleich zum Großadmiral er nannt worden. Gleichzeitig würde Prinz Hein- rich in -er Armee zum Generaloberst mit dem Range eines Generalfeldmarschalls befördert. Die Ernennung des Prinzen Heinrich zum General inspekteur der deutschen Marine hat, wie sich dem „Daily Telegraph" entnehmen läßt, namentlich in England ein herzliches Echo gefunden, wo man, laut den Ausführungen des genannten Londoner Plattes, die Verdienste deS Prinzen sowohl um die deutsche Flotte wie auch um die Schaffung bes serer Beziehungen zwischen Deutschland und Eng- land wohl zu würdigen weiß. Das Militärwochenblatt meldet: Großadmiral Prinz Heinrich von Preuße« ist in der Armee -um Generaloberst mit dem Rang eine« Generalfeld- marschallS befördert worden. Im Ovambolande (Deutsch-Süd-West-Afrika) find -wischen 2 Stämmen Feindseligkeiten auSge- brochen. An amtlicher Berliner Stelle ist aller dings von diesen Vorgängen noch nichts bekannt. Oesterreich-Ungarn. . Die Wiener Polizei bekundet in dem Kampfe, welchen die Deutschen in Niedsrösterreich gegen die tschechischen Vorstöße in diesem alten deutschen Kronlande notgedrungen ausgenommen haben, eine gar seltsame Stellungnahme. So hat sie u. a. die Plakatierung eines Aufrufes des „Bun des der Deutschen Niederösterreichs" an die deut sche Bevölkerung in Wien anläßlich der tschechi schen Provokationen verboten, und zwar aus „Gründen der öffentlichen Ruhe und Ordnung". Dies polizeiliche Verbot erregt in den deutschen Kreisen Niederösterreichs mit Recht überall größte Entrüstung, da es die Wiener Polizei im Lichte der Parteilichkeit zugunsten der Tschechen erschei nen läßt. Was sagt wohl die Regierung des Herrn von Bienerth zu dem tschechenfreundlichen Verhalten der Wiener Polizei? Dänemark. Während vr. Cook, nach seiner eigenen Ver sicherung der Entdecker des Nordpols, in Kopen hagen noch nach Kräften ob seiner epochalen Ent- deckung gefeiert wird, ist unterdessen, wie bereits gemeldet, die schier verblüffend wirkende Sensa tionskunde eingetroffen, daß auch der Nordpol fahrer Peary, der amerikanische Landsmann und Konkurrent vr. Cooks, den Nordpol glücklich er- reicht habe. Zufolge einer nach New-Jork auS St. Johns in Neufundland gelangten kurzen De pesche hat Peary den Nordpol ebenfalls erreicht« Peary richtete selber an den Gouverneur von Neu- fundland ein drahtloses Telegramm, worin er die Entdeckung des Nordpols durch ihn meldet und Neufundland zu dem Anteil an dieser Ent deckung beglückwünscht; der Kapitän und di« Mannschaft des von Peary benutzten Expeditions- Kampfers „Roosevelt" sind Neufundländer. Die Sensationsnachricht von der Entdeckung des Nord pols auch durch Peary traf am 6. September abends auch in Kopenhagen ein, und zwar gerade während eines von der Zeitung „Politiken" zu Ehren vr. Cooks gegebenen glänzenden Fest mahles. Die Wirkung auf die Festversammlung war unbeschreiblich, alle liefen, heftig erregt, wirr durcheinander. Cook selber erklärte den ihn um seine Ansicht Befragenden, er könne noch nichts über die Pearysche Entdeckung sagen. Sollte sie sich aber bewahrheiten, so wäre Peary zweifellos auf einem ganz anderen Wege, als er, Cook, an den Pol gelangt, und dies würde genug Ehre für sie beide sein. Das Festmahl wurde schließlich in ziemlich gedrückter Stimmung seiner Teilnehmer aufgehoben. Jedenfalls wäre es ganz wunderbar, wenn die Jahrhunderte hindurch ver geblich erstrebte Lösung des Problems der Er reichung des Nordpols jetzt mit einem Male gleich zwei Forschern so kurz hintereinander gelungen sein sollte. Zunächst bleiben natürlich nähere Berichte Pearys über seine Fahrt zum Pol abzu warten. Peary gehört zu den hervorragendsten Polarreisenden der Gegenwart, er hat seit 1891 zehn Nordpolexpeditionen ins Werk gesetzt. S.ch w e d e n. Der Generalstreik der Arbeiter in Schweden Hot mit der am Montag zu den alten Bedin gungen erfolgten Wiederaufnahme der Arbeit sei- Die deutschen Kaisermanöver von 1909. Wiederum ist die Zeit der allherbstlichen großen Hebungen herangekommen, in denm die dmtschen Truppen unter dm Augen ihres obersten Kriegsherrn ihre Tüchtigkeit und Leistungsfähig keit für dm Ernstfall dartun sollen. Am 13. September beginnen die auf fünf Tage berechneten deutschen .Kaisermanöver, deren Schauplatz dies mal in Mddrutschialck liegt, und zwar in dem Gelände, das sich zwischen Schwarzwald und Odenwald und zwischen dem Main und dem Tauberfluffe auSbreitet. Die Zahl der an dm KaisermaNÄernvon 1909 teilnehmenden Truppen ist besonders groß, denn es sind hierzu beordert daS 13. (württembergische) und Has 14. (badische Armeekorps, daS 1. und das 3. bayerische Korps, die 4. Division des 2. bayerischen Korps und drei Kavallerie-Divisionen, alles in allem etwa 100000 Mann. Schon diese im Vergleich zu den bisherigen Kaisermanövern ganz ungewöhnliche massenhafte Entfaltung von Streitkräften zeigt, daß die großen deutschen Herbstmanöver in diesem Jahre noch mehr wie sonst möglichst auf den Kriegsfall zugeschnitten sind, und diesem Prinzip suchen auch die sonstigen Manöverdispositionen gerecht zu werden. Die beiden „feindlichen" Parteien, in welche sich das Manöverheer scheidet, treten als durchaus selbstständige Armeen auf, die ohne Anlehnung an irgendwelche andere Operationen auf eigene Faust gegeneinander zu Manövrieren haben, womit für die Leitung und Führung die Möglichkeiten wertvoller kriegS- gemäßer Uebung in der Verwendung und Unter bringung großer Truppmmassen gegeben sind. Bon großem Jutereffe werden auch die Ver pflegung der 100000 Mann Manövertruppen und die mit deren Ausbreitung verbundene Erweiterung der technische Krimsmittel sein. Feldtelephons und Feldtelegraphen gelängen bei den diesjährigen Kaiser- manövern in wesentlich vergrößertem Maße zur Anwendung; natürlich wird ferner auch das Automobil als Hilfsmittel herangezogen werden, und schließlich nimmt an den Manövern zum ersten Mal auch ein lenkbares Luftschiff, der Milstärballon „Groß 117, teil, dessen Manöver leistungen man in militärischen Kreisen mit Spannung entgegensieht. Von den beiden sich gegenüberstehenden Armem fetzt sich die eine aus dem 3. bayerischen Korps, dem 14. (badischen) AorpS und einem Kavallerie korps zusammm, ihr Oberbefehlshaber ist .der preußische Generaloberst bon Bock und Polach, der früher das GardekorpS und dann das 14. Korps befehligte. Die andere Armee ist gebildet aus dem 1. bayerischen Armeekorps, der 4. Division des 2. bayerischen Korps, dem 13. (württembergischen) Armeekorps und ebenfalls einem Kavalleriekorps. Außerdem wird ihr der Lustkreuzer „Groß 1l" zur Verfügung stehen. Kommando über diese letztere Arm« führt