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W 110 Freitag, 14. Mai. Der sächWe LrMler, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmarmschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zn Bischofswerda. Erscheint jeden Werktag abend» für de« folgenden Lag rmd wstet einschließlich der Mittwoch» und Sonnabend» rrschrt» amLm.velletri'stische» Beilage* bei Abholung viertel» jthrlich 1 u» SV bei Zustellung in» Hau» 1 7V bet allen Postanstaltm 1 50 «l exklusive Bestellgeld. Ltuzelne Nummern koste» lü Nummer der Zettung»prrt»liste SLS7. Aerttsprechftelle Nr. 22. Bestellungen werden bei allen Postanstalten de» deutschen Reiche», für Bischofswerda 'und Umgegend bei unseren ZettungSboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte» angenommen. Schluß der «eschüst-stelle Abend» 8 Uhr. Lrebmdstchrtgfter Iahrgimg. Inserat«, welche in dtesem Blatte die weiteste Verbreitung staden, »erden bi» »orm. lv Uhr angenommen, größer« und komplizierte Anzeigen tag» vorder, und kostet die viergespaltene KorpuSzeile l2 «l, die Reklamezeile 3S Geringster Jnseratenbetrag 40 <s. Für Rückerstattung eingesandter Manuskripte «s«. keine Äewllhr. Die Firma C. G. Kunath in Dresden beabsichtigt in einem neuzuerrichtenden Anbaue an das neben ihrem Srimitbrrrche Demitz gelegene Gebäude Kat.-Nr. 46 Da Abt. zu Demitz- Thumitz weitere 6 Steinsp«ltme»schine« (als FriktionSfallhämmer konstruiert) aufzustellen. Etwaige Einwendungen hiergegen sind, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringen. B a u tz e n, am 10. Mai 1909. Königliche Amtshauptmannschast^ Erledigt hat sich die auf den 14. d. ». «achm. 2 Uhr in »isch-fswerda anberaumte Versteigerung. Bischofswerda, am 13. Mai 1909. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Die politische Krisis in Frankreich. Die neue Streikbewegung unter den französischen Post- und Telegraphenbeamten hat sich rasch zu einer ziemlich ernsten politischen Krisis mit sozial revolutionärem Hintergründe entwickelt. Dies vor allem infolge der Bemühungen der Führer der sozialistischen Elemente der Arbeiterschaft Frank reichs, die Unzufriedenheit der Post- und Tele graphenbeamten für ihre politischen Sonderzwecke auszubeuten. Zunächst haben die Sozialisten die Streikbewegung der „Poftiers* zu einem Bor stoße im Parlamente gegen das Kabinett Clemenceau ausgenutzt, indem sie in der Deputiertenkammer eine regierungsfeindliche Interpellation wegen der Dienstentlassung einer Anzahl Postbeamten ein brachten. Die Kammer verhandelte am Dienstag zum ersten Male über diese Interpellation, welche von den sozialistischen Abgeordneten Willm und Sembat vertretenwurden. Sie nahmen natürlich die Partei der renitenten Postangestelltrn in Schutz und richteten scharfe Angriffe auf die Clemenceausche Regierung. Aber der anwesende Regierungs vertreter, der Arbeitsminister Barthou, ließ sich nicht einschüchtern, sondern wies den Interpellanten entschlossen die Zähne. Er wies auf die statt gehabten Kundgebungen der Postangrstellten bei Wiederaufnahme der Arbeiten nach dem ersten Streik und auf ihr ganzes unbotmäßiges Ver halten hin, welches die Regierung zu einem strengen Auftreten nötige. Barthou erklärte, wenn man den Beamtenverbänden gestatte, sich über die Volksvertretung zu erheben, so wäre es um jede Regierung geschehen. Wenn die Kammer die Aufhebung der getroffenen Maßnahmen ver hindern sollte, so würde das Kabinett einmütig demissionieren. Die Rede des Ministers wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Darauf wurde die Sitzung auf Donnerstag vertagt. Es droht also in Frankreich bereits eine Kabinettskrisis im Zusammenhang mit der posta lischen Streikbewegung, worüber die nächsten Tage die Entscheidung bringen müssen. Aber selbst wenn die Kammer dem Kabinett Clemenceau, wie zu vermuten steht, ihr Vertrauen ausdrücken und demnach die Regierung im Amte bleiben sollte, so würde die Situation doch noch immer kritisch genug bleiben, weil im ganzen Lande von den übrigen Beamtenvereinigungen und der Arbeiter syndikate zugunsten der streiklustigen Post- und Telegraphenbeamten gewühlt und agitiert wird. Bereits haben sich die Eisenbahnbeamten und Eisenbahnarbeiter vielfach bereit erklärt, einen eventuellen Generalausstand der Kollegen von der Postverwaltung durch einen auch von ihnen zu inszenierenden Streik zu unterstützen, die gleichen Absichten werden in vielen Arbeiter kategorien bekundet. Die Lage ist demnach zweifellos ernst und es ist daher erklärlich, wenn die Re gierung schon umfassende Vorkehrungen getroffen hat, um sich von den Ereignissen nicht überraschen zu lassen. Um im Falle eines allgemeinen Streikes der Post- und Telegraphenbeamten den Forderungen des modernen Verkehres wenigstens einigermaßen gerecht zu werden, sind im ganzen Reiche ent sprechende Maßnahmen getroffen worden. So hat sich die Regierung im füllen die soforüge Verfügung über eine große Anzahl von Kraft wagen gesichert. Ferner hat der naüonale Brief taubenverein, der unter Aufsicht des Kriegs ministeriums steht und seine Taubenzucht im Hinblick auf einen Krieg betreibt, sofort eingewilligt, der Regierung eine Anzahl geflügelter „Tele graphenboten* zur Verfügung zu stellen, und ebenso haben die vereinigten Handelskammern von Lyon und ein paar anderen Großstädten einen Teil ihres Personals, sowie auch Räum lichkeiten für den Postdienst angeboten. Am meisten rechnen die regierenden diesmal aber wohl mit den zahlreichen außerhalb der Beamtenverbände stehenden Reservemannschaften und mit den vielen Stellenanwärtern. Jedenfalls ist die Lage in Paris äußerst zugespitzt, hieß es doch schon am Dienstag abend, es sei von den Leitern der postalischen Bewegung der sofortige Ausbruch des allgemeinen Streikes proklamiert worden, so daß Frankreich wieder bewegten Tagen entgegen gehen würde, falls sich diese Nachricht unterdessen bestätigt haben sollte. Deutsches Reich. Das deutsche Kaiserpaar traf am Mittwoch früh, mit der „Hohenzollern" von Malta kom mend, welcher die Begleitschiffe „Stettin" und „Sleipner" folgten, auf der Außcnreede von Brin disi ein. Bereits vorher waren der König und die Königin von Italien nebst dem Minister des Auswärtigen, Tittoni, mittels Sonderzuges aus Rom in Brindisi angekommen; die italienischen Majestäten verfügten sich alsbald an Bord der „Hohenzollern" und begrüßten das Kaiserpaar herzlichst. Außer Signor Tittoni waren auch der neue deutsche Botschafter am Onirinal, v. Jagow, ebenso der deutsche Militär- und der Marine attache bei der Monarchenbegegnung von Brin disi zugegen. In der Nacht zum Donnerstag setz ten der Kaiser und die Kaiserin die Weiterreise nach dein österreichischen Kricgshafeu Pola fort. — Die politische Bedeutung dieser jüngsten Zu sammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Könige Viktor Emanuel ist zweifellos, wenngleich schwer lich irgendwelche Abmachungen hierbei getroffen worden sind. Aber das Ereignis legt offenbar aufs neue Zeugnis von der unerschütterlichen Zu gehörigkeit Italiens zur Allianz der beiden mit teleuropäischen Kaisermächte ab, und alle aufrich tigen Friedensfreunde können diese Tatsache sicherlich nur mit Genugtuung begrüßen, denn der mitteleuropäische Dreibund bleibt auch jetzt noch die eigentlichste Aricdensbürgschaft für Europa. Die Gerüchte von einer angeblich bevorstehen den Begegnung Kaiser Wilhelms mit den: Zaren haben bis jetzt weder von Berliner noch von Pe tersburger zuständiger Seite irgendeine Bestäti gung erfahren; im Gegenteil, in einer Berliner Privatmeldung wird jetzt erklärt, es sei von einer solchen Absicht der beiden Monarchen nichts be kannt. Trotzdem hält man es nicht für unmög lich, daß viel eicht doch ein Zusammentreffen der zwei Kaiser im Laufe des Sommers erfolgen könnte, etwa zum Zeitpunkte der Nordlandsreise Kaiser Wilhelms und der angekündigten Reise des Zaren nach Frankreich. Bei der Einfahrt der „Hohenzollern" in den Hafen von Brindisi fuhren die italienischen Tor pedobootszerstörer „Espcro" und „Aquilone" vor auf; der Kreuzer „Stettin", welcher folgte, feuerte Salut, den der italienische Kreuzer Coatit erwi derte, während die Musik des Panzers „Vittorio Emanuele" die deutsche Hymne spielte. Die Be satzungen sämtlicher italienischen Schiffe riefen Hurra. Die „Hohenzollern" ankerte nahe bei dem „Vittorio Emanuele", die „Stettin" bei der „Coa tit". Uni die Schiffe bewegten sich viele mit Flag gen geschmückte Fahrzeuge. Das Meer war sehr ruhig das Wetter prächtig. Kurz nach IM/. Uhr fuhren der König und die Königin auf einer Dampfbarkasse nach der „Hohenzollern". Die Besatzungen der Schiffe „Stettin" und „Cloatit", von denen der Salut abgegeben wurde, riefen Hurra, welches von der „Hohenzollern" erwidert wurde, die Musik spielte die italienische Hymne. Der Kaiser und die Kaiserin empfingen das ita lienische Königspaar oben an der Treppe. Die Souveräne begrüßten und küßten sich überaus berzlich; die Ehrenkompagnie präsentierte, die „Hohenzollern" hißte die Königsstandarte. Nach der Vorstellung der beiderseitigen Gefolge unter hielten sich der Kaiser und der König lange Zeit auf Deck. Die Kaiserin und die Königin begaben sich nach dem kaiserlichen Salon, wo sie einige Zeit verweilten. Um 1l'/„ Uhr kehrten der König und die Königin nach dem „Vittorio Emanuele" zu rück. Um l l Uhr 50 Minuten verließen der Kaiser und die Kaiserin die „Hohenzollern" und begaben sich unter den Salutschüssen der Kreuzer „Stettin" und „Coatit", den Hurrarufen der Mannschaften und unter den Klängen der deutschen National hymne nach dem „Vittorio Emanuele", wo das italienische Herrscherpaar die deutschen Majestäten oben an der Schiffstreppe erwartete. Der Kom mandant des Panzerschiffs empfing den Kaiser und die Kaiserin am Fuße der Treppe. Nach gegenseitiger Begrüßung schritten der Kaiser und der König die an Bord ausgestellte Ehrenkom pagnie ab und begaben sich hierauf auf das obere