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1S08 Donnerstag, 10. Dezember MeiHnschts - Inlenste. Um den hiesigen Gewerbetreibenden bei den schwierigen Zeitverhältniffen entgegenzukommen, werden von heute an, vor dem Feste, im Amtsblatt, dem „Sächsische« Erzähler", der nach wie vor die wirksamste und erfolgreichste Verbreitung im Amtsgerichtsbezirke und weit darüber hinaus für Anzeigen aller Art bietet, mit einem archeirgewöhnlich hohen KaßsU ausgenommen. Der „Sächsische Erzähler", Amtsblatt, iss daher werten Inserenten bestens zu empfehlen. „Sächsischen Cl-säblws". Deutschlands Friedenspolitik und die Weltlage. Im Widerspruche mit seinen Kundgebungen vom 11. November, wo mit schwierigen Verwick lungen auf dem auswärtigen Gebiete gerechnet wurde, hat der Reichskanzler Fürst Bülow am 7. Dezember im Reichstage eine durchaus friedliche Rede gehalten, und nicht nur die Friedenspolitik Deutschlands, sondern auch die friedliche Gestal tung der ganzen Weltlage gelobt. Danach ist die Gefahr im Orient im Schwinden, Deutschland steht Seite an Seite mit Oesterreich, hat aber trotzdem keine Spitze in seiner Politik gegenüber der Türkei oder gegenüber Rußland. Italien wird nach der Erklärung des Reichskanzlers auch nach wie vor mit Deutschland und Oester reich verbündet bleiben und unsere Beziehungen zu Frankreich und England haben sich trotz man cher Schwierigkeiten in der marokkanischen Affäre und den orientalischen Angelegenheiten auch freundlicher gestaltet. Es herrscht also ge genwärtig der FriedenSengel in der Welt, zumal sich auch Nordamerika und Japan über den Gro ßen Ozean hinweg die Friedenshände gereicht haben. Darüber wird man sich in Deutschland und wohl auch in der ganzen Welt freuen, und nicht nur wegen des bevorstehenden Weihnachts- festeS, welches voraussichtlich diesmal die christ lichen Völker im Einklänge mit der Friedensbot schaft finden wird. Trotz dieser Freude merken aber die tiefer denkenden Patrioten in Deutsch land, daß die an sich lobenswerte deutsche Frie denspolitik uns doch in eine gewisse leere Schüssel gebracht hat, denn vom Standpunkte der prak tischen Interessen hat Deutschland auf dem aus wärtigen Gebiete in den letzten Jahren trotz seiner wiederholt erklärten Friedenspolitik weder poli tische, noch wirtschaftliche, noch moralische Erobe rungen gemacht, und wir meinen deshalb, daß der politische Einfluß Deutschland auf dem auS- wLttlgen Gebiete ganz bedeutend gesunken ist, und baßchiel mehr dazu gehört, als die nachgiebige i 7 - .7- Friedenspolitik, um für Deutschland den Einfluß auf der Welt wiederzugewinnen, auf den es auf Grund seiner anerkannten kulturellen Leistungen und nach der Größe seiner militärischen Macht stellung Anspruch hat. Der Rückgang des poli tischen Einflusses Deutschlands wird dadurch am besten bewiesen, daß wir in den letzten Jahren sehen mußten, daß sich nicht nur ganz neue poli tische Gruppierungen bildeten, an denen Deutsch land nicht beteiligt war, sondern daß auch vieles, was z. B. Deutschland in Marokko und in Klein- asten erstrebte, nicht entfernt erreicht worden ist. Man könnte nun sagen, daß, wenn Deutschlands ausgesprochene Friedenspolitik den Erfolg gehabt hat, die ganze ^Leltlage friedlicher zu gestalten, Deutschland doch großes für sich und für seine Stellung gegenüber -em Auslande erreicht habe. Eine nachgiebige Friedenspolitik schützt aber für kein Land die Wahrnehmung seiner wichtigen In teressen, und wir müssen auch sehen, daß das ganze Ausland, zumal England und Frankreich und auch unser Bundesgenosse Oesterreich nicht ausgenommen, frische und fröhliche Interessent Politik treiben, und daß natürlicherweise die aus wärtigen Mächte für die schönen friedlichen Au gen Deutschlands ein freundliches Kompliment immer bereit haben, sonst aber natürlich nichts! Und die wahre Größe Deutschlands wird auf diese Weise nicht gefördert, man braucht die poli tische Periode der letzten zwanzig Jahre nur mit der Aera Bismarcks zu vergleichen, und man wird dann den großen Unterschied zwischen Deutsch lands Stellung auf dem auswärtigen Gebiete von einst und jetzt schon wahrnehmen. Natürlicher weise wünschen wir in Deutschland keine Vor machtspolitik im Sinne der französischen Kaiser zu treiben, aber wir wollen auch nicht in die Ecke und in die Enge gedrückt werden. Es ist ja auch eine Tatsache, daß die auswärtige Politik Deutsch lands auch schon von den Ereignissen überrascht worden ist, was unter Bismarck so leicht nicht vorgekommen wäre. Trotz mancher Befriedigungen über die Kundgebungen des Reichskanzlers bleibt daher doch der Wunsch bestehen, daß Deutschland eine zielbewußtere Jnteressenpolitik zur Hebung seines Ansehens und seiner ganzen Stellung ge genüber dem Auslande treiben möge. Deutsches Reich. Von der deutschen Kronprinzessin wird ein besonders schöner Akt echt christlicher Mildtätig keit und wahrhaft weiblichen Empfindens be kannt. Die hohe Frau hat befohlen, eines ihrer kostbarsten Diademe zu verkaufen und den Erlös der vom kronprinzlichen Paare eröffneten Samm- lung für die Hinterbliebenen der Verunglückter! von Zeche Radbod zuzuführen. Kronprinzessin Cäcilie darf sicher sein, daß diese ihre hochherzige Gabe für die durch die Katastrophe von Radbod so schwer Heimgesuchten in den weitesten Kreisen des preußischen und deutschen Volkes vollstes Ver ständnis finden wird. In Lippe-Detmold fanden am Montag die Landtagswahlen in der dritten Wählerklasse statt. Die Freisinnigen errangen hierbei fünf von im ganzen sieben Mandaten; in zwei Wahlkreisen stehen sie mit den Sozialdemokraten in aussichts voller Stichwahl. In Brüssel trat am Montag die permanente internationale Zuckerkonferenz wieder zusammen. An ihr nimmt jetzt zum ersten Male auch Ruß- land teil. Oesterreich-Ungarn. Obwohl von Wiener offiziöser Seite aus hart näckig die Gerüchte über eine teilweise Mobilisie rung österreichisch-ungarischer Truppen gegen- über Serbien und Montenegro dementiert wer den, fährt die österreichisch-ungarische Regierung doch mit ihren militärischen Maßnahmen fort, welche einer teilweisen Mobilmachung recht ähn lich sehen. Die in der Herzegowina und in Bos- nien aufgestellten Truppen befinden sich schon jetzt so gut wie auf dem Kriegsfüße, weitere Verstär kungen stehen in Aussicht. Tschechische Lügen und Fälschungen haben in größerem Stile, als man bisher wußte, in dem jetzt vom Standrecht unzart unterbrochenen Kampfe in Prag mitgewirkt. Es kann jetzt näm- Per sächWe LrMer, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft, der Kgl. SchulmspeMo« und des Kgl. Hauptzollamtes z» Barchei», sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. Erscheint jeden Norberg abends für den folgenden Lag und kostet rttischließllch der Mittwochs und Sonnabends erschei» omdrn.Bell rtrtHischrn Beilage" bet Abholung viertel- Ntzrlich 1 u» SO «ß, bei Zustellung in» Haus 1 7V «l, bn «le» Postanstaltrn 1 SO exklusive Bestellgeld. Einzelne Rummern koste» 10 «l. Nummer der Zritungsprrisvftr SL87. AerrrsprechsteS« Nr. LS. 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