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-v iso besonders in England der KonferenAedanke nur noch lau ausgenommen wird. - l- Leipzig bereits geplant sind, gebührendermaßen verbieten. Oesterreich-Ungarn. Der Kampf gegen die deutsche Industrie wird im „goldenen Prag" mit ungeschwächtem Eifer fortgesetzt. So hat jetzt der Verwaltungsrat der städtischen elektrischen Unternehmungen den Bau einer Remise mit der Bedingung vergeben, daß der Eisenbedarf nicht aus den kartellierten Wer ken bezogen werde. Der tschechische Großindustri elle Leon Bondy warnt in einem tschechischen Blatt vor solchem gefährlichen Beginnen: der Kampf könnte der jungen tschechischen Industrie gefährlich werden. — Die Warnung Bondys dürfte aber völlig ungehört, wirkungslos ver hallen, wie die Stimme des Predigers in der Wüste. Die Ereignisse in den Balkanangelegenheiten überstürzen sich förmlich. Der Unabhängigkeits erklärung Bulgariens ist die Mitteilung von der Annexion Bosniens und der Herzegowina auf den Fuß nachgefolgt, und gleich darauf ist die Proklamation verkündigt worden, durch welche die Kreter die Angliederung ihrer Insel an Grie chenland aussprechen, eine förmlich verblüffende Gleichzeitigkeit der Ereignisse! Die Annektierung der okkupierten Provinzen wurde durch Hand schreiben des Kaisers Franz Josef an die zustän digen Minister ausgesprochen, gleichzeitig erging eine kaiserliche Proklamation betreffs der An nexion an das bosnisch-herzegowinische Volk, wel che ihnr eine Verfassung verheißt. Dieser gewich tige Schritt Oesterreich-Ungarns ist allen Signa tarmächten des Berliner Vertrages durch beson dere Noten bereits mitgeteilt worden. In der an die Pforte gerichteten Note wurde hierbei die Räumung des Sandschaks Novibazar seitens der österreichisch-ungarischen Truppen angezeigt, mehr Entgegenkommen von Oesterreich-Ungarn kann die Pforte schwerlich verlangen! Von den Mächten verhält sich besonders England entschieden ab lehnend gegen das Vorgehen Oesterreich-Ungarns .in Bosnien und der Herzegowina und ebenso Hegen die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens. Der Premierminister Asquith hielt am Mittwoch übend in Leven eine Rede, in der er klar aus- fprach, es sei die Absicht Englands, die junge Verfassung der Türkei zu schützen, und in der er an Bulgarien und Oesterreich-Ungarn die War tung richtete, sie könnten nicht mit harter Hand Len Berliner Vertrag ohne Zustimmung der Mächte brechen. — Was den aufgetauchten Ge danken einer europäischen Konferenz zur Klärung der durch die Balkanvorgänge geschaffenen Lage anbelangt, so liegt noch kein offizieller Vorschlag hierzu vor, doch wird ein solcher Schritt seitens Rußlands allgemein erwartet. In Londoner amt lichen Kreisen versichert man, der Erlaß der auf die Berufung einer Konferenz bezüglichen rufst- schen Note stehe unmittelbar bevor; ihr Grund ton sei der britischen Regierung bereits bekannt. Es wird vorgeschlagen, die Diskussion auf der Konferenz peinlich auf die Fragen zu beschränken, die sich aus der neuerlichen Aktion Oesterreich- Angarns und Bulgariens ergeben haben. Viel Spektakel wegen der Annexion Bosniens und der Herzegowina macht jedoch Serbien, was freilich ganz begreiflich erscheint, hatte man doch serbischerseits immer auf den Erwerb beider Län der gehofft, in denen u. a. '/« Millionen Serben wohnen. In Belgrad haben bereits äußerst feind selige Kundgebungen gegen die große Nachbar monarchie stattgefunden: die ärgsten Schreier fordern sogar schon den Krieg gegen Oesterreich- Ungarn, sie scheinen das Lächerliche eines kriegeri schen Auftretens Serbiens gegen das habsbur gische Doppelreich gar nicht einzusehen. Die ser- lbische SkupschtiNa ist auf den 10. Oktober schleu nigst einberufen worden. Dem serbischen Gerne groß wird von Montenegro getreulich sekundiert. Die montenegrinische Regierung hat an die Ver treter der Berliner Signatarmächte eine Note gerichtet, in der die Verfügung betreffend Bos niens als Verletzung deS Berliner Vertrages be zeichnet wird. In der Note wird hinzugefügt, soweit die Mächte diese Tatsache anerkennen würden, halte sich Montenegro von allen Ver- - Pflichtungen aus dem Vertrage, namentlich soweit sie sich aus Artikel 20 ergeben, für entbunden. Die Session der österreichisch-ungarischen Delegationen ist am Donnerstag in Budapest eröffnet worden. Der formellen Eröffnung»- fitzung jeder der beiden Delegationen folgte in her Ofener Hofburg der übliche Empfang der Delegationen durch den Kaiser Franz Josef nach. Der Monarch gedachte in seiner Ansprache an sie hauptsächlich der vollzogenen Annexion Bosniens und der Herzegowina, sich über deren Notwendig keit verbreitend. Im weiteren sprach er noch von i' Schwierigkeiten, welche die allgemeine europäische Situation noch aufweise, betonte das Bündnis Oesterreich-Ungarns mit Deutschland und Italien und hob schließlich hervor, wie die österreichisch ungarische Monarchie mächtig und gerüstet sein müsse, um ihren Einfluß zur Erhaltung des Frie dens geltend zu, machen. Nachmittags gab der Minister des Auswärtigen, Freiherr v. Aehren- thal, im Ausschüsse der österreichischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten das tra ditionelle hochpolitische Expose. Natürlich spielten in ihm diesmal die Annexion Bosniens und der Herzegowina und die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens die Hauptrolle, daneben ließ sich der Minister über die durch die Verfassung geschaf- fene neue Lage in der Türkei und über die Sand schakbahn aus, ferner streifte er flüchtig die marok kanische Angelegenheit. Herr v. Aehrenthal ver sicherte im Laufe seiner Ausführungen, daß Oesterreich-Ungarn im besten Einvernehmen mit Italien und mit Rußland stehe und auch zu Frankreich und England die freundschaftlichsten Beziehungen pflege. Diese Versicherungen des Leiters der auswärtigen Politik des Donaukaiser staates sind angesichts der wirklichen Verhältnisse allerdings wohl nur als Höflichkeitsformeln zu betrachten. — Nach dem mit lebhaften Beifall aufgenommenen Expose des Freiherrn v. Aehren thal erklärte der Berichterstatter Graf Baczuchem, die in dem Expose ausgeführten zwingenden Gründe für die Annexion Bosniens Und der Herzegowina würden die Wirkung haben, den Umtrieben großserbischer Elemente den Boden zu entziehen, welche die formelle Souveränität des Sultans benutzten, um ihre Zweifel an der-Be ständigkeit der Okkupation vorzubringen. — Der den Delegationen unterbreitete gemeinsame Vor anschlag für 1907 weist ein Gesamtfordernis von 40 840098 Kronen auf. Balkanhalbinsel. Die Frage über den Ausgang der jetzigen ver wickelten Balkankrisis läßt sich noch immer nicht bestimmt beurteilen, die Gesamtlage weist eben noch einen ungemein schwankenden Charakter auf. In Konstantinopel macht sich in den Bevölke- rungskreisen neuerdings wieder eine mehr krie gerische Strömung gegenüber Bulgarien kund, daneben geht eine rücksichtslose Zeitungshetze ge- gen Deutschland und Oesterreich-Ungarn einher. In Serbien kann man sich noch nicht damit ab- finden, daß Oesterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina durch die Annexionserklärung dem serbischen Gernegroß vor der Nase weggeschnappt hat, das wütende Kriegsgeschrei in Belgrad gegen die große Nachbarmonarchie geht denn auch un geschwächt weiter. In politischen Belgrader Krei- sen betrachtet man allerdings die Möglichkeit einer kriegerischen Aktion als vorläufig beseitigt, wie die offiziöse „Samouprava" schreibt. Diese opti mistischere Anschauung stützt sich darauf, daß Serbien in seiner Protestnote gegen, die Annexion Bosniens den Standpunkt einnehme, daß Ser- bien auch mit einer bloßen Entschädigung für die Annexion zufrieden sein würde. — Am Donners tag kehrten die Truppen der Belgrader Garnison aus den Manöver« in die Hauptstadt zurück. Vor dem Palais sammelte sich eine große Volks- menge, die das Erscheinen deS Königs verlangte. Der König und der Kronprinz erschienen auf dem Balkon und wurden enthusiastisch begrüßt. Der König hielt folgende Ansprache: „Brüder! Ich bin tief ergriffen von den Ovationen, die mir bereitet worden sind. Seid überzeugt, daß ich mit her Regierung meine Pflicht voll erfüllen werde. Jetzt bitte ich, ruhig auSeinanderzugehen." Die Menge brach in stürmische, langanhaltende Zivio- Rufe aus. Nachdem der König sich, zurückgezogen hatte, zerstreuten sich die Manifestanten ruhig, Neun Batterien Schnellfeuergeschütze, die eben aus Deutschland in Konstantinopel eingetroffen und noch nicht ausgeladen waren, sind in aller Eile nach Adrianopel transportiert worden. Die Gerüchte von einer Unabhängigkeitser klärung Albaniens werden als unbegründet be zeichnet. Auf der Insel Kreta ist man eifrig dabei, den verkündigten Anschluß der Insel an Griechenland praktisch durchzuführen. Die Zollämter beginnen die griechischen Zolltarife anzuwenden, ferner werden auch bereits die Bestimmungen der griechi schen Verfassung und Gesetze angewendet. Am Donnerstag legte die kretische Regierung vor dem Metropoliten in Kanea den Treueid für König Georg ab. England Die Chancen der angeregten europäischen Konferenz anläßlich der ümstürzenden Ereignisse auf der Balkanhalbinsel mindern sich Wieder, da Sachse n. Dresden, 10. Okt. Se. Maj. der König haben Allergnädigst geruht, den zeitherigen Schul direktor in Wurzen, Maximilian Bruno Pönitz, zum Bezirksschulinspektor für den Schulaussichts bezirk Marienberg vom 1. Oktober ad zu ernennen. Dresden, 10. Okt. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist dem bisherigen Bezirksschulinspektor in Marienberg, Schulrat Vr. pkil. Christian Friedrich Wilhelm Bräutigam vom 1. Oktober an das 'Amt des Bezirksschulinspektors für den Schuk- aufsichtsbezirk Döbeln übertragen worden. lV-r. Bischofswerda, 9. Okt. Der Natur wissenschaftliche Verein hielt heute im Hotel „König Albert" eine zahlreich besuchte Versammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Steudtner, hieß zunächst die Erschienenen willkommen und gedachte sodann mit ehrenden Worten des verstorbenen Mitgliedes, des Herrn Lokomotivführers Marschner, und kennzeichnete seine große Liebe zur Natur, seine außerordentliche Beobachtungsgabe und seine treue Anhänglichkeit an den Verein. Die Ver sammlung erhob sich zu seiner Ehre von den Plätzen. Sodann hielt Herr Schaffner Reck einen eingehenden Vortrag über drahtlose Telegraphie und Telephonie und erläuterte mit großem Ge schick die schwierige Materie an der Hand selbst angefertigter Zeichnungen. Bischofswerda, 10. Oktober. Seit einigen Tagen prangen der Battenberg, Hohwald und Klunker im schönsten Herbstschmuck, wie selten wo anders in solcher Fülle und Abwechselung. Die kältere Herbstwitterung hat das dunkelgrün? Sommerkleid der Laubbäume allmählich mit gelben und roten, oft sogar schon braunen Linien und Tupfen durchzogen, so daß'jetzt, alle Farbennüän- cierungen vertreten sind. In dieses bunte Gewebe wirft hie und da das dunkle Nadelholz seine düsteren Schatten und erhöht damit das stimmungs volle Bild der Natur, das so ernst und feierlich zum Herzen des Menschen spricht und das doch auch wieder die Hoffnung auf ein neues Leben im Frühling erweckt. Darum sei Allen, die an der Schönheit der Natur sich erbauen und frische Kraft zum Leben sammeln wollen, die Mahnung zugerusen, hinaus in den Wald zu zichen, so lange es das Wetter noch gestattet. — Der Landes-Obstbauverein für das Königreich Sachsen veranstaltete vorn 24. bis 26. September in Dresden den ersten diesjährigen Obstmarkt; an den gleichen Tagen hielt auch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg in Berlin einen Obstmarkt ab. Da liegt es nahe, einen Vergleich anzustellen, zunächst nach der Obstanfuhr. Der Markt' in Dresden war mit 20 000 kg Früchten beschickt, dem Berliner Markte wurden 40000 kg Obst zuge- führt. Die Obstsorten waren der Marktzeit ent sprechend an beiden Orten so ziemlich die gleichen, der Preis des Obstes jedoch für dieselbe Sorte recht verschieden. In Dresden betrug der Durchschnitts preis für Aepfel und Birnen rund 14 Mk. pro 50 kg., die Wirtschaftssorten etwas billiger, Tafel früchte höher im Preise, letztere je. nach Güte In Berlin betrug fel 15 bis 55 Ml., kk. pro 50 kg. In wesentlich billiger 18 bis 22 Mk. pro 50 k; der Durchschnittspreis für ' und für Birnen 25 bis 5t Dresden war somit der Obstpreis wesentlich billiger als in Berlin. Das Bestreben des LandeS-Obst- bauvereins geht auch dahin, Obstpreise festzustellen, welche beide Teile, Obstzüchter und Käufer, möglichst befriedigen. Der zweite und letzte diesjährige Obst markt findet rn Dresden in der Neustädter Markt halle (Galerie) vom 21. bis mit 23. Oktober statt und WM derselbe Gelegenheit bieten, gut geerntetes frisches Obst in dm wertvollen Dauersorten für den Haushalt zu erwerben. — Militätischer Eisenbahnverkehr. Auf den Linien der Sächsischen Staatsrisenbahnev herrschte am Mittwoch in den Vormittagsstunden reges Leben, da ein großer Teil der Rekruten der den verschiedenen Regimentern deS 12. und 19. Armeekorps einzutreffen hatte. Mit der Eisenbahn waren aus allen Teilen unseres Vater landes etwa 5300 Mann zu befördern, und zwar 1350 nach Dresden, 470 nach Kamenz, 730 nach Zittau, 210 nach Pirna, 570 nach Leipzig, 260 nach Wurzen, 240 nach LeiSniL 250 nach Riesa, 500 nach Chemnitz und 700 nach Zwickau. — Fifchereikursu». ») An der Forstchka- demie zu Tharandt findet im Herbst d.J. kein öffentlicher Fifchereikursu» statt, d) Die Abhal tung deS feiten» deS Deutschen Fischereivereins Herbst d. I. für Bautzen in Aussicht genpm-