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Landcskonststorium. Am LI. Juni ymrde er von > Herrn Ephoralverweset Pfarrer Leuner , au» «Glösa ordiniert und in sein Amt al» HilfSgeist- kicher von Harthau mit Berbisdorf und Eiben berg eingesetzt. — Unsere Kirchgemeinde Groß harthau hatte sich zu dem feierlichen Skt zahlreich eingefunden. Der Antrittspredigt lagen Mach. 11, 25—30 zu Grunde. Jesu» spricht: Komins her zu mir, denn ich führe zu Sott und 2. ich banne die Not. — Mag eS unserem Herrn Pfarr vikar Horn vergönnt sein, in unserer Gemeinde reiche Frucht zu sehen al» Lohn rechter Treue. — Se. Durchlaucht Prinz von Schwarzburg hatte verschiedene Herren mit Einladung zur prinzlichen Tafel beehrt. Radeberg. Vor wenigen Tagen erlöste der Tod die Ehefrau des Fabrikanten Samuel Ewald Schöne in Kleinrvhrsdorf von langem Leiden. Am Tage nach der Beerdigung folgte der Gatte der Gattin plötzlich in den Tod. Ern Herzschlag hatte seinem Leben ein Ziel gesetzt. Dresden. Zur Ausschmückung der Stadt bei dem Empfange des Königs Alfons von Spanien haben die Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung, wie man aus dem hiesigen sozial demokratischen Organ erfährt, 4000 Mk. bewilligt. Der Rat hatte 6000 Mk. gefordert. — Rentier Christian Friedrich Nestler in Dresden hat seiner Liebe und Anhänglichkeit an seine Vaterstadt Geyer und den Ort seiner langjährigen Tätigkeit dadurch Ausdruck verliehen, daß er der dortigen Kirche zwei Glocken im Werte von etwa 5000M. stiftete. — In voller Rüstigkeit konnte der Komponist und Kapellmeister Eduard Klüppel am 5. Okt. seinen 65. Geburtstag begehen. Eine seiner Operetten „Der Durchgänger" hat auf ameri kanischen Bühnen Beifall erzielt. Von seinen Männerchören werden „Maiennacht" und „Am Brünnele" auch in sächsischen Vereinen gern ge sungen. 8. Dresden, 7. Oktbr. Die Frage der Be schaffung eines einwandfreien Trinkwassers gestaltet sich immer schwieriger und die sächsischen Medizinalbehörden wenden derselben ihre ganz be sondere Aufmerksamkeit zu. Nach einem Berichte des Königl. LandesmetnzinalkollegiumS befanden sich unter sämtlichen 2111 Brunnen des Medi zinalbezirks Schwarzenberg nur 347 Tiefbrunnen (von vier Meter Tiefe und darüber.) In Dippol diswalde hat in Anschluß an eine Gichterkrankung die Untersuchung von Leitungswasser einen Blei gehalt desselben von 1,9 bis 5,2 Milligramm pro Liter ergeben. — Sehr umfangreich gestaltete sich auch die Arbeit der Bezirksärzte auf dem Gebiete der Bau- und Wohnungspolizei. So mußten in Leipzig-Stadt 1576, in Leipzig-Land 414 einzelne Fälle erledigt werden. Die Frage des Einbaus zurückliegender Klosette in einem in Bautzen zu errichtenden Wohnhause zeitigte ein Gutachten des Landesmedizinalkollegiums. Trotz der mit solchen Klosetts in den. Häusern des Spar- und Bau vereins zu Dresden gemachten Erfahrungen spricht sich das Gutachten gegen dieselben aus, da sie keinen vollwertigen Ersatz für die Forderungen eines unmittelbar ins Freie führenden, leicht zu öffnenden Fensters bieten. Bei der Besichtigung der Arbeiterbaracken des Braunkohleywerkes in Kleinsaubernitz wurden vom Bezirksarzt gesund heitlich sehr bedenkliche Zustände gefunden und deren Abstellung durchgesetzt. Wegen des wieder holten Auftretens von Typhus im Niederdorfe von Zfchocker wurden sämtliche Abortgruben da- selbst einer Besichtigung unterzogen. Es stellte sich heraus, daß von 100 Aborten nur 40 die vorschriftsmäßige Grube besaßen. In Bautzen hat man zum Zwecke des Studiums von Kläruugs- fragen eine Versuchsanlage nach dem biologischen System erbaut mit einem Kostenaufwande von 1250 Mk. Die Resultate sind ausgezeichnete. Es gelang zum ersten Male biologisch der Klärung der Abwässer von Färbereien, Wäschereien, sowie einer Buntpapierfabrik. Dasselbe gelang in Reichenau. Vollständig versagte die biologische Kläranlage einer Zuckerfabrik m Markranstädt. 8. Dresden, 6. Okt. Hinzuziehung des jeweiligen Obermeisters zu Meister prüfungen. Zufolge eines Beschlusses des Sächsischen Bäckerei-Jnnungsverbandes „Saxonia" hatte der geschäftsführende Vorstand des letzteren an die sächsischen Gewerbekammern Eingaben betreffs Hinzuziehung des jeweiligen Obermeisters zu Meisterprüfungen gerichtet. Bon den Ge werbekammern zu Dresden, Chemnitz und Zittau ist jetzt ein Bescheid dahin ergangen, daß dem Ersuchen desBäckerei-Jnnungsverbanves „Saxonia" voll und ganz entsproßen werden soll, während die Gewerbekammer Leipzig diesem bereits schon seit dem Jahre 1901 entspricht. Dag«en gestattet die Gewerbekammer zu Plauen i. B. die Zu- Ziehung de» Obermeisters zu den Meister prüfungen nur unter gewissen Bedingungen. Zeithain. Ruhig und still istS wieder im Barackenlager de» Truppenübung»- platze ». Di« in den Jnfanterielagern gelegenen beiden Hauptkantinen mit ihren Nebenstellen find geschlossen. Au» den sonst so belebten Baracken dringt kaum ein Laut. Nur ab und zu sieht man einige wenige Soldaten im Lager, in dem sich während de» Winter» außer den ständigen Beam ten der Kommandantur und der Garnisonverwal- tung nur ein ca. 100 Mann zählendes Arbeits kommando befindet. Die Soldaten versehen den Wachdienst und verrichten die notwendigen Arbei ten. Nach der sommerlichen Belegung kommt da» Großreinemachen und allerlei Instandsetzungen, Erneuerungen und Verbesserungen sind auSzu- führen. Während zu den letzteren zahlreiche Hand werker herangezogen werden, finden bei dem Großreinemachen gegen 20 Frauen auS der Um gegend auf viele Wochen lohnende Beschäftigung. Sie haben die leergewordenen Stuben und Kam mern und sonstigen Räume gründlich zu reinigen und da das Lager aus zirka 150 Gebäuden besteht, ist es erklärlich, daß diese Arbeit viele Wochen in Anspruch nimmt. Den Mannschaften des Arbeits- kommandos liegt während dieser Zeit das Jn- stanbsetzm und Aufräumen in der Scheibenbau werkstatt und anderes ob. Länger als sonst war das Lager in diesem Jahre dadurch belegt, daß das 3000 Mann starke Reserve-Infanterieregi ment des 12. Armeekorps bis zum 21. September hier übte, während voriges Jahr bereits am 7. September die Belegung beendet war. Nossen, 6. Oktober. (Städtische Ge meindebeamtenschule.) In Gegenwart des Königl. Bezirksschulinspektors.Schulrat vr. Gelbe in Meißen und Vertreter der städtischen Kollegien wurde heute die städtische Gemeinde beamtenschule, deren Uebersiedelung in die ehe maligen Anstaltsräume des hiesigen Königl. Schlosses nunmehr erfolgt ist, im neuen Heim er öffnet. In seiner Ansprache gab Schulrat vr. Gelbe bekannt, daß das Kultusministerium im Hinblick auf die erfreulichen Erfolge der Anstalt eine ansehnliche Staatsbeihilfe bewilligt hat. Leipzig. Der im Kristallpalast stattfindende internattonale Markt und die damit verbundene Ausstellung von Motorfahrzeugen, Motoren, Werkzeugmaschinen, Fahrrädern usw. wurde in Anwesenheit der Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden, Landtagsabgeordneten und Vertretern des Handels am Sonnabend feierlich eröffnet. In Vertretung des Protektors, Sr. Maj. des Königs Friedrich August, wohnte Oberstall meister v. Haugk der Eröffnung bei. General sekretär v. Slawinski und Oberbürgermeister vr. Dietrich hielten Ansprachen. Unmittelbar nach der Eröffnung wurden Huldigungstelegramme an den Kaiser und den König von Sachsen abgesandt. Glauchau. (Saalinhaber und Reich 8 steuern.) In einer am 1. Oktober nach mittags im Seidelschen Gasthof in Niedermülsen abgehaltenen Versammlung des Vereins der Saalinhaber im Bezirke der Amtshauptmann schaft Glauchau wurde nach einem Vortrage deS Verbandssekretärs Thomas aus Dresden über die neuen Reichssteuern und ihre Wirkung auf das Schankgewerbe folgende Resolution einstim mig angenommen: „Die heute im Gasthof zu Niedermülsen versammelten Saalinhaber im Be zirk der Königlichen Amtshauptmannschaft Glau chau erheben hiermit Widerspruch gegen die von Reichswegen geplante Besteuerung von Bier, Branntwein, Zigärren und Zigaretten, sowie ge gen eine Besteuerung der Flaschenweine, des Lich tes und der Inserate. Sie erblicken in den Steuer entwürfen eine allgemeine schwere Schädigung des Handels und Gewerbebetriebes im Reiche, insbesondere aber eine schwere Neubelastung deS Saal- und Gastwirtestandes, wodurch dessen Exi stenz ernstlich in Frage gestellt wird. Die Ver sammlung spricht die Erwartung auS, daß die gesetzgebenden Körperschaften den geplanten Steuern gegenüber sich ablehnend verhalten und nur für direkte Steuern eintreten werden." Vermischtes. — Hirschberg. Nachdem da» preußische Postamt auf der Schneekoppe bereit» in der vorigen Woche geschloffen worden ist, sind jetzt auch die Telegraphendrähte, welche die Schneekoppe mit dem Tal verbinden, abgenommen worden. Auch von österreichischer Seite bestand die telegraphische Verbindung mit dem Tal nur bi» zum 30. Septbr. Ebenso ist der Betrieb in der preußischen Baude eingestellt worden und der Koppenwirt verläßt die Schneekoppe. Die Verpflegung der Safte fin det wie immer von jetzt ab und den Winter hin- I- » 1 , > >» Oo — durch in der böhmisch« Baude in ungestörter Welfe statt. Such die übrigen Kammbauden blei- ben jetzt und für den Winter weiter in Betrieb, wenn auch mancher Wirt seine Bauden früher oder später entweder für den ganzen Winter oder nur für einige Zeit verläßt. Für die meisten Kammbauden gilt da» letztere, abgesehen von den jenigen, wo der Wirt immer wohnen bleibt. — Berlin. Die „Verl, «llgem. Ztg." berich- tet: Ein vor kurzem in Indien verstorbener Mann hinterließ ein vermögen von 105 Mil lionen Mark, da» in London hinter legtist und dort verwaltet wird. Auf erfolgte« Aufruf meldeten sich mehrere Interessenten, die Erbansprüche geltend machten; so au» Frank«, Baden und Bayern. Au» München meldete sich eine TagelöhnerSfrau. Nach dm bisheri gen Feststellungen aus den Urkunden gehört diese Frau zu den voraussichtlichen Erbberechtigten. Um festzustellen, wer von den Personen wirklich als Verwandte in Betracht kommen wird, findet am 11. Oktober in Mannheim eine Konferenz statt. Die Feststellung de» Stammbaume» ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, da sich einige der Urkunden in Indien, andere in London befin den und die Schriftstücke zum Teil auf eine sehr frühe Zeit zurückgreisen. — Köln, 6. Oktober. Anläßlich des goldenen Priesterjubiläums des Papstes wird unter Füh rung des Kardinals vr. Fischer eine große Pilger fahrt nach Rom unternommen. Für die Reise wird ein Sonderzug eingerichtet. — Ein vorgeschichtliches heidni sches Gräberfeld von ungewöhnlicher Aus dehnung ist auf der Feldmark von Staaken bei Spandau entdeckt worden: es dehnt sich über einen Flächenraum von 25000 Quadratmetern auS und bildet eine fast unerschöpfliche Fundgrube inter essanter Gegenstände: daS Nauener Stadtmuseum läßt daselbst Ausgrabungen vornehmen. Eine jüngst zutage geförderte Urne stammt aus der Zeit zwischen 1500 bis 500 Jahre vor der christ lichen Zeitrechnung. — Man mutz sich zu helfen wissen. Auf der Münchener Trambahn entführte der Wind einem Fahrgast den Hut, und der Schaff ner war nicht zu bewegen, den Wagen halten zu lassen. Da ritz der Barhäuptige kurz entschlossen dem Schaffner die Mütze herunter und lieb sie seinem Hute nachfliegen. Im Nu hielt die Tram bahn, und Schaffner und Fahrgast holten ihre Kopfbedeckungen. Der Fahrgast freilich verzichtete dann auf die Weiterfahrt und der Schaffner konnte nur noch wilde Augen machen. — Ein Weibergericht. In Lod- ver liebte sich ein verheirateter Arbeiter in eine junge Arbeiterin und machte ihr Anträge. Sie aber ant wortete ihm, nur Mit dem Ring am Finger wolle sie die Seine werden. Auf die Frage, was er den« mit seiner Frau machen solle, schrieb sie ihm ein« Zettel mit den Worten: „Wozu gibt eS den« Gift?" Dieser Zettel fiel in die Hände der Frau des verliebt« Mannes. Sie erzählte allen ihr« Bekannten davon. Die Arbeiterfrauen versammel ten sich in einem der Arbefterhäuser der Aktien gesellschaft Scheibler in Lodz, lockt« jene Arbei terin unter einem Vorwande dahin und hielt« nun Gericht über sie. Mit Peitschen, Ruten und Kochlöffeln wurde sie geprügelt. „Wir wollen dir dein Lärvchen verderben, deine schönen Augen auskratzen", schrien die erbost« Weiber, „du sollst keine Männer mehr verführen, du sollst nicht die Kinder ihres Vaters berauben, du schändliche» Geschöpf —Blutend und halb besinnungslos wurde die Gezüchtigte endlich den wütenden Wei bern entrissen. — Ein Liebes-Drama auf dem Königsee. Aus Berchtesgaden wird berichtet: Der 28 Jahre alte Leutnant Wilhelm Rungel auS Wien erschoh in einem Boot auf dem Königsee seine Geliebte Marie Schweriner au» Wien, Warf den Körper in den See und ertränkte sich dann selbst. Die Leichen sind noch nicht gefunden. — Furchtbares Elend hat die jüngste Ueberschwemmung im Bezirk Haiderabad in Indien hervorgerufen. Ein Reuterscher Bericht beschreibt die Stadt Haiderabad als „schwarzes Grab". Die Bazare sind in einen übelriechenden Haufen von Steinen, Morast und verwesendem Fleisch verwandelt. An einer einzelnen Stelle holte man an» einem Tage nicht weniger als 600 Leichen aus dem Schlamm. Die Scheiterhaufen, auf denen die Leichen verbrannt werden, werfen ein unheimliches Licht während der Nacht auf da» Trümmerfeld. ES wird noch lange Zeit dauern, ehe das Unheil vollständig übersehen werden kann. Ein Mitarbeiter der Zeitung „Advocate of Jndia" berechnet die Zahl der Umgekommenm auf 50000 und den angerichtetm Schaden auf mehr als 270 Million« Mark. Druck und v«1a- »on Friedrich May, redigiert unter «erauttvartllchkei, »aa «mil May k «scho»»erd«.