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1908 «ich ,in für da» ^vollendeten. Nun hat Exz. v. Schlieben durch schwere» LeidmSkrmz der letzten Tage sich hindurch gerungen. Gr war ein treuer Diener seine» König» und ein VolkSfreund in de» Worte» bestem Sinne. Taubenheim, 10. Febr. Die Trauerfeier für den verstorbenen Kultusminister ».Schlieben fand heute Montag um 1 Uhr mittag» im Beisein Sr. Maj. de» König» Friedrich August im hiesigen Schlöffe, die Beerdigung darauf auf dem Friedhöfe zu Obertaubenheim statt. Franzosen am leichtesten wieder au» Marokko herauszubringen sind, wenn die Großmächte und besonders Deutschland gegen da» Borgehen Frankreich» in Marokko Einspruch erheben würden. Da» fällt aber den Großmächten und besonder» Deutschland gar nicht ein, denn Frankreich han delt in der Angelegenheit als der Beauftragte der Vertragsmächte der Algeciras - Akte. Auch hat Frankreich wiederholt den beteiligten Mächten erklärt, daß eS sich bei seinem Vorgehen in Marokko vollständig im Rahmen der Algeciras- Akte bewegen werde. Der deutsche Gesandte vr. Rosen in Tanger hat pflichtgemäß die Wünsche und Beschwerden der beiden Sultane von Marokko an den deutschen Reichskanzler gemeldet, und dieser hat sie der französischen Regierung zur Kenntnisnahme übermittelt. Auch hat die deutsche Regierung den beiden Sultanen durch den deutschen Gesandten vr. Rosen noch besonders erklären lassen, daß die französische Regierung auch der deutschen gegenüber neuer dings versichert hat, daß sie bei ihrem Vorgehen in Marokko die Algeciras - Akte befolgen werde. Der Versuch der beiden Sultane, einen Zank apfel zwischen Deutschland und Frankreich wegen Marokkos zu schaffen, ist also gescheitert. Frank- reich stützt sich in seiner Expedition gegen Marokko auf die von den Großmächten angenommene Algeeira»-Akte und für Deutschland ist das trau rige Land Marokko gar nicht wert, irgendwie einen großen Einsatz zu wagen. Die Zeiten sind gründlich vorbei, daß man in Marokko hoffen konnte, daß Deutschland irgendwie für eine Un abhängigkeit Marokkos eintreten werde. Da» Schicksal Marokkos liegt in der Ausführung der Algeciras-Akte, denn Marokko ist ein Land der Anarchie und de» Räuberunwesens, da» sich nicht selbst regieren kann, und in welche» Land eben durch eine französische Expedition unter Anerkennung der Vorrechte Frankreichs Ordnung gebracht werden soll. LageSfraam auf dem Schulgebiete regierungs seitig gehört und verwertet werden könnten. Bekannt ist ferner de» Minister» weit entgegen kommende Haltung in der Frauenbildungsfrage. Er suchte den Mädchen den Weg zur Koedukation auf Gymnasien und Realgymnasien zu ebnen und wirkte ihre Zulassung zur Immatrikulation an der Universität und der Dresdner Technischen Hochschule au». Von den Vorlagen in bezug auf Kirche und Schule, die den gegenwärtigen Landtag be schäftigen, verdanken die meisten Exz. v. Schlieben ihre Entstehung, vor allem da» neue Kirchen- und Schulsteuergesetz, da» über Einführung von Oberrealschulen und wahrlich nicht zuletzt da» über Erhöhung der Lehrergehälter und Ge währung von Staatsbeihilfen zu den AlterS- zulagen. Auch der Antrag auf Errichtung zweier neuer Lehrerseminare und Anstellung von Schulärzten für unter staatlicher Verwaltung stehende höhere Schulen ist auf den Vollendeten SMfoöate, welch« in diesem Watte di« wettest« Verbreitung fittdm, werde» bi, Montag, Mittwoch und Freitag roE» 9 Wbo angenommen und kostet die virraespaltene LorpuSzellr 12 Pfg., unter „Eingesandt* 2S Pfg. Geringster Juferatrnbetrag 4V Pfg. - Einzelne Nummer 1V Pfg. Politische Weltschau. Mit aufrichtiger Teilnahme hat man wohl überall in Deutschland die Trauerkunde vom Heimgange de» Herzog» Ernst von Sachsen- Altenburg ausgenommen, vor allem weil er zu den wenigen noch lebenden deutschen Fürsten gehörte, welche da» Reich einst mit errichten halfen. Auch da» einzigartige patriarchalische Verhältnis, welches den Nun verewigten Herzog mit seinem Volke verband, hatte ihm weit über die Grenzen Altenburg» hinaus lebhafte Sym- patbie und Hochachtung erworben, sein Gedenken wirb dämm in weiten Kreisen der deutschen Nation sicherlich noch lange wachbleiben. Die Beisetzung de» hohen Verblichenen findet an diesem Mittwoch in der Herzogin AgneS-Ge- dächtniSkirche zu Altenburg statt, zu der Bei- setzungSfeier haben sich bereit» zahlreiche fürst liche Trauergaste angesagt, unter ihnen auch Se. Maj. König Friedrich August von Sachsen al» Chef der albrrtinischen Linie de» Gesamthause» Wetttn. Dem Neffen und Nachfolger de» ver- ewigttn altenburgtfchenHerrscher», Herzog ErnstII., gingen von allen deutschen Souveränen und Höfen, ferner auch au» dem AuSlande tele- graphische Beileid,kundgebungrn zu, der Kaiser KeonsprochstrII« N». »». Bestellungen werden bet alle» Postanstalten de« deutschen Reiche«, für Bischofswerda und Umgegend bei unseren Zettungsboten, sowie in der Exped. ds«. Bl. angenommen. 8wer««Pf*ch»t»fter Iah»,««». schaffen, oder au<^ daß^sM siecher strengungm eine» so verantwortungSrrichri schwer«, Amte» gmvachfen sein würde. Ai sind die so fruchtbaren °n Gyumafien und ... ... »»führen, denen ähnliche der Realschuldtreftorm folgen sollten, damit die Ansichten der besten unter den praktischen Schulmännern über wichtige Kultusminister a. D. v. Schlieben f. In diesem gar naßkalten Februar findet Freund Hain gär reiche Arbeit, aus Hütte und Prunkpalast holt er sich seine Beute; denn vor dem Tode gilt kein Ansehen der Person. Auch Wzellevz ». Schlieben hat nun auf ewig da» Auge geschloffen. Bot wenig Monaten sahen wir ihn noch al» Kultusminister eine» der höchsten und bedeutsamsten StaatSämter unsere» engeren Vaterland» bekleiden. Er hatte e» al» Nachfolger weiser und hochverdienter Männer übernommen und doch binnen kurzem verstanden, sich da» volle Vertrauen de» sächsischen Volke» zu erwerben. Denn bei all seiner gut konser vativen GrundäNschauung war Herr v. Schlieben «in durch uttd durch modemer Mann, der zeit gemäße Reformen auf dem Gebiete der Volks- und höheren Schule nicht nur al» notwendig «ächtete- sondern auch klaren Auge» und festen Willen» alsbald in Angriff nahm. Leider sollte ihm Mn ähnlich« Schicksal beschieden sein, wie manchem hochbegabten Offizier, der im Frieden sich unermüdlich auf den Krieg vorbereitet und da er nun auSbricht, schon in der ersten Schlacht falbnt muß. Eine tückische Krankheit warf den nach Mmschmermeffe« noch zu gar großen Dingen berufenen und so arbeitsfreudigen Minister nieder. Da auf volle Genesung kaum zu hoffen war , so hielt e» der Pflichtgetreue geboten, dem ihm so lieb gewordenen Amte zu entsagen. Wenige Wochen nur eine» freilich zum Teil sehr schweren Leiden» in feiner Laufitzer Heimat, und schon war die Stunde da, di« dm schwer Geprüften nach .einer anderen und besseren Heimat abrufen sollte. Exzellenz v. Schlieben trat nach Beendigung seiner juristischen Studien Anfang 1878 bei der Pottzeidtrektton Dresden al» jlmstischer Hilfs arbeiter ein. Er arbeitete dann an den Kreis direkttonen von Zwickau und Leipzig und wurde I87S BeztrkSaffeffor in Chemnitz. 1879 Re- gierungSaffeffor, sah Herr v. Schrieben sich 1880 zur Amtshauptmannschaft Dresden, später zm dortige» SreiSbauptmannschaft versetzt. 1884 wurde er Regierungsrat und AmtShauptmann von Zittau. 1895 wurde er al» Geh. Re- gierüngSrat in da» Ministerium de» Innern berufen, 1898 Kreishauptmann von Bautzen, bi» seine Berufung zum Sächsischen Kultur minister vor I V, Jahren erfolgte, v. Schlieben» Schrift „Untersuchung über Einkommen und Leben»haUung der Handweber in der AmtS- hauptmannschaft Zittau' ist Z ' " warme soziale Gmpfindm de» ! möchten wird«» alt«Wort in wi s»t «t — wo «um Große» schon Zer Wille genug — zi Unermüdlich« Streben, Ni Ichnet« dm Verklärten au», trotzdem. Frankreich, Deutschland und Marokko. Für sensationslüsterne Politiker des Aus landes, zumal wenn sie dem Deutschen Reiche nicht gewogen find, liegt eine eigenartige neue Phase in der marokkanischen Angelegenheit vor, über welche auch die französische Deputierten kammer am 10. Februar eine lehrreiche Debatte hatte. Die beiden Sultane von Marokko ver suchen nämlich in dreister Weise, Deutschland gegen Frankreich in den marokkanischen Streitig keiten auSzuspielm. Der alle Sultan Abdul Afls, der mit seinem Anhänge in Rabat residiert, hat durch seinm Minister de» Aeußern Abdecker im Ben Sltman bei dem deutschen Gesandten vr. Rosen in Tanger die Hoffnung au»fprechen lassen, daß Deutschland einm Einspruch gegen da» Vorgehen Frankreich» in Marokko erheben werde. Gleichzeitig läßt der Sultan Abdul Asi» Deutschland bitten, daß « Frankreich davon ab halte, sich in dm Streit zwischen den beiden Sultanen in Marokko einzumischen. Gleichzeitig hat aber auch der zweite Sultan von Marokko, Mulay Hafid, bet dem dmtschM Sesandtm in Tanger anfragen lassen, ob « richtig sei, daß da» Vorgehe« Frankreich» in Marokko von dm Großmächten und insbesondere von Deutschland gebilligt werde. Diese seltsame Haltung der Sultan« von Marokko ist politisch durchaus nicht o unklug, wie sie auf dm ersten Augenblick er- cheint. Obwohl die beiden Sultane sich feind- tch gegmübersteben und der «ine dem anderen o bald wie möglich dm Hal» brechen möchte, hrm Ratgebern doch darüber AerWWLrMr, Bezirksanzeiger für Bischofswerda, Stolpen u. Umgegend. UwiLdloft der Kgl. Amtshauptmannschaft, der Kgl. Schulinspektion «nd des Kgl. Hauptzoll kUlllVSllllt amtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts u. des Stadtrates zu Bischofswerda Hauptmannschaft Zittau' ist Dem kultusministeriellen Wirken v. Schlieben» lagoio ot voluisso , > sich handelt, ist - zur Ueberschttst gebm. «, Neu« und Gut« zu zerad« weil « « fühlte^ Ib nicht lange dm An- »ortungSrrichen und jffm sein würde. Auf ihn Konferenzen der Rektoren Realgymnasien zurück- Gesandtm in >» in Marokko von dm andere von Deutschland Sultan« von Marokko ist politisch durchaus nicht o unklug, wie sie auf den ersten Augenblick er- cheint. Obwohl die betdm Sultane sich feind- L»»k'' 7 ' ' ' o sind sie mit , , , n echtorientalischer Schlauheit einig, daß di«