Volltext Seite (XML)
188 Dienstag, den 28. November. 18-8, Ker sächsische Irzähter, Bezirksanzeiger Mr Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Diese Zeitschrift erscheint wSchenÜtch drei Mal, DieuStags, LomierStag* und G»m>RHe«»s» und kostet einschließlich der Sonnabend» erscheinenden „HeLe- tristische« «ettaUe" viertrljlihrlich 1 Marl L0 Ps. Nummer der ZeitungSpreiSlisie «338. Amtsblatt der Kgl. AmtShanylmamiBaft, der Sgl. Scholinsdeetw« ». des Kgl.H<wMmcr-mteS zil Blll-ri. sowie des Kgl. Amtsgerichts und des StadttatheS zu WschosSwrrda. Bestellungen werden bei alle» Postanstalten de» deutsche» Reiche», für WschosSwrrda und Umgegend bet unseren ZrttungSboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. vieenndföuf-tuste» Iah»»««» welche in diesem Blatte die weitest« «erbreittmg Men, «erde» bi» Montag, Mittwoch md Freitag früh v Uhr angenommen mid kostet die dreigespalten« EorpuSzeile 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnseratenbetrgg 2S Pf. — Emzelne Nummer 10 Bk. Freitag, de» 1 Dezember 189S, Mittags von 12 Uhr ab, sollen im Gasthof zum Sächs. Reiter in Demitz-Thumitz 1 Halbchaise, 1 Jagdwage», 1 Korbwagen, 1 WirthschaftSwageu, I Billard mit Zubehör, 4 ToPhaS L Hecker- fchneidemaschiae, L Wäschemangel, 1 Bierapparat mit Zubehör, L Büffetfchrank, 1 Gläserschrank, IO Tische, 88 Stühle t Kronleuchter, s Blitzlampen, S Tafel«, « Bänke, L Kohlensäureapparat, S englische Geschirre, 1 Pferd, 8 Kühe und « Kalben gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 27. November 1899. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts daselbst. Wachtmstr. Taupe Nachbestellungen auf den „sächsischen Erzähler" für den Monat Dezember werde« z« dem Preise von 8V Pfg., 1« der Expedition dieses Blattes, von den Poftanstalte«, Landbrkefträgern, sowie von unseren Zeitungsboten und Austräger« angenommen UM' Jedem, auch den «eneintretende« Abonnenten wird ein gut auSgestatteter Bischofswerdaer Haus- und Wirthschafts-Kalender, 4S Teile» stark, als Prämie verabfolgt In der nächste« „belletristischen Bei» läge" beginne« wir mit dem Abdruck eines neuen Romans nnler dem Titel: Der FamiNenfchmvtk von I. A. Mordtmann. Derselbe wird sicher bei allen mrseren Leser« freudige« Beifall finden Inserate finden vorthellhafte Ver breitung Die Expedition des „sächsischen Erzählers". Zum Kampfe gegen den sozialrevolutionären Umsturz. Bekanntlich hat die ReichSregirrung, bez. der deutsche BundeSrath in der Frage der Anwendung neuer gesetzlicher Machtmittel gegen die sozial demokratische Umsturzbrwegung soeben einen großen Mißerfolg gehabt, die Gesetzesvorlage betreffend den Schutz der Arbeitswilligen, die in charakte ristischer Weise von den Oppositionsparteien die „Zuchthausvorlage" genannt wurde, ist auch in zweiter Brrathung vom Reichstage obgelehnt worden und damit todt und begraben. Aber damit kann doch di« Frage der Schaffung neuer und stärkerer Kampfmittel gegen die sozialrevo- lutionären Uebergriffe nicht aus der deutschen Politik beseitigt werden. Haben doch auch die mit der Regierung in Fühlung stehenden Zei tungen, wir die „Berliner Politischen Nachr." und die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be reit» erklärt, daß die verbündeten deutschen Regierungen sich mit diesem Ausgange nicht be- gnüaen würden, und daß damit die Frage de» Schutze» der Arbeitswilligen durchaus nicht al» vledrgt angesehen werde« könne. In anderer Form und zu gelegenerer Zeit wird also jeden falls der BundeSrath dem Reichstage die Bor lage , die soeben gescheitert ist, doch wieder bringen. Nicht» ist aber in unserer inneren Politik trauriger und verhängnißvoller als Fehl griffe in Bezug auf gesetzliche Vorschläge gegen die Sozialrevolution, denn eS wird dadurch genau da» Gegentheil erreicht, das sonst als Ziel der Reichsregierung und des Reichstages hingestellt wird. Die Sozialisten feiern solche Niederlagen der Regierung als „sozialdemokra tische Siege", der politische Sinn weiter Volk»- kreise, welche die seinen Unterschiede in Prinzipien fragen nicht immer richtig beurtheilen können, wird durch solche Gesetzesablehnungen verwirrt und die Autorität der Regierung und deS be stehenden Staates erschüttert. Wir wollen damit keineswegs dem Gedanken Raum geben, daß eS da schließlich besser gewesen wäre, wenn die Regierungsvorlage, betreffend den Schutz der Arbeitswilligen in Streikzeiten angenommen wor den wäre, denn eine ganze Anzahl gewichtiger Bedenken gegen diese Vorlage, zumal auch der Schutz der persönlichen Freiheit in der Agitation für bessere Arbeitsbedingungen und die Sicherung deS CoalitionSrechteS (EinigungSrechteS) der Ar beiter sind in der ablehnenden Haltung deS Reichs tages in dieser Frage mit zum Ausdruck gekommen. Es muß aber dringend verlangt werden, daß der Vorbereitung neuer GesetzeSvorschläge in dieser Hinsicht eine gründlichere Prüfung aller zusammen hängenden Fragen und auch eine größere und tiefere Belehrung vorhergehe. Die Begriffe über politische Freiheit und CoalitionSrecht dürfen durch keinen Gesetzesparagraphen beeinträchtigt werden, denn eine solche Politik würde zur Aus treibung eines UebelS, das nur bei gewissen Volksklassen besteht, dir Einführung eines Nebel», bez. einer Strafe für da« ganze Volk durch Einführung hemmender Gesetze verlangen. So traurig und gefährlich auch die sozialistischen Lehren und Ziele sind, und so sehr der heutige Staat und die ihn tragende bürgerliche Gesell schaft auch alle Ursache haben, mit fester Hand sozialrevolutionäre Uebergriffe zurückzuweisen, so bedenklich und schlimm wäre e» aber auch» den in harter wirthschaftlicher und sozialer Noth kämpfenden Arbeiter die Mittel zu verkümmern, ihre Löhne und damit ihre LebrnSbrdingungen zu verbessern. Reichsregierung und Reichstag, aber auch die praktische Staatskunst, wie sie in der öffentlichen Meinung und in der Presse, ferner im spzialen und geschäftlichen Leben in die Erscheinung tritt, muffen eben mit Mühe Und Ausdauer den schmalen, schwierigen Weg zu finden suchen, der die soziale Revolution, die in einem viertel de» deutschen Volke» gährt und brennt, mit gesetzlichen Mitteln eindämmen kann. Politische Welisch«. Der Familienbesuch Kaiser Wilhelm» am englischen Hofe hat nun doch noch einen hochpolitischen Anstrich erhalten. Rach glaubwürdigen Londoner Privatnachricbten sind der Kolonialminister Chamberlain, sowie der Finanzminister Balfour, welcher den unpäßlichen Premierminister Lord Salisbury in der obersten Leitung der politischen Geschäfte England» einst weilen vertritt, vom Kaiser in Schloß Windsor empfangen worden. Bei dem Empfange de» erstgenannten englischen Staatsmannes, der zur Zeit bekanntlich die einflußreichste Rolle im Kabinett von St. James spielt, ist, wie weiter versichert wird, auch der deutsche Botschafter in London, Graf Hatzfeldt, zugegen gewesen; nach einer anderen Version hätte der Kaiser vor seiner Herrn Chamberlain ertheilten Audienz eine Konferenz mit Bülow und Hatzfeldt abgehalten, woran sich dann eine Unterredung der beiden deutschen Diplomaten mit Mr. Chamberlain an gereiht haben soll. Jedenfalls darf eS wohl als feststehend gelten, daß in Schloß Windsor irgend- welche diplomatische Besprechungen unter Theil- nahme de« Kaisers vor sich gegangen sind, und bereits heißt eS, daß hierbei Kaiser Wilhelm in aller Form und im Namen der Großmächte der englischen Regierung die Vermittelung zur Herbeiführung des Frieden» in Südafrika ange boren habe. Da» mag zunächst nur Bermuthung sein, sie klingt indessen gerade nicht so unwahr scheinlich, zumal aus Südafrika selbst Anzeichen einer allmählich, wenn auch noch leise, einsetzrnden FriedenSströmung gemeldet werden; sicherlich würde aber die englische Reise Kaiser Wilhelm» trotz ihre» familiären Charakters ihren schönsten Abschluß erfahren, wenn hierbei dem erlauchten Herrscher die Erfüllung der ihm nachgesagten FriedenSmisston gelänge. — Am Freitag Nach mittag stattete Kaiser Wilhelm, begleitet vom Prinzen von Wales und dem Herzog von Connaught, dem Herzog und der Herzogin von Marbborough einen etwa dreistündigen Besuch in Schloß Blenheim ab. — Die kaiserlichen Majestäten gedenken am Dienstag von Port Viktoria, wohin bereits die Dacht „Hohenzolleru" und deren Begleitschiffe, der Panzer „Friedrich III." und der Kreuzer „Hela" von Portsmouth be ordert worden sind, au» die Heimfahrt Nach Deutschland anzutreten. Die sensationelle Nachricht, der Oberpräsident der Provinz Posen, v. Bitter, habe bei einem dem Erzbischof vr. v. StablenSki abgestatteten Besuche denselben im angeblichen Auftrage de» Kaisers zur Entfaltung einer eifrigeren Fürsorge für die deutschen Katholiken in Posen aufge- fordert, wird jetzt von der „Germania" al» eine blanke Erfindung bezeichnet. Ja Baiern haben bei den Gemeinderath», Wahlen die vereinigten Liberalen in den größeren Städten bi» jetzt gut „abgeschuitten", sie er hielten für ihre Kandidaten die Mehrheit z. v. in Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Haffau, Hof u. s. w. In Oesterreich wollen die Lechen mit aller Gewalt den Sturz de» Beamteommisterium» Clary, da« den Wenz«l»söhaen durch die hon ihm bewirkte Zurückziehung der deutschfeindlichen