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Bezirksauzeiger fiir Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. AmtSblMt da «gl. Amt-hmMimschaft, da Azl. Schuliis-eüi-u u. drs agl.HauptfteimmttS zu Bautzcu, suwie des «zl. AMS-crichts und des Stadtnahes zu Bischasswad». ßruOtackO, HOMtkkOtUMO und DOMlMIEU^O» und stet einschließlich der Sonnabend» rrscheine^en ^etlo- triMch«, V-an«»" viertrljShrlich 1 Mari vv Pf. Nummer der Zeitung-Preisliste SSS8. Ker»sP»«chft«IIe Mr. 88. Brfiellungm werden bet all« Postanstalten de« deutsch«» Reiche», sür Wschos-werd» und Umg«eud bet unseren ZettungSboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. DreI«»dfH«V»lOfte» Satz»»»»». Aufauata, welche tu diesem Blatte die weiteste Berbreitung smde«, w«ch« bi» Montag, Mittwoch und Freitag früh S Uhr amirnouunrn und kostet die dretaespaltru« TorpuSzrile 10 Pf., unter „Eingesandt* 20 Pf. Geringster Jusrratrnbetrag 2S Pf. — Emzrlne Nummer 10 Pf. Freitag, den 7. Juli 18SS, vor«, von 8 Uhr ab, sollen in Demitz-Lhumitz (Versammlungsort: Gastwirthschast von Beyer in Thumitz) L48 ^1. HPvtm, LS» H. LSm»»m«ckl», 187 8vlt»«»v»u>«», L I'«», «»gs»»«, 4VVV 8t. S M88«, « »«II»«», 1 »e»»I»Hr»xv», 1 8«I»IItt«ii, 1 »I«rr»pI»»r»1, L Mü««t*vI»w»mlL, L «IL»e»n«kr»i>8, 1 8»pw», IO Hrolu«, 88 81881«, 1 Hvtw18»«8»tt»v«>svi», L »Iltuleeirep»», 1 M»8I«m»Lmr«-8p^»i»t, S 7»t»I», L »w»»I«m«8t«w, 8 »Lu8«, H«8«>» »u,t«8«uS«u »Ivv »»8 1 ^«8«w »u»t«8vuS«u 1VI«««uvue8» gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 3. Juli 1899. » Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts daselbst. Wachtmstr. Gaupe. Der Kampf um die Macht in Frankreich. Die französische Republik gleicht noch immer einem großen, schmutzigen Augiasställe. Thurm hoch liegen die Hauken des moralischen und politischen UnrathS umher und verhindern die Bildung einer gesunden Luft, aber eS fehlt in Frankreich an einem Herkules der moralischen Großthat, um diesen Unrath zu beseitigen. Ge wissen Käfern gleich wühlen die leidenschaftliche» Parteikämpen in Frankreich vielmehr immer noch in dem Unrath herum, den ihnen die DreysuS- Angelegenheit beigebracht hat, und während de» bevorstehenden neuen DreyfuS-ProzesseS vor dem neu gebildeten. Kriegsgerichte zu Renne» erhofft man leider nicht von der Wahrheit und Gerech tigkeit, von der Humanität und dem von edler Nächstenliebe erfüllten uneigennützigen Patriotis mus eine Errettung Frankreichs von unerhörter Schande, sondern die Parteien schicken sich an, anläßlich dieser grausigen Affaire sich weiter zu zerfleischen und mit Schmutz zu bewerfen. Warum hat sich denn nun in Frankreich ein so ungeheuerliches Gebühren entwickelt? — Warum begeht man im Lande der Franzosen an Staat und der Gesellschaft, an Recht und Gesetz solche Missethaten und Schwächen, gegen die andere menschliche Perbrechen und Sünden, weil den Staat nicht bedrohend, fast als ein Kinder spiel erscheinen? Hinter der DreyfuS-Affäre und hinter den wütyenden Parteikämpfen der Fran zosen stecken offenbar ganz schlimme und ge wissenlose Ränke, die einen wegen der Wahl seiner Mittel ehrlosen Kampf um die Macht in Frankreich bedeuten. Man kämpft dort schon lange nicht mehr im öffentlichen Leben, im Par lament und in der Presse um das Staatswohl, sondern um die Staatskrippen, nicht um daS Recht, sondern um die Macht, und dies thun keineswegs nur die Gegner der Republik, sondern die Republikaner thun es in der Mehrheit auch selbst. DaS Staatsregiment in Frankreich hat seit Jahrhunderten ja ein weites Gewissen be sessen und eine böse Schule gemacht. Ludwig XIV. und Ludwig XIII. trieben ja die Frivolität in der Politik schon so weit, daß eben da» Land mit seinen reichen Hilfsquellen und die Bevölke rung mit ihrem Schweiße und Blute nur sür die Fröhnung ehrgeiziger und genußsüchtiger Leiden schaften am Hofe da waren. Die beiden Napo leon« waren im Grunde ihrer Politik nicht besser, sie unterschieden sich nur in der Wahl ihrer gleißenden Mittel nach dem Recepte des modernen EäsariSmus von dem entarteten Bourbonenkünigen. Die schwachen König«LudwigXVI., LudwigXVIII. und Karl X., sowie der geizige Louis Philippe haben in Frankreich auch keine gesündere Staat», moral schüfst« können, und die wiederholt orga. nistrte republikanische StaatSfor«, di« auch seit nun ftst SS Jahren in Frankreich die herrschende ist, Wt an Haupt und Gliedern eine tiefgehend« Pesorat in Wirklichkeit auch nicht durchzusetzen —-Aschen HW die bekannt« Plan- blik auf so schwachen und schlechten Füßen steht, daß sie leicht zusammenburzeln kann, wenn ein kaiserlicher oder königlicher Parteiführer oder ein tollkühner General ein muthigeS Wagniß unternehmen. Zum Glück für die französische Republik giebt eS aber in ganz Frankreich keinen gegnerischen Staatsmann oder Parteiführer, dem daS Volk große» Vertrauen entgegenbringt, und so wird man in Frankreich noch weiter mit bösen Leidenschaften, mit Giftpfeilen und Stinktöpfen um die Macht im Staate kämpfen. — Oder sollte der neue DreyfuSprozrß in Frankreich die Sonne wahrer Erkrnntniß leuchten lassen und eine innere Umkehr bringen?! — Wir be zweifeln e». Politische Wcltschan. Der Kaiser nahm auf seiner Dacht „Meteor" an der am Freitag stattgefundenen Wettfahrt Kiel-Travemünde Theil. Die Wettfahrt begann früh 7 Uht; um 11 Uhr Vormittags folgte die Kaiserin an Bord der „Hohenzollern" nach. Bon Travemünde aus begab sich der Kaiser nach Lübeck, wo er am Sonnabend eine Be gegnung mit dem Fürsten Herbert Bismarck hatte; die an diesen Umstand geknüpften Kombi nationen betreffs eines bevorstehenden Wieder eintrittes des Fürsten Herbert in den Reichs oder Staatsdienst werden indeß in unterrichteten Berliner Kreisen als gänzlich unbegründet be zeichnet. Den neuesten Dispositionen zufolge gedenkt Kaiser Wilhelm am Abend des 3. Juli seine NordlandSrrise anzutreten. Wir rücken nun allgemach unter die Herr schaft der sauren Gurke. Stiller und stiller wird eS auf dem Gebiete der inneren wie der äußeren Politik. Die Reichsboten haben bereits, nachdem der Reichstag mit dem Knall effekt der Berathung der Zuchthausvorlage seine erste Arbeitsperiode beendet. hatte, die Reichs hauptstadt verlassen und bald wird ihnen die Mehrzahl der preußischen Abgeordneten folgen, die jetzt noch in ihrem neuen Heim reinen Tisch machen, um dann im August die Entscheidung über die Kanalvorlage zu fällen. Heiß wird r» dort im August auf jeden Fall zugehen. Die Gegnerschaft gegen den Kanal hat sich offen sichtlich noch gestärkt und wird wohl durch den ablehnenden Standpunkt, den die Regierung gegen die Entschädigungsforderung in .den letzten Sitzungen der Kanalkommission gezeigt hat, noch weiter wachsen. Man spricht jetzt schon von einer möglichen Auf lösung des Abgeordnetenhauses. .Mehr als ein Schreckschuß wird dieses Gerücht allerdings nicht sein. TS darf wohl auch bezweifelt «erden, daß die Gegner de» Kanal» sich dadurch rinschüchtern lasten werden. Da» Geschick de» Kanal» sieht also znr Zeit recht düster an». In der Kanalkommission de» preußi schen LbasordaeteuhanseSwucheam Freitag in die Spezialberathung der Kompensation», fordern««» ringrtreten. Abgeordneter Gamp (freitoH.) Ermäßigung der Güter- WM «ad Vnbefferaüg der kkanalverbkwungen in den Üstüch« ßkovinzen. Der Antrag sand von anderen Seiten indeß nur laue Unterstützung, der CentrumSführrr vr. Lieber bekämpfte ihn sogar entschieden, ebenso verwarf denselben Minister Thielen; schließlich überwie» man den Antrag Gamp der Regierung als „Material". Den gleichen Beschluß faßte die Kommission hin sichtlich eine» Anträge» deS Grafen Strachwitz (Centr.), betr. die Anlegung von Schleppbahnen in Oberfchlesten und Verbilligung der Eisenbahn gütertarife sür diesen LandeStheil, während weitere Anträge des genannten Abgeordneten, die sich auf Einstellung der Forderungen von 25 Mill. Mk. zur Verbesserung der Wasser straßen zwischen Obrrschlesien und Berlin, event. von 2 Millionen Mk. für die Vorarbeiten hierzu, in die Vorlage abgrlehnt wurden. Da- gegen wurde ein Antrag de» Abgeordneten Stengel (freikons), 2 Millionen Mk. zu den Vorarbeiten für die Kanalistrung der mittleren und unteren Elbe zu bewilligen, mit 14 gegen 13 Stimmen genehmigt. Am Sonnabend setzte die Kommission diese Spezialdiskussion fort. — Während der FreitagSsitzung der Kanalkommission hatte der Finanzministrr vr. v. Miquel in einem Zimmer des Abgeordnetenhauses eine Unterredung mit dem Chef de» kaiserlichen CivilkabinrttS, vr. v. LucanuS. Man glaubt, daß dieselbe mit dem Stande der Kanalangelegen, heil zusammengehangen habe, zumal Herr von LucanuS alsbald nach dieser Unterredung nach Travemünde zum Kaiser reiste. DaS preußische Abgeordnetenhaus berieth am Freitag zunächst daS Ausführung», gesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch in dritter Lesung. Die Vorlage gelangte vorwiegend in der Fassung zweiter Lesung zur Annahme; die von der Kommission beschlossene,M'ündelsicherheit der Hypothekenpfandbriefe, welche schon in der Spezialberathung wieder aus dem Gesetz ent« fernt worden war, wurde in der dritten Lesung endgiltig abgelehnt, da die auf Wiederherstellung diese« Kommissionsbeschlusse» zielenden Anträge de« Centrum» und der Nationalliberalen von der au» beiden konservativen Fraktionen bestehenden Mehrheit verworfen wurden. Hierauf nahm da» HauS noch die CharsteitagSvorlage im Wesent lichen nach den Beschlüssen zweiter Lesung, sowie die.Ausführungsgesetze zur Grundbuchordnung und zur Civilprozeßordnung in dritter Lesung endgiltig an. Die sensationelle Angelegenheit in der Korrektur de» amtlichen Stenogramme» der bekannten Aeußerung de» Präsidenten Grafen Ballestrem gegenüber dem Abgeordneten Rösicke- Dessau in der Reichstagssitzung vom 21. Juni hat sich insofern aufgeklärt, al» ein Beamter de» Reichstage» al» Urheber der Korrektur ermittelt worden ist. Immerhin erscheint der seltsame Vorgang noch weiterer Aufklärung bedürftig. Di« coburgisch« Thronfolgesrage ist jetzt endlich »ach mancherlei «igeuthSuütchea Sendungen znr Entscheidung gelaugt. In der FreitaaSfidung de» »ach Goburg ewberufrnen gemeinschaftlichen Landtage» von Coburg-Gotha machte Staatbminister dop Streng« die ofsizM« Mittheiluug, daß der Herzog von Coaaaught