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Druck und Verlag von Friedrich May, redigirt unter Verantwortlichkeit von Emil May In Bischofswerda. Der sächsische Erzähle», «eite 10. Mann seinen Tod durch Sturz von einer Treppe. — Bei Dresden wurde die Leiche eines neuge borenen Mädchens aus der Elbe gezogen.—Die Leiche eines anderen neugeborenen Kindes fand man in einem Aborte zu Leipzig. — Der bei der vierten Elbbrücke verunglückte Arbeiter Schalke aus Kotta ist verschieden. — Der Schuhmacher Hoche in Mühlberg hat auf die Wirtschafterin Diecke drei Schüsse abgegeben und dann sich selbst gefährlich geschossen. — Der Gcschirrführer Uhlemann in Chemnitz sand bei Borna seinen Tod, indem er von eigenem Geschirr überfahren wurde. — Der Soldat Seifert und seine Braut wurden beim Tanz durch einen böhmischen Rauf bold durch Messerstiche mehrfach und schwer verletzt. — In Priestewitz wurde ein Bremser überfahre» und schwer verletzt. Es wurde ihm u. A. ein Bein abgefahren. — Durch Feuer wurde vernichtet die Scheune deS Maurers Loogk in Naundorf. — Ein Lehrer aus Nünchritz hat zu Leutwitz ein altgcrmanischeS, ca. 2000 Jahre altes Grab mit Urnen aufgedeckt. — Der Frauen verein zu Plauen i. V. hat zu einer Jubiläums stiftung (25jährige) 12,000 Mark gesammelt. — Der sächsische Lehrerverein hatte im letzten Rechnungsjahre 9472 Mk. 52 Pf. Einnahmen und 3710 Mark 62 Pf. Ausgaben. Der Baar bestand betrug 5761 Mark 90 Pf. — Der BrandversicherungSvercin sächsischer Lehrer hatte im vergangenen Rechnungsjahre 59,326 Mark 57 Pf. Einnahmen und 11,562 Mark 99 Pf. Ausgaben. Der Reservefond ist auf 90,820 Mk. 91 Pf. gewachsen. Die Gesellschaft hat 7452 Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 37,982,510 Mark. — 19 Steinkohlenwerke der Zwickauer Gegend haben einen Ertrag von 21,828,727 Mark (Werth) geliefert. — Die Erben der Frau Stadtrath Händel in Crimmit schau haben der Stadt zum Besten der Ge- meindcdiakonie zu einer „Antonie-Händelstistung" 15,000 Mark ausgezahlt. — In Chemnitz feierten am 22. Mai 7 Meister der Weberinnung das 50jährige Meisterjubiläum. — Das 50jährige Ehejubiläum feierte Privatus Bomlich in Dresden. — Der landwirthschaftliche Verein in Reichen bach i. V. feierte sein 50jährigeS Jubiläum des Bestehens. — (Seltene Hochzeitsfeste.) Der Bürger meister Loishalm von Breitenau in Baden führte an einem Tage seine vier Kinder, einen Sohn und drei Töchter, gleichzeitig zum Traualtar. — Eisleben, 24. Mai. Hier wurden gestern Abend zwei heftige Erdstöße verspürt. — Kassel, 25. Mai. Die Straßenkrawalle haben sich nicht mehr wiederholt, und die Arbeiter kreise erscheinen beruhigt. Es sind bislang 57 Verhaftungen erfolgt. — Memel, 25. Mai. Ein von Pillkoppen zum Fischfang auf die Ostsee gefahrenes Fischer boot kenterte infolge des hohen Seeganges. Die ganze Besatzung, aus 5 Fischern bestehend, sand den Tod in den Wellen. Drei der Ertrunkenen sind verheirathet und Familienväter. — Berlin, 25. Mai. Die Ursache der Explosion auf dem UebungSplatze der Luftschiffer- abtheilung ist bisher noch nicht festgestellt. Man nimmt an, daß eine eiserne Flasche, woün Wasser- stoffgaS unter hohem Druck eingeschlvssen, un dichtbar war, so daß das Gas entwich und sich mit der Luft zu Knallgas verband. In dem zerstörten Schuppen lagerten etwa 1000 solcher Flaschen. Große Eisentheile wurden 150 Meter weit geschleudert. Das Dach eines nahegelegenen Maschinenhauses ist an zwei Stellen durchge schlagen, ebenso der Gasmesser beschädigt. Auch ergab sich eine Beschädigung der übrigen Gebäude. Der Schaden wird auf 100,000 Mk. geschätzt. — Dir sch au, 25. Mai. In Fersenau wurde der Fischer PeplinSki, der in trunkenem Zustande seine Frau und Kinder mit einem Messer bedrohte, von der Frau mit einer Axt erschlagen. Die Frau hat sich der Behörde selbst gestellt. — Reichenberg i. B., 25. Mai. Die am 22. d. im Jsergebirge niedergegangenen Ge witter waren solche der schwersten Art und hatten den Verlust mehrerer Menschenleben im Gefolge, wie sie auch zahlreiche Brände verur sachten. In Kukan bei Gablonz erschlug der Blitz den Gürtlergehilfen Ad. Dreßler, in Wolesch- nitz bei Morchenstern schlug der Blitz in ein Gehöfte, tödtete daselbst zwei Männer und ein Kind und äscherte das Haus, sowie ein Nach bargebäude ein. In Morchenstern selbst schlug der Blitz in das HauS des Oekonomen Ullmann, auf dessen Dachboden acht italienische Bahn arbeiter wohnen. Dieselben wurden durch einen Blitzschlag stark betäubt, konnten aber sämmtlich ins Leben zurückgcrufen werden. Die Bewohner der unter dem Dachboden gelegenen Stube kamen mit dem bloßen Schrecken davon. In mehreren Ortschaften brannten infolge von Blitzschlägen Wirthschaften nieder. — Triest, 26. Mai. Heute Vorm. traf der Dampfer der ungarischen SchifffahrtSgesell- schäft Adria „Nagy-LajorS" mit 33 Passagieren und 285,000 Sack Kaffee aus Brasilien hier ein. Während der Ueberfahrt starben an Bord 4 Personen am gelben Fieber, nämlich der Kom mandant, der Maschinist, ein Heizer und ein Maschi- nen-Assistent. Ein Schiffskellner, der gleichfalls er- erkrankt war, ist wieder genesen. Der Dampfer wurde sofort nach St. Bartolomeo in Quaran täne gesandt. — Die französische Regierung strengt einen Prozeß gegen die Verwaltung der Chicagoer Weltausstellung an wegen Zahlung einer Schaden ersatzsumme von 500,000 FrcS. für die bei der Feuersbrunst in der Ausstellung geschädigten französischen Aussteller. - — Charleroi, 27. Mai. Durch Explosion schlagender Wetter sind heute Vormittag im Schachte IV bei Anderlues 6 Bergleute getödtet und 4 verletzt worden. — (Ein dreizehnjähriger Knabe als Dynamitattentäter.) Aus Rom wird unterm 27. d. M. gemeldet: Ein dreizehnjähriger Knabe, der wegen Schleuderns einer Dynamitbombe ver haftet worden sein soll, entpuppte sich angeblich als der Sohn des englischen Generalkonsuls. Der Knabe, der aus Dazwischentreten deS eng lischen Botschafters auf freien Fuß gesetzt ist, verweigert jede Auskunft über den Beweggrund zur That. — (34Häufer abgebrannt.) In Meinerz hagen im Sauerland sind 34 Häuser abgebrannt. DieFeuersbrunst ist durch Flugfeuer einer Schmiede entstanden. — Warschau, 27. Mai. Die Stadt Orscha ist niedergebrannt. 600 Wohnhäuser und zwei Kirchen sind vernichtet. — New-Jork, 26. Mai. Es bestätigt sich, daß 11 Arbeiter in dem Bergwerk in Colorado durck die von den Streikenden veranlaßte Explosion getödtet wurden. Vermischtes. — (Widerlegung.) Vor einigerZeit ging durch verschiedene Blätter die von gewissen Blättern tendenziös auSgebeutete, von unS nicht erwähnte Mittheilung, daß sämmtliche Kinder unseres Kaiserhauses nicht geimpft seien. Da raus wandte sich der SanitätSrath vr. Schenk in Stadt-Sulza (Sachsen-Weimar) in seiner Eigenschaft als großherzoglicher Jmpsarzt an das Oberhofmarschallamt in Berlin mit der Bitte um Aufklärung. Am 19. Mai erhielt er folgende Antwort: „Der Inhalt deS Schreibens nebst Beilage, welches Euer Wohlgeboren unterm 15. März d. I. an das königl. Oberhofmarschall amt eingereicht haben, ist auf dem Vortragswege Sr. Maj. dem Kaiser zur Kenntniß gebracht. In Anerkennung der Gründe, welche die bezügliche Anfrage veranlaßt haben, bin ich beauftragt, zu bestätigen, daß die sämmtlichen kaiserl. Kinder der vorschriftSmäßigenJmpsung unterzogen worden sind, und stelle Euer Wohlgeboren Ermessen an heim, von dem gegebenen Bescheid Gebrauch zu machen, wenn Allgemeininteressen es erfordern sollten. Mit vorzüglicher Hochachtung und Er gebenheit vr. Leuthold, Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs". — (Warnung!) Eine brasilianische Ge sellschaft sucht gegenwärtig für ihre daselbst be- legenen Webereien unter scheinbar günstigen Bedingungen deutsche Weber zu engagiren. ES werden z. B. einer Arbeiterin 32 Mk. Wochen lohn, freie Hinfahrt und nach zweijährigem Auf enthalt freie Rückfahrt zugesichert. Ferner wird eine Wohnung von drei Zimmern und Küche versprochen. Den Arbeitern muß aber in ihrem eigenen Interesse angerathen werden, den locken den Anerbietungen mit äußerster Vorsicht zu be gegnen. Der Kontrakt enthält, wie der Konfek tionär mittheilt, verschiedene Klauseln, welche der Gesellschaft das Recht geben, die Arbeiter stets sofort zu entlassen, ohne irgend welche Entschä digung, während sich die Arbeiter durch Unter schrift des Kontrakts durch zwei volle Jahre ihrer Freiheit begeben. — Die verkrachte sozialdemokratische Pro- duktiv-GenossenschaftSbäckerei in Berlin, die im vorigen Monat in Konkurs gerieth, wird nach Prüfung der Masse, die auf 500 Mk. gewerthet wird, an die Mitglieder ganze 3 Proz. ihrer bisherigen Einlagen auSzahle» können I von bestens unterrichteter Seite folgenden aus führlichen Bericht: „Der Postassistent Großpötzsch vom Bahnpostamt 21 in Leipzig, welcher am 23. Mai dienstlich bis Markt-Redwitz, einer Station hinter Hof, gefahren war, hatte am Nachmittag desselben TageS einen Spaziergang nach Alexanderbad unternommen und war da selbst im Hotel Weber eingekehrt. Kaum war er in die Gaststube eingetreren, als ein Geschirr vor dem Hotel anhielt, dem, der 160,000 Mark- Mann Ullrich entstieg, um sich vor der Fahrt nach der Louisenburg in jener Gaststube gleich falls zu stärken. Ullrich war aus dem blond gelockten Jüngling ein kurzgeschorener junger Mann mit SchönheitS-Pflaster im Gesicht ge worden. Der Bahnpostassistent, welcher früher mit Ullrich auf Postamt 2 daselbst beschäftigt gewesen war, zweifelte infolge der vorgenommcnen Veränderungen zunächst, Ullrich wirklich vor sich zu haben, erkannte ihn aber bald an der Stimme. Sofort ein Telegramm um polizeiliche Hilfe nach Wunsiedel absenden, sowie den Wirth des Gast hofes und einige Gäste für den Nothfall von der Sachlage benachrichtigen, war eins. Um Ullrich länger, in der Gaststube zu bannen, wurden von zarter Hand verschiedene Stücke auf dem Clavier zum Besten gegeben. Endlich nach bangen 2 Stunden kamen 2 GenSdarme an. Der Bahnpostassistent schritt jetzt auf Ull rich zu und stellte ihn den GenSdarmen als den flüchtigen Ullrich aus Leipzig vor. Ullrich ließ sich jedoch nicht verblüffen, stellte in aller Ruhe in Abrede, der gesuchte Ullrich zu sein, stellte sich als Vergnügungsreisender von Fink aus Berlin vor und verbat sich schließlich sogar ener gisch alle weiteren Belästigungen. Da der Leip ziger Bahnpostbeamte aber seine Rekognition aus das Bestimmteste aufrecht erhielt, wurden dem „Herrn von Fink" seitens der GenSdarmen die Legitimationspapiere abgefordert, ein Verlangen, dem der Herr beim besten Willen nicht entsprechen konnte. Jetzt schritt der Polizeibeamte, dem bei dem Verdächtigen die übermäßige Rundung der Brust ausfiel, zu einer Leibesvisitation und holte unter der Weste ein um den Leib gelegtes Hand tuch hervor, in dem 90,000 Mark sich einge wickelt vorfanden. Ein Griff deS Ullrich nach einer seiner Seitentaschen wurde verhindert, dafür aber derselben ein geladener Revolver entnommen. Jetzt endlich gab der „Herr von Fink" zu, der flüchtige Ullrich zu sein. In dem von Ullrich mitgeführten Rcisetäschchen wurden gegen 70,000 Mark gefunden. Im Ganzen sollen sich gegen 160,000 Mark baar und 7000 Mark in Wechseln vorgefunden haben. Nach Bezahlung des Ge schirres, mit dem Ullrich 3 Tage von Eger aus gefahren war, begab sich das vierblätterige Klee blatt auf den Weg gen Wunsiedel, wo der „Herr von Fink" höflichst eingeladen wurde, sich an einem ruhigen und sicheren Orte von den Anstrengungen seiner Vergnügungsreise zu erholen". Eine Hochstaplerin erster Gattung, die 1865 in Räcknitz bei Dresden als Tochter eines Post unterbeamten geborene Marie Martha Hösel, verehelichte von Holzhausen, stand am 23. d. M. vor dem königlichen Landgericht Leipzig. Im Seebade Kolberg lernte die H. die Familie des Premierlieutenants v. B. (Berlin) kennen, durch welche sie dem heirathölustigen Rittergutsbesitzer von Holzhausen auf Sternburg vorgestellt wurde. Um diesen, der nur eine reiche Frau haben wollte, ehelichen zu können, schwindelte sie v. B. vor, daß sie eine Erbschaft von 360,000 Mark zu erwarten habe, upd erhielt darauf von diesem ein Darlehn in Höhe von 75,000 Mark. Davon brachte sie ungefähr 60,000 Mark mit in die Ehe, welche infolge der Unmöglichkeit weiterer Geldbeschaffung durch Frau von H. eine un glückliche war und auSeinanderaing. In Leipzig betrog die v. H., die sich mit oem romanhaften Schleier zu umgeben verstand, sie sei Hüterin eines zärtlichen nicht ohne Folgen gebliebenen Geheimnisses zwischen der Baronesse von Roth schild und einem deutschen Prinzen, die Instituts vorsteherin E. um 12,000 Mark, einen Todten- gräber um 20,000 Mark und den Bankier G. um nahezu 5700 Mark. Die Strafkammer II warf sechs Jahre Gefängniß aus. Der sächsische Stenographenbund hält am 1. Juli d. I. in Zwickau seine Jahresver sammlung ab. Der Zwickauer Stenographen bund hat für Empfang u. s. w. der Gäste einen Festausschuß niedergesetzt. Ertrunken sind: Ein Privatus aus Pirna (seine Leiche wurde in Dresden aus der Elbe gezogen); der Töpfer Neubert in Olbernhau; die Wittwe des Prof. Or. Sonnenkalb in Leipzig; «in IbjährigeS Dienstmädchen bei Leipzig. — In Chemnitz fand ein unbekannter ca. 50jähriger