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Druck und Verlag von Friedrich Moy, rrdigirt unter Bkrantwortlichkit von Emil May in BischosSwrrda^ Vermischtes — Welchen Schaden ein Krieg an dem westlichen Ende deS Bahnhofes Langen dreer (rheinisch) die Lokomotive des einfahrcndrn Personenzuges 26b, anscheinend Lurch Entgleisung und Ablenkung in einer Welche dem aus dem andern Hauptgeleise ausfahrenden Personenzuge 268 in die Seite. Hierbei entgleisten 6 Per sonenwagen und wurden theilweise zertrümmert. Eine Frau und 2 Kinder aus Speldorf wurden getödtet, fünfzehn Reisende leicht verletzt. Der Personenverkehr wurde bis 1 Uhr Nachmittags durch Umsteigen vermittelt. Die Hauptgeleise werden bis zum Abend wieder fahrbar sein. Bezüglich der etwaigen Schuldfrage ist sofort die Untersuchung eingeleitet. — Mohrungen, Reg.-Bez. Königsberg, 21. April. Im Kirchdorse Sonnenborn entstand nach einer Kontrolversammlung eine große Schlägerei, in der die Gendarmen blank zogen. Ein Mann blieb todt- auf dem Platze. Der Gemeindevorsteher und ein Gastwirth wurden schwer, mehrere andere Personen leicht verwundet. — (Die Trockenheit in Italien.) Aus Venedig wird vom 19. d. M. berichtet: Bei uns in Venetien hat eS seit zwei Monaten keinen Tropfen mehr geregnet; die Ernte ist dadurch ernstlich gefährdet. Die vielerlei Gemüse, welche um diese Zeit des Jahres die Hauptnahrung der ärmeren Klassen bilden, fehlen in diesem Jahre gänzlich oder sind doch unverhältnißmäßig hoch im Preise. Der Wasserstand der Flüsse ist ein überaus niedriger, beispielsweise stehen im Vicenzanischen die meisten Mühlen stille und andere durch Wasserkraft getriebenen Jndustrie- EtablissementS sind gleichfalls zum Stillstand gezwungen. In den südlichen Provinzen des Landes, wo der Boden an und für sich größere Trockenheit verträgt, herrschen dieselben Klagen. In Sicilien, auf Sardinien und in der neapoli tanischen Provinz werden zur Zeit große Bitt gänge um Regen veranstaltet. Unterdessen be strahlt die Sonne mit ungebrochener Kraft jeden neuen Morgen zum Vergnügen der eben massen haft auf der Halbinsel weilenden Touristen. — (Ucberschwemmungen in Austra lien.) Welche ungeheure Regenmassen in Austra lien niedcrgingen, kann man aus Berichten des Regierungsmeteorologen zu Brisbane entnehmen, demzufolge in dieser Stadt am 30. Januar 274, am 1. Februar bO9, am 2. Februar 907, am 3. Februar 273 mm Regen fielen. Sonach fiel dort an einem einzigen Tage (dem 2. Februar) soviel Regen als durchschnittlich an einem Orte Norddentschlands in l'/i Jahren. Die Ostküste Australiens zeichnet sich überhaupt dadurch aus, daß dort von Zeit zu Zeit ungeheuer große Regenmassen an einem Tage niederfallen. Diese wolkenbruchartigen Regen pflegen in heftigen Güssen herabzustürzen, und es kommt vor, daß dann innerhalb 24 Stunden der vierte oder fünfte Thei! der gesammten jährlichen Regen menge niederfällt. Diesen Verhältnissen entspricht das plötzliche Anwachsen der Flüsse. Sostieaam 22. März 1806 der Hawkcsbury River bei Windsor in wenigen Stunden um 29 m über seinen tiefsten Stand. Eingesandt. — „Die Oberbaierische Sänger- und Jodler-Gesellschaft, bestehend aus vier Damen und drei Herren, welche in ihrem National-Kostüm auftritt und unter Direktion des Herrn W. Schau mann steht, veranstaltet aus vielseitigen Wunsch Donnerstag, den 27. d., im Saale des Hofge- richtS in Neukirch ein großes National« Konzert, auf welches wir alle Freunde ernster und heiterer Lieder besonders aufmerksam machen. Ueber die Leistungen dieser Gesellschaft entnehmen wir den „Zitt. Nachr." Folgendes: Das Konzert der Oberbaierischen Gebirgssänger im Saale des Restaurants „Stadt-London" erfreute sich am Sonntag eines recht guten Besuchs und wurden die einzelnen anSgeführten Nummern des sehr reichhaltigen Programms recht beifällig aufge« noMmen. Besonders erwähnenSwerth waren da» Baßsolo: „Gruß an'S deutsche Vaterland" und die beliebten, von Herrn „Michl" (Loppitsch) vorgetragenen Lieder für Tenor: „Ich liebe dich" und „Holde Milka", welch' letztere beiden besonders stürmisch äa oaxo verlangt würben. Eines gleichen Beifalls erfreuten sich die Chor lieder, welche reich an Jodlern und voll urwüchsi gen bairischen Humors waren. ES sei hiermit aui die wirklich guten Kräfte der Gesellschaft, welche in Herrn „Michl" einen vorzüglichen Tenoristen und Solosänger besitzt, besonders auf merksam gemacht. Ein genußretcher Abend steht somit in Aussicht." dort abzüsetzendcn Maaren zu untetrichten um ihre Absatzgebiete zu erweitern. Der Verein Sächsischer Gemeindebeamter zählte am Ende vorigen Monats 2451 Mit glieder; die Begräbnißkasse dieses Vereins zur nämlichen Zeit 1221 Versicherte mit 267,900 Mk. Versicherungssumme. Im abgelaufenen Vierteljahre waren 10 Versicherte ausgeschieden. Im abgelaufenen Geschäftsjahre traten 113 neue Mitglieder mit 24,400 Mk. VersicherungLkapital zu, während 20 Mitglieder, darunter 12 durch Tod, auSschiedcn. Als am Mittwoch Morgen der Wirthschasts« besitzer K. in Porschendors ans seinen Kar toffelacker kam, um die am vorigen Tage mit Stalldünger gefüllten Furchen mit Kartoffeln zu belegen, sand er in einer Furche fünf kleine Häschen, nur ganz lose zugedeckt. Die alte Häsin ließ sich aus Furcht nur dann und wann in der Ferne sehen. In der Nacht aber war sie bei ihren Jungen gewesen, denn man fand am Morgen dieselben ganz sorglich zugedeckt. Löbtau. Die „Ahlwardtstratze" hat in Löbtau keinen langen Bestand gehabt; durch Gemeinderathsbeschluß wurde am Mittwoch eine abermalige Umläufe vorgenommeu, so daß sie nun endgittig „Gohliser Straße" heißt. Todt oufgesunden wurden: ein 42jähr. Markthelser in Liudenau bei Leipzig; ein Haus diener in Chemnitz; ein Zigarrenmacher aus Plaueu in Leipzig; der Schneider Müller in Großenhain; ein 20jährigeS Dienstmädchen in einem Teiche bei Chemnitz; ein Anstreicher in Annaberg. — Der Maurer Klinger in Terpitz bei Oschatz, der den Italiener Frattc ermordet haben sollte und nach 4monatlicher Untersuchungs haft frei gegeben wurde, hat sich das Leben ge nommen. — Aus der Stadtkirche zu Mügeln bei Oschatz wurden zwei Altarleuchtcr gestohlen. — Im deutschen Reiche giebt eö 428 Gymnasien, 322 Realschulen verschiedener Art und 107 höhere Bürgerschulen. — Die Vereinigten Eschen- bach'schen Werke (Aktiengesellschaft) in Dresden gaben 1892 einen Reingewinn von 467,567 Mk. und konnte eine Dividende von 12 o/o gewährt werde». — Im Herzogthum Braunschweig waren nach der letzten Statistik in einem Jahre 609 Hektar Land mit Spargel bepflanzt. Nach Ab zug vou 324 Mk. Betriebskosten pro Hektar blieb ein Gewinn von 526 Mk. — Durch Feuer wurden vernichtet: 30 Wohn- und WirthschaftS- gcbäude in Ober-Sliwno bei Jungbunzlau, dabei kamen leider 4 Kinder um'S Leben, auch erlitten 2 Personen schwere, 8—10 leichtere Brandver letzungen. — Lehrer Schalow in Stettin feierte das 50jährige Amtsjubiläum. — Der Geschäfts führer Hainichen (bei Teubner) in Dresden feierte das 50jährige BerufSjubiläum. einem Lande bringt, in welchem die KriegSfürie ent fesselt wird, sieht man genugsam aus nur wenigen Zahle». 1807 gingen allein in Ostpreußen 85,750 Pferde, 228,850 Stück Rindvieh und je 300,000 Schafe und Schweine im Werthe von 23 Mill. Thalern zu Grunde. 1812 und 1813 verlor Ostpreußen wieder 104,000 Pferde, 150,000 Rinder und 400,000 Schafe und Schweine. 1809 wurden überdies 400,000 Morgen Land weniger besäet als 1806. — (Frau Stöcker beim jüdischen Arzte.) Die „StaatSbürger-Zeitung" erzählt folgende Geschichte: Eine Berliner Dame konsul- tirt einen jüdische« Spezialarzt, der sie außer ordentlich liebenswürdig empfängt und sich über die einzelnen KrankheitSerschrinungen Mittheilung machen läßt. Nachdem dies geschehen, fragt er: „Mit wem habe ich die Ehre? „Frau Stöcker!" war die Antwort, woraus er in recht barschem Tone erwiderte: „Dann kann ich Sie nicht be handeln!" Die Dame ist zwar mit dem Hof prediger Stöcker, den der Arzt hierbei wohl im Auge gehabt haben dürfte, nicht verwandt; aber sie vermied es, eine Aufklärung darüber zu^eben, weil sie sofort das Vertrauen zu einem Manne verloren hatte, der die Parteisache höher stellte, als seine ärztliche Pflicht. — Lübek, 22. April. Ein heute aus dem Gefängniß entlassener Glasergeselle kam am Nach mittag wegen einer Unterstützung zu demGefäng- nißgelstlichen und gab auf denselben 5 Revolver schüsse ab. Der Geistliche wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Der Attentäter wurde verhaftet. — Essen a. d. Ruhr, 22. April. Das königl. Eisenbahn-BetriebSamt Essen macht be« könnt: Heute Vormittag 8 Uhr 16 Min. fuhr "i» ' ' ' Dn- ftchMch« »«W«. > ... —,4. i sogen, große' Kdnig Spar ade vollzog sich zwischen 1 und 2 Uhr, bei herrlichster, allerdings — trotz tüchtigen Sprengens des über 100,000 O-w großen verzier- und Paradeplatzes - sehr staubiger Witterung. Das Kommando der Parade führte Stadtkommandant General von Zeschau. Aufgestellt waren das Kadettenkorps, das Pionierbataillon, die Jägerbataillonr Nr. 12 und 13 (Freiberger und Dresdner Garnison), die Grenadier-Regimenter Nr. 100 und 101, das Schützen-Regim. Nr. 108, zusammen 12 Bataillone Infanterie, das Gardereiter-Regiment, das Königin Husaren-Regiment (Garnison Großenhain), daß Feldartillerie-Regiment Nr. 12 in 12 Batte rien, das Trainbataillon Nr. 12 in 4 Kolonnen, die gesammten Truppen in 2 Treffen. Pünktlich um 1 Uhr fuhren die königlichen Wagen mit Ihrer Majestät der Königin und Ihrer Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde, sowie mehrerer sürst- uchen Damen aus dem Festplatz ein. Als Se. Majestät zu Pferde nahte, erschollen von Nord westen her (Ausstellungsplatz an der Heerstraße zunächst der Königsbrücker Straße und Karola- brücke) von einer kombinirten Batterie des Artillerie-Regiments Nr. 12, die Salutschüsse, 101 an der Zahl, die Truppen präsentirten, die Musikkorps bliesen zur Begrüßung. Sc. Königl. Hoheit Feldmarschall Prinz Georg salntirte dem Königlichen Bruder. Umschau und Defilircn der Korps erfolgte in der üblichen Weise. Die Parade verlief ausgezeichnet. Die Prinzen des Königshauses thaten ihren Dienst vor und in der Front. Da die Truppen schon um 11 Uhr anzutreten hatten, so konnten die Mannschaften erst gegen 2 Uhr ihr Mittagsmahl mit Menage zuschuß einnehmen. Der Nachmittag brachte noch Freibier und Zigarren. Abends zeigten sich die öffentlichen Plätze festlich durch GaS- kandrlaber und GaSfackeln erleuchtet, auch viele größere Etablissements erglänzten in geschmack vollen JlluminationSdekorationen bei wahrem KöniaSwetter. Augustusbad bei Radeberg, 18. April. Beim Herannahen der Badcsaison seien Kranke, Erholung-- und Ruhebedürftige auf die Heilkraft deS AugustuSbadeS, daS unter Sachsens Kur orten wohl mit in erster Reihe steht, hingewiesen. Die fünf Eisenquellen des Bades, die zum Trinken und Baden dienen, sind von heilsamem Einflüsse bei allgemeinen Schwächezuständcn, Blutarmuth, Skrophulose, Bleichsucht, RhachitiS und den ver schiedenartigsten Frauenkrankheiten. Durch die Moorbäder werden vorzügliche Heilerfolge erzielt bei Rheumatismus, Gicht, chronischen Gelenk- affektionen, Ischias, Neuralgien, Lähmungen, Anschwellungen in den Unterleibsorganen und den Sexualkrankheiten der Frauen. Durch die zum Bade gehörige Wasserheilanstalt ist für eine große Reihe von Nervenleiden und Erschöpfungs- ruständen ein reicher Schatz von Heilmitteln ge boten. Dabei ist von wesentlichstem Einflüsse aus den Kurerfolg die windgeschützte Lage des OrtrS in einem daS lieblichste Gemisch von Laub und Nadelholz enthaltenden Waldparke, die milde ozonreiche Waldluft, die schönen Anlagen und Promenadenwege, die in großer Anzahl vorhandenen paffenden Wohnungen und die gute Bewirthung in geräumigen Restaurants. Ein ausführlicher Prospekt, welcher durch die Badedirektion gratis und franko versendet wird, ertheilt über Lage und Umgebung, Verbindung, Bäder und Kur mittel des AugustusbadcS Auskunft. Lo schwitz. Der gesammte dreimalige An strich unserer neuen Elbbrücke kostet rund 57,000 Mark. Der letzte Anstrich, mit dem man eben begonnen, wird im hellblauen Farbentone aus geführt. — Neuerdings hört man, daß die Dampfschifffahrts-Gesellschaft auch nach Fertig stellung und Einweihung der Brücke die Dampf fähre im Betrieb erhalten wird, und soll das Fährgeld, besonders im Abonnement, billiger werden al» das Brückengeld. Der augenblicklich schwebende schweizerisch französische Zollkrieg dürfte Gelegenheit bieten, dem deutschen Handel in der Süd-Schweiz neue wiöhtige Absatzgebiete zu eröffnen. Das vom Reichsamt des Innern herausgegebene „Deutsche Handels-Archiv" (Verlag der königlichen Hof buchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn) in Berlin empfiehlt in dem soeben erschienenen April hefte, schleunigst jenes Gebiet bereisen zu lassen und zählt eine große Anzahl Maaren auf, für die unter chen augenblicklichen Verhältnissen ein großer Absatz zu erwarten ist; so für Textilwaaren, Zucker, Wein u. f. w. Bon österreichischer Seite sind bereits, wie das „Handels-Archiv" erwähnt, Musterlager zu Zürich ins Leben gerufen. Den deutschen Fabrikanten ist daher nur dringend zu empfehlen, sich schnellsten» eingehend über die