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OG.' > - Der sächsische Erzähler. Seite ». IGPA^., . . Ortskrankenkasse zu Putzkau. Sonntag, den 23. April 18S3, Nachmittags L Uhr, im Erbgericht daselbst, wozu alle Kassenmitglieder, welche großjährig und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind, sowie deren Herren Arbeitgeber hierdurch eingeladew »erden. Schluß der Präsenzliste Uhr. Tagesordnung: 1) Vorlegung der JahreSrechnung 1892. 2) Etwaige Anträge. Or»»I Vorsitzender. Bekanntmachung. Die nächste Generalversammlung der Ortskrankenkasse sür Groß- nnd Kleindrebnitz findet Sonntag, de« 23. April d. I., Nachmittags 5 Uhr, im Erbgericht zu Großdrebnitz, statt, wozu alle stimmberechtigten Kassenmitglieder und deren Arbeitgeber hiermit eingeladen werden. Tages-Ordnung: 1) Ablegung der JahreSrechnung von 1892. 2) Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Arbeitnehmer. 3) Geschäftliches. Großdrebnitz, den 13. April 1893. ^«8 Vorsitzender. Montag, den 24. April 1893, «M- Viehmarkt in Bischofswerda. -W« Wie stehen die einzelnen Parteien der Auflösung des Reichstages gegenüber. Diese Frage beantwortete der ReichStagsab- geordnete Liebermann von Sonnenberg in einer in Hainichen gehaltenen Rede dahin: Die Sozialdemokratie wird nichts verlieren, sie gewinnt wahrscheinlich. In Bezug auf ihre Stimmcnzahl ist diese Partei nahezu an der Grenze angclangt, die sie überhaupt in Deutsch land erreichen kann. Kaum kann sich dieselbe noch aus anderen Stände» rekrutiren. Hand werker, Landwirth und kleiner Kaufmann wehren sich jetzt gegen die Sozialdemokratie, sie schließen sich der gewaltigen Bewegung des Antisemitismus an, die bestrebt ist, eine Abhilfe sür die berech tigte Unzufriedenheit zu schaffen. Die Sozial demokratie wird weniger an Stimmen, vielleicht aber an Wahlkreisen bez. Sitzen gewinnen. Die dentschfreisinnige Partei betreibt die Auf lösung, aber es ist ihr nicht wohl dabei, sie be fürchtet, Wahlkreise an die Sozialdemokratie und an die Antisemiten zu verlieren. Doch hat diese Partei «judenmäßig" viel Geld, um sich damit Vortheile zu verschaffen. Die Nation al - tiberale Partei wird sehr trübe Erfahrungen bei den Neuwahlen machen. Sie möchte eS weder mit den Sozialdemokraten, noch mit den Antisemiten verderben, aber auch von den Juden hat sie nichts mehr zu erwarten, weil sie nicht gewillt ist, weiter deren Lied zu singen, obschon sie ihr Brot ißt. Solche „halbe Menschen" kann unsere furchtbar ernste und schwere Zeit nicht gebrauchen. In demselben Topfe mit den National-Liberalen steckt die sogenannte „Reichs- partei" oder die freikonservative Partei, die wesentlich zusammengeschmolzen ist. DaS „Zentrum" oder die katholische Partei hat ihre große Stärke immer bewährt und ist durch gut disziplinirte Elemente außerordentlich ge schickt geleitet worden. Doch der Geist der neuen Zeit macht sich auch neuerdings im Zen trum bemerkbar. Die Wahl FußangelS, der im Ruse steht, ein ganz klein wenig „antisemitisch" angehaucht zu sein, hat ihnen nicht gefallen. Die Zahl derer im Zentrum, die antisemitische Forderungen gegenüber der Uebermacht des JudenthumS stellen, mehren sich. In den Zen- IrumSwahlkreisen findet sich durchaus dieselbe antisemitische Stimmung, wie in den deutschen evangelischen Wahlkreisen. Die konservative Partei kann den Wahlen ruhig entaegensrhen, sie hat ja die Hauptforderungen deS Antisemitis mus in ihr Programm ausgenommen, und das wird ihnen bei den Wahlen sehr zu statten kommen. Die antisemitische Partei, als ein ganze» genommen, hat keine Ursache, sich vor den Mahlen zu fürchten, sie wird in Bälde im Reichstage eine Fraktion der vereinigten Anti semiten bilden und selbständig arbeiten können. Unter Führung des Herrn Rickert aus Putzig hat sich die „Judenschutztruppe" gebildet, eine ei- genthümliche Erscheinung unserer Zeit. Sie ist ein Verein meist jüdischer oder doch mit dem Judenthume in engsten Beziehungen stehender Männer und in Wort und Schrift der antisemi tischen Partei cntgcgengetreten. Doch durch die Machination ihrer Gegner hat die antisemitische Partei ganz bedeutend gewonnen und freut sich ihres Lebens trotz des öfteren „TodtsagcnS" von gegnerischer Seite. Daran «»knüpfend, besprach Redner ausführlich die letzten „Ahlwardtfälle". Ahlwardt hat zwar große, unleugbare Uebel- stände — Manchs, Hermes, Bleichröder u. a. — ausgedeckt und gezeigt, wie sehr wir eine ge wisse Umformung gewisser Zustände gewaltig anstrcben müssen, doch hat daS ihm gereichte schwerverdaulichc Lorbcergemüse auch ihm geschadet und ihn zu kühn gemacht. Ungcschadet der von Ahlwardt auf „eigene Rechnung und Gefahr" aufgestellten Behauptungen wird der Antisemi tismus seinen Siegeslauf fortjetzen. Unter wel chen Gesichtspunkten müssen sich nun die Reichs- togswahlen vollziehen? In Form eines organischen Kartells sollen sich alle diejenigen zusammenthun, welche die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Uebermacht des JudenthumS in Deutschland gebrochen werden muß. Die Wahlen werden sich vollziehen unter dem Zeichen der so berechtigten Handwerker- und Agrarierbewegung, nnd eS ist herz lich zu wünschen, daß gerade diese Stände, auf denen daS Wohl des Staates mitberuht, geeignete Vertreter im Parlament bekommen. Wenn sich die Wahlen so vollziehen, dann wird ein Reichs tag entstehen, der fähig ist, mit den furchtbaren Uebelständen aufzuräumen und den einzelnen Ständen ein von dem nagenden Wurme des Ju- denthums freies Dasein zu sichern. An jedem Vaterlandsfreunde ist es, bei den Wahlen seine volle Schuldigkeit zu thun und in jeder Partei den schweren, ernsten Fragen unserer Zeit die ge bührende Beachtung zu schenken. Noch möge man sich selbst im Hause, in der Familie durch gute Zeitungen in rechter und geeigneter Weise beeinflussen und bei der Wahl bestimmen lassen. Deutsches Reich. Ihre Majestät die Königin traf am Donners tag Vormittag 9 Uhr 50 Minuten mit dem fahrplan mäßigen Schnellzuge in Begleitung der Frau Oberhofmeisterin von Pflugk und des Ober- hofmeisterS von Watzdorf auf dem Bahnhose in Freiberg ein. Zur Begrüßung hatten sich Amt-Hauptmann Vr. Haberkorn, Bürgermeister vr. Böhme und Frau Pastor Walter eingefunden. DaS zahlreich erschienene Publikum empfing die höhe Frau mit lebhaften Hochrufen. Nach der Begrüßung Ihrer Majestät seitens der genannten Herren fuhr die Königin durch die im reichen Flaggen- und Fahnenschmuck prangende Stadt nach der Kochschule und verweilte dort nahezu eine Stunde. Von hier aus fuhr Ihre Majestät nach dem Dom und besichtigte eingehend die ausgebesserten und veränderten Abtheilungen des stolzen Baues. Um 11 Uhr traf die Königin im Rathhause ein und betrat alsdann de» Saal, um dem Festakt»- des AlbertzweigvereinS an läßlich seines 25jährigen Jubiläums beizuwohnen.. Bürgermeister vr. Böhme hielt die Festrede,, und Namens des Hauptvereins sprach Privatus v. Winkler auS Dresden. Nach Schluß des AktuS begab sich Ihre Majestät nach dem städtischen Krankenhaus und verweilte daselbst längere Zeit. Um 1 Uhr traf die hohe Frau wieder aus dem Bahnhofe ein, auf dem sich die zur Begrüßung anwesenden Herren und Fran Pastor Walter wieder eingefunden hatten. Unter lebhaften Hochrufen fuhr Ihre Majestät nach Dresden zurück, woselbst 2 Uhr 18 Minuten die Ankunft erfolgte. Ihre Kgl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Friedrich August unternahmen am Donnerstag mit ihrem Söhnchen, Prinzen Georg, eine Wagenfahrt nach Wachwitz, woselbst Ihre Königl. Hoheiten nächsten Monat die Sommerresidenz wieder aufschlagen werden. Mit den hohen Herrschaften hatten in gemeinsamem Wagen die Amme und Kinderfrau des jüngsten Wettiner Sprossen Platz genommen. Die hohen Ausflügler boten daS Bild glücklichsten Familienlebens. Im offenen Wagen ward die Fahrt zurückgelegt, so daß zahlreiches Publikum Zeuge deS großen Elternglückes war. Mit Genehmigung Sr.Majestät deS Königs ist vom laufenden Monat April ab der zeit- herige Kommandeur deS Landwehrbezirks Zwickau, Oberst z. D. Curt Hellmuth Fritz v. Seydcwitz,. al» Vorstand der Bad-Direktion zu Bad Elster mit dem Dienstprädjkate „Bade-Kommissar" an gestellt worden. Der Generaladjutant und General der Ka vallerie z. D. v. Carlowitz wird sich im Aller höchsten Auftrage des Königs nach Rom begeben, um zu der daselbst am 22. d. M. stattfindenden Feier der silbernen Hochzeit des Königs und der Königin von Italien ein Handschreiben zu über bringen und die Glückwünsche der Kgl. Sächs. Majestäten auSzusprechen. Bischofswerda, 13. April. (Einiges vom Sommerfahrplaiv) Die StaatSeisen- bahnverwaltung legt mit Beginn deS Sommer- fahrplanS (1. Mai) d. I. — einem lange ge hegten Wunsche der Zittauer Bevölkerung Rech nung tragend -- versuchsweise zwischen Zittau und Dresden Schnellzüge ein, welche ab Zittau früh 5,„ Uhr (in Dresden Neus