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Io Der Vorstand. Ernst Lange, Vorsitzender. Im Auftrage: r>k. Dr. Mittwoch, -en 12. April, Nachmittags 2 Uhr, im Betsaale des Herrmannstiftes. , VortrsK ävs Herrn ^N8talt8pkarr6r8 ka8tor landertk n»8 LvieLau: Ueber die Pflege der aus Strafanstalten Entlassenen. Alle Mitglieder, Gönner und Freunde des Vereins, wie auch alle Gemeindeglieder werden zu dieser Versammlung freundlichst eingeladen. Bischofswerda, den 12. April 1893. Politische Weltschau. Dem preußischen KönigShause ist ein neuer Sprosse geboren worden. Am Spät abend des Donnerstag wurde die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen aus Jagd schloß Glienicke bei Potsdam von einem Prinzen glücklich entbunden. Die hohe Wöchnerin wie der nengeborcne Prinz befinden sich, den Um ständen angemessen, wohl. Znr schwebenden Militärfragc ist die immerhin bemerkenSwcrthe Berliner Meldung zu verzeichnen, wonach der Berichterstatter der Militärkommission, der CentrumSabgeordnete Gröber, mit der Absassnng seines Referats wahr scheinlich erst Ende April fertig werden wird. Ob dieser unerwarteten Verzögerung besondere Ursachen zu Grunde liegen, ob sie speziell viel leicht durch neue VerständigungSverhandlungen, die noch hinter den parlamentarischen Coulissen spielen, veranlaßt worden ist, dies muß vorläufig dahingestellt bleiben. Jedenfalls wird sich aber die Entscheidung im Reichstagsplenum über die Militärvorlage angesichts der Verzögerung in der Abfassung des CommissionsberichtcS nun noch hinauSziehcn, so daß die entscheidenden Ab stimmungen des Reichstages wohl erst für Mitte nächsten Monats zu erwarten wären. Da die Ablehnung der Militärvorlage auch im Plenum als höchst wahrscheinlich gelten muß, so rücken die längst drohende Auflösung des Reichstages und hiermit die Nothwendigkeit der Vornahme von Neuwahlen jetzt ernstlich näher. Vermuthlich würde alsdann der Wahltcrmin in den Juni fallen, cs erscheint daher begreiflich, wenn sich die einzelnen Parteien schon jetzt aus den an scheinend unvermeidlich gewordenen Wahlkamps einrichten. Die Finanzverwaltungen deS Reiche« und Preußens stehen im Begriff, durch die angckündigten neuen Anleihen eine abermalige Probe auf die finanzielle Crcditsähigkeit des Reiches und Preußens zu machen. Wie bekannt, gelangten am Dienstag einhundertundsechzig Millionen Mark Reichsanleihe und einhundert undvierzig Millionen Mark consolidirte preußische Staatsanleihe zur öffentlichen Auslage. Der ZinSsuß ist für beide Anleihen auf drei Prozent der EmissionScourS aus 86,80 festgesetzt. Die letzten Anleihen des Reiches und Preußens wiesen, wie erinnerlich, eine starke Ueberzeichnung auf, und hoffentlich wird man dieselbe erfreuliche Erfahrung auch mit den genannten neuen An leihen machen, besonders, da sich dieselben na mentlich für die mittlere und kleine Capitalisten- welt zur Anlage sehr empfehlen. Anerkennung verdient es deshalb, daß die Berliner Bankfirmcn, welche die angekündigte fünsprozentige brasilia nische Eisenbahnanleihe auf den deutschen Markt bringen wollten, von diesem Plane Abstand ge nommen haben, mit der ausdrücklichen Begrün dung, eS solle daS Anlage suchende deutsche Capital angesichts der vaterländischen Anleihen nicht auf ausländische Unternehmungen hingelenkt werden. Die Subskription auf die neue brasilia nische Anleihe wird demnach nur in London stattfindcn. Die ultramontane „Germania" bemerkt zu einem zweiten Artikel des jüdischen „Kl. I.", in welchem das Christenthum von Neuem be schimpft wird: DaS ist der reformjüdische freche, giftige, vom eingefleischtesten Christenhaß einge gebene Hohn aus der Hochpotenz. Diejenigen, die solche unerhörten Beschimpfungen des christ lichen Glaubens und Gefühls einstweilen noch ungestraft verüben zu können glauben, täuschen sich gewaltig, wenn sie etwa glauben sollten, daß die Zeit der Vergeltung nicht auch für sie kommen werde; sie wird sicher kommen, und eher vielleicht, als sie und die Juden überhaupt, die derartige Herausforderungen der Christen un widersprochen durchgehen lassen, eS ahnen. Dann aber wird alles Geschrei über „Judenverfolgung" ihnen nicht mehr Helsen können; es wird dann ein unerbittliches, aber gerechtes Gericht über die Christen-Hetzer ergehen. Bisher ist uns noch kein jüdisches oder jndensreundliches Blatt zu Gesicht gekommen, welches auch nur ein miß billigendes Wort für die empörenden BlaS- phemieen des jüdischen „Kl. Journals" gehabt hätte. DaS bestätigt unsere Behauptung von demselben christenfeindlichen Geiste, der die ge- sammle Judcnpresse erfüllt. Die von der Marineverwaltung angeordnetc Auflösung des deutschenKrcuzergeschwaders soll hauptsächlich in Hinblick auf die große Rcparaturbcdttrstigkcit des Flaggschiffes „Leipzig" erfolgt sein. Dennoch bleibt es einigermaßen auffällig, daß nun gleich das ganze Geschwader aufgelöst werden soll, da die drei anderen hierzu gehörigen Kriegsschiffe, „Alexandrine", „Arcona" und „Marie", noch vollkommen diensttüchtig sind. Sollten vielleicht in Wirklichkeit andere Ursachen die Maßregel veranlaßt haben? Das preußische Abgeordnetenhaus trat heute Dienstag nach Ablauf seiner Osterferien wieder zusammen. Im Mittelpunkte dieses nach österlichen SejsionskibschnittcS werden die weiteren Plenarverhandlungen über die drei Steuervor- lagcn stehen, welche in der großen Steuerkommission des Abgeordnetenhauses noch vor Ostern erledigt und genehmigt worden sind, allerdings mit thcil- weise nicht unerheblichen Abänderungen. Auch die Stimmung im Plenum ist eine den Steuer reform-Vorlagen überwiegend günstige, soweit wäre demnach das Zustandekommen auch des zweiten Theiles der preußischen Steuerreform kaum zu bezweifeln. Nur würde freilich noch abzuwarten sein, von welchem Einflüsse der eventuelle Wahlkampf im Reiche auf die Tätig keit der preußischen Volksvertretung wäre, sofern eS letzterer nicht gelingen sollte, ihre Arbeiten noch rechtzeitig zu beenden. Die „Straßburger Post" berichtet über Ausschreitungen, die in Schweighausen im Elsaß in der Nacht des zweiten OstertageS durch das Militär aus Hagenau verübt worden sind, wie folgt: „Nachdem eine Abtheiluna Infanteristen schon am Ostersonntage in betrunkenem Zustande in dem Dorfe «inen wenig erfreulichen Eindruck hervor ¬ rief, kam cs am Abend daraus, etwa um 9 Uhr,, zu einer wüsten Szene, bei welcher sich daS Militär des gezogenen Säbels bediente. Ein hiesiger ruhiger Bürger wurde auf offener Straße angesallen und mit Säbelhieben der maßen zugerichtet, daß er, wie cs heißt, fast hoffnungslos im Spital zu Hagenau darnieder« liegt. Mehrere andere Personen haben minder gefährliche Verletzungen erhalten. An einer Wirthschaft wurden mit den Säbeln der Zugang und sämmtliche Fenster zertrümmert; das Letztere geschah gleichfalls an zwei Bürgerhäusern,, deren Bewohner bereits zu Bette waren. Selbst das Pfarrhaus wurde durch einen Artilleristen mit gezogenem Säbel bedroht. Die Veranlassung zu diesem traurigen Vorfall scheint bis jetzt un bekannt." — Gerade in den Reichslanden, wo es gilt, die Bevölkerung nach Deutschland hinüber zuziehen, sind solche Ausschreitungen doppelt verwerflich. Ferner wird berichtet: Im Dorfe Kloduitz (Schlesien) kam eS zwischen Soldaten der Koseler Garnison und Dorfbewohnern zw einer blutigen Schlägerei. Erstere gebrauchten ihre Seitengewehre, letztere Wagenrungen, Stangen und Latten. Acht bis zehn Soldaten, darunter zwei tödtlich, und neun Zivilisten wurden ver wundet. Im ungarischen Abgeordnetenhause ist eS zu neuen Skandalszene» gekommen, wie solche allerdings schon lange eine berechtigte „Eigen- thümlichkeit" der magyarischen Volksvertretung bilden. In der Sitzung vom 7. April inszcnirte die Opposition gleich von Anfang an einen ge waltigen Skandal, indem ihre Redner den Präsi denten in leidenschaftlicher Weise beschuldigten,, bei Leitung einer Abstimmung vom vorherge gangenen Tage parteilich zu Ungunsten der Opposition verfahren-zu sein. Unter fortdauern dem Lärm im Hause beantragte dann die Linke die Aenderung des betreffenden Protokolls, das selbe wurde jedoch nach längerer stürmischer Debatte in namentlicher Abstimmung mit 131 gegen 89 Stimmen unverändert angenommen. Während sich daS neue französische Mini sterium Dupuy einer günstigen Aufnahme in beiden Häusern des Parlaments zu erfreuen hatte, gicbt sich in den maßgebenden Pariser Blättern überwiegend eine ungünstige Stimmung gegen das neue Kabinet kund, welchem Unbedeutend heit und Farblosigkeit vorgeworsen wird. Da der Budgetstreit zwischen Kammer und Senat noch nicht ausgetragen ist, so wird dem Mini sterium Dupuy gleich nach Ablauf der Oster ferien des französischen Parlaments Gelegenheit gegeben sein, durch die Behandlung dieser Diffe renzen seine Kraft und seine Fähigkeit zu er proben. — In Paris geht man an die Bildung, einer neuen Gesellschaft behufs Fortführung des Baues des Panama-Kanals. Zwischen den Unter nehmern und der columbianischen Regierung ist ein Vertrag unterzeichnet worden, welcher zur Bildung der neuen Gesellschaft «ine Frist bis zum 31. Oktober 1894 bewilligt, die dann binnen zehn Jahren, vom Zeitpunkt ihrer Konstituirung an gerechnet, den Canal zur Ausführung bringen-: des I^reiZvoreins t'ür Innere Nigsion Ortskrankenkaffe Bischofswerda. Donnerstag, -en 20. April -. I., Aven-s 8 Uhr, (Schluß der Präsenzliste */,9 Uhr), wozu die Herren Vertreter der Arbeitgeber, sowie Arbeitnehmer hierdurch ergebens» eingeladen werden. Tagesordnung: Abnahme resp. Richtigsprechung der Jahrcörechnung für 1892. Bischofswerda, den 11. April 1893. ^»8 o-, - «v* L».