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Charfrettag. O Tag, so schwarz und trübe, Wie düstre Mitternacht! O Tag, so warm von Liebe, Wic'S keine Sonne macht! Dich schwärzen finstre Thaten, Du brütest schweres Leid, Du zeigst den Herrn verrathen, Den Herrn der Herrlichkeit. An greuclhaste Gründe Führst du den scheuen Fuß, Und ungeheure Sünde, Das ist dein Morgengruß. Und Liebe ohne Ende Aus GotteS Vaterhaus, Sie breitet hier die Hände Am Kreuze segnend aus. Verfolgt von blut'gem Hassen, Vergißt sie für die Welt, — Sie kann'S und will'S nicht lassen — Ihr Blut als Lösegeld. O Tag, so schwarz und trübe, Du zeugst von meiner Nacht; O Tag, so warm von Liebe, Ich seh' der Gnade Macht! Heinr. MöweS. Sachsen. Umschau in der sächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 30. März. Durch Feuer wurden vernichtet: Die Viebig'sche Schmiede in Neukirch; die Gebäude des Haus besitzers Müller in Wallrode. — Ein Korrektionär von Hohnstein, ein Korbmacher aus Schlesien, hat seinen Tod durch Sturz von einer Stein wand gefunden. — In Bautzen wurden durch scheu gewordene Pferde ein Mann und ein Kind schwer verletzt. — Durch einen Hundebiß wurde ein junges Mädchen dort ziemlich stark im Ge sichte verwundet. — Beim Scheuen der Pferde erlitten Beinbrüche und andere Verletzungen der Sohn des GetrcidehändlerS Zschuppe in Oder witz und ein Dienstknccht aus Eichgraben. — In Sebnitz wurden 88 Knaben und 102 Mäd chen konfirmirt. — Herr Bürgerschullehrer Witt- risch aus Burgstädt ist zum Schuldirektor von Neugersdorf gewählt worden. —Zu Erweiterungs bauten der Restauration auf dem Oybin hat die Stadt Zittau 20,000 Mk. bewilligt. — Die Einweihung des KaiserdenkmalS zu Görlitz ist auf den 10. Mai festgesetzt. — Die Sparkasse zu Alt- und Neugersdorf hat ihre Aktiva und Passiva auf 1892 mit je 2,086,628 Mk. 21 Pfg. beziffert. — Die Sparkasse zu Bautzen hatte 1892 einen Reingewinn von 117,008 Mk. Dem Reservefond wurden 14,470 Mk. übergeben und ist derselbe auf 654,795 Mk. gestiegen. — Die Generalversammlung der Sächsischen Glasfabriken zu Radeberg hat eine Dividende von 10V, °/o festgesetzt. — Die Pirnaische Bank hatte 1892 einen Umsatz von 45 Millionen Mk. und einen Gewinn von 117,321 Mk. Dem Reservefond wurden 10,000 Mk. überwiesen, der nun die Höhe von 118,936 Mk. erreicht. (Dividende wurden 6 °/o gewährt.) — Bei der Stadtkasse zu Neustadt sind 41,409 Mk. des Bedarfs durch Anlagen aufzubringen. Bautzen, 26. März. Kürzlich fand hier eine zahlreich besuchte Versammlung Lausitzer Landwirthe statt, welche über die Frage, ob eS nicht zweckmäßiger sei, wenn die landwirthschast- siche Versuchsstation von Pommritz nach Bautzen verlegt würde, verhandelte. Da man sich jedoch darüber nicht einigen konnte, so wurde beschlossen, diese Angelegenheit dem Lausitzer landwirthschaft« sichen KrciSvereine zu weiterer Erwägung zu unterbreiten. Dresden, 29. März. Die von der Gar- lenbaugesrllschaft „Feronia" in der hiesigen Markt balle veranstaltete JubiläumS-GartenbauauSstel« lung, über welche Ihre Kaiserl. und Königl. -Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August da» -Protektorat gnädigst übernommen hat, wird morgen Mittags 12 Uhr feierlich eröffnet werden. Für das Publikum beginnt der Einlaß an diesem Tage von V,1 Uhr ab bis 7 Uhr Abends gegen ein Eintrittsgeld von 3 Mk.; am Sonnabend und Dienstag ist die Ausstellung von 9 Uhr Vormittag« bis 9 Uhr Abends geöffnet, am Sonntag und Montag von 11 Uhr Vormittags bis 9 Uhr Abends. Der Eintrittspreis beträgt am Sonnabend 1 Mk. 50 Pf., am Sonntag 1 Mk., am Montag 75 Pf. und am Dienstag 50 Pf. FamilienbilletS (6 Stück) zum Preise von 4 Mk. 50 Pf. gelten für den ersten, zum Preise von 4 Mk. für den zweiten Osterfeiertag. Der Zitherlehrer Herr W. Liebert in Dresden hat einen neuen Marsch für Zither komponirt, welcher den Namen Fürst Bismarck- Marsch führen soll und der Sr. Durchlaucht dem Fürsten Bismarck gewidmet ist. Fürst Bismarck hat daraufhin Herrn Liebert ein Dankschreiben zugehen lassen. Dresden, 29. März. Der ReichStagSabgeord« nete Herr Rektor Ahlwardt aus Berlin wollte heute Abend hier einen öffentlichen Vortrag halten, der indessen von der Königl. Polizeidirektion unter sagt worden ist. Die Gründe hierfür beruhen jedoch nicht,'wie ein hiesiges Blatt meldet, in einer gesetz lichen Bestimmung,diemitderCharwoche zusammen hängt, sie sind vielmehr lediglich in der Person AhlwardtS zu suchen. Zittau, 28. März. Sicherem Vernehmen nach wird Se. Majestät der König im Laufe de» April der Stadt Zittau einen Besuch ab statten, nachdem er vorher zur Auerhahnjagd in Oybin gewesen. Seitens der Stadt wird Sr. Majestät ein Essen im Bürgersaal des Rath- hauseS gegeben werden. — Gestern Mittag ver abschiedete sich der bisherige Kommandeur des hiesigen Regiments, Oberst Hohlfeld, von diesem, nachdem er unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der 63. Infanterie-Brigade ernannt worden ist. NiederschindmaaS, 26. März. Am heu tigen Vorinittag erschienen der Bezirksvorsteher von Sachsens Militärvereinsbund, Herr Stadt rath Winckler, und der BezirkSschristführer, Herr Bürgerschullehrer Meley aus Glauchau, bei Herrn Gutsbesitzer Petermann hier, um den Drillings schwestern Rosa, Anna und Frida je ein Ge schenk Ihrer Majestät der Königin, bestehend in einem goldnen Kreuze mit Karte, zu überreichen, welch letztere die eigenhändige Aufschrift Ihrer Majestät enthielt. Die Ueberreichung fand statt im Beisein des Gemeinderaths und deS Kirchen- 4)orstandeS, de« Herrn Kirchschullehrer Kleindienst, sowie der Vertreter der Militärvereine von Ober- und NiederschindmaaS und Gesau. Selbstver ständlich herrschte über die den Konfirmandinnen gewordene Auszeichnung große Freude im Hause. Plauen i.V., 28. März. In der heute abge haltenen Sitzung des StadtgemeinderatheS wurde entgegen dem Anträge des WahlvorschlagSauS- schusseS, die erledigte Stelle des Oberbürgermeisters mit einer hiesigen Kraft zu besetzen, beschlossen, die betreffende Stelle öffentlich auszuschreiben, und zwar mit einem AnfangSgehalt von 6000 Mk. und 2000 Mk. persönlicher Zulage, die sich nach 6 Jahren bei ev. Wiederwahl um weitere 2000 Mark erhöht. Aus der sächsisch-böhmischen Schweiz, 27. März. Die Wirthe unserer bekanntesten und gern besuchtesten Höhen und Thalgasthäuser sind zur Stunde eifrig bemüht, ihre Restaurants rc. für das bevorstehende Osterfest oder auch schon für die Saison entsprechend einrichten zu lassen. Wie hier bereits bekannt gegeben, sind Bastei, Lilienstein, Walthersdorfer Mühle, Kuhstall, Großer Winterberg, Rainwiese, Schneeberg schon seit voriger Woche eröffnet. Bei gleichem schönen Wetter dürfte der Besuch unserer GebirgSwelt ein lebhafter werben und die werthen Gäste eine gastliche Aufnahme hicrselbst finden. Zur Zeit herrscht hier da» denkbar prächtigste Frühjahrs wetter, nur die Nächte sind noch empfindlich kalt. — Der ehemalige Wirth des Hotel HerrnhauS und de» EdmundSklamm-BlockhauseS in HerrnS- kretschen, Herr Franz Meyer, hat das „Hotel zum goldnen Engel" in Dresden««. übernommen. Hier und in der Umgegend macht sich bereits der Besuch der Fremden bemerkbar. In der nahegelegenen EdmundSklamm finden seit Kurzem die Kahnfahrten statt, so daß ein Besuch dieses herrlichen ThalvunkteS in der Richtung nach StimmerSdorf-Rainwiese oder umgekehrt ermög licht ist. Die 20jährige Unbekannte, die sich in Dresden in einer Droschke durch einen Schuß ge fährlich verwundet, war Kellnerin und ist ge storben. — Der 47jährige Gutsbesitzer NoviS aus Meinersdorf bei Stollberg ist ertrunken.— Die Arbeiter Reil und Michel in Bruiidöbra sind von einer Sandwand verschüttet und grtödtet worden. — In Grünberg in Schlesien wurde ein 17jährigeS Mädchen vo» einem von einem Gerüst fallenden Steine erschlagen — Der in Berlin verstorbene vr. Eppenstein hat dem Dresdner Dienstbotenheim 500 Mk. hinterlassen. — Componist Wallenstein hinterließ der Kinder heilanstaltzu Dresden 5000 Mk. — Die Schützen gesellschaft zu Leipzig gedenkt ihr 450jährigeS Jubiläum zu begehen. — Der rühmlichst be kannte Rittmeister von Clauson-KaaS in Oschatz ist zum Ehrenvorsitzenden der Chicagoausstellung beim ErzichungSfache ernannt worden. — Die HauSkollckte für die Diakonissenanstalt mit RettungShans brachte bis 20. März 27,514 M. Seit dem 20jährigen Bestehen haben dieselbe 100 Brüder besucht und im Rettungshause wurden 365 Kinder verpflegt. — Bei dem Betriebe der Oekonomie in der Arbeitercollonie SchneckenSgrün wurden eingenommen 33,863 Mk. und veraus gabt 19,416 Mk. Also wurde ein Reinertrag von 14,447 Mk. erzielt. Vermischtes — Für Kellner ist vom deutschen Gast« wirthsverein auf ein Preisausschreiben eine neue geschmackvolle und praktische Kleidung gewählt worden. Der Frack ist für gewöhnlich in Weg fall gekommen und an dessen Stelle das soge nannte „Jacket" aus dunkelblauem Stoff ge treten. In Halle, Magdeburg, Hannover und seit einigen Tagen auch in Plauen i. V. (Theater- Restaurant) sieht man diese Kleidung bereits. Als Abzeichen für den Grad der Kellner (1., 2., 3. u. s. w.) dienen Sterne, die am Umschlag kragen angebracht werden. — Beim Kahnfahren auf dem Plötzensee in Berlin sind am Sonntag drei junge Männer verunglückt. Durch leichtsinniges Schaukeln brachten sie daS Fahrzeug zum Umkippen und bevor ihnen vom User Hilfe gebracht werden konnte, waren sie in den Fluthen versunken. Zwei der Verun glückten sollen Söhne deS Schornsteinfegermeisters G. sein. — Als ein eigenthümlicher Zufall ist eS zu bezeichnen, daß nach dem Generalrapport über die Kranken der preußischen, sächsischen und württembergischen Armee bei einer Kopfstärke von 439,765 Mann am 31. Dezember 1892 an diesem Tage genau 39,765 als Kranke aufgeführt werden und somit rund 400,000 Mann am Schlüsse deS Jahres selddienstfähig waren. Am 31. Januar d. I. ist der Bestand der Kranken auf 14,829 Mann angegeben. Im Januar hat die Armee 90 Mann durch den Tod verloren, davon 18 durch Selbstmord. In der bairischen Armee belief sich der Krankenbestand am 31. Dezember 1892 auf 1620 Mann bei einer Kopf stärke deS HeereS von 56,695 Mann. Der Krankenbestand am 31. Januar d. I. betrug 2296 Mann, der Verlust an Todten im Januar 11 Mann, davon 3 infolge von Selbstmord. — Mannheim, 26. März. Schneidermeister Dowe wurde vorgestern zu Hauptmann Ziegler, der die Schießproben mit dem neuen Panzer unternommen hatte, gerufen. Ziegler nahm Dowe — offenbar in höherem Auftrage — das ehren« wörtliche Versprechen ab, über die Erfindung nichts mehr mitzutheilen, weil sonst das Ausland zu viel erfahren würde. — Berlin, 28. März. Der „Voss. Zeitung" wird von betheiligter Seite gegenüber anderen Meldungen mitgetheilt, Schneider Dowe in Mann« heim habe seine Erfindung weder Caprivi noch überhaupt irgend einer Regierung angeboten. — Köln. Der Mannheimer Ingenieur Reidel erfand ebenfalls einen kugelsicheren Stoff. Die Schießprobe soll in der nächsten Woche stattfinden. — Die Erfindung einer kugelfesten Uni form in Mannheim bringt die folgende Anekdote wieder inS Gedächtniß. Ein Fremder wurde eines Morgens beim Herzog v. Wellington vor« gelassen. Er legt« dem großen Krieger eine kugel« feste Jacke vor und ersuchte ihn, dieselbe bei der Armee einzufükren. „Gut", sagte der Feldherr, „ziehen Sie die Jacke an." Der Fremde that eS. Der Herzog schellte, ein Offizier erschien. „Sagen Sie dem Hauptmann So«und«so, er