Volltext Seite (XML)
- '-"^MWWWWW 74. Der sächsische ErzSHI-r. Gelte « Bekanntmachung. Diejenigen Gemeinden und GutShernchaften des Bezirks, welche für daS Jahr 1892 um eine Wegebau-Unterstützung aus GtaatS- oder BezirkSmttteln nachzusuchen beabsichtigen, werden hiermit aufgefordert, ihre Gesuche unter genauer Bezeichnung der zu bauenden Strecken und- der daran vorzunehmenden Herstellungen» sowie Angabe des in den letzten drei Jahren gehabten Wegcbauauswandeö und Beifügung eines Kosten anschlags, bis spätestens den 1. Oktober dieses Jahres anher einzureichen. Später eingehende Gesuche können nicht mehr berücksichtigt werden. Bautzen, am 29. August 1891. Die Königliche A in t S h a u p t m a n u s ch a s t. vou Borberg. u Ans Antrag bec Erben der Emma Clara verehel. Berger geb. Hause weiland m Demitz soll das zu deren Nachlasse gehörige, im Jahre 1888 erst ncuerbaute, ortsgerichtlich auf 5510 Mk. geschätzte und bei der LandeSbrandversichcrungSanstalt mit 4520 Mk. nach 113 Beitrags- Einheiten versicherte Hausgrundstück mit Garten, Folinm 82 des Grundbuchs, Nr. 185 des Brandkatastcrs und Nr. 14o des Flurbuchs für Demitz, umfassend — li 4,., u — Ack. 23 tM., mit 27,g, Steuer-Einheiten, Donnerstag, den 17. September 1891, 11 Uhr Vormittags, an Ort und Stelle, im gedachten Hausgrundstücke in Demitz, durch das unterzeichnete Königliche Amtsgericht versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im Spittang'ichcn Gasthofe zu Demitz auShängcnden Anschlag und die demselben beigcfügtcn VcrstcigerungSbedingungen hierdurch bekannt gemacht wird. Bischofswerda, am 29. August 1891. Königliches A m t s g c r i ch t. — Kürsten, Assessor. A.^ Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag der Erben soll das zum Nachlasse des verstorbenen Gutsbesitzers Friedrich August Günther in Niederottendork gehörige Grundstück, Nr. 26 des Brandkatasters, Nr. 106», 106b, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 371 des Flurbuchs und Fol. 28 des Grundbuchs sür Nicderottendorf, welches auf 26,584 Mark ortSgerichtlich abgcschätzt worden ist, den 18. September 1891, Vormittags 1V Uhr, an Ort nnd Stelle in Riederotteudorf Rr. S« des Brandkatastcrs — nicht an hiesiger AmtSstelle, wie in der Bekanntmachung von, 26. vorigen Monats angegeben — freiwilliger Weise versteigert werden. Dem an der GerichtStasel und im „Erbgcricht zu Nicderottendorf" auShängcnden Anschläge sind die BerstcigerungSbcdinguugcn bcigcsngt.. Neustadt, am 9. September 1891. Königliches Amtsgericht. Marche Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Donnerstag, den 17 September 181*1, Abends « Uhr. Tagesordnung: 1) Einführung des an Stelle des Herrn Carl Baumann, welcher infolge Anfässigmachung auSgefchiedcn^ in das Kollegium ciutrctenden Herrn Paul Schochcrt. — 2) AuSschußcrgänznngSwahlcn. - 3) Begutachtung wegen Naturalisation eines öster reichischen Staatsangehörigen. — 4) Antrag des Stadtrathes: In der Hausflur des Rathhauscs eine Schntzthürc änzubringcn. — 5) Gesuch des Wachtmeisters Ernst Rau um Ueberlassung der Wohnung im Spritzcnhansc. Zum Kaiserbesuch in Oesterreich. Der September ist der Monat der KricgS- übungen in allen Staaten: was daS ganze Jahr über in der weiteren Entwickelung der militäri schen Kunst geleistet worden ist, soll jetzt vor den Augen der Staatsoberhäupter seine Probe be stehen. Politische Zwecke und Absichten sind nicht damit verbunden: kein Staat mißtraut daher dem andern, wenn er seine Truppen zu solchen Hebungen versammelt und sie in ihrer Kriegs tüchtigkeit prüft. Lassen wir die Hebungen in Frankreich und den ihm befreundeten Staate» vorläufig ans sich beruhen. Unter Augenmerk richtet sich allein auf die Kriegsübungen, die sich vor den Augen unseres obersten Kriegsherrn entfalten, auf daS glänzende militärische Schauspiel, welches sich während der letzten Tage in der Umgebung von Göpfritz und Schwarzenau zur vollsten Zufrieden heit aller anwesenden Monarchen entwickelt hat. ES lieferte einen neuen Beweis von der Festig keit der deutsch-österreichischen Beziehungen und der Innigkeit des Freundschaftsbandes zwischen den Herrschern beider Reiche. Indem sich Kaiser Wilhelm als „Kameraden der braven österreichisch ungarischen Truppen" bekannte, gab der erhabene Monarch Deutschlands der militärischen Waffen brüderschaft zwischen seinem und dem habsburgi schen Heere den denkbar kräftigsten Ausdruck und setzte die politische Bedeutung dieser militärischen Verbrüderung in daS hellste Licht. Man bekennt sich zur Kameradschaft nur mit Demjenigen, welchem in allen Fährlichkeiten beizntreten man entschlossen ist und an dessen Freuden man gleich falls innigen Antheil nimmt. Indem der deutsche Kaiser sich als Kameraden der österreichischen Soldaten erklärte, brachte er dem obersten Kriegs herrn derselben, seinem erhabenen Bundesgenossen, die denkbar freundschaftlichste Huldigung dar. Ein von solcher Freundschaft durchdrungenes Bündniß ist nicht für eine kurze Spanne von Jahren berechnet, cs ist ein für Menschenalter geschlossener Vertrag zu Schutz und Trutz, zum Frieden wie zum Krieg. In dieser Thatsache liegt die politische Bedeutung der Kaisertage von Schwarzenau, wenn auch dieselben durch keinerlei Kundgebung der Höse oder der Staats männer beider Reiche besonders gekennzeichnet worden sind. Der Trinkspruch des deutschen Kaisers hat es eben aller Welt klar nnd deutlich gezeigt, daß die Bcrathungcn zwischen beiden Monarchen und ihren Kanzlern einträchtig ge pflogen und ihre Beschlüsse einmüthig gefaßt worden sind. Ob dieselben ans die Kronstädter Flottenbcgrüßnng, auf die Haltung der Türkei und die Dardanellcnfrage, oder die Balkangclüste der Russen nnd den Ministersturz des deutsch freundlichen Großveziers Kiamil Pascha's erstreckten, jo ist dies doch sür die Völker von untergeord neter Bedeutung. Sie haben neuerdings die be ruhigende Gewißheit erhalten, daß gegenüber allen politischen Verwickelungen und Gefahren in der Stunde schwerwiegender Entscheidungen die Armeen Oesterreichs und Deutschlands Schulter an Schulter gegen den gemeinsamen Feind stehen werden und daß ihre Kriegstüchtigkeit ihnen und ihrer guten Sache den Sieg erfechten wird. Die Anhänger der Vergcltungsidee in Frankreich und die Panslavisten in Rußland werden gut daran thun, aus diesem Ergcbniß der Manöver von Schwarzenau eine weise Lehre sür die Zukunst zu ziehen. Jin feindlichen Lager. Unsere österreichischen Panslavisten vertreiben sich inzwischen noch immer die Zeit mit nationale« Wallfahrten. So haben die Prager Czechen sich beeilt, den Besuch ihrer Wiener Landsleute zu erwidern und dort im Karltheater einer zu Gunsten der czechiichen Komenskyschule veran stalteten czcchischcn Nachmittagsvorstellung bei gewohnt. Obwohl die Prager Wallfahrer slawisch-dreifarbige Schildchen mit der Inschrift: „Grnß aus Prag" auf der Brust trugen und ihr Besuch mit dem hundertsten Jahrestage der Krönung Kaiser Leopolds II. zum Könige von Böhmen nicht unabsichtlich znsammenfiel, so ist diese ezechische Kundgebung dennoch ebenso un beachtet verlaufen, als die jungczechische Krönungs komödie in der Prager Ausstellung, welche außer der Versöhnung zwischen dem Russenschwärmcr Vaschath und dein Realisten Kramacz keinen Schaden angerichtet hat. Beide haben nach feierlichen Widerrufen ihre „Ehrenangclcgcnheit", welche seit Wochen ganz Böhmen in Athen« hielt, nunmehr unblutig beigclegt. Weit ernster zu nehmen ist die Wallfahrt der fiumancr, der küstenländischen und istrianischen Kroaten, sowie Gräfe Hu»., Vorsteher. der Slowenen zur Agramer Ausstellung. Bei dieser Gelegenheit wurde wie bei dem jüngsten AuSfluge der Dalmatiner zu Gunsten eines Grobkroatiens eifrig denionstrirt. Der istrianische Rcichsraths-Abgcordnetc Spincic konnte cS sich nicht versagen, Agram als künftige Metro pole dieses nach der Zertrümmerung der deutsch freundlichen Monarchie zu errichtenden ZukunstS- staatcs zu feiern. Diese Rede war aber selbst den nugarijchen Kroaten zu stark. Die An gliederung Dalmatiens möchten sie sich noch ge fallen lassen, weil Kroatien und Dalmatien nach ihrer Meinung zusammengehören; allein Istrien und Krain wollen die Ungestümen denn doch der anderen ReichShälste überlassen. Hoffentlich werden die maßgebenden StaatSlcnker diesem deutsch- und reichSfcindlichen Treiben bald ein Ende machen! Politische Weltschau. Seitdem Fürst Bismarck den Diplomatcnfrack, der sonst den leitenden Staatsmann als Amts gewand auszeichnete, mit der Uniform vertauschte,. hat die ganze Politik ein Gewand angezogen, das an die ultima ratio staatlicher Macht und Kraft erinnert, und auf den Manövcrscldcrn hat jetzt die Zeitgeschichte ihre Arbeitsstätte. Das beweisen wieder recht deutlich die letzten Tage, im öster reichischen Waldvicrtel hat die deutsch-österreichi sche Waffenbrüderschaft eine kräftige Betonung erfahre», der Zivil-KriegSminister der französischen Republik, Herr Freycinet, hat ein große politische Rede vor den manövrirenden Truppen gehalten, und in Baiern und in Kassel klingen durch die militärischen Ansprachen des Allerhöchsten Kriegs herrn die tieferen Töne der allgemeinen politischen Betrachtung deutlich heraus. Die Münchener Blätter melden, der Kaiser habe nach der Manöver kritik durch den Prinz-Regenten demselben sür die ihm gewährte Gelegenheit gedankt, die völlig kriegstüchtige bairische Armee kennen zu lernen. Er sei überzeugt, die bairische Armee würde sich im Ernstfälle bewähren wie einst bei Weißenburg und Sedan. Die bairische Armee verdanke ihre Erfolge zu allererst dem Prinz-Regenten und den im aktiven Heeresdienste stehenden bairi schen Prinzen. Er sei hocherfreut, die Mitglieder des bairischen Königshauses bei Gelegenheit, ver Manöver näher kennen gelernt zu haben.