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MMMl ES ist eine wundervolle Form, die herrliche Landschaft zu genießen; von Gefahr ist bei der nöthigen Vorsicht keine Spur. Merkwürdiger weise sieht man nur sehr wenig Räder und doch eignet sich namentlich der Brenner außerordent lich für eine Radreise. Morgen werde ich die Amthorspitze besteigen und dann in'S Pusterthal fahren. Dnrch'S Ampezzo geht's dann nach Italien über Belluno, Venedig, Padua, Brescia, Bergamo, Jseosee nach Tirana. Von da denke ich vielleicht mit Pferdevorspann übet den Ber- ninapaß nach Pontresina, Maloja, durch das Engadin und schließlich über den Fernpaß zu fahren. Herzliches All' Heil! Ihr dankbarer Schüler rc." In Pirna tagte der 3. VerbandStag der sächsischen Schuhmacher-Innungen. Nach dem vom Vorstande zur Bcrtheilung gelangten Ge schäftsberichte des Verbandsvertreters, Reichel- Döbeln, ist auch im abgelaufenen Jahre nicht ohne Erfolg gearbeitet worden. Die Regelung der deutsch-österreichischen Zölle veranlaßte eine Petition an die königl. sächs. Regierung. In derselben wurde um möglichste Beibehaltung der bisherigen Zollsätze auf österreichische Schuh- waaren gebeten, da dort Rohfelle, Gerbmittel, Arbeitslöhne rc. billiger find und infolge dessen die Schuhwaaren wohlfeiler erzeuyt werden können als bei uns. Weiter sind Petitionen zur Rege lung des Hausierwesens, zur Gewerbcgesetznovelle (Scheidung der jugendlichen Arbeiter von den Lehrlingen) abgegeben worden. Auch ist eine Petition an das köniyl. sächs. Kriegsministerium, die Schäden der Militärwerkstätten betr., abge- sendct worden. Dieselbe hatte zur Folge, daß vom 1. April d. I. ab die Anfertigung von Schuhwcrk für die Familienmitglieder aller militärischen Chargen der Truppen strengstens untersagt worden ist und daß im MobilmachungS- salle, wenn der Vorrath erschöpft sein sollte, der Verband in Anspruch genommen werden soll. Die Militärwerkstättcn wurden jedoch als un entbehrlich bezeichnet. Der JnnungSverband be steht gegenwärtig aus 42 Innungen mit ca. 2500 Mitgliedern. Der VerbandStag der sächsischen Schneider innungen wird am Sonntag, den 2. und Mon tag, den 3. August, in Dippoldiswalde ab gehalten. Die Verhandlungen, welche sich vor aussichtlich eines sehr zahlreichen Besuches seitens der Fachgeuossen zu erfreuen haben werden, be troffen auch folgenden Antrag der Leipziger Schneiderinnung: „Der VerbandStag wolle be schließen, daß möglichst sämmtliche Verbands innungen lokale behördlich genehmigte Schutz institute einrichten, genaue Schuldnerlisten führen und dieselben gegenseitig austauschen." Sonntag Nachmittag endete ein sanfter Tod das Leben des Kaiserlichen PostdircktorS a. D. Domann inCopitz bei Pirna. Der Dahingeschie dene, welcher sich durch seine langjährige Thätig- keit als Vorstand des Pirnaer Postamts sowohl, als auch durch seine spätere Stellung als Friedens richter in Copitz die Liebe und Achtung Aller, die mit ihm im Verkehr standen, erworben, er reichte ein Alter von etwa 72 Jahren. Non Sr. Majestät dem König wurde der Verstorbene bei seiner Pensionirung als Postdirektor durch Verleihung des Ritterkreuzes des AlbrechtsordcnS ausgezeichnet. (Vom Hausierhandel.) Der „Drcsdn. Anz." schreibt: Die hiesige Kriminalpolizei hat nach dem gestrigen Polizeibrricht einige jüdische Handelsleute ermittelt und wegen Betruges fest genommen und damit, wie sich nachträglich herauSgestellt hat, dem Vernehmen nach einen vortrefflichen Fang gemacht. Zunächst ist cs gelungen, einen dritten Genossen im Bunde auch noch dingfest zu machen, der auch der Ansicht zu sein scheint, daß „nichts zu verdienen sei, wenn den Leuten die Wahrheit gesagt werde". Das saubere Kleeblatt wohnte seit drei Wochen in einem hiesigen Gasthause in einem Zimmer, welches zugleich als Waarenlagcr diente. — Es handelt sich um sogenannte Nepper, wie der technische Name der Betrüger der fraglichen Art in der Gaunersprache heißt. Dieselben betreiben ihr unsauberes Geschäft in der Weise, daß sie am Hellen Tage Leuten, von denen sie annehmen zu können glauben, daß sie keine genügende Sachkenntniß besitzen, ihre Waare unter den falschen Vorspiegelungen, daß es sich um den Verkauf von Restern handele, oder daß sie ab reisen müßten und deshalb der Nothwendigkeit die Maaren mitzuschlcppeu, sie zu versteuern und die Kosten der Beförderung zu tragen überhobcn sein möchten, oder daß sie vor dem Konkurse ständen, u. s. w., zu anscheinend sehr billigen Preisen verkaufen, tatsächlich aber dabei ihre Abnehmet gründlich überS Ohr hauen. In einem letzt. Genannte Kinder hatten ihttün-oarer vaS Vesperbrot bringen wollen und fanden die Bahn übergänge verschlossen. Nachdem ein Güterzug vorbeigesahren, glaubten die Kinder, dem Vor arbeiter Horlbeck angehörig, ohne Gefahr das Geleis überschreiten zu können und krochen durch die Barriöre. In demselben Augenblick kam der Leipziger Schnellzug herangebraust und überfuhr beide Kinder. Das Mädchen ist noch im Lause des Abends den Verletzungen erlegen, während der Knabe, obwohl auch schwer beschädigt, mög licherweise am Leben bleiben dürste. * Im Sächsischen Medizinalberichte ist u. A. im Medizinalbezirk Glauchau darüber geklagt, daß die Dungstätten der Schulen fast das ganze Jahr nicht dcSiufizirt würden. „Der Inhalt derselben, der oft eine Einnahmequelle des Lehrers (!) bildet, bleibt meist ein halbes, ost ein ganzes Jahr darin. Die Aborte werden häufig so schmutzig gefunden, daß cs jede Vor stellung übersteigt." Da in jeder Schule daS Reinigen der Schule der Fürsorge des Schul vorstandes unterstellt ist, so hat derselbe auch dafür zu sorgen, daß für Reinigung der Aborte und Desinfektion derselben gesorgt wird. Manche halten cs freilich nicht der Mühe Werth, dafür zu sorgen, sondern kümmern sich lieber um die inneren Angelegenheiten der Schule, wozu Andere bestimmt sind. Die Mcdizinalbehörde lasse dergl. Leute einmal durch die Bezirksschulinspektion an ihre Pflicht erinnern, statt die Lehrer dabei ver antwortlich machen zu wollen. 8 Die beiden Schüler Lehmann und Zimmer mann aus Charlottcnburg sind beim Kahnfahrt» auf der Spree ertrunken. — Desgleichen ist ein Brautpaar bei einer Kahnfahrt auf der Oder unweit Küstrin ertrunken. — Ein 20jährigcS Mädchen in Berlin starb an Hunger oder Nahrungsmangel. — Die Wöchnerin Frau Semmler zu Plauen i. V. stürzte aus dem 2. Stock und fand den Tod. — Bei der Rückfahrt von Triest nach Udine wurde ein Kutscher und beide Pferde vom Blitz erschlagen. — Der bekannte türkische Divisionsgeneral Nistow Pascha ist in Stettin gestorben. — Der Bäcker Königsberger ist beim Baden in der Zschoppau in Waldheim ertrunken. — Ein GutsauSzüglcr in Weixdorf wurde beim Pflügen vom Schlage gctödtet. — Todt wurde aus dem Wasser gezogen: ein junger unbekannter Mann bei Meißen; eine Sattlers frau auS Leipzig; der 50 jährige Bergarbeiter Köhler aus Brand; der 8 jähr. Schneidebach in der Mulde bei Zwickau und ein unbekannter Mann bei Grimma. Baumeister Kunze und Frau (34 und 20 Jahre alt) ertranken in Eisenbrod bei einer Kahnfahrt. — Todt wurde ausgefunden ein Klempncrgescllc zu Geher. — Durch Blitz schlag entzündet brannten die Gebäude der Mühle zu BräunSdors ab. Noch wurden durch Feuer vernichtet: der Schafstall des Vorwerks Bcrntitz bei Mügeln; zwei Scheunen zu Franken berg; die Wirthschaftsgebäude der Wittwe Nudelt in Moritzfeld. — Ein in Dresden über fahrenes Mädchen und ein 3jähriges Mädchen, daS in Leipzig auö dem 4. Stock stürzte, wurden lebensgefährlich verletzt. — Der 12jähr. Sohn des Werkmeisters Berndt in Reichenbach brach einen Arm, so daß er abgelöst werden mußte. — Ausgezeichnet wurden die Herren: Oberst z. D. Schlaberg in Pirna durch das Komthurkreuz II. Cl. von, AlbrechtSordc»; Thierarzt Pfeiffer in BräunSdors durch das Verdienstkrcuz; der Waldarbeiter Schcrzcr in Schöneck durch die silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit"; der Superior und Pfarrer Josef Juhr in Leip zig durch daS Ritterkreuz I. des Verdienstordens; Oberregierungsrath Ficker in Zwickau durch daö Sächs.-Alteub. Komthurkreuz II. Classe. — In Belgrad befinden sich 700,000 Kilogramm russ. gereinigten Kerosins; mit veu bi« zum 3. Sep tember erwarteten Zufuhren wird der Petroleum« vorrath auf 3 Mill. Kilogramm steige». — Der verstorbene Posthalter Fischer hat der Stadt Erding 30,000 Mark zu einem „fidelen Tag im Juli" hinterlassen. Am 20. Juli d. I. fand zu seinem Andenken TrauergottcSdienst, Frühschoppen, Armenspeisung, Kiudcrfcstlichkeit rc. statt. — 1889 haben in den öffentlichen Badeanstalten Berlins 633,174 Personen, davon unentgeltlich 28,782 Bäder erhalten. — In 2'/, Monaten sind in Schlesien, im Kreise Landshut, 1100 Kreuzottern gctödtet und prämiirt worden. — Den 27. Juli feierte die Stadt Bernkastel in der Rheinprovinz das 600jährige Jubiläum als Stadt. — DaS Königreich Baiern hat 17,992 Stiftungen mit einem Kapital von 421,996,035 M. 59,710,062 M. dienen der Schule. — Der älteste bairische Lehrer ist Hiller in Northeim. Er ist 97 Jahr alt, Der sächsische Erzähler. Tüte 1». Falle haben sie Waare für 120 Mk. verkauft, deren Gcsammtwerth nachträglich auf 40 Mk. fcstgestellt worden ist. — Dies eine Beispiel gc« nüge. Um ihre Kunden zum Kaufe geneigter zu machen, legen sie ihnen ein Schaustück, eine Kaffeedecke mit rother breiter Kante und nicht häßlichen Mustern vor, welche echtem Damast etwas ähnlich sehen und besonders als Schau stück hergerichtet, aber werthloS sind. Der billige Preis von — einer Mark ist aber ver lockend und veranlaßt viele Leute zum Kausen. Die Betrüger sind von Dresden im ganzen Königreich Sachsen herumgereist und haben, so viel bis jetzt bekannt, in Sebnitz, Radeberg, Licgau, Cossebaude u. s. w. Maaren abgesctzt. Sie sind aber auch in Mannheim, Freiburg i. B. u. s. w. ausgetreten, scheinen also ganz Deutschland zu bereisen. — Es wäre sehr er wünscht, wenn die verschiedenen Lokalblätter von dem Auftreten der Gauner Notiz nehmen und dadurch zur Erstattung von Anzeigen über die Betrügereien der Nepper Veranlassung geben wollten. Die meisten Betrogenen dürsten auf dem platten Lande und in kleineren Städten wohnen. In Sebnitz allein sind wenigstens fünf derartige Betrügereien verübt worden. — Ucbrigcns sind noch einige Nepper, welche sicher zu den anderen gehören, noch nicht ermittelt und sestgenommcn; nm so mehr erscheint sofortige Anzcigcerstattung über die den Behörden noch nicht bekannten Fälle geboten. Vom 1. August d. I. ab ist die Einfuhr lebenden Borstenviehes aus Wiener-Neustadt nach den öffentlichen Schlachthäusern der Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zittau, Pirna, Meißen, Meerane, Frankcnbcrg, Döbeln und Schneeberg gestattet. Der kürzlich beendeten LandcSsynode lag eine von geistlicher Seite herrührende Petition vor, den obligatorischen NeligionS - Unterricht in der Fortbildungsschule betreffend. Zn dieser Ange legenheit hat nun der Leipziger Lehrcrvcrcin Stellung genommen. Im Anschluß an einen Vortrag des Schuldirektors Pache-Lcipzig haben die Mitglieder dcS Vereins eine Resolution an genommen, in der die Einführung des Religions unterrichts in den Lehrplan der Fortbildungs schulen für nicht rathsam erklärt wird. Die Pflaumen- und Nußbäume versprechen in der Gegend von Meißen in diesem Jahre eine überaus gute Ernte. Fast in der ganzen Gegend ist der Fruchtansatz ein so reicher, daß bereits jetzt mit allen mögliche» Hilfsmittel» die einzelnen Aestc gestützt werden müssen. Besonders gewähren die Nußbäume einen schönen Anblick, denn nicht einzeln, wie in anderen Jahren, son dern gleich traubcnähnlich dicht beisammen hängen die grünen runden Früchte. An einem Nußbaum in Korbitz wurden an einer einzigen solchen Stelle 42 Nüsse gezählt. Auf den in Leipzig mündenden Bahnen sind am Sonntag inSgesammt gegen 100,000 Personen befördert worden. — Der Schuhmacher geselle Weißleder, welcher sich im Laufe der letzten Monate in etwa 15 Fällen de» „Spaß" gemacht hat, Damen auf der Straße die Kleider zu zer schneiden, wurde vom Schöffengericht zu Leipzig zu 3 Jahren Gefängnis; verurtheilt. Die von dem Angeklagten an den Tag gelegte Rohheit wurde vom Gerichtshof bei Abmessung der Strafe erschwerend in Rechnung gezogen. Die Leipziger Michaelismesse beginnt dieses Jahr am 28. September und endet mit dem 17. Oktober. Doch kann ver Großhandel in der üblichen Weise bereits in der zum AuS- packen bestimmten Vorwoche vom 21. September an betrieben werden. (12 Diakonissen verunglückt.) Aus Rittergut Eythra bei Leipzig waren am 23. Juli 15 Diakonissen zum Besuche anwesend, welche gegen Abend per Wagen wieder nach dem Bahn hose in Zwenkau gebracht werden sollten. Bei der Abfahrt schwenkten die Damen zum Abschied ihre Taschentücher; dadurch wurden die Pferde des mit Sitzen versehenen Leiterwagens scheu und gingen durch. Am Hosthore prallte der Wagen mit solcher Gewalt au den Eckstein, daß er umschlug und sämmtliche Insassen herauSge- schleudert wurden. Alle 12 Damen (3 hatten in einem Kutschwagen Platz genommen) wurden mehr oder weniger schwer verletzt (Armbruch, Kops-, Gesichts- und andere Wunden). Durch Herrn I)r. Schirmer aus Zwenkau und Herrn Professor vr. Benno Schmidt aus Leipzig wurde den Verletzten ärztliche Hilfe zu Theil. Reichenbach i. V., 28. Juli. Ein ent setzliches Unglück ereignete sich am Montag im Laufe des Spätnachmittages im nahen Schön bach. Ein Knabe und ein Mädchen im Alter von 4 und 8 Jahren wurden dabei schwer ver