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Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dien-tag und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet die drrigespaltenr LorpuSzeilr 10 Pf., unter„Eingesandt" 20Ps. GeringsterJnseratenbetrag2SPs. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljiihrlich 1 Mark SO Pf. Einzelne Nummer 10 Ps. Bestellungen werden -et allen Postanstaltrn deS deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blatte- angenommen. SechSundvier zt^ ft er Jahrgang. 11 auf den „s ä chs is chen Erzähler" für die Monate Mai und Ix! Ä s QI ! 11fVQ'N Duni werden zu dem Preise von 1 Mark in der Expedition dieses Blattes, sowie von unseren Zeitungsboten angenommen. WM* Inserate O finden Vortheilhafte Verbreitung. Die Expedition des „sSchf. Erzählers." Empfang des Schulze. 31. Mai dieses Jahres bei der unterzeichneten Amtshanptmannschast einzureichen, wobei Reclamant den Beweis seiner Behauptungen zu führen hat. Königliche Amtshauptmannfchaft Bautzen, am 23. April 1891. Bekanntmachung. Nachdem die Bezirksversammlung der unterzeichneten Amtshauptmannfchaft in der am 24. Februar dieses Jahres abgehaltenen Sitzung die Ausschreibung und Erhebung einer Bezirkssteuer auf das Jahr 1891 in der Höhe von 4 Pfg. für jede Mark der im Vorjahre bezahlten direkten Staatssteuern und zwar von 2 Pfennigen zu Bestreitung des Aufwandes für die Verpflegstationen und 2 Pfennigen für die Bedürfnisse der Bezirksanstalt in Seidau beschlossen hat, werden die betheiligten Gutsherrschaften und Gemeinden hiervon mit der Aufforderung in Kenntniß gesetzt, die auf sie entfallenden Bczirkssteuerbeträge, deren Höhe ihnen durch Steuerausschreiben noch besonders bekannt gemacht werden wird, bis zum 15. Juni dieses Jahres abzuführen. Reklamationen gegen die erfolgte Einschätzung sind bei Verlust des Reclamationsrechts binnen S Wochen vom gedachten Ausschreibens und spätestens bis zum Generalfeldmarschall Graf Moltke f. Wenn das Alter eiueS uns theuren Menschen Vie Schwelle der 80 überschritten hat, dann wachen wir uns allmählich mit dem bitter.» Ge«. danken des Scheidens vertraut. Hat aber die Zahl der Jahre bereits die 90 hinter sich ge lassen, dann haben wir Ursache, täglich und stündlich mir Bangen zu sorgen, daß nicht ein jäher Luftzug das glimmende Lebenslicht zum Erlöschen bringen könnte. Mit liebevoller Sorge hatte darum das ganze deutsche Volk die Blicke nach Berlin gerichtet, als am 26. Oktober des vergangenen Jahres dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke, dem Neunzigjährigen, Huldigungen dargebracht wurden, wie sie einem deutschen Heer führer noch nicht bereitet worden sind, die aber auch dem Greise Mühen und Aufregungen auf erlegten, die die sorgende Liebe gern von dem Theuren ferngehalten hätte. Und doch war eS der Nation ein Herzensbedürfniß, dem Feldherrn noch einmal zu huldigen, der seit dem alten Marschall Vorwärts dem Herzen des deutschen Volkes so nahe gestanden, wie kein anderer deutscher Heerführer. Dem Manne, dessen Ge danken allezeit dem Vaterlande und der Mensch heit gegolten, der, ein Meister in der Wissenschaft und Kunst des Krieges, die Siege organisirte, welche den Plänen der Staatsleitung den Erfolg sicherten, diesem Manne wollte das deutsche Volk an seinem 90. Geburtstag noch einmal mit Herz und Hand versichern, daß sein Ruhm unvergäng- lich.strahlen wird, so lange noch warme Menschen liebe, hoher Gedankenflug, treue Hingabe an das Vaterland, so lange die Großthaten deS Genies Verständniß finden. Mit bewunderungswerther Rüstigkeit hat der Gefeierte alle die Anstrengungen, die ihm bei dieser glänzenden Feier selbst durch die liebevollste Sorgfalt nicht erspart werden Konnten, überstanden, und manchen Beweis von fast jugendlicher Frische hat der seltene Mann noch nach dieser Zeit geliefert, so daß die Sorge rasch einer beruhigten Stimmung Platz machen mußte. Um so erschütternder wirkte die Meldung, die uns am Sonnabend in den frühesten Morgenstunden der Telegraph aus der Reichshauptstadt über mittelte: „Generalseldmarschall Graf Hellmuth v. Moltke, welcher noch gestern Nachmittag den Sitzungen deS deutschen Reichstage» und des preußischen Herrenhauses beiwohnte, ist gestern Abends 9'/i Uhr infolge Herzschlages schmerzlos Hallst aestorben." Bis zu feinem letzten Athem- zuge ist der edle Mann im Dienst« der Nation den große» Feldherren der Vergangenheit ver glichen hat, so hat man die Verschiedenheit seiner und ihrer Stellung zu wenig berücksichtigt. Er war nicht wie Napoleon und Friedrich, wie Cäsar und Alexander der unumschränkte Herr seiner Truppen, er war der Chef deS General- stabcS unter einem Fürsten, der selber ein hervor ragender Soldat, mit der Kriegführung vertraut , und mit einem seltenen Scharfblick für daS Erreichbare begabt war. König Wilhelm I. führte seine Heere und leitete die Schlachten von Königgrätz und Sedan. Von seinem Befehl hing der Angriff ab, auf seinen Befehl verstummten die Kanonen, welche die fliehenden Oesterreicherbeschossen, ihm überreichte Napoleon III. seinen Degen. Hinter seinem König und Freund mußte der Chef des Generalstabes zurücktreten. Er konnte nicht wie Cromwell seine Schwadronen persönlich gegen den Feind führen oder wie Wellington auf der Höhe von Mont Saint Jean in der Mitte der englischen Garden den letzten Ansturm der Franzosen erwarten: er ersann die Schlachten, aber er schlug sie nicht. An dem ersten Feldzuge, zu dem er den Plan entwarf, dem dänischen in Schleswig, nahm er nicht ein mal persönlich Theil, sein kühnster Vorschlag, Dänemark zum Frieden zu zwingen, der Ueber- gang nach Fünen, gelangte wegen politischer Bedenken nicht zur Ausführung. Bei Königgrätz waren der Kronprinz und der Prinz Friedrich Karl die Führer der siegreichen Heere, hinter ihren ritterlichen, weithin leuchtenden Heldenge stalten' verschwand der erfinderische Denker, der ihnen ihre Bewegungen vorgezeichnet. Erst während deS französischen Krieges erschien der Chef deS preußischen Generalstabes auch Denen, die außerhalb der militärischen Hierarchie standen, sichtbarer als der geistige Urheber der kriegerischen Erfolge, als der Verstand und die Seele dieser ungeheuren HeereSmacht, die in einem gewaltigen und unwiderstehlichen Sturmlauf in fünfund vierzig Tagen von der deutschen Grenze nach Paris vordrana. Die Einschließung der beste» und streitbarsten Armee Frankreichs unter Bazaine in Metz, die Schlacht am 18. August, welche die Deutschen mit einer verwegenen Aenderung ihrer Front schlugen undgewannen, die Rechtsschwenkung, die sie auf ihrem Vormarsch nach ChalonS und RheimS mit der Schnelligkeit de» Blitzes am 26. August unternahmen, um Mac Mahon am Uebergang über die Maas und dem Vorstoß gegen die Truppen, welche Metzbelagerten, zu hindern, der Triumph von Sedan,-ie Umklamme rung von Pari» mit den anfchWh so unzu- thätig gewesen — ein hehres Vorbild treuester Pflichterfüllung! Für immer hat nun wiederum einer der letzte» der stolzen Paladine Kaiser Wilhelms I. das Schwert aus der.Hand gelegt. BorWnig Tagen noch schrieb em französischer Journalist anläßlich der beschämenden Behandlung, die die Wählerschaft eines deutschen Landstriches dem Fürsten Bismarck hatte zu Theil werden lassen, in frohlockendem Tone: „Für uns liegt der Vortheil darin, daß alle Männer von Werth in Deutschland von der Bühne verschwanden: Deutschland ist enthauptet! Den allzulange vom Glücke begünstigten Spielern entfallen die Trümpfe, und das Glück scheint endlich zu unS zurück zukehren!" Auch wir Deutschen haben uns oft mals — weshalb sollen wir cs leugnen — ähnlicher Gedanken nicht erwehren können, doch in stolzem Kraftgefühl haben wir diesen Pessi mismus abgeschüttelt. Auch heute haben wir nicht Anlaß zu bangen Klagen für unsere Zu kunft: „Moltke hat Schule gemacht." Dieser Ver sicherung Kaiser Wilhelms vertrauen wir voll und ganz. Und je größer dieses unser Vertrauen, desto größer auch der Dank, den wir dem Lehrer deutscher Kriegskunst aus innerstem Herzen ent gegenbringen. Der heutige Tag sei deshalb nur der dankbaren Erinnerung geweiht! Am 26. Oktober 1800 zu Parchim geboren, gehört Graf Moltke seit dem 30. März 1832 dem Generalstabe an. Seit dem 29. Oktober 1857 war er mit der Führung der Geschäfte desselben betraut und seit dem 18. September 1858 Chef des Generalstabes der Armee, den er durch weise Auswahl der Offiziere, durch strenge Unparteilichkeit und durch die höchste Steigerung seiner Leistungen zu einer unüber troffenen Mustcrschule der Armee, zu einem Gegenstände deS Neides und der Nacheiferung für alle Welt gemacht hat. Bor drei Jahren trat Moltke jedoch von der Leitung de» General stabs zurück und beschränkte seine militärische Thätigkeit auf die eine» Vorsitzenden der Landes- verthewigungskommisston. Unter feiner Leitung, zum großen Theil auf seine Anregung, überall unter seiner förderlichsten Theilnahme sind jene großen Umwälzungen der Armee auf den Gebieten der Organisation, der Bewaffnung, der Taktik vor sich gegangen, denen daS Volk in Waffen seine herrlichsten Triumphe verdankt. Glänzendere und durch ihre Persönlichkeit mächtigere Schlachten führer al» Moltke hat e» gegeben, kühnere in ihren Plänen, entschlossenere in deren Ausführung nicht. Wenn man ihn, wie e» oft geschehen, mit 2 kgl. AmtshauPtmannWst, der Kgl. Schulinspettion u. des Kgl. Hau-tsteoemmtes zu Bantzni, sowie der Kgl. Amtsgerichts und des Siadtrathes zu Bischofswerda. rr WM ZrM Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« «nd